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Veröffentlicht am 18.04.2023

Israel, zurück in Gottes Land!

Der Weg nach Zion
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Wir befinden uns in Jerusalem, November 1947. Israel steht kurz vor der Staatsgründung und es brodelt im Land, die Engländer sind bereit sich zurückzuziehen und die Araber sind nicht bereit nur ein Stück ...

Wir befinden uns in Jerusalem, November 1947. Israel steht kurz vor der Staatsgründung und es brodelt im Land, die Engländer sind bereit sich zurückzuziehen und die Araber sind nicht bereit nur ein Stück Land und schon gar nicht Jerusalem an die Juden zurückzugeben. Beiden Parteien ist gemeinsam, dass sie keine weiteren unerwünschten jüdischen Einwanderer aus Europa im Land haben möchten. Doch wo sollen diese geschundenen Menschen hin, wenn nicht in das verheißene und gelobte Land um endlich einen Neuanfang zu wagen. Und wo ist Gott in all dem Geschehen, auf welcher Seite steht er?

Die junge amerikanische Fotografin Ellie Warne, der neue Stern am Journalistenhimmel, frisch getrennt von dem charmanten Piloten David, wohnt bei ihrem Onkel Howard, einem anerkannten Archäologen, der am liebsten in den vielen alten Steinen Israels herumwühlt. Ellie will fotografieren, sie wirkt recht unreif und unstet und begibt sich unwissentlich in Gefahr, indem sie etwas fotografiert während einer aufgewühlten Straßenfeier, dass sie nicht fotografieren sollte. Zudem ist sie auch in Besitz einiger antiker Schriftrollen, die sie von zwei Beduinen zum Kauf angeboten bekommen hat, die die Begehrlichkeiten verschiedenster hochrangiger religiöser Leiter wecken und die in ihrem Umgang nicht zimperlich sind und die ahnen, dass in diesen Schriftrollen eine Wahrheit verborgen sein könnte, die wenn sie ans Licht kommt ihre machthungrigen Pläne zunichte machen könnte.

Davon ahnt Ellie nichts, sie flirtet kräftig mit Mosche, dem gutaussehenden Archäologenkollegen ihres Onkels und macht einfach was sie will, Gefahr hin oder her. Für Israelkenner ist diese Einfalt manchmal etwas schwer auszuhalten, zudem auch noch David, der junge Heißsporn von Pilot in Jerusalem aufkreuzt und Ellie nun zwischen zwei Männern sich zu entscheiden hat und nicht will. Derweil gehen die geschichtlichen Ereignisse ihren Weg, mit Terror, brutaler Gewalt auf beiden Seiten sowie List und Finesse. Jede Seite meint Gott auf ihrer Seite zu haben und ist bereit alles für ihre skrupellosen Pläne zu riskieren, doch wie und wo wird Gott, der Jahwe eingreifen.

Mosche ist nicht nur Archäologe, er führt ein geheimes Doppelleben, indem er europäischen Juden hilft über den Seeweg nach Israel zu kommen, immer auf der Hut weder von den Engländern noch von Arabern erwischt zu werden. Auf einem dieser heimlichen Reisen, die bevorzugt nachts stattfinden, lernt er die junge Rachel kennen. Ihre einzige Hoffnung auf ein neues Leben ist ihr Großvater, der in der Altstadt Jerusalems wohnt. Rachel hat die Hölle der Konzentrationslager hinter sich und wurde auch eine sehr böse und perfide Weise von den Offizieren der Nazis benutzt. Da wird dem Leser klar, dass die Reinheit der Rasse wohl für bestimmte Zwecke nicht nötig ist.

In diesem ganzen Gefühlsdurcheinander der jungen Leute, wer fühlt sich von wem angezogen und wer gehört schließlich zu wem und überhaupt, gibt es den einen Gott und kann ich wirklich an ihn glauben, geht der Kampf um Jerusalem weiter, die Staatsgründung schreitet voran und die wichtigen antiken Schriftrollen wollen beschützt werden und somit geraten unsere jungen Leute und ihre Lieben, die zu ihnen gehören in höchste Lebensgefahr. Wer hat das letzte Wort, die machthungrigen religiösen und politischen Führer oder der Gott Israels?

Bodie Thoene ist eine sehr gründlich recherchierte und wunderbare Geschichte um die Staatsgründung Israels gelungen, die dem Leser nicht nur die historische Geschichte näher bringt, sondern auch aufzeigt, wie komplex und kompliziert das Machtgefüge in Israel bis heute ist. Wir Leser werden auf eine besondere Weise mit hineingenommen in die Geschichte und nach Israel und da ich schon selbst in Jerusalem und dessen Umgebung war, habe ich es nochmal mit ganz anderen Augen gelesen. Ein sehr wichtiger Roman, in dem auch die Glaubensentwicklung der Einzelnen trotz aller Gefühlsverwicklungen nicht zu kurz kommt.

Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Die bunten Farben des Lebens

Frida Kahlo und die Farben des Lebens
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Wir befinden uns in Mexiko im Jahr 1925. Frida Kahlo ist eine kleine, selbstbewusste junge Studentin mit einem großen Hunger nach Leben. Sie nimmt sich, was sie möchte und will auf jeden Fall Medizin studieren. ...

Wir befinden uns in Mexiko im Jahr 1925. Frida Kahlo ist eine kleine, selbstbewusste junge Studentin mit einem großen Hunger nach Leben. Sie nimmt sich, was sie möchte und will auf jeden Fall Medizin studieren. Doch dieser Wunsch wird durch einen schrecklichen Busunfall zunichte gemacht. Frida, die seit ihrer Kinderlähmung das Kämpfen und Sichdurchsetzen gewöhnt ist, ist monatelang in einem Gipskorsett ans Bett gefesselt. Mit der ihr eigenen Kraft und ihrem Trotzkopf gibt sie sich nicht auf, der Religiösität hat sie abgeschworen, dem Kommunismus sich verschrieben, beginnt sie im Bett zu malen um wieder ins Leben zu kommen und auch um zu zeigen, dass sie sich das Leben von niemandem nehmen lässt.

Nachdem sie wieder soweit genesen ist und wieder ausgehen kann, lernt sie Diego Rivera kennen, den mexikanischen Ausnahmekünstler und eine einzige Revolution. Diese beiden unterschiedlichen Menschen verbindet nicht nur ihre Liebe zu der Malerei, der Kunst, dem Kommunismus, sie entbrennen in einer Leidenschaft füreinander, die von Anfang an auf mich auch einen zerstörerischen Eindruck machte. Frida setzt sich bei ihren Eltern auf die ihr eigenen provokanten Art durch und heiratet Diego. Nun beginnt eine jahrzehntelange Achterbahn der Gefühle, sie tauchen tief in die Welt der Kunst ein. Frida hält ihm den Rücken frei und und Diego ermutigt sie weiter zu malen. Doch es gibt einen sehr großen Wermutstropfen in dieser leidenschaftlichen Ehe, denn Diego betrügt sie wo er nur kann. Ihr Eheversprechen, dass sie sich ja so lieben, dass sie keine herkömmliche Treueversprechen brauchen, wird auf eine harte Probe gestellt, denn Diego macht vor nichts halt und verletzt Frida sehr. Frida hingegen ist auch kein Kind von Traurigkeit und betrügt ihn ebenfalls, mit Männern und mit Frauen. Ihren Schmerz über den immerwährenden Treuebruch, ihrer immer heftiger werdenden Schmerzen, ihrer Fehlgeburten und unzähligen Operationen setzt Frida in eindrückliche bunte Bilder um. Das Malen ist ihre Therapie, genau wie die bunten Kleider, die sich sich näht, der Schmuck, mit dem sie sich kleidet, alles hat eine Bedeutung für sie und sie geht ihren eigenen Weg.

Mit ihren Bilder beginnt sie Erfolg zu haben und wird in New York und Paris als Künstlerin des Surrealismus gefeiert. Doch das Leben hält einen Schicksalsschlag nach dem anderen für sie bereit, manchem ebnet sie den Weg und dann steht sie vor einer großen Entscheidung, die ihr Leben wieder völlig auf den Kopf stellen kann.

Caroline Bernhard ist wirklich ein außergewöhnlicher biografischer Roman einer sehr speziellen Künstlerin gelungen, der mir geholfen hat, hinter die Fassade der bunten Bilder zu schauen, die vielen Selbsporträts der ernst schauenden abgebildeten Frau ein wenig zu verstehen. Ich hätte sie gern öfters mal im Buch geschüttelt, denn ihren ach so angebeteten Diego fand ich einfach exzentrisch und narzisstisch. Doch auch Frida hatte diese Züge und somit war klar, in dieser Beziehung gibt es kein Happy End, es wird bis zum Ende ein "Ich kann weder mit dir noch ohne dich". Diese Zerstörung während des Lesens mitzuerleben, fand ich nicht leicht. Ihre Bilder werde ich jedoch nun mit anderen Augen anschauen und ihre vielen Dinge, die sie um sich gesammelt hat, haben sie mir sehr sympathisch gemacht.

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Veröffentlicht am 13.04.2023

Verbunden durch den Zauber der Musik

Der Klang der verborgenen Räume
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Zwei außergewöhnliche Frauen, verbunden durch ihre Gabe auf eine ganz besondere Weise Musik zu empfinden und Klavier zu spielen, die in verschiedenen Zeitebenen leben.

Da ist Nina, eine begabte junge ...

Zwei außergewöhnliche Frauen, verbunden durch ihre Gabe auf eine ganz besondere Weise Musik zu empfinden und Klavier zu spielen, die in verschiedenen Zeitebenen leben.

Da ist Nina, eine begabte junge Pianistin, der die Konzertsäle der Welt offenstehen und die eine glänzende Karriere im Jahr 2015 vor sich liegen sieht. Doch ein schwerer Vertrauensbruch gegenüber ihrer Mentorin und Freundin löst eine eine schwere Blockade in ihr aus und Nina kann von jetzt auf gleich nicht mehr Klavier spielen. In dieser Krise erhält sie die Nachricht, dass sie das Anwesen aus ihrer mütterlichen Linie in den Cotswolds geerbt hat. Eine ganz wunderbare Ablenkung von ihren gegenwärtigen Problemen. Allerdings ist mit diesem Erbe auch eine Aufgabe verbunden. Denn Nina soll die Unschuld ihrer Vorfahrin Anna beweisen, die des Mordes an vier Menschen angeklagt und 1858 hingerichtet wurde. Keine leichte Aufgabe, doch da Nina sowieso gerade kein Klavier spielen kann und zudem ein unglaublich schlechtes Gewissen plagt, macht sie sich auf die Reise in die Cotswolds, nach Stone Abbey, ein wildromantischer Landsitz im Herzen Englands. Dort entdeckt sie ein geheimnisvolles Bild von Anna, die ihr bis auf das Haar gleicht. Ninas Neugier ist geweckt und mit Hilfe des Butlers Bryans, einem unerhört gutaussehenden tätowierten Butlers mit lockerer Lebensart, wenn er nicht im Dienst ist, macht sich Nina auf die Suche. Ihre Vorfahrin war ein Mysterium, um die sich viele Legenden im Dorf ranken, doch eine geheimnisvolle Partitur bringt die beiden auf die richtige Spur. Während dieser Suche muss sich Nina auch klarwerden, wie und vor allem mit wem sie ihr zukünftiges Leben verbringen will.

Von Anna hören wir das erste Mal 1951, die schöne und begabte junge Frau mit Wurzeln in Deutschland, lebt und liebt durch ihr wunderbares Klavierspiel, doch wird zum Spielball, wie ihre Mutter zuvor von reichen und gierigen Männern, die gewohnt sind sich zu nehmen, was sie wollen. Anna erlebt ein Schicksal, wie es zu dieser Zeit, als Frauen noch keine Rechte hatten und allein vom Gutdünken der Männer abhängig waren alles was man nicht erleben möchte. Die Musik ist zu jeder Zeit ihr Rettungsanker, doch wird sie auch ihr Leben retten und ihr Gerechtigkeit schenken?

Felicity Whitmore ist ein wirklich spannender englischer Familienroman gelungen, der es versteht, die gesellschaftlichen Begebenheiten dieser Zeit und vor allem die Schattenseiten, die sie für Frauen parat haben, sehr deutlich aufzuzeigen. Da war ich doch wieder froh, nicht in der guten alten Zeit gelebt zu haben. Spannend war nach jedem Kapitel der Wechsel zwischen den Zeiten, so dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte, bis ich endlich am Ende angelangt war. Mit den Protagonistinnen habe ich mitgefühlt, hätte sie jedoch auch manchmal gerne geschüttelt und war mit dem spannenden Ende mehr als versöhnt. Ein spannender Lesegenuss für Fans von englischer Familiengeschichte. Es wird nicht mein letztes Buch dieser Autorin gewesen sein.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Eine Wissenschaftlerin entdeckt den Ursprung des Lebens

Die Entdeckerin des Lebens
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Wir befinden uns in London 1951, Die Welt hat sich noch nicht von dem schrecklichen Krieg erholt, doch die Wissenschaft lässt ihn hinter sich und befindet sich in einer sehr spannenden Zeit. In dieser ...

Wir befinden uns in London 1951, Die Welt hat sich noch nicht von dem schrecklichen Krieg erholt, doch die Wissenschaft lässt ihn hinter sich und befindet sich in einer sehr spannenden Zeit. In dieser Zeit forscht, lebt, liebt, lacht und schimpft Rosalind Franklin, Doktor der Chemie und eine brillante und begnadete junge Wissenschaftlerin, die sich völlig der Forschung und der Wissenschaft verschrieben hat.

Rosalind wechselt vom renommierten Institut "Labo" in Paris an das ebenso renommierte "King´s College" nach London. Der Wechsel entpuppt sich als ein kleiner Kulturschock, denn in Good Old England in den 50er Jahren herrschen strikte Hierarchievorstellungen, sowie strenge Moral- und Anstandsvorstellungen. Die vorwiegend männlichen Wissenschaftler tun sich dort etwas schwer, ihre weiblichen Kollegen als gleichwertige Wissenschaftler anzusehen und Rosalind, verwöhnt durch die angenehme und wertschätzende Arbeitsgemeinschaft in Paris, ist herausgefordert ihren Platz einzunehmen. In ihrer naturgegebenen selbstbewussten und sehr direkten Art, mitunter etwas empathiefrei, erkämpft sie sich ihren Platz, denn sie liebt ihre Arbeit viel zu sehr das ihr neu zugeteilte Arbeitsgebiet, die Erforschung der menschlichen DNA, wird zu ihrem Steckenpferd. Wenn Rosalind einem Geheimnis auf der Spur entwickelt sie eine Terriermentalität und lässt nicht locker, da ist es egal wie missgünstig ihre von sich eingenommenen, arroganten Kollegen sich auch benehmen.

Rosalind ist eine faszinierende Persönlichkeit, auf der einen Seite eine nüchterne Wissenschaftlerin, die von sich und den anderen vollen Einsatz erwartet und in ihrer Ungeduld sich manch verbalen Fauxpas leistet und auf der anderen Seite ein absoluter Familienmensch, der Liebling ihrer Cousinen, verpasst kein Familienfest, vor allem keinen Shabbat. Rosalind stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie, die noch vor dem Krieg aus Europa fliehen konnte und sich in England ein gutes Leben aufgebaut haben. Die Franklins halten zusammen, jedes der Geschwister ist ein absolutes Original mit einem besonderen Humor. Rosalind hat einen feinen Freundeskreis, den sie sorgsam pflegt, egal wieviel Arbeit auf sie wartet. Ein Thema ist für Rosalind jedoch äußerst schwierig zu erforschen, denn das ist die Liebe, vielleicht weil sie sich nicht so einfach in eine Petrischale pressen lässt, und doch bleibt da eine Sehnsucht.

Rosalind forscht und forscht und ein Zufall bringt sie auf die richtige Spur auf ihrer Reise der Entdeckung des Lebens. Mit mehr oder weniger verdecktem Neid schauen ihre männlichen Kollegen auf diese kluge Frau und machen sich auch auf diesen Weg, denn wer zuerst publiziert, hat in der Wissenschaft die Nase vorn und heimst den Ruhm ein. Da Rosalind sich völlig der Wissenschaft verschrieben hat und zudem noch hohe ethische Werte lebt, kommt ihr nicht in den Sinn, dass es Menschen gibt, die ihr diesen Erfolg nicht gönnen wollen und eine sehr ungute Entwicklung nimmt ihren Lauf.

Petra Hucke ist ein ganz außergewöhnliches Portrait einer außergewöhnlichen Frau gelungen. Sie versteht es komplizierte Sachverhalte aus dem Bereich der Biologie, Physik und Chemie auf flüssig lesende und leichte Art zu präsentieren und in die Geschichte einzubauen, dass es einfach Freude macht zu lesen. Dazu ist über jedem Kapitel ein Begriff aus den Naturwissenschaften kurz erklärt, was den Leser gleich mit in das Thema der Institute nimmt. Zudem zeichnet sie ein bildhaftes Portrait der 50er Jahre, was Frau darf und was nicht, Männer dürfen alles, die Unterschiede der Gesellschaft in Frankreich und England, das Leben der jüdischen Gemeinschaft, ob sie nun ihren Glauben gelebt haben oder eher nicht und wie schwer es Frauen in dieser Zeit im Berufsleben hatten. Sehr gut ist ihr auch die Beschreibung des facettenreichen Charakters von Rosalind gelungen und der Leser wird mit diesem Buch mit hinein genommen auf eine wunderbare Reise, was die Ursprünge der Erforschung des Lebens ist, wie Rosalind mit Schicksalsschlägen und Enttäuschungen umgeht, es doch schafft, sich der Liebe zu öffnen, so ein bisschen zumindest und dabei ist die Mischung von Historie und Fiktion sehr lebendig und leicht zu lesen gelungen. Mir hat diese Geschichte von Rosalind Franklin, die dennoch spät zu ihrem verdienten Ruhm gekommen ist, sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 03.04.2023

Die Begegnung zweier Menschen ist niemals zufällig

Die Bahnhofsmission
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Wir befinden uns in Berlin im Jahre 1908. In dieser Stadt tummelt sich alles was man sich vorstellen kann und dem begegnet man am häufigsten am Schlesischen Bahnhof. Dort kommen die Menschen an und fahren ...

Wir befinden uns in Berlin im Jahre 1908. In dieser Stadt tummelt sich alles was man sich vorstellen kann und dem begegnet man am häufigsten am Schlesischen Bahnhof. Dort kommen die Menschen an und fahren ab und in der Bahnhofsmission finden sich meistens die Menschen ein, die verzweifelt sind, aus welchen Gründen auch immer gestrandet, mit großer Hoffnung sich in die große Stadt aufgemacht haben um ein besseres Leben zu haben, wohlhabende Menschen, die es sich leisten können zu reisen wohin sie wollen und oft keinen Blick für die Gestrandeten und vom Leben benachteiligten Menschen haben und natürlich allerlei übles Gesindel, die nur darauf warten sich an die verzweifelt Suchenden heranzumachen.

An diesem ungewöhnlichen Ort der Bahnhofsmission, gegründet von einem Pfarrer und geführt von ganz unterschiedlichen Frauen, die ein Herz für die Menschen haben, die nicht gesehen und wahrgenommen werden, finden sich zwei komplett unterschiedliche Frauen. Das ist Natalie, eine kleine resolute Person, die schon seit ihrer Kindheit weiß, was es heißt ums Überleben zu kämpfen, die Licht und vor allem die Dunkelheit kennt und die sich trotz widrigster Umstände, Bedrohungen, Verletzungen und Enttäuschungen ihr großes Herz bewahrt hat und sich ganz besonders um die jungen Mädchen kümmert, die voller Hoffnung in die große Stadt kommen und oft durch die damals leider schon sehr aktiven Menschenhändler aller Hoffnung in rasender Schnelle beraubt werden und meistens in der Prostitution landen oder einfach verschwinden. Natalie liebt jeden, der im Bahnhof heimlich haust und so lernen wir durch sie Baba kennen, die ein schreckliches Geheimnis mit sich trägt. Auch da versteht Natalie sie bestens.

Auf der anderen Seite ist da Alice, Tochter einer sehr wohlhabenden und großbürgerlichen Medizinerfamilie aus Berlin, die ein sehr privilegiertes Leben führt, welches dennoch der gesellschaftlichen Norm dieser Zeit untergeordnet sein muss. Frauen haben zu heiraten, dürfen in Deutschland nicht studieren und sich ihren Beruf selbst wählen. Überhaupt hatten Frauen damals kein Wahlrecht. Doch damit will sich Alice nicht abfinden und fängt heimlich an in der Bahnhofsmission mitzuhelfen, was ihren Blick auf erschreckende Art und Weise weitet, sie jedoch in ihrer Entscheidung unabhängig zu leben bestärkt. Natürlich kommen die Heimlichkeiten und Notlügen irgendwann ans Licht und Alice sieht sich auf einmal in einer Sackgasse.

Die beiden jungen Frauen lassen mit ihrem Team nicht nach in der Arbeit die vorgeblich jungen Mädchen zu schützen und das zieht die Aufmerksamkeit einiger sehr gefährlich Dunkelmänner auf sich, die keinerlei Skrupel haben und für die ein Menschenleben nichts zählt. Das gilt auch für alle Organisationen im heute, die sich für Zwangsprostitution und Menschenhandel einsetzen, da hat sich leider nichts geändert. Nachdem ihre junge Schutzbefohlene Greta verschwunden ist, überschlagen sich die Ereignisse und die beiden jungen Frauen müssen sich auch vermehrt mit ihren Hoffnungen und Sehnsüchten, wie auch mit den Schatten ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, haben es mit alten und neuen Verehrern zu tun, die nicht alle das sind was sie vorgeben zu sein und während dieser ganzen Geschehnisse und Verwicklungen zieht sich ein im Dunkeln gespanntes Netz immer mehr um sie zusammen und droht ihnen in mehrfacher Hinsicht die Luft abzuschnüren.

Veronika Rusch ist ein ganz hervorragender historischer Roman gelungen, der den Geist der Bahnhofsmission perfekt einfängt, wie auch die Atmosphäre der Stadt Berlin in dieser Zeit, mit ihren verschiedenen Menschen und sorgsam getrennten Klassen, dem beständigen Brodeln an allen Ecken der Stadt und dem wohl organisierten Untergrund, der gewillt ist, sich von niemanden seine Geschäfte verderben zu lassen. Schöner Schein und Glanz sind nicht immer das was sie zeigen und das Vergessene, Stinkende und Schmutzige ist oft reiner wie die polierten Fassaden der Reichen. Dabei ist noch eine sehr spannende Krimimalgeschichte eingewoben und die beiden Protagonistinnen wie auch die zahlreichen Nebendarsteller auf eine sehr sympathische und bildhafte Weise beschrieben. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und diese Geschichte ruft definitiv nach einem Folgeband. Bis dahin übe ich mich in Geduld und Vorfreude!

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