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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2017

Medizinhistorisch sehr interessant

Die dunklen Mauern von Willard State
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Dies ist mein erstes Buch von Ellen Marie Wiseman, allerdings wird es sicher nicht das letzte sein. Gerade ist ein neuer Roman von ihr erschienen, den ich mir bereits zugelegt habe.
"Die dunklen Mauern..." ...

Dies ist mein erstes Buch von Ellen Marie Wiseman, allerdings wird es sicher nicht das letzte sein. Gerade ist ein neuer Roman von ihr erschienen, den ich mir bereits zugelegt habe.
"Die dunklen Mauern..." beschäftigen sich mit einem sehr wichtigen und oft verschwiegenen Kapitel der Medizingeschichte. Gerade in der Forschung mit psychiatrischen Patienten wurde früher sehr viel Missbrauch getrieben und sowohl die Diagnosestellung als auch "Therapie" teilweise leichtfertig und mit grauer Unwissenheit umgesetzt.
Die Autorin hat für dieses Buch offensichtlich sehr gut und viel recherchiert (was auch in einem hochinteressanten Interview mit ihr im Anhang des Buches beschrieben wird) und sehr starke Rückblenden geschaffen, die den Flair des dunklen Willard State absolut vor meinem Auge entstehen ließen. Die Geschichte von Clara hat mich stark berührt und war voller einiger unerwarteter Wendungen. Dadurch konnte ich das Buch zeitweise kaum aus der Hand legen!
Die Erzählung in der Gegenwart überzeugt ebenfalls teilweise durch Tiefgang, ist aber andererseits überraschend teeniehaft angelegt. Streiche und Beleidigungen im Schulalltag, Schwärmerei für einen Jungen...als Leser mit einem reiferen Blick auf das Buch mag diese Geschichte etwas oberflächlich erscheinen.
Ich finde, dass es sich aufgrund der Charaktere jedoch auch lohnt, diese Geschichte zu lesen und mochte sehr, wie sich am Ende alles zu einem Gesamtwerk zusammengefügt hat.
Das Ende hat mich tatsächlich noch einmal sehr ergriffen und sogar zu Tränen gerührt, daher bin ich insgesamt bei verdienten 4,5 Sternen!

Veröffentlicht am 13.03.2017

Tolle Sprache

Die Unvollkommenheit der Liebe
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Dieses Buch war mein erster Roman von Pulitzer-Preisträgerin Elizabeth Strout und ich muss sagen, dass mich ihre ERzählweise sehr begeistert hat. In Kritiken liest man öfter, in diesem Buch sei "kein Wort ...

Dieses Buch war mein erster Roman von Pulitzer-Preisträgerin Elizabeth Strout und ich muss sagen, dass mich ihre ERzählweise sehr begeistert hat. In Kritiken liest man öfter, in diesem Buch sei "kein Wort zu viel" - das stimmt tatsächlich! Es ist eigentlich ein sehr reduzierter Roman, in Episoden erzählt und eher Blitzlicht-artig, ohne aber dabei zu offen zu sein. Einiges wenige wird nur angedeutet, aber ansonsten werden die Begebenheiten wirklich authentisch erzählt und das hat mir gut gefallen.
Die Protagonistin ist schon irgendwie eine Sympathieträgerin, allerdings hat sie es auch nicht leicht gehabt. Als Leser fragt man sich immer, was man eigentlich weiß und was vielleicht noch dahinter steckt.
Sehr gefallen hat mir eine Schlüsselszene, in der sie mit einer Autorin spricht und diese ihr quasi eine Interpretation der Geschichte vorgibt, die ich als Leserin so selbst noch gar nicht geschlossen hatte...sehr spannend!
Insgesamt hätte ich mir bei dieser Geschichte tatsächlich ein paar Seiten mehr gewünscht, vor allem bei dem stolzen Preis von 18,00 Euro, dennoch lohnt es sich auf jeden Fall, das Buch zu lesen.

Für mich ein 4,5-Sterne-Roman und da mir die Erzählweise wirklich gut gefallen hat, runde ich auf :)

Veröffentlicht am 13.03.2017

Für Fans des "Rosie-Projekts"

Das Glücksbüro
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"Das Glücksbüro" hat den alltäglichsten Schauplatz von allen, nämlich ein durchschnittliches Amt mit vielen durchschnittlichen Mitarbeitern, die zu ihrem Geburtstag eine Brötchenplatte ausgeben.
Albert ...

"Das Glücksbüro" hat den alltäglichsten Schauplatz von allen, nämlich ein durchschnittliches Amt mit vielen durchschnittlichen Mitarbeitern, die zu ihrem Geburtstag eine Brötchenplatte ausgeben.
Albert (Glück, daher der Name) ist auf den ersten Blick einer der langweiligsten und pedantischsten Mitarbeiter in diesem Amt - aber hinter der Fassade versteckt sich nicht nur ein Hang zum Perfektionismus, sondern ein neurotischer und (gerade deshalb) unheimlich liebenswerter Charakter.
Die Bekanntschaft mit der Künstlerin Anna (und dem Formular E45) stellt seine Welt auf den Kopf und ich habe Albert sehr gerne in diesen Verwicklungen begleitet.
Schön fand ich dabei, dass das Buch gerade gegen Ende mehr Tiefgang hat als erwartet, aber dennoch sehr leicht zu lesen ist.
Der Charakter Albert mag dem Leser des "Rosie-Projekts" von Graeme Simsion vielleicht ein wenig entlehnt vorkommen. Ich denke, dass das Buch für Fans von Simsion durchaus etwas sein könnte, da es einen ähnlichen Charme hat, aber doch nochmal anders ist, für mich kommt es aber nicht ganz an die Faszination heran.

Ein sehr schöner und gut geschriebener Roman, der für mich aber durchaus ein paar Seiten mehr vertragen könnte und einen Tick zu schnell weggelesen war. Dennoch eine klare Leseempfehlung und 4 Sterne!

Veröffentlicht am 12.03.2017

Kleiner Ausschnitt einer anderen Welt

Betrunkene Bäume
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"Betrunkene Bäume" sind ein Phänomen des Klimawandels und kommen beispielsweise in Sibirien vor, wo der Wissenschaftler Erich eine Zeit seines Lebens verbracht hat, die er nie vergessen wird.
Die Zeit ...

"Betrunkene Bäume" sind ein Phänomen des Klimawandels und kommen beispielsweise in Sibirien vor, wo der Wissenschaftler Erich eine Zeit seines Lebens verbracht hat, die er nie vergessen wird.
Die Zeit dort war für ihn bereichernd, aber er hat auch eine Schuld auf sich geladen, die ihn bis ins hohe Alter verfolgt.
Ada Dorian nimmt uns mit auf eine Reise ins kalte Sibirien und obwohl wir natürlich als Leser dieses recht kurzen Buches nur einen kleinen Ausschnitt kennenlernen dürfen, eröffnet sich eine ganz andere Welt. Eine Welt, in der Menschen stark abhängig von der Natur sind, andererseits aber auch in völligem Einklang mit ihr Leben können. Das ist bewundernswert.
Gleichzeitig lernen wir in Deutschland Katharina kennen, die eine Flucht aus ihrem Leben wagt, denn auch sie hat das Gefühl, jemanden an Sibirien verloren zu haben. Hierbei gerät sie in schlechte Gesellschaft, zum Glück aber auch in die von Erich.

Die Geschichte wird in einer sehr schönen Sprache erzählt, die mich wirklich mitgenommen hat und ich konnte das Buch nur schwerlich aus der Hand legen. Es liest sich sehr gut in einem Weg und ist dabei nicht nur interessant, sondern auch ein bisschen lehrreich.
Für mich als Fan längerer Geschichten hätten es am Ende locker 100 Seiten mehr sein können - mehr Infos über die Figuren und noch ein Stück mehr von der Geschichte. Andererseits ist es auch eine Stärke der Erzählung, dass sie genau an dieser Stelle abbricht.
Von mir gibt es wohlverdiente 4 Sterne! Diese Debüt-Autorin werde ich sehr gerne im Auge behalten.

Veröffentlicht am 10.03.2017

Dickens im Grand Budapest Hotel

Hotel du Barry oder das Findelkind in der Suppenschüssel
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"Hotel du Barry" erzählt die Geschichte eines großen Hotels zu Beginn des 20. Jahrhunderts und nimmt den Leser mit in eine herrlich skurrile und spannende Handlung.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen ...

"Hotel du Barry" erzählt die Geschichte eines großen Hotels zu Beginn des 20. Jahrhunderts und nimmt den Leser mit in eine herrlich skurrile und spannende Handlung.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen nicht nur der/die Besitzer, sondern auch die zahlreichen Angestellten des Hotels.
Gerade zu Beginn haben mich die liebevoll gestalteten Figuren aus der Belegschaft des Hotels sehr begeistert. Auch der Besitzer Daniel du Barry ist mir direkt sehr sympathisch gewesen.
In der Folge entwickelte sich die Handlung nicht so, wie ich es mir als Leser gewünscht hätte, aber auch diese unliebsamen Entwicklungen waren gut für die Story. Leider ging dadurch die eine oder andere tolle Figur verloren.
Ich mochte den Stil des Romans sehr, der mir ein wenig durch Charles Dickens inspiriert schein und vor meinem inneren Auge den Flair des "Grand Budapest Hotel" (Film) aufsteigen lässt. Im Verlauf der Geschichte ist dieser Reiz für mich ein wenig verloren gegangen - daher vergebe ich 4 Sterne.

Eine sehr interessante & spannende Geschichte, die mich in eine andere Welt mitgenommen hat, aber für mich kein zweites Mal gelesen werden muss.