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Veröffentlicht am 28.11.2022

Für die Tonne!

Doktorspiele
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Andi ist sieben, als er ein Wochenende bei Oma verbringt und mit seiner Cousine Lilli «Doktor» spielt. Nun, 9 Jahre später, soll Lilli für ein paar Wochen zu ihnen ziehen.



Andi und sie haben sich seither ...

Andi ist sieben, als er ein Wochenende bei Oma verbringt und mit seiner Cousine Lilli «Doktor» spielt. Nun, 9 Jahre später, soll Lilli für ein paar Wochen zu ihnen ziehen.



Andi und sie haben sich seither nicht mehr gesehen und Andi hat grossen Respekt vor der Begegnung, denn er ist seit dem gemeinsamen Spiel und einer Bemerkung seiner Cousine in Sorge, dass sein bestes Stück zu klein geraten ist.






Man merkt es wohl schon an der Zusammenfassung. Der Plot ist restlos an den Haaren herbeigezogen. Gemeinsames Wochenende bei Oma, dann neun Jahre lang null Kontakt zwischen den Familien und plötzlich soll Cousine Lilli ein paar Wochen zu ihren Verwandten ziehen? Dies auch noch mitten im Schuljahr! Na, wer es glaubt...

Die Sprache in diesem Jugendbuch ist sehr derb und oft hatte ich den Eindruck, die Handlung wird gepusht, nur damit wieder ein Wort in Fäkalsprache eingeworfen werden kann. Der Schreibstil ist schrecklich. Abgehakt, nervös und vulgär wird ein bisschen hier, dann wieder ein bisschen dort erzählt, sodass ich oft den Zusammenhang nicht mehr gesehen habe.

Diese Geschichte sollte wohl humorvoll sein, mein Humor ist das nicht. Der Protagonist Andi strotzt vor Testosteron und wird so dargestellt, wie das typische Klischee des 16 Jahre alten und pubertierenden Jungen. Denkt den ganzen Tag nur an das eine, ausser wenn er überlegt, wie er die Mädchen in seiner Umgebung flachlegen kann. Derb, einseitig, die Handlung arg limitiert und oft unter der Gürtellinie.

Buch für die Tonne!

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Veröffentlicht am 27.11.2022

Eine Pilgerreise

Die Canterbury Schwestern
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Die Mutter von Che de Milan ist gestorben und hat in einem letzten Brief ihre Tochter gebeten, ihre Asche in Canterbury zu verstreuen. Die 48 Jahre alte Che soll dazu eine Pilgerwanderung mitmachen, so ...

Die Mutter von Che de Milan ist gestorben und hat in einem letzten Brief ihre Tochter gebeten, ihre Asche in Canterbury zu verstreuen. Die 48 Jahre alte Che soll dazu eine Pilgerwanderung mitmachen, so hat es sich Diana gewünscht.

Che schliesst sich einer Gruppe Pilgerinnen an und packt kurzerhand die Asche ihrer Mutter in den Rucksack. So marschieren sie zu zehnt von London nach Canterbury. Che, die sich erst gesträubt hat, beginnt nach und nach Freude an der gemeinsamen Wanderung zu finden.

Nach fünf Tagen erreichen die Frauen Canterbury müde, aber mit vielen Lebensgeschichten der anderen im Rucksack.




Zehn Frauen …das heisst zehn verschiedene Figuren, die alle gleichgestellt an der Handlung teilnehmen. Da ich ein schlechtes Namensgedächtnis habe, hatte ich Angst, dass ich die Damen ständig durcheinanderbringe. Diese Angst war unbegründet, denn die Autorin hat es hingekriegt, dass ich immer wusste, wer denn nun wer ist.

Kurze, aber prägnante Details der Figuren wurden so eingewoben, dass in der Hinsicht nichts schiefgehen konnte. Die Frauen sind grundverschieden im Alter, der Herkunft und mit ihren Lebensgeschichten. Eine nach der anderen erzählt eine prägende Geschichte aus ihrem Leben und diese werden mit dem Namen der jeweiligen Figur zu Beginn des Kapitels betitelt. Notfalls könnte man zurückblättern, aber wie gesagt, nötig war das bei mir nicht.

Themen in den Erzählungen sind Heirat und Liebe, Alzheimer, Krebs, Scheidung und immer wieder die Männer. Letzteres steht sehr im Fokus und so manches Mal habe ich mir gedacht, dass Frau jetzt mal das Thema wechseln könnte. Immer wieder liest man auch philosophische Gedanken, die mich nachdenklich gemacht haben.

Schön war, dass Frauen durch alle Altersgruppen dabei sind. So ist Becca, die junge Studentin die Jüngste und Silvia mit ihren 73 Jahren die Älteste der Gruppe.

Man spürt regelrecht, wie die Gruppe zusammenwächst. Vertieft wird dies noch durch die kursiv geschriebenen Gedanken von Che.

« Die Canterbury Schwestern», die sich übrigens im Buch ganz anders nennen (dieser Ausdruck war wohl nicht Titel – angemessen) ist ganz klar ein Buch, in dem sich alles um das weibliche Geschlecht dreht. Männer kommen, ausser in den Erzählungen der Frauen und in der Gestalt des Chauffeurs, der das Gepäck von Herberge zu Herberge kutschiert, fast keine vor. Che’s kleines Techtelmechtel im ersten Pub und mittendrin in einer Herberge zähle ich nun mal nicht. Dann zum Schluss… aber nein, das verrate ich nicht.

Che rebelliert erst gegen die Schnapsidee ihrer verstorbenen Hippie - Mutter, fügt sich dann und entdeckt, dass diese Reise nicht nur ihre Lebenssituation überdenken lässt. Die Pilgerreise zelebriert auch den Abschied von ihrer Mutter.

Ich war überrascht, wie tiefgründig teilweise die Gespräche sind und wie gut mich die Canterbury Schwestern unterhalten haben.


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Veröffentlicht am 26.11.2022

Hat das gewisse Etwas!

Denk an mich, wenn du stirbst
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Sebastian ist vier Jahre alt, als er im Vorweihnachtstrubel beim Einkaufen mit seiner Mutter Marin entführt wird.

Ein Jahr später, von dem kleinen Jungen fehlt nach wie vor jede Spur, ist das Leben von ...

Sebastian ist vier Jahre alt, als er im Vorweihnachtstrubel beim Einkaufen mit seiner Mutter Marin entführt wird.

Ein Jahr später, von dem kleinen Jungen fehlt nach wie vor jede Spur, ist das Leben von Marin nicht mehr, wie es war. Nicht nur, dass ihr einziges Kind geraubt wurde, ihr Ehemann Derek hat eine Geliebte. Kenzie ist 24 Jahre alt, kommt finanziell knapp über die Runden und scheint geblendet von dem vermögenden Derek zu sein.

Marin ist nicht gewillt nach Sebastian auch noch Derek zu verlieren und will Kenzie ein für alle Mal aus dem gemeinsamen Leben schaffen.



Ein Kind verschwindet spurlos!

Etwas, was wohl niemanden kaltlässt.

Ich habe mich eingestellt auf einen Thriller mit Ermittlungen, Recherchen und der Suche nach dem kleinen Jungen.

Und habe etwas ganz anderes bekommen!

Zu Beginn wird die Entführung von Sebastian geschildert, das Entsetzen von seinen Eltern Marin und Derek. Dann dreht die Geschichte ab und im Fokus steht die Beziehung nach diesem Verlust, sowie die Gefühle der beiden.

Fast klischeehaft hat Marin den Drang über das Erlebte zu sprechen, schliesst sich einer Selbsthilfegruppe an und findet Trost in Gesprächen mit ihrem besten Freund Sal. Derek hingegen sucht Bestätigung, die er zu Hause wegen der Trauer seiner Frau nicht mehr bekommt, bei einer jüngeren Frau. Da musste ich umswitchen und meine Erwartungen ändern, dafür konnte ich mich dann ganz auf den Plot einlassen.

Sehr gut gefallen hat mir, wie fein und leise, doch trotzdem eindrücklich, Jennifer Hillier den Weg, den Marin und Derek nehmen, gezeichnet hat. Ich fand die Figuren sehr überzeugend und habe vor allem die Seite von Marin zu hundert Prozent nachvollziehen können. Auch wenn ich nicht den Mut hätte bis zum Äussersten zu gehen, wie sie es tut. Es kommt, wie es kommen muss.... die beiden Frauen, Ehefrau und Liebhaberin, treffen aufeinander und jede verfällt automatisch in Selbstkritik angesichts der Nebenbuhlerin. Auch das klischeehaft, jedoch authentisch, da genau eine solche Reaktion oft an der Tagesordnung ist im realen Leben. Frau vergleicht, zieht Parallelen und verfällt in selbstkritisches Verhalten.

Die Geschichte bekommt durch zwei Nebenhandlungen, einmal die Motive für Kenzies Liebe zu Derek und die Massnahmen, die Marin ergreift, um ihren treulosen Gatten zurückzugewinnen, Thriller - Charakter. Auch wenn die Autorin weder mit viel Blut noch mit Aggression die Figuren agieren lässt.

Die Geschichte ist nicht mal besonders spannend, hat aber das gewisse Etwas. Man fühlt als Leser mit Marin mit und eine clever eingesetzte und mehr als überraschende Wendung, hat mich bis zum Schluss bei der Stange gehalten.

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Veröffentlicht am 23.11.2022

3. Teil

Amissa. Die Überlebenden
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Maja Krebsfänger, Kommissarin aus Oldenburg, versucht in einer Anglerhütte am Bullensee in Niedersachsen zwei Frauen zu verstecken. Anika Müller und Nelia Paumacher sind vor Menschenhändlern geflüchtet ...

Maja Krebsfänger, Kommissarin aus Oldenburg, versucht in einer Anglerhütte am Bullensee in Niedersachsen zwei Frauen zu verstecken. Anika Müller und Nelia Paumacher sind vor Menschenhändlern geflüchtet und monatelang in einem unterirdischen Labyrinth gefangen gehalten worden.

Majas Bremer Kollege Oliver Thorn versucht immer noch, die Menschenhändler dingfest zu machen. Derweil trauert Rica Kantzius um ihren Mann Jan und ist sich sicher, dass es in der Organisation Amissa nicht mit rechten Dingen zugeht.

Hans Züngli, der Gründer von Amissa hat die Organisation nach dem Verschwinden von Sohn Beat gegründet.




Dieses Buch ist der dritte Teil aus der «Amissa» Reihe und unter dem Pseudonym von Andreas Winkelmann erschienen. Unter dem Namen Frank Kodiak hat er die Organisation, die weltweit nach vermissten Menschen sucht, in den Mittelpunkt einer spannenden Geschichte gestellt. Ich habe Teil 1 und 2 gelesen und so waren mir die Figuren und ihre Umstände bekannt.

Erklärend wird immer wieder wiederholt, was zuvor geschehen ist und damit hatte ich durch die rasante Handlung keinerlei Verständigungsprobleme. Da es ja auch schon eine Weile her ist, als ich die Vorgänger gelesen habe. Als Empfehlung möchte ich anmerken, dass es wichtig ist die vorderen Bände gelesen zu haben.

In verschiedenen Erzählsträngen ist der Leser hautnah dabe, unter anderemi in dem rumänischen Kinderheim « Bicazu Ardelean». Dieser Strang hat mir buchstäblich das Blut in den Adern gefrieren lassen, so bedrückend empfand ich die Geschehnisse. Doch auch die Szenen, die sich in der Anglerhütte abspielen, haben mich atemlos weiterlesen lassen. Derweil Rica mit trickreichem Voodoo Zauber versucht aufzuklären, was in Teil eins und zwei geschehen ist.

Rumänien, Jamaika, der Schweiz und Berlin…als Leser wechselt man von Strang zu Strang auch an verschiedene Orte. Auch das macht den Thriller abwechslungsreich und fesselnd. Einmal ist man oberhalb von Saas Fee, in den Schweizer Bergen, in einem Schneesturm. Dann wieder in der bedrückenden Atmosphäre in dem Kinderheim in Rumänien.

Andreas Winkelmann oder Frank Kodiak weiss, wie er seine Leser fesselt. Sehr gut geschrieben, denn oft hat sich «Kopfkino» bei mir entwickelt.

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Recherchen?

Wintersterben
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Valeria Ravelli von Interpol in Zürich bekommt von ihrem Chef Konrad Tanner von der Einheit 11 den Auftrag einen Leichenfund zu untersuchen.

In den Walliser Alpen, im abgelegenen Dorf Steinberg, wurde ...

Valeria Ravelli von Interpol in Zürich bekommt von ihrem Chef Konrad Tanner von der Einheit 11 den Auftrag einen Leichenfund zu untersuchen.

In den Walliser Alpen, im abgelegenen Dorf Steinberg, wurde in einer Höhle oberhalb des Dorfes ein toter Mann gefunden. Die folgenden Untersuchungen ergeben, dass der Tote schon fast ein Jahr dort liegt.




Nach « Waldeskälte « ist «Wintersterben» der zweite Fall mit Valeria Ravelli und handelt im tiefsten Winkel der Walliser Berge. Die Stimmung in dem kleinen Dorf ist sehr atmosphärisch und es gruselt einen schon mal in dem behäbigen und undurchschaubaren Dorfklima. Jeder scheint etwas zu wissen und niemand traut der Polizistin aus Zürich so richtig über den Weg.

Mit diesem Buch hat der Autor einen weiteren Thriller hingelegt, der in der Schweizer Bergwelt handelt. Gewagt, da Martin Krüger in Deutschland lebt. Leider verirrt er sich in einigen Details. So heisst zum Beispiel die «Christliche Zuflucht» in der Schweiz «Heilsarmee» und ein «Stadtviertel» nennt man «Quartier». Braunbären gibt es in der Schweiz, vor allem im Kanton Graubünden. Im Wallis wurde 2019 ein Bär gesichtet, von mehreren Braunbären im Wallis zu sprechen, wie der Autor suggeriert, ist jedoch verwegen. Hier habe ich sorgfältige Recherchen vermisst.

Gelungen finde ich, dass Martin Krüger fiktive Dörfer in seinen Bücher auferstehen lässt und ein Händchen für stimmungsvolle Beschreibungen hat. Dabei hat er es auch nicht nötig, mit besonders grausigen oder blutigen Details, Stimmung zu machen. Die gespenstische und gruselige Atmosphäre gelingt ihm auch so.

Die Handlung empfand ich, in der Mitte des Buches, als leicht monoton. Mir fehlten Passagen mit brenzligen und spannenden Szenen. Spannung taucht erst die letzten 30 Seiten auf, als Valeria in die Fänge der Steinberger Bösen gerät. Gegen Mitte war mir jedoch leider schon klar, wie die Geschichte zusammenhängt, Ueberraschungen gab es da leider keine mehr.

Gelungen sind die kursiv geschrieben Gedanken Valerias. So sieht man als Leser, was sie denkt und fühlt. Sie tauscht sich auch regelmässig mit ihrem Partner aus, der an einer anderen Front ermittelt. Mit diesem Nebenstrang wird immer wieder Valerias Perspektive unterbrochen, was einerseits eine gute Ergänzung war und andererseits Abwechslung brachte.

Insgesamt hat mir dieses zweite Buch weniger gefallen als sein Vorgänger.

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