Profilbild von Internetmaus

Internetmaus

Lesejury Profi
offline

Internetmaus ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Internetmaus über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.08.2021

Liebe oder Schicksal?

Die Sternenbucht
0

Das Sensationsdebüt aus England, so wird das Buch beworben. Dieser Meinung kann ich mich nicht anschließen.


Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Ich habe das Empfinden, Lorna Cook kann sich nicht so ...

Das Sensationsdebüt aus England, so wird das Buch beworben. Dieser Meinung kann ich mich nicht anschließen.


Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Ich habe das Empfinden, Lorna Cook kann sich nicht so recht zwischen beiden Zeitsträngen entscheiden. Gleichzeitig sind es auch zwei Liebesgeschichten.
Die Handlung ist an der Südküste Englands angesiedelt. Dort wurden 1943 einzelne Orte mit ihren Bewohnern und Häusern zwangsenteignet. Das Küstenland wurde zu Truppenübungszwecken benötigt.

Der Prolog beginnt im Dezember 1943, mit dem Tag, als die Bewohner ihr Dorf verlassen müssen. Lady Veronica weiß genau, dass sie niemals an diesen Ort zurück kehrt. Tags zuvor hatte sie den Tod vor Augen. Zu viel Grauen erlebte sie im Herrenhaus ihres skrupellosen Ehemannes.

75 Jahre war Tyneham Militärgebiet nun soll es symbolisch zu einer Rückgabe kommen und Museum werden. Die junge Melissa verbringt in der Nähe mit ihrem Freund einen Sommerurlaub. Aber er ist ständig unterwegs. Keine Spur von gemeinsamen Unternehmungen. Sie macht sich auf dem Weg, um der offiziellen Übergabe des Ortes an die Öffentlichkeit mitzuerleben. Hier lernt sie den attraktiven Historiker Guy kennen. Seine Großmutter stand im Dienste von Lady Veronica. Gemeinsam erkunden sie die Geschichte des Ortes und seiner Bewohner.

Von den damaligen Ortsansässigen wurden zu Erinnerung Fotos in Auftrag gegeben, die jetzt in einer Ausstellung zu sehen sind. Solch ein Foto zieht Melissa magisch an. Eine hübsche junge Frau, die Hand von ihrem Gatten fest gedrückt, starrt angsterfüllt und voller Qual in die Linse des Fotografen.

Dieses Bild geht ihr nicht aus dem Kopf. Sie möchte mehr erfahren.
Aufgrund gemeinsamer Recherchen kommt es zu einer Liebesbeziehung mit Guy. Diese ist durch Unaufrichtigkeiten, ein ewiges hin und her. Sie nimmt den überwiegenden Teil des Buches ein. Das habe ich auf Grund des wunderbaren Covers und des Klappentextes nicht erwartet.
Im Herrenhaus wohnt Sir Albert Standish, mit seiner Ehefrau Veronica. Sie gab für ihn ihre große Liebe zu seinem Bruder Alfred auf. Doch bald zeigt Bertie sein wahres Gesicht.
Unmittelbar vor der Räumung des Dorfes kommt Freddie nach Tyneham und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Schade finde ich, dass in der Handlung auf die Requirierung der Küstenorte so wenig eingegangen wird. Erst am Ende, in den Anmerkungen der Autorin, wird es etwas erörtert.

Lorna Cook hat einen leicht zu lesenden, bildlichen Schreibstil. Man kann ihr gut folgen.
Mein Fokus lag auf der damaligen Geschichte der Zwangsenteignungen, gespickt mit einer Liebesgeschichte. Dieser erfüllte sich nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2021

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Was uns durch die Zeiten trägt
0

Dieser Roman spielt hauptsächlich in Lindenau, einem fiktiven Ort in Niederschlesien. Er umfasst die Zeitspanne von September 1943 bis Mai 1946.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und lässt ...

Dieser Roman spielt hauptsächlich in Lindenau, einem fiktiven Ort in Niederschlesien. Er umfasst die Zeitspanne von September 1943 bis Mai 1946.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und lässt sich gut lesen. Das Cover passt auch wunderbar zur Handlung und gefällt mir.

Der Krieg ist weit von diesem deutschen Ostgebiet entfernt. Die Sorge der dort lebenden Menschen, gilt der Bewirtschaftung ihrer Gehöfte.

Die 15-Jährige Luise Reich ist ein sensibles Mädchen, welches sehr viel leisten muss. Sie geht zur Schule. Anschließend muss sie auf Feld und Hof mit anpacken. Dann sind da noch die jüngere Schwester, Helene und ihr kleiner Bruder Wolfgang, für die sie Verantwortung mit trägt.
Ihr Vater hat eine Behinderung an der Hand dadurch wurde es noch nicht zum Kriegsdienst eingezogen. Alle wehrfähigen männlichen Dorfbewohner sind Soldaten und kämpfen an den Fronten. Als Hilfe wird ein polnischer Kriegsgefangener der Familie Reich zugeteilt. Die landwirtschaftlichen Arbeiten gefallen ihm und er lernt sehr schnell die nötigen Abläufe auf dem Gut kennen. Mit Luise ihrer Unterstützung kann es sein Deutsch verbessern. So nach und nach kommen sich die beiden näher. Aber es darf nicht sein. Sie sind Feinde, die Deutsche und der Pole.

Diese Liebelei und die Arbeiten auf dem Bauernhof nehmen einen sehr großen Teil der Handlung ein. Sehr tief lässt uns die Autorin an den Emotionen und Gefühlen des jungen Mädchens teilhaben.
Doch irgendwann nimmt auch die Bedrohung im Ort zu. Man weiß nicht mehr wem man trauen kann und wem nicht. Die Bewohner sind entweder Nazis oder werden von diesen tyrannisiert.

Langsam kommt das Thema im Buch zu Tage, weswegen ich es lesen wollte.
Die Menschen fliehen teilweise aus ihrer Heimat. Viele, wie auch die Familie Reich, wollen bleiben. Als die letzten männliche Bewohner mobilisiert werden muss auch Vater Reich zum Volkssturm. Der Krieg ist verloren, trotz aller Naziparolen. Deutschland besiegt.
Luise wird von ihren Emotionen gesteuert. Man kann es auch jugendlichen Leichtsinn nennen. Sie ist jung und naiv. Ihre Sorgen sind andere als die der Erwachsenen. Mit Marian möchte sie ihre Zukunft gestalten. Ihr Vater weiß es zu verhindern. Das ist es eventuell auch, dass ich mich mit ihr nicht richtig auseinander setzten kann.

Als die Russen einmarschieren und das Dorf plündern, die Nazibonzen erschießen nach und nach das Dorf den Polen übergeben, glaubt Familie Reich noch immer, das es in ihrem Dorf für sie eine Zukunft gibt und bestellt weiter ihre Felder und Gärten. Leider müssen auch sie einsehen, das ihr Bemühen umsonst war und es für sie keine Zukunft mehr in Lindenau gibt.
Sie müssen umsiedeln und schließen sich den Flüchtlingstrecks an.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2021

Grandios, emotional und mit viel Wissen geschrieben

Das Kaffeehaus - Falscher Glanz
0

Die junge Komtesse Sophie von Werdenfels muss sich schweren Herzens ihrem Schicksal fügen. Sie ist nicht volljährig und es bestimmen andere Menschen über ihr weiteres Leben. Allen voran ihr verhasster ...

Die junge Komtesse Sophie von Werdenfels muss sich schweren Herzens ihrem Schicksal fügen. Sie ist nicht volljährig und es bestimmen andere Menschen über ihr weiteres Leben. Allen voran ihr verhasster Stiefvater, Arthur, Freiherr von Freiberg. Durch ihr Wissen um die Liaison des Kronprinzen, mit ihrer besten Freundin, Mary von Vetsera, wird sie gezwungen am österreichischen Kaiserhof, als Hofdame Sisis, ihren Dienst anzutreten. Man will damit verhindern, dass die Öffentlichkeit die Wahrheit über den doppelten Suizid im Jagdschloss Mayerling erfährt.

Nachdem mich schon der erste Teil der Kaffeehaus Trilogie, sehr begeistert hat, war ich sehr gespannt auf die Fortsetzung.

Wie der Vorgängerband ist das Taschenbuch hochwertig als Klappenbroschur gestaltet. Durch den ähnlichen Bildaufbau des Covers und den gleichen Strohhut der jungen Frau, hat es einen hohen Wiedererkennungswert. Ich finde es schade, das auf der Rückseite schon recht genau auf den Buchinhalt eingegangen wird. Im Innenteil ist das uns bekannte Rezept der Mokkaprinzentorte verwendet worden. Mir wären eine Kaffeespezialität lieb gewesen. Diesem Buch hat Maria Lacrosse wieder eine umfangreiche Liste der handelnden fiktiven und historischen Personen vorangestellt. Die beigefügten Karten mit dem Reich der Habsburger sowie Stadtplänen von Wien, sind ebenso hilfreich für uns Leser.

Auch in Band zwei, mit dem sehr treffenden Titel, „Falscher Glanz“, tragen wieder die beiden, uns schon bekannten, Hauptprotagonisten durch die Handlung. Zahlreiche Kapitel werden aus Sichtweise der Komtess Sophie von Werdenfels und von ihrer großen aber unerreichbaren Liebe, Richard von Löwenstein, erzählt.

Die Kaiserin weiß, dass Sophie einen Abschiedsbrief von ihrer Freundin bekam und Informationen um die Affäre hat. Kurzerhand wird sie zur Hofdame Sisis ernannt. Als solche muss sie einen Eid leisten, nichts über die kaiserliche Familie und das höfische Leben nach außen zu tragen.

In der kurzen Zeit von kaum 4 Wochen hat sich Sophies Leben radikal verändert. Ihr gefährliches Wissen um die Tragödie ihrer besten Freundin, Mary, mit dem Thronfolger Rudolf, muss unter allen Umständen der Öffentlichkeit im Kaiserreich verborgen bleiben. Für ihren Dienstbeginn, der üblicherweise bei Nichtverheiratung, lebenslang gesichert ist, erhält Sophie eine reichhaltige und umfangreiche Garderobe mit vielen Accessoires. Dafür scheut ihr sonst sehr knauseriger Stiefvater keinen Aufwand. Er verspricht sich davon Vorteile.

Schon in „Bewegte Jahre“ gefiel mir der sehr bildhafte Schreibstil von Marie Lacrosse. Dadurch, dass sich dieser Band direkt anschließt, war ich sofort mitten im Geschehen. Der Geschichtsverlauf konzentriert sich nun auf das Leben des Habsburger Kaiserpaars allen voran, der depressiven Kaiserin Elisabeth, genannt Sisi.

Die Handlung verlagert sich hauptsächlich an den österreichischen Kaiserhof. Sophie bekommt eine spartanisch und sehr schäbig eingerichtete Kammer zugewiesen. Weitab von der höfischen Pracht leben dort die weiblichen Bediensteten im Fräuleingang. Von den anderen Hofdamen, die aus alten österreichischen und ungarischen Adelsfamilien kommen, wird sie gemieden. Sie fühlt sich sehr einsam.

Sisi ist nach dem Tod ihres einzigen Sohnes und Thronfolgers untröstlich. Ruhelos geht sie stundenlang spazieren und ist viel auf Reisen. So ist Sophie oft an der Seite der exzentrischen Kaiserin. Die älteren Hofdamen sind mit dem Bewegungsdrang Sisis überfordert.

Marie Lacrosse erzählt auf großartige Art und Weise wie das Leben am Kaiserhof, der kaiserlichen Familie und deren Personal, organisiert ist. Die verschiedenen Hierarchien sind streng festgelegt und ein Aufstieg in höhere Dienste ist abhängig, welchem Adelsgeschlecht man entstammt. Sehr genau hat sie sich mit den Gepflogenheiten bei Hofe auseinander gesetzt. Sonst wäre diese opulente Werk nicht möglich gewesen. Das Café Prinzess, von Sophies Patenonkel, Stephan Danzer, tritt in diesem Band in den Hintergrund.

Falscher Glanz widmet sich drei Jahren Habsburger Geschichte. Es macht betroffen, wie im Kaiserreich die kleinen Leute ausbeutet werden. Das Volk ist am darben und verarmt immer mehr.
Die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer. So ist es nicht verwunderlich, dass die Wiener Bevölkerung dagegen aufbegehrt. Einen sehr schweren Stand haben dabei die Tramway-Kutscher. Sie sind ständigen Schikanen ausgesetzt damit die Aktionäre ihren Reichtum stets mehren können.

Aber auch beim Militär geht nicht immer alles mit rechten Dingen zu. Absoluter Gehorsam hat oberste Priorität, egal was gefordert wird. Wie weit das führt war in „Bewegte Jahre“ beim Brand des Wiener Ringtheater zu lesen. Da die Soldaten teilweise reinen Schikanen ausgesetzt sind kommt es immer wieder zu anonymen Beschwerden. Richard von Löwenstein muss diese untersuchen.

Ungeschönt und durch sehr akribische Recherche lässt uns Marie Lacrosse diese Zeit erleben.
Man kann sich mit den Personen, allen voran Sophie, die teilweise ihr Herz auf der Zunge trägt, identifizieren. Aber beherzt, mutig und willensstark geht sie ihren Weg. Ihrem Stiefvater und einem reichen ungarischen Großgrundbesitzer bietet sie die Stirn. Bis zum Ende des Buches wurde eine Spannung gehalten, die einige Male kaum zu ertragen war.

Ein Nachwort, in dem die Autorin Einblicke in ihre vielfältige Recherchearbeit gibt und Wahrheit und Fiktion erläutert, rundet den zweiten Band der Kaffeehaus-Trilogie ab.

Ich finde „Falscher Glanz“, in seiner sehr großen Vielfalt, grandios. Mehrfach wird dem Leser klar, warum das Buch diesen Titel trägt. Uneingeschränkt empfehle ich es weiter und vergebe 5 wohlverdiente Punkte für diese beeindruckende Fortsetzung.
Erwartungsvoll fiebere ich dem Abschlussband entgegen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2021

Ein Blick hinter die Kulissen der Kaiserzeit

Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre
0

Marita Spang, eine promovierte Psychologin, ist als Autorin eine Seiteneinsteigerin. Mit ihrem ersten Buch Hexenliebe, dem noch drei weitere historische Romane folgten, gewann sie 2015 auf Anhieb den Goldenen ...

Marita Spang, eine promovierte Psychologin, ist als Autorin eine Seiteneinsteigerin. Mit ihrem ersten Buch Hexenliebe, dem noch drei weitere historische Romane folgten, gewann sie 2015 auf Anhieb den Goldenen HOMER, einen Literaturpreis, der die Vielfalt der historischen Unterhaltungsliteratur fördern möchte.
Unter dem Pseudonym Marie Lacrosse veröffentlichte der Goldmann Verlag ihre erste Trilogie: „Das Weingut“. Das war ihr Durchbruch mit dem sie es auf die Spiegel Bestsellerlisten schaffte.

Ende September erschien das erste von drei Büchern ihrer Kaffeehaus Saga. Es spielt hauptsächlich in Wien zur Zeit der K und K Monarchie und konzentriert sich auf die tragische Lebensgeschichte des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Rudolf, dessen Mutter ist Kaiserin Elisabeth, genannt Sisi. Sein Freitod ging als die Mayerling - Affäre in die Geschichte der Habsburger ein.
Das sehr edle Cover des Buches, als Klappenbroschur gestaltet, ist in zarten Farben gehalten. Es zeigt eine anmutige junge Frau vor einen Café in Wien. Die Innenseite wurde mit Rezept und Bild der Mokkaprinzentorte kreiert, die in diesem Buch eine Rolle spielt.Was ich nicht so ideal finde, ist die weiße Schrift auf den Innenklappen.

Durch die bildhafte Erzählweise fühlte ich mich mitten in der Geschichte. Sehr hilfreich waren dabei der Stadtplan von Wien und die Landkarten der damaligen Zeit.
Dem Roman vorangestellt sind ein umfangreiches Register über die historischen Persönlichkeiten und die handlungstragenden fiktiven Figuren.

Stephan Danzer, der bürgerliche Onkel der jungen Sophie von Werdenfels. führt das mondänes Kaffeehaus mit dem Café Prinzess. Statt der tristen Atmosphäre, die seit dem Tod ihres geliebten Vaters in ihr Elternhaus einzog, liebt sie das Ambiente dort sehr. Mit der Wiederheirat ihrer Mutter ging das gesamte Vermögen und die Vormundschaft auf den ungeliebten und despotischen Stiefvater über. Sooft es möglich ist, flüchtet sie ins Café. Dort begegnet sie Richard von Löwenstein, einen Freund des Kronprinzen Rudolf. Diese beiden jungen Adligen wurden zusammen mit ihren Familien von Marie Lacrosse als verbindende Protagonisten erschaffen. Sie führen durch diesen sehr umfangreichen Roman und lassen uns eintauchen in die Welt der Monarchie, der dort herrschenden Traditionen, die Etikette, die auf jeden Fall einzuhalten sind. Egal,was passiert. Das Wichtigste ist immer die Contenance zu wahren.

Sophie, Piefi genannt, ist eng befreundest mit der Baronesse Marie Alexandrine von Vetsera, genannt Mary. Diese beiden Fräulein teilen ihre Geheimnisse und Schwärmereien einander mit.
Mary schwärmt schon immer für den Thronfolger und sammelt Bilder, die von ihm in Wiener Salonblättern erscheinen. Leider bleibt es nicht dabei. Sie versucht ständig ihm aufzufallen. Es gelingt ihr und sie treffen zusammen. Sophie und Richard erfahren, durch ihre Freundschaften zu Mary und Rudolf aus erster Hand, was sich zusammen braut. Leider ist die Baronin Helene von Vetsera viel zu nachgiebig zu ihrer Tochter und bemerkt nicht, auf welchen Abwegen sich die gerade 17-jährige Mary schon befindet. Ihre Ansicht ist, dass es solche Geschichten nur im Theater gibt und nicht im wirklichen Leben. Welch ein Irrtum.

Es wurde gelogen, betrogen, bestochen, vertuscht und immer wieder falsches Zeugnis abgegeben. All das nur, um den Schein nach außen zu wahren.
Kaiser Franz Joseph führte ein strenges erzkonservatives Regime. Veränderungen, die sein liberal denkender Sohn, Kronprinz Rudolf, gern durchgesetzt hätte, um die Regentschaft moderner zu gestalten, ließ er nicht zu. So konnte er nicht, in der Rolle des Thronfolgers agieren. Aus den Regierungsgeschäften wurde er heraus gehalten. Er fühlte sich unglücklich und suchte sein Glück bei anderen Frauen, was gesundheitliche Folgen hatte.

Marie Lacrosse hat hier eine spannende Geschichte erzählt, die historisch belegt ist und als Mayerling - Affäre noch immer nicht vergessen ist. Sehr akribisch hat sie recherchiert, die Schauplätze in Wien und Umgebung besucht und viel Quellenmaterial studiert. Bis zum Ende des Buches habe ich mit gefiebert. Die Spannung war so stark, dass ich es nur ungern aus der Hand legte.
Viel habe ich von den Gepflogenheiten am Kaiserhof auf der einen Seite und vom Überlebenskampf der einfachen Menschen, die auf jeden Kreuzer angewiesen auf der anderen Seite, erfahren.
Ich finde das Buch, mit dem Marie Lacrosse ihre zweite Trilogie begann, einfach brilliant und kann es uneingeschränkt weiter empfehlen. Es erhält von mir 5 Sterne, mehr gibt es leider nicht.
Nun bin ich gespannt auf den zweiten Teil der Saga. Wie mag es mit Sophie weiter gehen, die zu viel weiß?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2021

Doras steiniger Weg

Die Heimkehr der Störche (Die Gutsherrin-Saga 2)
0

1952, sieben Jahre sind vergangen seit der Vertreibung der Familie Twardy von ihrem Gut in Ostpreußen. Sie wurden auf einem Bauernhof in der Lüneburger Heide einquartiert. Weder die verwitwete Bäuerin, ...

1952, sieben Jahre sind vergangen seit der Vertreibung der Familie Twardy von ihrem Gut in Ostpreußen. Sie wurden auf einem Bauernhof in der Lüneburger Heide einquartiert. Weder die verwitwete Bäuerin, noch Dora, können sich damit abfinden.

Wie bereits im ersten Band wird die Handlung aus der Perspektive von Dora erzählt. Der Schreibstil ist sehr plastisch und wunderbar lesbar. Obwohl ein wenig Zeit verging, war ich gleich wieder von der Handlung angetan.

Dora ist eine starke junge Frau, die schon früh Verantwortung übernehmen musste. Sie wollte ihren Hof in Ostpreußen erhalten aber der verlorene Krieg nahm ihr die Heimat.
Nach der schrecklichen Fahrt im Güterwaggon und der entwürdigen Behandlung im Flüchtlingslager bei Berlin wurde ihre Familie in der Lüneburger Heide einquartiert. Dort gibt es ständig Streit mit der Bäuerin. Die Vertriebenen werden wie Fremde behandelt. Aber Dora hat ein neues Ziel, sie will Tierärztin werden. Da sie eine Frau von bald 30 Jahren ist, kein einfaches Unterfangen. Doch sie geht es an und erhält in Ostberlin, dank ihrer Beharrlichkeit und ihrer Kenntnisse aus der Pferdezucht, einen Studienplatz.
In Westdeutschland sollten die Frauen ihren Mann und die gemeinsamen Kinder bedienen. Als Studenten sind sie nicht gern gesehen.
Gemeinsam mit Clara, der Tochter ihrer großen Liebe Curt von Torau zieht sie nach Ostberlin. Claras Mutter starb bei einem Bombenangriff und Dora versprach ihr, sich um das Kind zu kümmern. Curt ist verschollen.

Das Leben in der DDR ist so ganz anders. Es gibt die Staatssicherheit, die viele Spitzel hat. Das muss auch Dora erfahren. Vorsicht ist angesagt.
Dora beginnt ihr Studium und ihre Suche nach Curt.
Das Buch ist sehr gut zu lesen. Dora lässt sich nicht unterkriegen. Als sie Curt in einem Gefängnis der Stasi ausfindig macht, kämpft sie für seine Freilassung. Aber vergeblich.

Sehr anschaulich begleiten wir Dora auf ihrem steinigen Weg. Im Juni 1953, beim Aufstand der Arbeiter gegen die Normerhöhung, für die Wiedervereinigung und für die Freilassung politischer Gefangener gerät sie zwischen die Fronten. Es bleibt ihr nichts anderes übrig als wieder zu fliehen. In der DDR will sie nicht bleiben.Einige Zeit lebt sie im Westteil von Berlin. Als sie erfährt, dass ihre Eltern jetzt in München leben, ist dies auch ihr Ziel.

Wunderbar anschaulich erzählt Theresia Graw Dora`s Erlebnisse. Es ist bis zum Schluss eine Spannung enthalten, der ich mich nicht entziehen konnte. So ganz nebenbei erfahren wir viel geschichtliches aus beiden deutschen Staaten.
Eindrucksvoll hat die Autorin das Schicksal der Vertriebenen aus Ostpreußen geschildert. Es hat mich stark berührt. Sehr gern empfehle ich dieses fabelhafte Buch weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere