Über Algerier, Deutsche und Franzosen
Wie wir töten, wie wir sterben - Shortlist Crime Cologne Award 20221961: Zwei Agenten mit unterschiedlichem Hintergrund, die bereits in von Arndts Romanen „Rattenlinien“ und „Sojus“ zusammengearbeitet haben. Zwei Handlungsstränge, die auf den ersten Blick nicht miteinander ...
1961: Zwei Agenten mit unterschiedlichem Hintergrund, die bereits in von Arndts Romanen „Rattenlinien“ und „Sojus“ zusammengearbeitet haben. Zwei Handlungsstränge, die auf den ersten Blick nicht miteinander zu tun haben: Dan Vanuzzi, amerikanischer „Freiberufler“ in Wartestellung, mittlerweile im Ruhrgebiet als Show-Boxer in gekauften Kämpfen unterwegs, wird von zwei dubiosen Franzosen engagiert. Er soll in der BRD untergetauchte Mitglieder der algerischen Befreiungsfront FLN aufspüren, denen Kriegsverbrechen zur Last gelegt werden. Zeitgleich sucht Ephraim Rosenberg für den Mossad nach dem mittlerweile entnazifizierten Arthur Florstedt, ehemals KZ-Kommandant von Buchenwald und Majdanek, sowie dessen Helfer Hermod Kaiser, um die beiden in Israel ihrer gerechten Bestrafung zuzuführen.
Die Beweggründe der beiden Protagonisten könnten nicht unterschiedlicher sein. Auf der einen Seite Rosenberg, der seine gesamte Familie und Freunde im Holocaust verloren hat und mit der Scham des Überlebenden kämpft, auf der anderen Seite Vanuzzi, ein Söldner, ein käuflicher Agent, der seine Dienste jedem zur Verfügung stellt, der genug bezahlt. Aber wenn es darauf ankommt, unterstützen sie einander, arbeiten Hand in Hand. Aber was ist mit der persönlichen Moral? Bleibt sie auf der Strecke?
Es ist ein interessantes und weitgehend unbekanntes Kapitel der europäischen Vergangenheit und der deutsch-französischen Beziehungen, das in „Wie wir töten, wie wir sterben“ thematisiert wird. Dass die Algerier sich von dem Joch der Kolonialmacht Frankreich befreien wollten, ist bekannt. Weniger geläufig ist die Tatsache, dass im Zuge des Unabhängigkeitskriegs auch auf deutschem Boden Sympathisanten und Angehörige sowohl der linken Front de libération nationale als auch der rechtsextremen OAS, einer Untergrundorganisation, gegründet von französischen Siedlern in Algerien, aktiv waren, um Unterstützer zu akquirieren und Gelder für die jeweilige Gruppierung auf- und einzutreiben.
Ein informativer und spannender Politthriller über Algerier, Deutsche und Franzosen mit überraschenden Wendungen, die mich an den Seiten kleben ließen. Lesen!