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Veröffentlicht am 01.04.2024

Vom verlassenen Haus zum Zuhause

Frankie
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Frankie ist ein Kater und auf der Suche nach einem neuen Zuhause, nachdem man Frau Berkowitz, seine langjährige Futtergeberin, mit einem großen weißen Auto und blinkenden Lichtern auf dem Dach weggefahren ...

Frankie ist ein Kater und auf der Suche nach einem neuen Zuhause, nachdem man Frau Berkowitz, seine langjährige Futtergeberin, mit einem großen weißen Auto und blinkenden Lichtern auf dem Dach weggefahren hat.

In seinem Revier befindet sich ein verlassenes Haus, in dem er eines Tages eine merkwürdige Entdeckung macht. Da steht ein Mann in der Nähe des Fensters auf einem Stuhl und bindet sich einen Faden um den Hals. Frankie springt auf die Fensterbank und will sich das näher ansehen, das irritiert den Mann und er lässt von seinen Plänen erstmal ab.

So lernen Richard Gold und Frankie sich kennen. Gold ist lebensmüde, weil seine Frau Linda viel zu früh gestorben ist und er ohne sie keinen Sinn mehr im Leben sieht. Für Frankie würde es schon reichen, wenn er für Gold der Lebenssinn wäre, denn das würde ihm ein weiches Bett und gutes Essen garantieren.

Das Buch ist aus der Sicht des Katers geschrieben und naturgemäß ist seine Sicht der Dinge oft eine ganz andere als die der Menschen. Aber manchmal ist es auch eine Sicht, der man sich nicht ganz verschließen kann.

Frankies Sprache ist so ein wenig nachlässig, salopp, scheint manchmal Anleihen bei der Jugendsprache genommen zu haben. Das macht seine Kommentare aber auch locker und passend.

Die beiden Autoren spielen gerne mit Worten und Redewendungen. Daraus ergeben sich herrliche Doppeldeutigkeiten, z. B. als Gold seinen zweiten Selbstmordversuch startet:“ Gold spielt gern mit dem Faden. Das is‘ genau sein Ding“. „Find ich trotzdem nicht in Ordnung von ihm, dass er dich da so hängen lässt. Schließlich ging es um Leben und Tod“

Ein Tier kann eben nicht verstehen, dass ein Mensch seinem Leben ein Ende machen will. Einem Tier kann es passieren, überfahren zu werden, gefressen zu werden, aber freiwillig: nie und nimmer.

Frankie uns seine Freunde sind so klug, sich Hilfe unter den Menschen zu suchen, um Gold aus seiner Depression zu befreien.

Und so färbt der Lebenswille des Katers doch so langsam auf seine Umgebung ab, frei nach dem Motto:

Ich bin Frankie. Von mir hört ihr hier kein schlechtes Wort übers Leben. Is‘ so.

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Veröffentlicht am 29.03.2024

Am sagenumwobenen Loreley-Felsen nimmt das Schicksal seinen Lauf

Loreley - Die Frau am Fluss
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Ein sehr schönes Cover, das den Blick vom Loreley-Felsen bei St. Goarshausen auf die Burg Rheinfels auf der anderen Rheinseite lenkt, ebnet uns den Zugang in die Geschichte von Julie und ihrer Familie.

Die ...

Ein sehr schönes Cover, das den Blick vom Loreley-Felsen bei St. Goarshausen auf die Burg Rheinfels auf der anderen Rheinseite lenkt, ebnet uns den Zugang in die Geschichte von Julie und ihrer Familie.

Die Geschichte spielt ab 1817 an verschiedenen Schauplätzen am Rhein, einmal im Mittelrheintal in Bacharach und St. Goar und zum anderen aber auch in Knielingen bei Karlsruhe.

Julie arbeitet als Vollwaise im Gasthof ihres Vormunds in Bacharach, sie hat eine Zwillingsschwester, die blind in den Ruinen von Burg Stahleck lebt.

Julie lernt eines Tages beim Besuch ihrer Schwester auf der Burg eine frühe „Touristin“ kennen, eine Dame aus Köln, Elisabeth, die die mittelalterliche Stadt ein bisschen näher kennenlernen will. Mit ihr wird sie eine lebenslange Freundschaft verbinden.

In Knielingen hat derweil Johann fast alles verloren. Als auch noch seine kleine Schwester stirbt und die ständigen Rheinüberschwemmungen seinen Acker überspült haben, entschließt er sich, dem Dorf den Rücken zu kehren und verdingt sich zunächst bei der Rheinbegradigung des Ingenieurs Tulla. Dort lernt er Xaver Freigang kennen, einen etwas zwielichtigen, vor allem aber sehr impulsiven jungen Mann, der seine Aggressionen nicht im Griff hat. Von Xaver hört er das erste Mal von Bacharach, dem kleinen Ort im engen Mittelrheintal.

Julie kommt einem vor wie das Aschenputtel im Märchen, obwohl sie ein Geheimnis zu umwehen scheint. Ihr Vormund nutzt sie aus, seine Frau schiebt ihr die Schuld an jeder ihrer eigenen Fauxpas in die Schuhe und es gibt wenig Aussicht auf Besserung. Der Wirtssohn ist zwar in die sehr schöne junge Frau verliebt, die Ehe mit einer anderen haben die Eltern allerdings bereits in die Wege geleitet.

Der Pfarrer spielt im Dorf eine seltsame Rolle, Julie hat ihn dabei ertappt, wie er sich selbst geißelte. Der Leser weiß bereits, dass er der Beichtvater einer jungen Frau auf Burg Stahleck war, die kurz nach der Beichte verstorben ist. Diese Zusammenhänge kennt Julie noch nicht. Seinen Hass auf sich selbst und die Welt lässt er an Julie aus und sorgt dafür, dass sie Bacharach verlassen muss und die Ehe mit einem sehr viel älteren und gewalttätigen Mann, dem Fährmann von St. Goar, eingehen muss. Mit ihm zusammen hat sie eine Tochter Mathilde. Dank des reichlichen Genusses an Alkohol stirbt er früh und Julie ist nicht sehr traurig darüber. Sie liebt die Arbeit auf dem Fluss, nur leider kann sie als Frau zwar die Arbeit, aber nicht die Geschäfte übernehmen.

In St. Goar vereinen sich die bisher getrennt verlaufenden Handlungsstränge, denn Johann legt dort eines Tages an und lernt zufällig zunächst Mathilde und dann auch ihre Mutter kennen. Allerdings ist auch Xaver bereits vor Ort und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Das Buch ist spannend geschrieben, die Ungerechtigkeiten nehmen den Leser mit, die Schilderungen von der Rheinbegradigung am Oberrhein bei Karlsruhe und die Bemühungen am Mittelrhein, dort mithilfe der Dampfschiffe erste Touristen anzulocken, geben Einblicke in die Arbeit am Fluss zu dieser Zeit. Immer wieder werden auch die gerade überstandenen Befreiungskriege und die Zeit Napoleons thematisiert.

Von der Geisteshaltung her ist es die Zeit der Romantik, Clemens Brentano hat zusammen mit seinem Freund Achim von Arnim das gesamte Mittelrheintal durchwandert und Sagen und Legenden gesammelt und viele wohlhabende Bürger und Bürgerinnen sehen sich ebenfalls als zukünftige Schriftsteller und schreiben zahlreiche Briefe, auf deren Veröffentlichung sie insgeheim hoffen. Mit ihm und seiner Schwester Bettine ist Elisabeth in enger Freundschaft verbunden und Elisabeth vermutet auch eine Verbindung Brentanos nach Bacharach.

Das Schicksal der armen Bevölkerung ist allerdings von schwerer Arbeit geprägt, umso besser, wenn man diese Arbeit dann wenigstens gerne macht.

Sabine Popp beendet den ersten Teil der Saga nicht mit einem Happy End, ganz im Gegenteil. Und so müssen wir wohl bis in den Herbst hinein mit der Auflösung der Geschichte warten. Ich gehöre zu denen, die immer noch auf ein Happy End hoffen, obwohl es eigentlich eher unwahrscheinlich ist, wenn man die Gegebenheiten in St. Goarshausen kennt.


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Veröffentlicht am 24.03.2024

Leben in einem ganz eigenen Kosmos

Was man von hier aus sehen kann
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In einem kleinen abgeschlossenen Kosmos, einem Dorf im Westerwald, lebt Luise mit ihren Eltern, ihrer Großmutter und verschiedenen anderen Dorfbewohnern. Es gibt eine Eisdiele, einen kleinen Lebensmittelladen, ...

In einem kleinen abgeschlossenen Kosmos, einem Dorf im Westerwald, lebt Luise mit ihren Eltern, ihrer Großmutter und verschiedenen anderen Dorfbewohnern. Es gibt eine Eisdiele, einen kleinen Lebensmittelladen, ein Brillengeschäft, ein Blumenladen, für größere Besorgungen muss man aber in die Kreisstadt.

Weil man so nah aufeinander wohnt, kennt man sich gut und die Gewohnheiten und Marotten eines jeden einzelnen sind den Dorfbewohnern vertraut. Bei Oma Selma hat man irgendwann festgestellt, dass, wann immer sie von einem Okapi träumt, am nächsten Tag jemand stirbt. Und mir schien es wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, dass es tatsächlich auch so war. Oma Selma schien nach einem sehr tragischen Todesfall ihre Träume nicht mehr mitteilen zu wollen. Dieser Tod war jedenfalls der letzte, den ein geträumtes Okapi ankündigte.

Die Handlung des Buches begleitet Luise über mehr als 20 Jahre. Sie wird in dieser Zeit erwachsen, aber ihre Bezugspersonen, nämlich Oma Selma, der Optiker und Elsbeth bleiben immer die gleichen. Zwischendurch lernt sie Frederik kennen und lieben, nur dummerweise ist Frederik Buddhist und lebt in einem Kloster in Japan. Ihre Beziehung kann nach seiner Abreise nur eine Fernbeziehung sein.

Aber auch die anderen Beziehungen sind was die Liebe angeht, mehr oder weniger „Fernbeziehungen“. Der Optiker hat sich nie getraut, Oma Selma seine Liebe zu gestehen, er hat ca. 700 Briefe angefangen und nie beendet oder gar verschickt. Selmas Sohn Peter flüchtet vor seiner Ehe und Luises Mutter lässt sich zwar mit dem Eisverkäufer ein, nimmt diese Beziehung aber auch nicht allzu ernst.

Jeder wird von inneren Stimmen getrieben oder angehalten, eigentlich ist es nur Luise, die zumindest den Kontakt mit Frederik nicht abreißen lässt und ihren Blockaden nicht immer Raum lässt. Im Dorf ist eine Nähe, die man sich manchmal wünschen kann, die man aber vielleicht auch manchmal verflucht. Der Einmischung aller anderen kann man nicht entgehen. Der Horizont ist eng und besteht aus dem, was man von dort aus sehen kann. Die wenigsten lassen die Welt herein kommen.

Mariana Leky hat einen besonderen Sprachstil. So wie der Optiker immer wieder Dinge miteinander verbindet, die gar nichts miteinander zu tun haben, so benutzt auch die Autorin nie gehörte Wendungen, beschreibt sehr plastisch die oft skurrilen Charaktere und baut Verbindungen zwischen Dingen auf, bei denen man sie bisher nicht sah. Und ganz oft spricht aus den Beschreibungen auch ein ganz feinsinniger Humor.

Für mich war es ein lesenswertes Buch, trotzdem ich mit den Charakteren nur so teilweise warmgeworden bin.

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Nimm dich an, sei ganz du, liebe dich selbst!

Die Mitternachtsbibliothek
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Nora Seed lebt ihr Leben und es ist reichlich trostlos und geprägt von Entscheidungen, bei denen sie nie sicher war, ob sie denn die richtigen waren. Mittlerweile bereut sie fast jede. Als dann noch ihre ...

Nora Seed lebt ihr Leben und es ist reichlich trostlos und geprägt von Entscheidungen, bei denen sie nie sicher war, ob sie denn die richtigen waren. Mittlerweile bereut sie fast jede. Als dann noch ihre Katze stirbt und sie ihren Job verliert, beschließt sie, ihrer trostlosen Existenz ein Ende zu machen.

Aber sie landet nicht im Nichts, sondern in einer Zwischenwelt. In dieser Zwischenwelt trifft sie die Bibliothekarin wieder, die ihr in Kindertagen eine gute Freundin war und bei der sie oft Zuflucht suchte und fand. Mrs. Elm gibt ihr die Chance, versuchsweise ein ganz anderes Leben zu leben, als das, welches sie gerade hinter sich hat. In jedem Stadium ihres Lebens hätte sie auch andere Entscheidungen treffen können und ihre Weiterentwicklung wäre dann ganz anders verlaufen, mit anderen Höhe- aber auch Tiefpunkten. Ihre Auswahl ist riesengroß und mithilfe von Mrs. Elm begibt sie sich in Leben, die sie mit ihren Anlagen hätte führen können.

Es ist schon faszinierend, sich vorzustellen, dass da unendlich viele Leben parallel laufen könnten. Verweise auf die Quantenphysik und Schrödingers Katze musste ich aber erst mal nachschlagen, um zu verstehen, was damit gemeint war.

Was mich manchmal beim Lesen innehalten ließ, war die Vorstellung, da selbst in einem Leben zu landen, mit dessen Entwicklungen ich gar nicht hätte mithalten können. Ich habe jedes Mal mit Nora gezittert, wenn sie in Situationen kam, von denen ich wusste, dass ich dafür vielleicht nicht spontan genug gewesen wäre. Zunächst einmal hätte ich erwartet, dass auch ihr eigenes Ich ein anderes gewesen wäre, Nora also weniger aktiv Beteiligte sondern mehr Zuschauer ihres eigenen alternativen Lebens geworden wäre. Da die Handlung allerdings auch einen Zweck verfolgte, kam da die eigentlich enttäuschte und depressive Nora in Leben, von denen sie nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Sie hatte es sich selbst nie zugetraut, aber sie schafft es, mit allen Situationen zurecht zu kommen. Sie kann Mutter sein, Rockstar sein, eine Medaille im Schwimmen gewonnen haben, all das bringt sie glaubhaft rüber.

Nora lernt in dieser Bibliothek unendlich viele Versionen ihrer selbst kennen und endlich auch eine, in der sie sich wohlfühlt. Aber es ist ein geliehenes Leben, nicht ihr eigenes. Eigentlich kann nur ihr eigenes Leben das Ziel sein, sie muss sie nur ihre Einstellung dazu ändern.

Und so ist auch der letzte Rat von Mrs. Elm: Gib jetzt bloß nicht auf, Nora Seed!

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Veröffentlicht am 11.03.2024

Kunst braucht Leidenschaft

Die Entflammten
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Das Cover könnte einem der Bilder von Vincent van Gogh entnommen sein: zwei verblühte Sonnenblumen vor grünblauem Hintergrund, der Wind scheint ihnen zugesetzt zu haben. Die „Sonnenblumen“ von van Gogh ...

Das Cover könnte einem der Bilder von Vincent van Gogh entnommen sein: zwei verblühte Sonnenblumen vor grünblauem Hintergrund, der Wind scheint ihnen zugesetzt zu haben. Die „Sonnenblumen“ von van Gogh bezeichnen eine Bilderreihe, die von Vincent van Gogh im Jahre 1888 gemalt wurden.

Man sollte von dem Buch „Die Entflammten“ keine Romanbiografie oder eine kunstgeschichtliche Abhandlung erwarten.

Simone Meier hat hier zwei Geschichten in einer verflochten. In der ersten Geschichte geht es um Jo van Gogh-Bonger, die Frau von Theo van Gogh, dem Bruder Vincent van Goghs. Es war Jo, die nach dem Tod ihres Schwagers und dem Tod ihres Mannes den Maler erst berühmt machte.

Die zweite Geschichte dreht sich um Gina. Auch sie kommt aus einer Künstlerfamilie, ihr Vater hat in jungen Jahren einen erfolgreichen Roman geschrieben, leidet seitdem aber mehr oder weniger an einer Schreibblockade. Er lebt in Italien und Gina besucht ihn dort.

Es ist ein Buch, das man am besten gleich zweimal liest. Zum ersten, um einen Eindruck zu gewinnen und ein weiteres Mal um diese Eindrücke beim zweiten Lesen entweder bestätigt zu bekommen oder wieder zu verwerfen. Dieses Ineinanderfließen zweier Leben erschwert das Lesen, hin und wieder weiß man gar nicht, in wessen Leben man sich gerade befindet.

Gina hatte schon als Kind eine Faszination für Vincent van Gogh entwickelt. Im Bildband ihrer Oma hatte sie das Selbstbildnis mit dem großen Verband entdeckt, das van Gogh nach der Entfernung seines Ohres gemalt hatte. Daraus rührte eine langjährige Faszination für den Maler, den sie aufgrund der psychischen Probleme auch immer mit ihrem Vater verglich.

Und Gina vergleicht sich mit Jo, auf deren Geschichte sie während ihres Kunststudiums stößt. Gina, die ihrem Vater wieder auf die Beine helfen will, die zumindest seine Unterstützung bei der Niederschrift ihres eigenen Buches einfordert und Jo, die Vincent zwar nicht helfen konnte, die aber die Arbeit ihres Mannes Theo erfolgreicher als er es jemals gewesen war, fortsetzte und Vincent van Gogh weltberühmt machte. Hier beginnen die Parallelen, die später zur Verschmelzung der beiden Charaktere im Buch führen werden.

Aber zunächst einmal wird in aller Ausführlichkeit das Leben von Jo van Bonger geschildert, als sie noch in Amsterdam lebte, in einen anderen verliebt war und sich dann doch ganz langsam für Theo van Gogh entschied, der sich aber auch nicht hatte abweisen lassen. Gina erforscht die Geschichte der beiden und je länger sie Jo folgt, desto mehr wird sie zu ihr selbst. Es gibt diese Szene in Paris, als Gina sich auf den Spuren von Jo und Theo bewegt. Gerade ist noch von Gina die Rede, dann wechselt die Perspektive übergangslos zu Jo. Und Gina beschreibt es einige Seiten weiter auch genauso: „da verschmolz ich mit ihr ganz gegen meinen Willen“.

Gina ist während ihrer Recherchen fast besessen von Jo, sie erscheint ihr in ihren Träumen, sie spricht mit ihr, Jo interessiert sich selbst für Ginas Leben und ihre familiären Probleme. Sie erzählt ihrer Schwester, wie Jo von einem Interesse zur Besessenheit wurde, wie sie Jos Empfindungen nachempfindet, aber auch, wie leer ihr das eigene Leben erscheint. Sie ist überwältigt und diese Überwältigung fließt in ihr Schreiben ein. Sie hat kein Problem damit, die leeren Blätter zu füllen, ganz anders als der Vater, der offenbar schon lange nicht mehr überwältigt war.

Wir wissen aus dem Prolog, bzw. den ersten Seiten des Buches, dass Gina es geschafft hat, das Buch zu schreiben. Und dort erfahren wir auch, dass der Vater seiner Tochter wertvolle Unterstützung geleistet hat. Er hat sich überwinden können, die Tochter nicht als Konkurrenz zu sehen, sondern einfach stolz auf sie zu sein.

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