Nervenaufreibender Albtraum statt schwedische Sommeridylle
Das BaumhausHenrik und Nora verbringen mit ihrem fünfjährigen Sohn Fynn ihren Urlaub im Ferienhaus von Henriks Familie in Schweden. Doch aus dem erhofften idyllischen Bullerbüurlaub wird es nichts, vielmehr entwickelt ...
Henrik und Nora verbringen mit ihrem fünfjährigen Sohn Fynn ihren Urlaub im Ferienhaus von Henriks Familie in Schweden. Doch aus dem erhofften idyllischen Bullerbüurlaub wird es nichts, vielmehr entwickelt sich der Aufenthalt zum absoluten Albtraum. Der umliegende Wald verursacht Probleme: Erst entdeckt Hendrik hier ein verfallenes Baumhaus, das unangenehme Erinnerungen an seine Kindheit heraufbeschwört, dann wird dort ein Kinderskelett gefunden und schließlich verschwindet Fynn beim Spielen in jenem Wald. Fieberhaft sucht die Polizei nach dem Jungen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…
Die Geschichte wird aus vier Perspektiven erzählt. Rosa, die anhand von Pflanzenveränderung den Tod aufspürt und die Kinderleiche entdeckt, Henrik, Nora und Entführungsopfer Mara schildern, was sich in ihrem Leben ereignet. Anfangs war es für mich schwer, die Übersicht zu behalten und alle Verbindungen zu verstehen. Erst gegen Ende werden die einzelnen Erzählstränge zusammengeführt. Der anschauliche Schreibstil liest sich klar und flüssig.
Die Protagonisten geben den Lesern Rätsel auf. Sie alle verbergen Geheimnisse. Rosa hat eine sehr wissenschaftliche Sicht auf den Tod, wirkt nerdig und im Umgang mit anderen fast skurril, Henrik erzählt ganz offensichtlich Lügen, Nora spielt ebensowenig mit offenen Karten und auch Mara scheint durch ihre schrecklichen traumatischen Erfahrungen, ihre schwere persönliche Situation, keine verlässliche Beobachterin. Keine der Charaktere wirkte auf mich sympathisch, dennoch wird hier eine interessante, herausfordernde Figurenkonstellation dargestellt.
Keine sonnige Bullerbüstimmung, sondern ein düstere, mysteriöse, albtraumhafte Atmosphäre beherrscht Henrik und Noras Familienurlaub. Nach den ersten hundert Seiten fand ich mich in der Handlung gut zurecht, die anfängliche Unklarheiten legten sich und ich konnte die Personen besser einordnen. Vera Buck kann zweifelsohne packend schreiben und fesselte mich mit ihrem Roman über weite Strecken. Am Ende geht es Schlag und Schlag, fast alle Geheimnisse kommen ans Licht und es zeigen sich immer mehr Zusammenhänge. Die Handlung ist insgesamt recht komplex, wendungsreich und vielschichtig. Für mich persönlich verliert sich die Geschichte allerdings in zu vielen einzelne Handlungssträngen und -aspekten. Als etwas verworren und nicht ganz nachvollziehbar empfand ich daher die Auflösung. Es scheint, als hätte sich die Autorin angesichts der zahlreichen unterschiedlichen Twists etwas verzettelt. Bei all den positiven Stimmen waren meine Erwartungen recht hoch und wurden mit dem Roman nicht ganz erfüllt. Ein zwar mitreißender, atmosphärischer, aber letztlich nicht ganz runder Psychothriller.