Lähmende Schuld
Tage mit MilenaDieses Buch behandelt das sehr aktuelle Thema der Klimaaktivisten im Vergleich zur Hausbesetzerszene der 80 er Jahre des letzten Jahrhunderts. Wie weit kann der einzelne Mensch gehen im Widerstand gegen ...
Dieses Buch behandelt das sehr aktuelle Thema der Klimaaktivisten im Vergleich zur Hausbesetzerszene der 80 er Jahre des letzten Jahrhunderts. Wie weit kann der einzelne Mensch gehen im Widerstand gegen den Staat? Wie hoch ist die Gefahr der Radikalisierung der Bewegung? Welchen Einfluss darauf hat der Einzelne? Welche Rolle spielt die Staatsgewalt?
Durch die Begegnung mit der jungen Klimaaktivistin Luzie wird die gutsituierte Mittfünzigerin Annika aus ihrer beschaulichen Welt gerissen. Erinnerungen an ihre aktive Zeit als Hausbesetzerin in der Hafenstraße Hamburgs werden wach. Erlebnisse, die sie Jahrzehntelang verdrängte und nie richtig verarbeitet hat, sind plötzlich wieder da.
Als sie im Bemühen Luzie vor dem gleichen Schicksal zu bewahren, erneut in der Hafenstraße landet und dort einem ehemaligen Weggefährten begegnet, erfährt sie neue Details aus der damaligen Zeit, die alles in einem anderen Licht erscheinen lassen.
Seit damals glaubt Annika, das sie Schuld trägt am Tod ihrer besten Freundin Milena. Diese Schuldgefühle sowie der scheinbare Verrat ihrer großen Liebe Matti führen dazu, dass Annika Hamburg mit unbekanntem Ziel verlässt und in Lübeck ein neues Leben beginnt. Nun steht plötzlich alles in Frage.
Gemeinsam mit Luzie macht sie sich auf den Weg nach Italien auf der Suche nach der Wahrheit. Am Schicksal von Annika wird verdeutlicht, wie der Mensch zum Spielball der Ereignisse werden kann, wie schnell der einzelne Mensch die Kontrolle über die Ereignisse verlieren kann.
Die Autorin schafft es, dass der Leser sich mit seiner Einstellung zur Widerstandsbewegung, egal welcher Art, auseinandersetzt. Seit den 1960er Jahren brodelt es in der Bundesrepublik: Studentenbewegung- RAF-Terrorismus- Antiatomkraftbewegung-Hausbesetzerszene- Klimaschutz etc. Jeder Mensch ist mal mehr und mal weniger involviert. Aber jeder Einzelne ist nur ein kleines Rädchen in der Maschinerie. Wie sich der Verlauf der Ereignisse verselbständigen kann und wie ohnmächtig der Einzelne dann ist, zeigt das Lebensschicksal von Annika.
Optimistisch wirkt jedoch die junge Luzie. Trotz aller negativen Erinnerungen, mit denen Annika sie konfrontiert und trotz der eigenen Tiefschläge, behält sie ihren Kurs bei. Schade, dass ihr großer Kumpel Krone so im Schatten bleibt. Über ihn hätte ich gerne mehr erfahren.
Das Buch ist toll geschrieben, dicht an den geschichtlichen Ereignissen, unparteiisch dargestellt und mit einer packenden Story anhand von Annikas Einzelschicksal- sehr zu empfehlen.