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Veröffentlicht am 09.12.2023

Szenen einer Ehe

Glückliche Ehe
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"Glückliche Ehe" von Rafael Yglesias hat mich berührt und hat mir einige literarisch anspruchsvolle Stunden geschenkt, die ich nicht missen möchte.
Ein Buch über eine fast 30 jährige Ehe mit ihren Höhen ...

"Glückliche Ehe" von Rafael Yglesias hat mich berührt und hat mir einige literarisch anspruchsvolle Stunden geschenkt, die ich nicht missen möchte.
Ein Buch über eine fast 30 jährige Ehe mit ihren Höhen und Tiefen und einem unausweichlichem Ende, hervorgerufen durch die Krebserkrankung von Margret.

Der Autor schildert sowohl das Kennenlernen der beiden jungen Leute Enrique Sabas und Margret Cohen,während der siebziger Jahre in Manhattan, als auch ihr schmerzliches Abschiednehmen nach fast 30 jähriger Ehe. Enrique, ein junger erfolgsversprechender Schriftsteller,der keinen Schulabschluss hat, lernt die etwas ältere Margret durch einen Freund kennen und merkt gleich, dass sie die Liebe seines Lebens ist.Trotz unterschiedlicher Herkunftsfamilien, auch seine Eltern sind Schriftsteller, Margret dagegen entstammt einer konservativen bürgerlichen Familie,spüren sie ihre gegenseitige Anziehungskraft.
Sie lernen sich kennen und lieben, heiraten , bekommen 2 Kinder, die ihre Ehe auf eine harte Probe stellen und Versuchungen erliegen lassen, erleben unterschiedliche berufliche Karrieren, bis Margret mit Anfang 50 an Blasenkrebs erkrankt.In dieser Zeit zeigt sich die tiefe Verbundenheit, die ihre Ehe trotz aller Widrigkeiten aufbauen konnte und lässt den Leser teilhaben an einem schmerzhaften Abschiednehmen, das durch beiderseitige Liebe geprägt ist.

Rapfael Iglesias brach selbst die Schule ab und musste sich früh von seiner Frau trennen.Dies ist sein erster Roman seit 13 Jahren und so mutet er schon etwas autobiographisch an.Seine Art diese Geschichte zu erzählen hat mit gefallen. Es ist kein oberflächliches Buch, das mit übertriebenem Pathos zu Tränen rührt, sondern eine in anspruchsvoller Sprache gehaltene Schilderung einer Ehe, wie sie vielleicht viele erleben, allerdings ohne dieses schicksalhafte Ende.Mir haben die beiden Hauptpersonen gut gefallen, vor allem deshalb , weil sie so "normal " waren.Keine Helden, keine erfolgreichen Yuppies, sondern Menschen mit Ecken und Kanten, die schwierige Situationen in ihrer Ehe durchleben musste, aber doch immer wieder zusammen gefunden haben. Das Ende Margrets wurde auch nicht übertrieben melodramatisch beschrieben, sondern als ein Abschied in gegenseitigen Einvernehmen, was wohl nicht immer selbstverständlich ist.Viele Gedanken und Emotionen werden durch dieses Buch in Gang gesetzt. Für mich immer ein Beweis für ein gutes Buch.

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Veröffentlicht am 09.12.2023

superspannend, aber am Ende sehr brutal

Schnitt
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Selten habe ich einen so spannenden Psychothriller gelesen, wie das Debüt von Marc Raabe "Schnitt".Ging ich zu Anfang noch davon aus, dass man Spannung auch ohne viel Brutalität erzeugen kann, so musste ...


Selten habe ich einen so spannenden Psychothriller gelesen, wie das Debüt von Marc Raabe "Schnitt".Ging ich zu Anfang noch davon aus, dass man Spannung auch ohne viel Brutalität erzeugen kann, so musste ich dann doch leider am Ende des Buches feststellen, dass auch Herr Raabe sich solcher Mittel bedient, was ich sehr schade fand.Deshalb auch nur 4 1/2 Sterne.Warum ich trotzdem so begeistert war? Weil ich finde, dass der Autor es sehr gut verstanden hat, seine Charaktere so herauszustellen, dass man sich der Handlung nicht entziehen konnte.Gabriel war für mich eine so geheimnisumwobene Person,die mich Seite um Seite umblättern lies, weil ich wissen wollte, was er nun gesehen hatte damals im Keller und ob seine Gefühle für Liz, seine Freundin, so tief sind, dass er sie retten will und kann. Aber auch Val, ein Psychopath wie er im Buche steht, fand ich sehr interessant und wenn man erfährt , was ihm zugestoßen ist, kann man sich auch vieles erklären.Kinderseelen sollte man pfleglich behandeln, sonst darf man sich nicht wundern, wenn man Monster heranzieht, die man dann nicht mehr beherrschen kann.

Die Idee zu diesem Buch fand ich sehr gelungen.Ein 6 jähriger Junge, der, während die Eltern sich streiten , in den Keller des Elternhauses steigt und dort im Arbeitszimmer seines Vaters Schreckliches entdeckt.Doch dieses traumatische Erlebnis, dass durch den Tod der Eltern, die an diesem Tag zu Tode kommen und deren Leichen in den Flammen des Hauses bis zur Unkenntlichkeit verbrennen, hat eine Amnesie zur Folge. Erst 30 Jahre später, soll bzw. muss Gabriel sich erinnern,denn sonst wird seine schwangere Freundin, die von einem Psychopathen erführt wurde, sterben.Ein Wettlauf mit der Zeit und mit seiner Erinnerung beginnt.

Das Tempo dieses Thrillers ist hoch und die Spannung schraubt sich einer Spirale gleich, immer weiter nach oben.Aber auch die Sprache, derer sich der Autor bedient hat,hat mir gut gefallen.Bis auf die am Ende etwas überbordende Brutalität, war "Schnitt" für mich ein spannende Leseerlebnis und ich werde den Namen des Autors im Gedächtnis behalten.
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Veröffentlicht am 09.12.2023

ein Buch,das mich tief berührt hat

Das eiserne Haus
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"Das eiserne Haus" war für mich das erste Buch des Autor John Hart, das ich auch nicht als ausgesprochenen Thriller bezeichnen möchte. Für mich ist es eher eine Kombination aus einem typisch amerikanischen ...

"Das eiserne Haus" war für mich das erste Buch des Autor John Hart, das ich auch nicht als ausgesprochenen Thriller bezeichnen möchte. Für mich ist es eher eine Kombination aus einem typisch amerikanischen Actionthriller und einem Familiendrama, spannend in Szene gesetzt und absolut mitreißend. Die vielen Toten habe ich nachher nicht mehr gezählt, aber sie gehören wohl zum Actionteil dieses Buches, konnten mich aber nicht unbedingt so "vom Hocker reißen" , obwohl die Flucht Michaels schon sehr spannend geschildert wurde. Für mich war die Geschichte der beiden Brüder ,Michael und Julian, interessanter, ihre Zeit im Waisenhaus , dem "Iron house" , ihre unterschiedlichen Entwicklungen bis hin zu dem Zeitpunkt, als sie sich wiedertreffen.Auch der Aufbau dieses Thrillers war interessant. Meint man zu Anfang einen knallharten Thriller zu lesen, der erzählt, wie Michael gnadenlos gejagt wird, weil er aus dem Geschäft aussteigen will und dabei fast seine Freundin, die schwanger und der Grund für seinen Ausstieg ist, verliert,so merkt man nach ca. 200 Seiten, dass man mitten in einem handfesten Familiendrama steckt, das so vielschichtig und interessant aufgebaut ist und sich erst nach und nach offenbart, dass man dem Autor das hollywoodmäßige Ende verzeiht.Auch die teilweise poetischen Passagen in diesem Buch haben mir gut gefallen. Der Autor hat sich meiner Meinung nach einer Sprache bedient, die wunderbar zu den wechselnden Passagen passte. Knapp ,kurz und brutal während der Actionszenen und nachdenklich und sensibel , wenn es um die Gefühle und Handlungen der Brüder ging.Manche Szenen sind mir schon an die Nieren gegangen und das waren nicht unbedingt die Actionszenen, die haben mir teilweise sogar ein Lächeln entlockt, ich meine eher die Schilderungen der beiden Brüder als Kinder, das was sie als Kinder erlebten und wie sie damit umgingen und auch das überraschende Ende, bevor der etwas erzwungen wirkende Schluss kommt.
Ich weiß ja nicht wie Hart seine anderen Bücher geschrieben hat, aus diesem Grunde kann ich hier keinen Vergleich anstellen, aber dieses Buch hat mich schon neugierig gemacht auf seine vorhergehenden Werke und wenn es dort mit etwas weniger Action abgeht und nicht auf Teufel komm raus ein gutes Ende herbei geführt wird, dann kann ich nur sagen "sie wären perfekt".
Trotzdem hat mir dieses Buch , auch mit den kleinen Schönheitsfehlern gefallen und ich werde bestimmt mehr von diesem Autor lesen. (4,5 *)

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Veröffentlicht am 09.12.2023

definitiv eins meiner Highlights

Geschenkt
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" Geschenkt " ist nicht mein erstes Buch von Daniel Glattauer und trotzdem überrascht er mich immer wieder mit seinen Themen. Nicht festgelegt auf ein bestimmtes Genre zeigt er seine Vielseitigkeit, was ...

" Geschenkt " ist nicht mein erstes Buch von Daniel Glattauer und trotzdem überrascht er mich immer wieder mit seinen Themen. Nicht festgelegt auf ein bestimmtes Genre zeigt er seine Vielseitigkeit, was meiner Meinung nach einen guten Autor ausmacht. Wenn dann auch noch die Sprache stimmt und mich das Buch gut unterhält, weiß ich , dass ich auf etwas Besonderes gestoßen bin, was hier definitiv der Fall ist.

Daniel Glattauer lässt seinen Roman in der österreichischen Hauptstadt Wien spielen und überrascht mit einer ungewöhnlichen Hauptfigur. Gerold Plassek, seines Zeichens Journalist bei einer Gratiszeitung, geschieden und Vater einer Tochter, zeigt wenig Interesse an seinem Beruf, der sich darauf beschränkt, kleine Artikel aus dem sozialen Bereich zu schreiben. Da dies keine tagefüllende Beschäftigung ist, verbringt er träge und unmotiviert seinen Arbeitstag, trinkt sich am Abend in seiner Stammkneipe das Leben erträglich und lebt in den Tag hinein, ohne ein bestimmtes Ziel. Doch dies soll sich ändern, indem 3 Dinge zur ungefähr gleichen Zeit geschehen. Er erfährt von einer früheren Liebschaft, dass er Vater eines mittlerweile 14 jährigen Sohnes ist und ihn, da seine Mutter als Ärztin nach Afrika geht, für eine bestimmte Zeit betreuen soll. Durch Manuel lernt er die attraktive Zahnärztin Rebecca kennen, die seine Hormone in Wallung bringen und last, but not least, hat ein Artikel, den er über ein Obdachlosenheim schreibt, eine verblüffende Wirkung. Die Einrichtung erhält von einem anonymen Spender 10000 Euro. Noch verblüffender ist, dass sich die Spenden wiederholen, bei weiteren Artikeln. Wer ist der Spender und warum sind es Gerolds Artikel, die den Spender dazu bringen, immer wieder anonym Geld zu übergeben?

Dieses Buch liest sich locker flockig, ohne oberflächlich zu sein. Im Gegenteil, die Aussage dieses Buches ist ernst, wichtig und trotzdem nicht mit dem moralischen Zeigefinger transportiert und daher wahrscheinlich um so eindringlicher.
Es hat schon Spaß gemacht mitzuerleben , wie sich das Leben von Geri verändert, nachdem er ein Ziel vor Augen hat und dies auch versucht konsequent zu verfolgen. Motivation ist eben alles und lässt Berge versetzen. Gerade dass hier kein Held das Geschehen bestimmt, macht diese Geschichte so einzigartig und spannend.
Was mich aber besonders für dieses Buch eingenommen hat ,war der unnachahmliche Schreibstil des Autors. Witzig und charmant und deswegen umso unterhaltsamer, präsentiert er seinem Leser seine Geschichte, die es mir schwer machte das Buch zur Seite zu legen. Für mich ist dieses Buch schon ein Lesehighlight und ich bewundere die verschiedenen Facetten seiner Schreibkunst und werde diesem Autor sicherlich als treuer Autor erhalten bleiben.

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Veröffentlicht am 09.12.2023

gute zeitgeschichtliche Story

Winterfeldtstraße, 2. Stock
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In der Winterfeldstraße , 2. Stock hat Charlotte mit ihrem Mann eine große Wohnung gekauft. Hier lebt sie mit ihm, bis er eines Tages tot im Landwehrkanal aufgefunden wird. Mord oder Selbstmord? Die Polizei ...

In der Winterfeldstraße , 2. Stock hat Charlotte mit ihrem Mann eine große Wohnung gekauft. Hier lebt sie mit ihm, bis er eines Tages tot im Landwehrkanal aufgefunden wird. Mord oder Selbstmord? Die Polizei glaubt an Selbstmord, denn die Zeiten sind schwer. Hohe Arbeitslosigkeit und Inflation treiben die Menschen in den zwanziger Jahren ins Elend und auch oft in den Selbstmord. Charlotte glaubt nicht an Selbstmord, denn sie ist im 5. Monat schwanger und kann sich nicht vorstellen, dass ihr Albert sie ohne weiteres allein gelassen hätte. Wie soll sie allein überleben ? Ihr kleiner Bruder Gustav, ein Schieber und Kleinkrimineller, wie sie es in diesen Tagen häufig in Berlin gibt, gibt ihr den Rat , die Zimmer ihrer Wohnung zu vermieten und so kommt eine bunte Gesellschaft in Charlottes Wohnung zusammen. Ihr Bruder Gustav, der seine Miete nie zusammenbekommt und Erinnerungsstücke, die Charlotte von ihrem Mann behalten will, verkauft und versucht beim Glücksspiel das Geld zu verdoppeln, Claire, eine alternde Lesbe, die als Barfrau arbeitet, der Lange, der sich von einem Job zu nächsten hangelt und Theo von Baumberg, die sich als Anderer entpuppt, als er sich vorgestellt hat.

Das Debüt von Johanna Friedrich lässt sich flüssig und zu Anfang auch sehr spannend lesen. Allerdings flacht die Spannung ab der Mitte des Buches ab, wird aber zu einem atmosphärischen Roman der Zeit zwischen den Weltkriegen. Die Armut und das Elend dieser Jahre wird gut beschrieben, auch die politischen Umwälzungen, die die NSDAP an die Macht kommen ließen und das Leben der Gauner und Schieber, die in dieser Zeit auch ein Stück vom guten Leben genießen wollten wird lebendig in Szene gesetzt. Die Geschichte von Charlotte dümpelt zum Schluss ein bisschen vor sich hin und lässt einige Längen entstehen, doch wer Interesse an Zeitgeschichte hat und an einer Zeit, die man so oft nicht in Büchern findet, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt, denn atmosphärisches Bild dieser Zeit bietet der Roman allemal.

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