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Veröffentlicht am 13.01.2020

Unterhaltsamer Schmöker über drei Frauen in aufregenden Zeiten

Die Frauen vom Alexanderplatz
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In „Die Frauen von Alexanderplatz“ erleben drei Frauen die unruhigen politischen Zeiten um Weihnachten 1918 in Berlin auf ihre eigene Weise: Vera lernt auf der Suche nach einem Arzt für ihre Mutter den ...

In „Die Frauen von Alexanderplatz“ erleben drei Frauen die unruhigen politischen Zeiten um Weihnachten 1918 in Berlin auf ihre eigene Weise: Vera lernt auf der Suche nach einem Arzt für ihre Mutter den Matrosen Benno kennen. Er zwingt sie, ihn vor den Aufständischen zu verstecken, doch bald schon kümmert sie sich ganz freiwillig um Benno....
Währenddessen reist Fritzi aus ihrem Heimatdorf an der Ostsee nach Berlin. Sie ist auf der Suche nach Benno, dem Vater ihrer Tochter, von deren Existenz dieser jedoch noch nichts weiß....
Hanna kehrt von der Front, wo sie als Krankenschwester gearbeitet hat, nach Berlin zurück. Sie möchte sich nun auch in Friedenszeiten der Krankenpflege widmen. Ein Vorhaben, für das ihre Eltern sicher kein Verständnis haben werden, ebensowenig wie für Hannas wohlgehütetes Geheimnis.....
Jede der drei Frauen träumt ihren eigenen Traum. Ob sich alle erfüllen?

Elke Schneefuß Roman liest sich angenehm leicht und flüssig. Die mitreißende Geschichte um drei Frauen in ihrem Streben nach Selbstbestimmung, hat mich sofort gefesselt. Alle drei Frauen, jede auf eigene Art stark und selbstbewusst, sind zwar etwas oberflächlich und einfach gezeichnet, aber für mich nachvollziehbar und stimmig dargestellt. Schön finde ich auch, dass sich ihre Wege kreuzen und ihre Schicksale nach und nach mehr oder weniger miteinander verwoben werden. Trotzdem es den Figuren etwas an Tiefe fehlt, tut dies dem Roman keinen Abbruch, kommt es für mich doch mehr auf den interessanten allumfassenden Plot, das Gesamtkonstrukt, als auf seine einzelnen Komponenten, die Charaktere, an. Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und mir ein paar angenehme Lesestunden beschert. Beim Lesen verging die Zeit wie im Flug. Für einen kalten, grauen Wintertag also genau das richtige: Ein solider ruhiger historischer Roman, ein rundum gelungener Schmöker.

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Veröffentlicht am 07.01.2020

Nicht über Katastrophen mit Kindern verzweifeln - lieber dieses witzige Buch lesen und sich in Gelassenheit üben

Läusealarm
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„Ist das eigentlich noch normal?“
Seit ich Kinder habe, stelle ich mir immer wieder diese Frage, so z.B. wenn eines meiner Kinder einen schlimmen Ausschlag oder hohes Fieber hat, wenn die ständigen Streitereien ...

„Ist das eigentlich noch normal?“
Seit ich Kinder habe, stelle ich mir immer wieder diese Frage, so z.B. wenn eines meiner Kinder einen schlimmen Ausschlag oder hohes Fieber hat, wenn die ständigen Streitereien einfach nicht aufhören wollen oder wenn die lieben Kleinen mal wieder eine dramatische Uraufführung hinlegen, weil sie nicht bei der Hausarbeit mithelfen oder aufräumen wollen.

Anna Herzog und Lucinde Hutzenlaub haben mit „Läusealarm“ einen umfassenden Ratgeber über alle möglichen Themen verfasst, die Eltern mit Kindern betreffen: von Polypen über Nasenbluten bis hin zu Mobbing, Gruppenzwang oder Esstörung, kaum ein Bereich,wird nicht behandelt. Auf witzige Weise beschreiben die beiden Fallbeispiele zu einem Thema wie „Läuse“, danach schließt sich ein kurzer Sachtext an. Am Ende jeden Kapitels wird alles Wichtige noch einmal treffend zusammengefasst und sehr prägnant ein nützlicher Profitipp formuliert. Die beiden Autorinnen selbst Mütter von mehreren Kindern- Anna Herzog ist zudem Ärztin, Lucinde Hutzenlaub Heilpraktikerin- wissen genau, wovon sie schreiben. Ehrlicherweise räumen sie an mehreren Stellen ein, dass auch sie keine perfekten Übermütter sind und immer wieder Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Ratschläge zu beherzigen. Das macht das Ganze sehr sympathisch und erfrischend. Insgesamt liest sich das Buch flüssig und hat mich prima unterhalten, ich hatte an keiner Stelle des Ratgebers, das Gefühl, „belehrt“ zu werden. Im Gegenteil „Läusealarm“ ist wie eine gute weise Freundin, die mir hilft, gelassen zu bleiben, mir immer wieder sagt dass „alle Kinder unterschiedlich sind, jedes sein eigenes kleines Wunder“ und mir verspricht, dass am Ende alles gut wird. Wichtige Worte, die jede Mutter nicht oft genug hören kann. Und Dank des Buches weiß ich jetzt auch, dass es völlig normal ist, sich täglich mehrmals zu fragen, ob das alles noch normal ist 😉.



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Veröffentlicht am 03.01.2020

Die Wahrheit, so bitter sie auch sein mochte, war, dass seine Worte ihm nicht mehr gehörten, sobald sie einmal draußen in der Welt waren“

Alles, was wir sind
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Diese Wahrheit bekommt Autor Boris Pasternak hart zu spüren: In der Sowjetunion der 50er Jahre arbeitet der Schriftsteller mit Leidenschaft an seinem ersten Roman „Doktor Schiwago“. Ein Roman, vor dem ...

Diese Wahrheit bekommt Autor Boris Pasternak hart zu spüren: In der Sowjetunion der 50er Jahre arbeitet der Schriftsteller mit Leidenschaft an seinem ersten Roman „Doktor Schiwago“. Ein Roman, vor dem sich die Sowjetregierung berechtigterweise fürchtet, weil sie vermutet, dass darin die politischen Verhältnisse und die Auswirkungen der Oktoberrevolution stark kritisiert werden. Das Regime versucht Pasternak also daran zu hindern, den Roman zu vollenden. Um den Autor unter Druck zu setzen, schrecken die Herrschenden auch nicht davor zurück, seine Geliebte und Muse Olga unter grausamen Bedingungen in einem Arbeitslager zu inhaftieren. Doch der Schriftsteller lässt sich nicht beugen, beendet den Roman und versucht, ihn in der Sowjetunion zu publizieren. Ein aussichtsloses Vorhaben. Im Westen erkennt währenddessen die CIA in den USA das Potenzial des Romans und möchte ihn als Waffe gegen das Sowjet-Regime einsetzen. Er soll heimlich wieder in die Sowjetunion geschmuggelt, dort unters Volk gebracht werden und Misstrauen der Regierung gegenüber schüren. Lara Prescotts Geschichte, spielt einerseits im Osten und beschreibt dort Olgas und Pasternaks Situation, andererseits im Westen, wo es um Mitarbeiter und Agentinnen geht, die an der Shiwago-Mission beteiligt sind.

Vor langer Zeit habe ich Doktor Schiwago gelesen, keine leichte Kost. Ich habe mit dem Buch gerungen, empfand es aber als eines jener seltenen besonderen Bücher, die einen für lange Zeit beschäftigen und von denen man das Gefühl hat, dass sie etwas ganz Großes, ein Meisterwerk, sind. Daher habe ich mich sehr auf Lara Prescotts Roman gefreut, deren Eltern es mit der Verfilmung des Buches anscheinend genauso erging. Schließlich benannten sie ihre Tochter gar nach der Hauptfigur. Ich hoffte in dem Buch etwas vom „Geist“ von Pasternaks Original zu finden, das mich damals so fasziniert hatte.

Schon die äußerliche Aufmachung fällt sehr positiv ins Auge, sie wirkt sehr hochwertig. Auch der Beginn des Romans schien meine hohen Erwartungen zu erfüllen. Die verschiedenen Perspektiven aus dem Osten und den Westen, der für mich schöne Erzählstil, das passte perfekt zusammen. Ich hoffte darauf, dass sich die verschiedenen Stränge im Verlauf des Romans zu einem harmonischen Runden Ganzen zusammenfügen würden und dass Pasternaks mit dem Nobelpreis prämierter Roman Doktor Shiwago, seine Entstehung, die Vorbilder der Protagonisten, sein Inhalt, seine Botschaft eine größere Rolle spielen würde.
Dies passierte aber nur bedingt.
Über lange Strecken konzentrierte sich die Handlung auf den Westen, also die Mission, Doktor Shiwago im Osten zu verbreiten, ohne dass sich mir dabei die wahre eigentliche Bedeutung des heiß umkämpften Buches erschloss. Die Handlung um die mit der Mission betrauten CIA- Mitarbeiterinnen Irina und Sally vermochte es leider nicht, mich zu fesseln und wirkte irgendwie hölzern. Überhaupt empfand ich für die Figuren des Romans wenig Sympathie. Pasternak wurde für mich in diesem Buch regelrecht entzaubert, wird er doch als eigensüchtiger, narzisstischer alter Mann dargestellt, der sich gerne im Selbstmitleid suhlt. Auch die anderen Protagonisten, ihre Gefühle und Beziehungen gingen mir nicht nahe.

Zum Schluss läuft die Autorin noch einmal zur Hochform auf und gelangt meines Erachtens zu einem versöhnlichen und stimmigen Ende. Trotzdem kompensiert das die Schwächen des Mittelteils, die unnötigen langwierigen Passagen über die trockene „Mission Shiwago“ nicht. Der Funke sprang zu selten über, den Bezug zu Doktor Shiwagos und seinen Einfluss auf Prescotts Erzählung suchte ich über lange Strecken vergebens. Für mich wurde das große Potential der Geschichte leider nicht ganz ausgeschöpft. Vermutlich waren aber meine Erwartungen auch einfach viel zu hoch, denn selbstverständlich sind Pasternaks Fußstapfen eine Nummer zu groß für Prescott. Wer sonst bekommt schon für seinen ersten Roman gleich einen Literaturnobelpreis verliehen?
Betrachte ich diesen Roman weitgehend unabhängig von seinem großen „Vorbild“, bereue ich es aber keineswegs, ihn gelesen zu haben und empfehle den Lesern, dieses Buch zuerst zu lesen und sich dann anschließend an Shiwago in der Buch- oder Filmversion zu wagen.




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Veröffentlicht am 29.12.2019

Ein kleiner Kater erlebt zum ersten Mal die Magie von Weihnachten

Linus und der Weihnachtszauber
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Linus ist eine kleine Maikatze, eine Katze, genaugenommen ein Kater, der im Monat Mai auf die Welt kam. Seit er von seiner Mutter getrennt wurde, lebt er bei Familie Böhme: Mutter Renate, genannt Schnuckiputzi, ...

Linus ist eine kleine Maikatze, eine Katze, genaugenommen ein Kater, der im Monat Mai auf die Welt kam. Seit er von seiner Mutter getrennt wurde, lebt er bei Familie Böhme: Mutter Renate, genannt Schnuckiputzi, Vater Klaus und den Kindern Mats und Marie.
Nun steht Linus erstes Weihnachten vor der Tür, aber Linus hat keine Ahnung, was es damit so auf sich hat. Zur Freude der Kinder schneit es auch noch und Linus sieht das erste Mal Schnee. Ganz schön viel auf einmal für einen kleinen Kater! Klar, dass er da so einiges erlebt und viel anstellt, bis es zur Bescherung kommt. Dabei lernt Linus sogar den Weihnachtsmann persönlich kennen und am Schluss fühlt er ihn ganz intensiv, seinen „Weihnachtszauber“.

Ich habe das Buch meinen Kindern vorgelesen, sie sind vier und sechs Jahre alt. Die achtjährige Tochter hat es selbst gelesen. Uns allen hat die Geschichte gefallen, den Kindern noch etwas besser als mir. So gehört es sich aber auch für eine Kinderbuch. Für mich hätte es ruhig noch etwas frecher und weniger „brav“ und konventionell zugehen können. Die kleinen Zuhörer haben viel über Linus freche Streiche gelacht, z.B. als er dem frischgebauten Schneemann eine Jacke anziehen will, damit er in der Kälte nicht friert.
Die Illustrationen treffen auch eher den Geschmack meiner Kinder als meinen. Die Kleinen haben sich die Bilder immer wieder gerne angeschaut. Sie passen gut zum Inhalt, geben schön die Handlung wider und sind detailliert gezeichnet. Mir waren die Illustrationen allerdings etwas zu comichaft und die Bilder wirkten auf mich fast ein wenig kitschig.
Die Achtjährige hatte die Geschichte sehr schnell selbst gelesen und fand sie lustig, vor allem Linus Spitzname für Frau Böhme hat sie amüsiert. Sie war nur etwas enttäuscht, dass Linus letztendlich nicht zum erfolgreichen „Geschäftsabschluss“ kommt, obwohl er das immer wieder thematisiert.

Insgesamt eine nette kleine Weihnachtsgeschichte, die für Kinder ab vier Jahren gut geeignet ist. Wir werden sie sicher in den nächsten Jahren an Weihnachten immer wieder hervorholen, um den „Zauber“ aufs Neue zu erleben. Vielen Dank, dass wir das Buch lesen durften.

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Veröffentlicht am 22.12.2019

Ungewöhnliche Frauenfreundschaft in ereignisreichen Zeiten

Die Charité: Aufbruch und Entscheidung
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1903 kommt die Jüdin Rahel Hirsch nach Berlin, um an der Charité als Ärztin zu arbeiten. Keine einfache Aufgabe, trifft sie doch auf starken Widerstand ihrer männlichen Kollegen, für die Frauen in der ...

1903 kommt die Jüdin Rahel Hirsch nach Berlin, um an der Charité als Ärztin zu arbeiten. Keine einfache Aufgabe, trifft sie doch auf starken Widerstand ihrer männlichen Kollegen, für die Frauen in der Medizin nichts zu suchen haben. Auch die junge Arbeiterin Barbara Schubert, die in der Wäscherei der Klinik arbeitet, hat es alles andere als leicht im Leben und muss hart schuften, um für ihren Unterhalt aufkommen zu können. Sie engagiert sich politisch und setzt sich für Frauenrechte ein. Die beiden ungleichen Frauen streben beide -auf eigene Art- nach Emanzipation. Durch Zufall wird Barbara Zeugin eines Übergriffs auf Rahel und rettet sie. Sie werden Freundinnen. Bald müssen sie mit dem Ersten Weltkrieg und seinen Folgen zurecht kommen.

Wie auch im ersten Band der Reihe hat Ulrike Schweikert eine mitreißende Geschichte um ihre Protagonisten gesponnen. Viele Charaktere so Rahel Hirsch, Theodor Brugsch oder Melli Beese sind historische Personen, andere wie Barbara, ihre Freunde und Familie hat Schweikert als fiktive Charaktere erfunden. Die persönlichen Geschichten der Figuren werden packend erzählt. Einen Großteil des Romans nehmen aber auch historische Ereignisse ein. Geht es anfangs vorwiegend um die Geschichte der medizinischen Forschung (bspw. die Erforschung der Syphilis oder die Fortschritte in der Radiologie), wird später alles überschattet vom ersten Weltkrieg. Ich habe viele neue und Interessante Fakten aus der Zeit erfahren, hätte mir aber eine stärkere Präsenz der Figuren gewünscht. Diese treten oft zugunsten bedeutender geschichtlicher Ereignisse in den Hintergrund. Die außergewöhnliche Freundschaft von Rahel und Barbara, die sich über den Roman entwickelt und festigt, hat mir sehr gefallen. Es werden so die Sichtweisen von Personen aus ganz verschiedenen Gesellschaftschichten dargestellt. Der erste Weltkrieg traf in seiner beispiellosen Grausamkeit schließlich jeden: Arm und Reich, Männer und Frauen, Juden und Christen, Arbeiter und Akademiker......

Sprecherin Svenja Pages liest angenehm und macht ihre Sache für meine Begriffe gut. An ihren Berliner Akzent, der Barbara ein wenig dümmlich wirken lässt, musste ich mich anfangs allerdings noch gewöhnen.

Insgesamt hat mich das Hörbuch wirklich prima unterhalten, in keiner der 917 Minuten Laufzeit kam Langeweile auf. Ich hoffe schwer auf einen dritten Teil.

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