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Heather_H

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.01.2023

Hatte mir etwas anderes erhofft

Das kommt von oben, da können wir nichts machen!
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MEINE MEINUNG
Der Autor lässt die Leser an seinem Leben teilhaben, beschreibt seine Laufbahn bei der Polizei und welche Gründe ihn letztlich dazu bewogen, dieser den Rücken zu kehren. Außerdem lässt er ...

MEINE MEINUNG
Der Autor lässt die Leser an seinem Leben teilhaben, beschreibt seine Laufbahn bei der Polizei und welche Gründe ihn letztlich dazu bewogen, dieser den Rücken zu kehren. Außerdem lässt er sich zur Politik im Allgemeinen und zur Corona-Pandemie im Besonderen aus, beschreibt Zustände, die aus seiner Sicht nicht tragbar sind, und welche unüberwindbare Hürde die Bürokratie manchmal darstellt.

Ich fand das Buch insgesamt sehr negativ. Es kam mir weniger vor wie eine Autobiografie, sondern mehr wie eine Abrechnung mit der Polizei, Behörden und Politik. Er schildert zwar auch manche positive Erlebnisse bei der Polizei, größtenteils aber beschreibt er Situationen, in denen er sich gegängelt, bevormundet und systematisch benachteiligt fühlte. Den titelgebenden Satz habe er so oft gehört, beschreibt aber keine einzige Szene, in der dieser Satz fiel. Stattdessen fühlt er sich benachteiligt, denn "die Mama mit dem mittlerweile schulpflichtigen Kind darf halbe Tage machen, aber der ledige Andreas darf zur Belohnung für seine Halbtagstätigkeit und auf Dauer das Kellerkind mimen." Dass das schulpflichtige Kind vermutlich mittags nach Hause kommt und der Mama gar nichts übrig bleibt als halbtags zu arbeiten; es außerdem in meinen Augen sehr positiv ist, dass hier Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht wird, hat auf der Waagschale natürlich nichts zu suchen.

Nach einer mehrjährigen Fortbildung und einer Stelle, auf der er kreuzunglücklich war, kehrt er in seine neue alte Dienststelle zurück, stellt aber fest: "Was ist bloß aus der guten, alten Polizei geworden, bei der und für die ich so gerne gearbeitet habe?" Den Eindruck, dass er gerne bei der Polizei gearbeitet hat, hatte ich im ganzen Buch nicht. Zwar beschreibt er auch Anekdoten und Erfolge, aber für mich überwogen ganz klar negative Schilderungen.

So beschreibt er auch, wie er neben und nach dem Polizeidienst, zusammen mit seiner Lebensgefährtin, in der Gastronomie immer wieder gegen bürokratische Hürden läuft und mit Menschen zu tun hat, die egoistisch und eigennützig handeln und ihn damit immer wieder vor Probleme stellen.

So setzt es sich im Buch weiter fort, und als er in den letzten Kapiteln zu einem Rundumschlag gegen die Politiker und Politik, ausholt, das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu Corona-Maßnahmen als "Farce" bezeichnet, namentlich den "Pandemie-Onkel Lauterbach, der sich in seiner Rolle des großen Mahners und Propheten gut gefällt" verurteilt sowie den Medien einseitige Berichterstattung nicht nur in Bezug auf die Pandemie vorwirft, ist für mich das Fass übergelaufen. Klar darf eigene Meinung in einer Biografie stattfinden, aber in dem Maße, wie hier aus subjektiven Erfahrungen und einzelnen Vorkommnissen ein Systemversagen skizziert wird, konnte ich nicht nachvollziehen, auch wenn ich in einzelnen Punkten der gleichen Meinung bin wie der Autor.

Er hebt seine positiven Eigenschaften Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Geradlinigkeit immer wieder hervor, aber Empathie habe ich in diesem Buch häufig vergeblich gesucht.

FAZIT
Für mich ist dies weniger eine Autobiografie, ich hatte vielmehr den Eindruck, als sei dies eine Abrechnung mit der Polizie und Behörden, der Politik und manchen Menschen im Speziellen. Damit konnte mich das Buch leider nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 14.01.2023

Konnte nicht ganz überzeugen

Wehrlos
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MEINE MEINUNG
Das Cover fand ich sehr stark - die düstere Atmosphäre hat mich sofort neugierig gemacht und die Schaukel deutet ja schon an, worum es geht - Kindesentführung. Auch die ersten Kapitel fand ...

MEINE MEINUNG
Das Cover fand ich sehr stark - die düstere Atmosphäre hat mich sofort neugierig gemacht und die Schaukel deutet ja schon an, worum es geht - Kindesentführung. Auch die ersten Kapitel fand ich toll erzählt. Eine Mutter, die mitansehen muss, wie ihr Kind vom Spielplatz entführt wird, und das nicht vor einem Erwachsenen, vor dem sie immer gewarnt haben, sondern von einem anderen Kind. Da ich selbst Mutter bin, wohl eines der schlimmsten Szenarien, die man sich denken kann, und ich war völlig in der Geschichte drin. Doch nach diesem packenden Beginn hat für mich der Plot und auch der Spannungsbogen leider sehr nachgelassen.

Die Kapitel sind kurz, manche nur gut eine Seite, und von Kapitel zu Kapitel wechselt die Perspektive. Der Erzähler wechselt zwischen der Mutter, dem Ermittler, und auch den Entführern. Dazwischen gibt es einige Nebenstränge. Manche Kapitel sind so geschrieben, dass man anfangs gar nicht erkennt, um welche Person es geht, bzw. der Name wird nicht genannt, und erst mit der Zeit fügt sich das Bild zusammen. Leider hat es mir der ständige Wechsel schwer gemacht, wirklich eine Bindung zu den Figuren zu entwickeln. Kaum habe ich mich auf eine Perspektive eingelassen und rein gedacht, schon war das Kapitel wieder vorbei. Auch fand ich die Figuren zwar authentisch und ihr Handeln größtenteils nachvollziehbar, aber kaum jemanden wirklich sympathisch.

Manche Nebenstränge enden in der Luft, weil sie nicht zuende erzählt werden, manches wird angerissen, viel angedeutet, aber häufig nicht ausgeführt. Einerseits ist das gut, weil es die Fantasie beim Lesen angefacht hat, aber manchmal hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin deutlicher geworden und den Gedanken zuende gesponnen hätte, statt ihn nur anzureißen. So kam es mir stellenweise vor, als sollte mit Gewalt ein Spannungsbogen erzeugt werden, der bei mir aber nicht immer ankam.

In der Mitte fand ich die Geschichte ein wenig zäh - die Ermittlungen kommen nicht wirklich voran, und ich hatte das Gefühl, dass sich einiges wiederholt. Auch das Ende fand ich leider nicht überzeugend. Ich fand es etwas weit her geholt, konnte das Agieren der Ermittler nicht verstehen, und hatte das Gefühl, dass sich die Figuren aus dramaturgischen Gründen unlogisch verhalten.

Schade, denn das Thema fand ich spannend, die Idee - Kind entführt Kind - außergewöhnlich, aber die Umsetzung konnte mich leider nicht ganz überzeugen.


FAZIT
Hier wäre definitiv mehr drin gewesen, aber nach einem spannenden Anfang wurde es für mich etwas zäh und manches nicht nachvollziehbar. Schade.

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Veröffentlicht am 12.01.2023

Morde im München der 1910er Jahre

Fräulein Anna, Gerichtsmedizin (Die Gerichtsärztin 1)
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MEINE MEINUNG
Das Cover hat mich sehr angesprochen, und einen interessanten historischen Krimi versprochen. Das hat der Inhalt auch gehalten, allerdings war es mehr Historienroman als Krimi.

Die Einbettung ...

MEINE MEINUNG
Das Cover hat mich sehr angesprochen, und einen interessanten historischen Krimi versprochen. Das hat der Inhalt auch gehalten, allerdings war es mehr Historienroman als Krimi.

Die Einbettung einer Kriminalgeschichte in das München der 1910er-Jahre fand ich sehr interessant. Die beiden Protagonisten, Anna und Friedrich, werden sehr klar heraus gearbeitet und könnten kaum unterschiedlicher sein. Sie stammen aus verschiedenen Welten - Anna aus einer armen Familie auf dem Land, Friedrich ist verarmter Adel, hat aber in eine reiche bürgerliche Familie geheiratet. Vor allem Anna ist zu Beginn sehr naiv und gutgläubig, lernt aber durch ihre Arbeit und durch Friedrich sehr viel über das Leben und die Menschen und es war sehr spannend, sie auf dieser Reise zu begleiten. Auch Friedrich entwickelt sich im Laufe des Buches, und ich habe gut verstanden, was die beiden am jeweils anderen fasziniert und interessiert.

Vielleicht auch, weil dieses Buch der Auftakt einer Reihe ist, nimmt sich die Autorin für die Charaktere und ihre Entwicklung sehr viel Zeit. Den Beginn, als Anna in der Rechtsmedizin anfängt und man sehr viel über die Arbeit dort und die Herangehensweise der Ärzte erfährt, hat mich gefesselt, aber davon ist im weiteren Verlauf des Buches nur recht wenig zu finden. Vor allem im mittleren Teil ist die Ermittlung, sofern man überhaupt von einer sprechen kann, völlig in den Hintergrund gerückt. Vielmehr geht es um die beiden Hauptfiguren, ihre Unterhaltungen und Unternehmungen. Ich fand den historischen Kontext spannend, die gesellschaftlichen Erwartungen und Rollenbilder sowie die sozialen und politischen Entwicklungen bis hin zum Ausbruch des ersten Weltkrieges toll dargestellt, und habe sie gern gelesen. Ich hatte aber etwas mehr Krimi und etwas weniger Historienroman erwartet.

Der Schreibstil gefiel mir gut, ich fand ihn dem geschichtlichen Kontext angemessen und flüssig lesbar. Ich konnte mich gut in die Szenerie hinein versetzen und fand vor allem die Stimmungen in der Bevölkerung gut dargestellt-. Auch wenn manche Figuren ein wenig sehr klischeehaft anmuten, glaube ich, dass sie authentisch für die Zeit sind.

Insgesamt wurde ich gut unterhalten, und werde vermutlich auch den zweiten Band lesen - in der Hoffnung, dass der Fokus ein wenig mehr auf dem Kriminalfall, weniger auf den privaten Unternehmungen der Protagonisten liegt.

FAZIT
Interessante Protagonisten in einem spannenden Fall, der leider zugunsten der Charakterentwicklung und gesellschaftlichen Ereignisse ein bisschen zu viel zurück tritt.

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Veröffentlicht am 09.01.2023

Spannend und gruselig

Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis (Bd. 1)
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MEINE MEINUNG
Das Cover hat mich sehr angesprochen. Es wirkt durch die Glanzelemente und die fühlbare Schrift hochwertig, und es versprach eine spannende und ein wenig gruselige Geschichte. Die Erwartung ...

MEINE MEINUNG
Das Cover hat mich sehr angesprochen. Es wirkt durch die Glanzelemente und die fühlbare Schrift hochwertig, und es versprach eine spannende und ein wenig gruselige Geschichte. Die Erwartung wurde erfüllt.

Ich habe mich anfangs gefragt, ob es nicht ein wenig zu viele Seiten für die Zielgruppe hat - nach dem Lesen würde ich das aber verneinen. Der Schreibstil liest sich sehr flüssig, die Sprache finde ich angemessen, die ganzseitigen Bilder sind toll, und kleinere Illustrationen am Textrand lockern das Buch auf. Und es gibt ja durchaus auch Kinder, die vor dickeren Büchern nicht zurück schrecken.

Die drei Geschwister, vor allem aber Petronella, aus deren Sicht die meisten Abschnitte geschrieben sind, sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Allein schon die erste Szene, als klar wird, dass die drei vermutlich Waisen sind, hat Mitgefühl in mir geweckt. Alle drei sind aufgeweckt und haben ihre jeweiligen Qualitäten, dadurch ergänzen sie sich gut. Auch wenn es - wie immer zwischen Geschwistern - kleinere Geheimnisse und Reibereien gibt, merkt man immer wieder, dass sie mit- und füreinander alles tun würden. Auch die Nebenfiguren sind glaubhaft und haben liebenswürdige Macken, die manchmal schreiend komisch sind.

Die Handlung fand ich super. Sie ist spannend und stellenweise auch gruselig, dabei aber nicht zu unheimlich. Außerdem hat mir sehr gefallen, wie die drei Kinder mit ihrer Angst umgegangen sind und wie sie sich den Herausforderungen gestellt haben. An vielen Stellen finden sich kleine Weisheiten, und Roberta denkt sehr oft an ihre Lieblingsdetektivin und wie sie sich verhalten hätte - ich denke, dass auch dieses Buch Kinder ermutigen und ihnen Ideen mitgeben kann, wie sie sich in Situationen, die sie ängstigen, verhalten könen. Und dass es sich manchmal lohnt, hinter die Fassade zu schauen und die Beweggründe anderer heraus zu finden.

Band 2 soll im Herbst 2023 erscheinen, und den werde ich sicherlich auch lesen.

FAZIT
Individuelle und tolle Charaktere in einer spannenden Geschichte mit Gruselfaktor. Daumen hoch.

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Veröffentlicht am 04.01.2023

Unfassbar gut

Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken
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MEINE MEINUNG
Es gibt Bücher, die man einfach nicht mehr aus der Hand legen kann. Dieses gehört für mich absolut dazu.

Das Cover wirkt auf mich etwas geheimnisvoll, und die im Buch beschriebenen Masken ...

MEINE MEINUNG
Es gibt Bücher, die man einfach nicht mehr aus der Hand legen kann. Dieses gehört für mich absolut dazu.

Das Cover wirkt auf mich etwas geheimnisvoll, und die im Buch beschriebenen Masken haben ich mir anders vorgestellt (das ganze Gesicht bedeckend), aber es stimmt toll auf die Story ein.

Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht von Laia und Elias erzählt, in beiden Fällen mit dem Ich-Erzähler. Weil die Charaktere sehr interessant angelegt sind und tiefe Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle gestatten waren mir beide schnell sympathisch. Die erste Szene, in denen die Charaktere jeweils "vorgestellt" werden, ist bei beiden so interessant wie spannungsgeladen, dass ich sofort mittendrin war und unbedingt wissen wollte, wie es weiter geht. Ihre beiden Geschichten kamen mir nie wie zwei separate Erzählungen vor, sondern eher wie die zwei Seiten einer Münze: Ihre Leben könnten kaum unterschiedlicher sein, aber in ihren Überzeugungen und ihrem Antrieb sind sie sich sehr ähnlich.

Laia ist zu Beginn ein unbedarftes Mädchen, das ein hartes, aber glückliches Leben mit ihrem Bruder und ihren Großeltern führt - am Ende ist sie kaum wieder zu erkennen, und nicht nur bereit, sondern auch in der Lage, sämtlichen Widrigkeiten die Stirn zu bieten. Auch die Wandlung von Elias hat mir gefallen; auch wenn sie weniger extrem wirkt als bei Laia.

Die Neben- und auch die Randcharaktere fand ich spannend und authentisch. Da sie nie objektiv, sondern immer nur subjektiv aus der Sicht der Protagonisten geschildert werden, fand ich es toll, wenn eine Figur beiden begegnet, oder wenn die Protagonisten sich gegenseitig in Gedanken beschrieben haben, weil die Wahrnehmungen teilweise sehr unterschiedlich waren.

Der Schreibstil hat mir auch sehr gut gefallen. Er liest sich flüssig und angenehm, die Seiten flogen nur so dahin. Sabaa Tahir kommt ohne viele und ausführliche Beschreibungen aus, aber ich fand das Buch sehr atmosphärisch und konnte mir die Szenerie sehr gut vorstellen. Das Worldbuilding ist super gelungen. Nach und nach werden wie ganz nebenbei immer mehr magische Fantasy-Elemente eingeführt. Damit ist die Welt für mich jedes Mal ein kleines Stückchen gewachsen und komplexer geworden, aber ich fand es immer sehr stimmig,.

Überhaupt hat mich die Story beeindruckt. Der Spannungsbogen hat für mich nie nachgelassen - was auch an zahlreichen Cliffhanern liegen mag, aber vor allem an der tollen Erzählweise. und der gut durchdachten Handlung, in der sich viele spannungsgeladene Szenen mit etwas langesameren abwechseln, die den Charakteren oder der Storyline aber mehr Tiefe und Komplexität verleihen.

FAZIT
Ich habe dieses Buch quasi eingeatmet. Der Schreibstil, die Charaktere, der Spannungsbogen, hier stimmt einfach alles. Band 2 bis 4 sind auch schon bestellt.

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  • Atmosphäre