Mein Buch des Jahres!
Jahre des JägersKein Zweifel, mein Buch es Jahres steht bereits jetzt schon fest. Nach „Jahre des Jägers“ (ausgezeichnet übersetzt von Conny Lösch) kann ich mir kaum vorstellen, dass in 2019 noch ein Roman erscheint, ...
Kein Zweifel, mein Buch es Jahres steht bereits jetzt schon fest. Nach „Jahre des Jägers“ (ausgezeichnet übersetzt von Conny Lösch) kann ich mir kaum vorstellen, dass in 2019 noch ein Roman erscheint, der es mit diesem Schwergewicht aufnehmen kann.
Es ist ein Höllenritt, auf den uns Don Winslow in „Jahre des Jägers“ (Abschlussband der Kartell-Trilogie) mitnimmt. Ein Roman, vollgepackt mit Gewalt. Über Verluste, Rache, Gerechtigkeit. Über einen Krieg, in dem es nur Verlierer gibt, in dem unzählige Opfer zu beklagen sind. Über die Kartelle und das hausgemachte Drogenproblem der Vereinigten Staaten.
Über den Drogenfahnder Art Keller, der einen Krieg kämpft, den er nicht gewinnen kann, ganz gleich, wie hoch sein Einsatz ist. Der mittlerweile an der Spitze der DEA steht und noch immer in Grauzonen operieren muss, auch wenn er Adan Barrera, Oberhaupt des Sinaloa-Kartells, eigenhändig ins Jenseits befördert und damit den fragilen Frieden quasi gekillt hat. Denn nun entbrennt der Kampf um die Nachfolge. Los Hijos, die verwöhnten Söhne der Drogenbarone, vor allem interessiert an Geld, schnellen Autos und Frauen, wollen die Gebiete neu aufteilen und kämpfen skrupellos um die Vorherrschaft. Und dann ist da noch der Strippenzieher und Manipulator im Hintergrund, ein alter Widersacher Kellers, der nicht nur nach Rache sondern auch nach Einfluss giert. Blutige Kämpfe entbrennen, die zahllose Opfer fordern. Aussichtslos für Keller, diese Hydra zu besiegen, zumal auch der Schwiegersohn des neugewählten Präsidenten (die Ähnlichkeiten mit Trump und Kushner sind nicht zufällig) mit den Kartellen kuschelt und keine Scheu davor hat, Immobilienprojekte mit Drogengeldern zu realisieren, gedeckt von hochrangigen Mitarbeitern im Weißen Haus, die Keller lieber heute als morgen in die Wüste schicken wollen.
Fiktion oder Realität? Die Grenzen scheinen fließend. Fest steht, dass Winslow über Jahrzehnte hin akribisch für diese Trilogie recherchiert hat. Herausgekommen ist ein komplexes Werk, das sich nicht nur auf die Auseinandersetzungen zwischen Kartellen und Drogenfahndern konzentriert, sondern auch die damit zusammenhängenden Aspekte beleuchtet. Das Leben in den lateinamerikanischen Slums, das Schicksal minderjähriger Migranten, die Gangs in den amerikanischen Metropolen, die Gefängnisindustrie der Vereinigten Staaten. Dealer, Drogenabhängige, Geldwäscher mit weißen Kragen, korrupte Politiker in den höchsten Ämtern.
Winslow will Anstöße geben, aufrütteln, sensibilisieren für das, was in seinem Land geschieht. Er plädiert für eine veränderte Drogenpolitik, die auf Legalisierung, Prävention und Heilung setzt und dadurch dem bereits über vierzig Jahre andauernden „War on Drugs“ endlich ein Ende bereitet.
Nachdrückliche Leseempfehlung!