Mehr Raum für sich allein
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habeSchon der Titel des Buches suggeriert etwas Unmögliches: etwas vollständig zu erfassen, was ich eigentlich vergessen habe. Er fällt auf und war auch ursprünglich der Grund, mich für das Buch zu interessieren.
Das ...
Schon der Titel des Buches suggeriert etwas Unmögliches: etwas vollständig zu erfassen, was ich eigentlich vergessen habe. Er fällt auf und war auch ursprünglich der Grund, mich für das Buch zu interessieren.
Das Cover ist farblich harmonisch abgestimmt, ansonsten nicht so unbedingt das, was mir ins Auge gefallen wäre.
Eine Frau, zwischen 50 und 60, steht an einem Wendepunkt. Die Kinder werden erwachsen, wollen ihr eigenes Leben leben und dazu gehört auch eine eigene Wohnung oder zumindest eine Wohngemeinschaft mit Gleichaltrigen. Wir begleiten sie in ihren Gedanken und ihrer Entscheidungsfindung, wie ihr zukünftiges Leben aussehen soll. Ihre große Mietwohnung kann sie aus finanziellen Gründen nicht halten. Da ist zum Anfang viel Unzufriedenheit, auch Schuldzuweisung an die Eltern, den ehemaligen Partner, da ist außerdem einiges an Selbstmitleid, obwohl es ihr objektiv betrachtet so schlecht gar nicht geht. Immerhin nennt sie ein Landhaus und eine kleine Stadtwohnung ihr Eigen. Mithilfe vieler Gespräche macht sie sich ihre Situation zunehmend bewusst und gibt auch zu, dass sie in ihrer eigenen Legende gefangen war. Eigentlich hat das sich Erinnern für sie einen therapeutischen Effekt.
Doris Knecht baut den Roman so auf, dass sich kurze Kapitel aneinanderreihen. Kapitel, die ihrer Erinnerung entspringen und oft gar nichts miteinander zu tun haben. Da geht es um Freundinnen, die sie schon fast vergessen hat, um Mitbringsel aus verschiedenen Urlauben, um ihren Status in der Familie, um ihre Kinder und ihre Beziehungen, um das, was gut lief und das was sie vergessen will.
Wenn man sich erst einmal eingelesen hat und ihre Umgebung ein wenig kennt, liest sich das Buch gut und flüssig und das trotz der vielen Gedankensprünge.
Ich hatte mir merkenswerte Stellen mit farbigen Stickern markiert und das Buch strotzt davon. An manchen Stellen war ich bei ihr, an anderen Stellen konnte ich ihren Gedankengängen und Entscheidungen nicht so ganz folgen. So entscheide ich mich für 4 von 5 Punkten.