Profilbild von Igela

Igela

Lesejury Star
online

Igela ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Igela über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.12.2024

Wenn Mord und Kunst sich treffen!

Die blaue Stunde
0

Fünf Jahre nach ihrem Tod werden die Kunstobjekte der berühmten Künstlerin Vanessa Chapman im Tate Modern in London ausgestellt. So auch ihr bekanntestes Objekt Division II.

Die Aufregung ist gross, ...

Fünf Jahre nach ihrem Tod werden die Kunstobjekte der berühmten Künstlerin Vanessa Chapman im Tate Modern in London ausgestellt. So auch ihr bekanntestes Objekt Division II.

Die Aufregung ist gross, als entdeckt wird, dass die Künstlerin in dieser Skulptur einen menschlichen Knochen verarbeitet hat.

Die Fairburn-Stiftung, die die Skulptur besitzt, schickt seinen Kurator James Becker nach Eris Island, wo die Künstlerin bis zuletzt mit ihrer Freundin Grace lebte.




Dreh- und Angelpunkt in diesem Roman von Paula Hawkins ist die Kunst. Skulpturen, Malerei und getöpferte Tonobjekte, die die verstorbene Künstlerin Vanessa Chapman gestaltet hat und nun eines ihrer Objekte im Mittelpunkt steht. Ausdrücke wie "Finissage" oder "figurative Malerei" machen diesen Teil der Handlung glaubwürdig. Unterschwellig schwebt ein mögliches Verbrechen mit, da in einer Skulptur ein menschlicher Knochen gefunden wird. Die Frage war dann auch sehr spannend, ob der Knochen menschlichen Ursprungs ist und von wem er stammen könnte.

Zu Beginn fiel mir der Einstieg in die Geschichte schwer, denn der Aufbau ist unruhig. Da gibt es Tagebucheinträge, Zeitungsartikel, Mails, Briefe und immer wieder Perspektivwechsel. Es wird aus der Sicht von Becker und aus der Sicht von Grace erzählt. Meist musste ich ein paar Sätze lesen um zu wissen, wer gerade im Fokus steht. Dieser Aufbau mit verschiedenen Elementen zieht sich durch das ganze Buch. Ebenso viele Nebenhandlungen, die nicht unbedingt alle relevant für die Hauptgeschichte sind, beschäftigen den Leser. Die Hauptgeschichte, der Fund von dem Knochen und die Frage nach dem Ursprung und Grund, ist nicht sehr gehaltvoll. Die Nebenhandlungen stellen sich zum Schluss als genau das heraus: Kleine Geschichtchen, die den Hauptstrang etwas aufpolstern und teilweise zum Schluss offen bleiben.

"Die blaue Stunde" wird reichlich beworben mit "Spitzentitel" und "Highlight der Spannung". Lee Childs Aussage im Innenteil des Umschlages verspricht auch einen grossen Wurf. Dem allem kann ich leider nicht zustimmen. Die Spannung ist minimal vorhanden, denn ich habe mich gefragt, wem der Knochen, der irgendwie in das Kunstwerk geraten ist, denn gehört. Darum geht es aber über weite Teile des Buches gar nicht mehr. Dafür bekommt man eine Charakterstudie wie aus dem Lehrbuch "Psychische Störung und ihre Auswirkungen".

Die Figuren sind durchwegs unsympathisch. Grace, die eine wichtige Rolle spielt, hat mich bedauerlicherweise nicht so richtig überzeugt. Sie gibt die ganze Bandbreite an Charaktereigenschaften wider, immer genau passend zum Plot und der Handlung.

Ich habe es, nach den Büchern "Into the Water" und "Girl on the train", noch einmal versucht mit einem Buch der Autorin. "Die blaue Stunde" hat mir bei weitem besser gefallen als die genannten Titel. Was Paula Hawkins sehr gut hingekriegt hat, ist die Stimmung dort auf der Insel und die Atmosphäre, wenn der Wind an den Fenstern rüttelt. Auch der Schreibstil habe ich als angenehm zu lesen empfunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.12.2024

Freundschaft für immer?

Was bleibt, wenn du gehst
0

Einst waren sie eine eingeschworene Clique ... zu Studienzeiten waren Nathalie, Dan, Andrew, Lilah und Jen gute Freunde. Nach einem tragischen Unglück und im Laufe der Jahre haben sie sich jedoch aus den ...

Einst waren sie eine eingeschworene Clique ... zu Studienzeiten waren Nathalie, Dan, Andrew, Lilah und Jen gute Freunde. Nach einem tragischen Unglück und im Laufe der Jahre haben sie sich jedoch aus den Augen verloren.

16 Jahre später bittet Jen alle in das Haus in Frankreich, in dem sie viele Sommerurlaube zusammen verbracht haben. Ein Schneesturm fesselt die ehemaligen Freunde an das Haus, obwohl einige am liebsten gleich wieder abgereist wären.

So müssen sie sich Schuld und Vergebung rund um das Unglück, aber auch ihrer zerbrochenen Freundschaft stellen.


Erst habe ich gedacht, diese Geschichte ist eine, wie sie das Leben so spielt. Im Mittelpunkt beste Freunde, die sich auseinander entwickelt haben, unterschiedliche Leben führen und nach dem Studium halt keine Berührungspunkte mehr haben. Doch was Amy Silver da bietet, geht tiefer, viel tiefer. Ohne zu viel zu verraten zu können, nur so viel: Nathalie, Dan, Andrew, Lilah und Jen teilen ein traumatisches Erlebnis, das sie in diesem letzten Sommer vor 16 Jahren überrollt hat. Ein Erlebnis, an dem sie immer noch nagen und mehr oder weniger alle beteiligt waren.

Dank eines Schneesturmes müssen sie sich mit diesem Trauma, aber auch mit sich und dem Gegenüber auseinandersetzen. Sie merken dabei, dass einerseits die Karten betreffend Freundschaft neu gemischt sind, sehen aber auch vieles anders als in der Jugendzeit. Briefe und Mails, die ab und zu eingefügt wurden, zeigen die Korrespondenz zwischen einzelnen Figuren und diese sind sehr aufschlussreich. Kurze Kapitel, die in der Vergangenheit angesiedelt sind, rollen nach und nach das traumatische Geschehen auf.

Die Idee ist sicher nicht neu. Freunde, die sich zusammenraufen und Erlebtes aufarbeiten müssen und aus den verschiedensten Gründen nicht wegkönnen. Amy Silver hat die Figurencharakterisierung und das Beziehungsgeflecht so gestaltet, dass die einzelnen Dialoge und die Beziehungen untereinander interessant sind. Etwas unruhig empfand ich die Sprünge in den Zeiten, anhand der Kapiteln der Vergangenheit und der Briefe und Mails. Hier geht es wirklich chaotisch und bunt hin und her und dadurch hatte ich oft meine Probleme zu erfassen, wo die Handlung gerade steckt. Sehr emotional wurde der Schluss gestaltet, wo eine Wende, die ich nicht habe kommen sehen, die Freunde verbindet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.12.2024

Sehr guter Schluss!

Die Besucherin
0

Linda Davidsson muss von ihrer besten Freundin Carol Stück für Stück Abschied nehmen. Die 76-Jährige leidet an Demenz und lebt in der Demenzpflegeabteilung Lagacy Place in Jupiter.

Linda besucht Carol ...

Linda Davidsson muss von ihrer besten Freundin Carol Stück für Stück Abschied nehmen. Die 76-Jährige leidet an Demenz und lebt in der Demenzpflegeabteilung Lagacy Place in Jupiter.

Linda besucht Carol regelmässig und lernt während dieser Besuche eine Mitpatientin kennen. Jenny Cooper ist 92 Jahre alt und gesteht Linda, dass sie eine Serientäterin ist.

Erst weiss Linda nicht, ob sie der dementen Frau glauben soll, dann beginnt sie sich umzuhören und versucht in Gesprächen mehr zu erfahren.


Die Beschreibung von diesem Roman tönte spannend, dramatisch und beklemmend. Ich habe mich auf Gänsehautmomente gefasst gemacht. Ich habe erwartet, dass das Setting, eine Klinik, die eine eventuelle Serientäterin beherbergt viel Gruseln erzeugt und dass man Linda mit Spannung bei den Ermittlungen über die Schulter blickt. Leider habe ich nichts davon bekommen. Es gibt weder einen Spannungsbogen, noch Gänsehautmomente oder gruselige Orte. Dafür Liebeleien zwischen Patienten oder zwischen Linda und dem Mann ihrer besten Freundin. Eine Prise Erotik wird durch den Schwiegersohn von Linda eingestreut. Sie erwischt ihn nämlich abends alleine vor seinem Computer.

Jenny, die gesteht eine Mörderin zu sein, ist ebenfalls Patientin und dement. Bedauerlicherweise konnte ich weder Jenny, noch Carol abnehmen, dass sie erkrankt sind. Da müsste die Autorin dringend über die Bücher, um Demenz authentischer einzuweben. Ich hatte eher den Eindruck Joy Fielding legte grossen Wert auf anspruchslose Unterhaltung und hat Dialoge zwischen den Patienten und Linda bewusst lächerlich gestaltet. Das wirre Gebrabbel zwischendurch konnte leider weder Demenz anschaulich vermitteln, noch fesseln.

Plot interessant, aber enttäuschenderweise schwach umgesetzt. Das kann Joy Fielding besser! Ganz am Schluss zeigt die Autorin doch noch ihr Können, der Schluss hat mir sehr gut gefallen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.12.2024

Idee genial, Umsetzung weniger

Dorn
0

Eine Tote wird in Wien aufgefunden. Das Opfer wurde brutal ermordet und stellt sich als Kommissarin Karla Hofbauer, die an Cold Cases gearbeitet hat, heraus. Ihr Ermittlungen führten sie immer wieder nach ...

Eine Tote wird in Wien aufgefunden. Das Opfer wurde brutal ermordet und stellt sich als Kommissarin Karla Hofbauer, die an Cold Cases gearbeitet hat, heraus. Ihr Ermittlungen führten sie immer wieder nach Bad Gastein ins ehemalige Hotel Dornwald. Der Besitzer ist der ehemalige Profiler Simon Dorn. Er lebt dort komplett zurückgezogen und arbeitet an ungelösten Mordfällen. Alle Zimmer seines Hotels beherbergen einen ungelösten Kriminalfall und Dorn will diese unbedingt vor der Oeffentlichkeit verbergen. Er entschliesst sich jedoch notgedrungen dazu mit der Wiener Kriminalpolizistin Lea Wagner zu arbeiten, um den Mord an Karla Hofbauer aufzuklären.

Ich musste noch einmal nachschauen, ob dies tatsächlich der erste Fall von der jungen Kriminalpolizistin Lea Wagner und dem ehemaligen Profiler Simon Dorn ist. Mir fehlte leider die Einführung in die Figuren und in ihr persönliches Umfeld. Es dauerte zwei Drittel des Buches bis der Autor sich bequemt dem Leser zu verraten, dass Dorn als Profiler gearbeitet hat. Früher, bevor das Schicksal, das vielleicht gar keines ist, in seinem Privatleben zugeschlagen hat. Für den Auftakt in eine komplett neue Serie erwarte ich eigentlich, dass so wichtige Details nicht erst nach 200 Seiten nebenbei erwähnt werden.

Lea Wagner ist eine tolle Figur, die ich gerne begleitet habe. Sie zeigt viel Herz, nimmt den herrenlosen Schäferhund Buddy auf, hält Hühner und Bienen auf dem Dach und ermittelt mit Biss und Verstand. Mit Dorn und dessen schroffe und unnahbare Art hatte ich mehr Mühe. Bis Jan Beck, durch späte Erklärungen, die Figur tragisch darstellte und ich Dorns Art nachvollziehen konnte.

Auch der Täter bekommt seine Präsenzzeit und diese Passagen waren oft verwirrend und kryptisch. Was ja per se nichts Schlechtes ist! Jedoch zusammen mit den verschiedenen Orten, Handlungssträngen und Zeitebenen den Lesefluss leicht unruhig gestaltete. Die Person, die für die Morde verantwortlich ist, fällt meiner Meinung nach irgendwann vom Himmel. So ganz nachvollziehen konnte ich nicht, wie sie plötzlich in den Mittelpunkt der Ermittlungen gestellt wurde.

Die Idee, dass in den nicht mehr genutzten Hotelzimmern viele Cold Cases warten und wohl in weiteren Bänden geknackt werden sollen, finde ich genial und neu. Zimmer 103 ist ja nun gelöst!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.12.2024

Emotionales Hin und Her!

Liebling, vergiss die Socken nicht!
0

Die Töchter von Ally Boyd sind 16 und 18 Jahre alt und Ally, die in den vergangenen Jahren den Haushalt und die Erziehung schmiss, überlegt sich, wie es mit ihrem Leben weitergehen soll.

All die Jahre ...

Die Töchter von Ally Boyd sind 16 und 18 Jahre alt und Ally, die in den vergangenen Jahren den Haushalt und die Erziehung schmiss, überlegt sich, wie es mit ihrem Leben weitergehen soll.

All die Jahre hat sie zudem ihrem Mann Matt, der als erfolgreicher Moderator beim Fernsehen arbeitet, den Rücken freigehalten.

Nun ist sie an der Reihe findet Ally und bewirbt sich ausgerechnet beim Fernsehsender, bei dem Matt arbeitet. Als sie immer erfolgreicher wird, muss Matt das verdauen. Denn seine Karriere ist plötzlich ins Stocken geraten.


Als ehemalige und erfolgreiche TV-Produzentin weiss Maeve Haran wovon sie schreibt. Die Protagonisten Ally und Matt arbeiten im Umfeld der Fernsehproduktionen und damit bekommt man als Leser einen authentischen Einblick in die Aufnahmen und die Hintergründe von TV-Shows. Daneben gibt es eine Menge Familienleben, in der es nicht nur rosarot zugeht, sondern auch mal Streit gibt. Die Töchter Jess und Jeany, 16 und 18 Jahre alt, sind in einem privilegierten Rahmen aufgewachsen und seltsam. Sie sprechen wie 50-Jährige, sind äusserst altklug und scheinen weder gross Freunde noch Hobbys oder nebenschulischen Aktivitäten nachzugehen.

Das Buch ist 1995 erschienen. Es gibt noch Telefonkabinen und Computer sind erst am Aufkommen. Zudem sind die Umstände, die einer früheren Zeitepoche. So muss Ally sich zum Beispiel rechtfertigen weil sie wieder arbeiten möchte. Die Tatsache, dass Matt Boyd sich tatsächlich ab da überwinden muss, sich im Haushalt einzubringen, siedle ich den Gepflogenheiten der damaligen Zeit an. Im Grossen und Ganzen kümmert sich zwar immer noch Ally um die Socken und das Essen. Er geht höchstens mit dem Hund spazieren oder deckt den Tisch. Matt ist ein Macho durch und durch und würde wohl in der heutigen Zeit entsetzt sein. Gleichberechtigung lässt grüssen!

Meave Haran hat eine spritzige und abwechslungsreiche Geschichte erschaffen. Ab und zu musste ich schmunzeln, wie als Ally mit ihrer Freundin an einem Seminar lernt mehr Selbstbewusstsein zu bekommen. Was normalerweise harte Arbeit ist, gelingt Ally in zwei Stunden. Es fällt ihr ziemlich viel in den Schoss, da muss man schon ab und zu ein Auge zudrücken betreffend Authentizität.

Wo in der ersten Hälfte grosse Themen wie Selbstverwirklichung, Gleichberechtigung und die Suche nach einem Sinn im Leben zentral sind, rutschen diese leider ab der Mitte ins Oberflächliche ab. Es geht hauptsächlich um emotionales Hin und Her und Seitensprünge. Ich habe gestaunt, wie schnell sich die Figuren verlieben und wieder entlieben können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere