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Veröffentlicht am 11.12.2023

Nicht jedem Notar kann man vertrauen

Französisches Roulette
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In seinem 13. Fall ermittelt Bruno, Chef de Police, in einem Fall, der zunächst gar keiner zu sein scheint. Ein alter Bauer ist auf seinem Hof gestorben, seine Kinder hatten sich eine kleine Erbschaft ...

In seinem 13. Fall ermittelt Bruno, Chef de Police, in einem Fall, der zunächst gar keiner zu sein scheint. Ein alter Bauer ist auf seinem Hof gestorben, seine Kinder hatten sich eine kleine Erbschaft ausgerechnet. Doch weit gefehlt, der Vater hatte kurz vor seinem Tod den Hof verkauft und sich in einer Luxus-Seniorenresidenz eingekauft. Bruno schöpft Verdacht und wie sich später herausstellt auch mit Recht.

Wie wir das von Martin Walker gewöhnt sind, treffen wir viele alte Bekannte und zumindest ich wäre gerne bei den abendlichen Treffen mit gutem Essen und gutem Wein dabeigewesen. In den früheren Fällen ist es mir so nicht aufgefallen, hier hätte man mit den passenden Zutaten den Rezeptvorschlägen direkt folgen können. Zeitweise fehlte nur noch das "Man nehme....."

Ansonsten orientiert sich der Autor an den aktuellen politischen Entwicklungen. Obwohl das Buch schon 2020 erschien, spielen die Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine eine große Rolle, die Rückfinanzierung kleiner EU-Staaten durch den Verkauf von EU-Pässen an reiche Russen, die Einmischung Russlands in westeuropäische Angelegenheiten... all das kommt schon zur Sprache und ist auch Teil des Falls.

Das Buch vermittelt eine Wohlfühlatmosphäre, Land und Leute sowie Essen und Trinken kommen keineswegs zu kurz. Spannender ist es erst zum Schluss hin, dennoch bleibt es bei einem mehr oder weniger offenen Ende.


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Veröffentlicht am 10.12.2023

Kampf um Florenz

Florentia - Im Glanz der Medici
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In ihrem Roman „Florentia“ folgt Noah Martin über einige Jahre dem Schicksal der Brüder Lorenzo und Giuliano de Medici sowie der Malerin Fioretta Gorini und dem jungen, noch unbekannten Leonardo da Vinci. ...

In ihrem Roman „Florentia“ folgt Noah Martin über einige Jahre dem Schicksal der Brüder Lorenzo und Giuliano de Medici sowie der Malerin Fioretta Gorini und dem jungen, noch unbekannten Leonardo da Vinci. Auch Sandro Botticelli und seine Malerwerkstatt spielen im Buch eine wichtige Rolle.

Das Titelbild zeigt einen Ausschnitt aus Sandro Botticellis „Geburt der Venus“. Der Ausschnitt auf dem Cover hat mich lange irritiert, erst als ich das ganze Bild gefunden hatte, erschloss es sich mir.

Schon im Prolog des Buches wird das Ende vorweggenommen, die Verschwörung der Pazzi gegen die Medici, die tatsächlich stattgefunden hat. Das Buch erzählt die Vorgeschichte dazu.

Doch gehen wir 8 Jahre zurück. Florenz rüstet sich für die Hochzeit von Lorenzo de Medici mit Clarice Orsini, einer adligen Römerin. Für diese Hochzeit wird alles aufgeboten, was Florenz zu bieten hat und Leonardo da Vinci und Sandro Botticelli, damals noch in der Werkstatt ihres Lehrers Verrochio werden mit dem Malen der Kulissen beauftragt. Das ist die Chance für Fioretta Norsini, Tochter des Leibarztes der Medici, die sich nichts mehr wünscht, als eine Ausbildung zur Malerin in einem bekannten Atelier machen zu können. Die Fürsprache Lucrezia de Medicis verhilft ihr dazu.

Als Piero de Medici, das Oberhaupt der Familie und Vater der beiden Brüder stirbt, folgt ihm sein ältester Sohn Lorenzo. Und schon hier erhält man einen Einblick in die politischen Verflechtungen, in die Intrigen, die Versuche, die führende Familie von Florenz vom Sockel zu stürzen. Schon in der Todesstunde des Vaters lassen sich die Söhne von der Signoria die Treue schwören und signalisieren den Nachbarstädten, dass in Florenz alles beim Alten bleibt und die Medici weiterhin die führende Rolle spielen. Ich fühlte mich hin und wieder wie bei einem Schachspiel, immer musste man die weiteren Schritte der Gegner voraussehen und zu parieren wissen.

Dieses Ränkespiel zieht sich durch das ganze Buch. Immer ist da jemand, der den Medici schaden, der sie wirtschaftlich ruinieren will, und oft genug kommen diese Intrigen ihrem Ziel gefährlich nahe. In den Jahren vor 1478 und dem Tod Giulianos sind es vor allem die Pazzi, die auf den Untergang der Medici hinarbeiten.

Lorenzo wächst in seine Rolle als Familienoberhaupt und führender Politiker von Florenz hinein, Giuliano sucht länger nach einer eigenen Rolle. Er muss zum Wohl der Familie immer zurückstehen, über sein Schicksal entscheiden andere. Er akzeptiert es nur für die Familie und die Stadt Florenz, die beiden Medici-Brüdern am Herzen liegt. Trotz immer wieder auftauchender Meinungsverschiedenheiten verbindet die beiden Brüder eine große Zuneigung. Giulianos Liebe zu Fioretta hat keine Chance, sie entstammt keiner der großen und wichtigen Familien, mit denen man sich als Medici verbindet. Fioretta geht derweil ihrer zweiten großen Liebe, der Malerei nach und bald wird sie für Sandro Botticelli eine unverzichtbare Mitarbeiterin. Erst in dem Jahr vor Giulianos Tod finden die beiden endlich zusammen. Fioretta ist hochschwanger, als Giuliano bei dem Attentat getötet wird. Wenigstens findet sie in der Familie Medici eine neue Heimat, für ihren Sohn wird gut gesorgt, er wird Jahrzehnte später sogar zum Papst gewählt.

Das Buch lässt die Zeit zum Ende des 15. Jahrhunderts vor unseren Augen lebendig werden. Besonders schön fand ich die engen Verbindungen der Mächtigen zu den Künstlern, die natürlich vor allem dem Zweck dienten, in den Bildern und Skulpturen unsterblich zu werden und vom großen Ruhm zu künden.

Noah Martin hat im Anhang die geschichtlichen Hintergründe zusammengefasst und zwischen Realität und Fiktion unterschieden. Sie schildert eine starke Familie, deren großes Plus der Zusammenhalt ist. Und so folgte auf den misslungenen Putsch dann auch eine neue Glanzzeit der Medici, Lorenzo wurde nicht umsonst "Der Prächtige" genannt.


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Veröffentlicht am 09.12.2023

#Findet Robbie

Räuberleiter
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Oft sind die Bücher richtig gut, an die man gar keine großen Erwartungen hatte und so ist es auch in diesem Fall.

Schon das Titelbild sprach mich nicht wirklich an und doch passte es ganz wunderbar zum ...

Oft sind die Bücher richtig gut, an die man gar keine großen Erwartungen hatte und so ist es auch in diesem Fall.

Schon das Titelbild sprach mich nicht wirklich an und doch passte es ganz wunderbar zum Inhalt. Der Krimi spielt in einer eng besiedelten Wohngegend einer nicht genannten Stadt, wo sich Hochhaus an Hochhaus reiht und man seine Nachbarn nicht unbedingt kennt. Und auch die Schneeflocke am Fenster ist offenbar noch vom letzten Winter übriggeblieben, die Handlung spielt bei hohen Temperaturen im Sommer. Dieser Schneeflocke wird noch eine ganz besondere Rolle und Aufmerksamkeit zuteil.

Eines Morgens geht in einer Spedition ein seltsamer Anruf ein und trifft zufälligerweise auf eine junge Frau, die schon einmal in der Telefonseelsorge gearbeitet hat. Am anderen Ende der Leitung ist ein kleiner Junge, sein Alter ist schwer zu schätzen, aber er hat Probleme, sich zu artikulieren und spricht nur einzelne Worte. Er fragt nach seiner Mamilina, die er vermisst. Birte tut das einzig richtige, sie nimmt den Anruf in Teilen auf und verständigt die Polizei. Es muss davon ausgegangen werden, dass dieser Junge hilflos allein zuhause gelassen wurde, man weiß nicht, ob er etwas zu essen oder zu trinken bekommt und der Hinweis des Jungen auf einen „Räuber“ alarmiert sowohl Birte in der Spedition als auch die herbeigerufenen Beamten.

Das Buch ist aus verschiedenen Perspektiven geschrieben, und je nach Handlungsverlauf kommt einmal die Polizei, dann wieder Robbie, seine Mutter und der väterliche Freund, der Taxifahrer Anton zu Wort.

Relativ schnell können die erst nur losen Fäden zusammengeführt werden, der Junge erhält einen Namen und seine Mutter wacht im Krankenhaus aus dem Koma auf. Nur kann sie sich an nichts erinnern. Und so bleibt der Aufenthaltsort des Jungen weiterhin unbekannt.

Außerdem erzählt auch Dante seine Geschichte. Er ist ein Kleinkrimineller, der endlich von seinen Kumpels akzeptiert werden will und sich mit ein paar dunklen Gestalten aus der Drogenszene der Stadt angefreundet hat. Für sie soll er Kurierdienste übernehmen und heute schlägt seine große Stunde. Ihm ist ein tiefgefrorenes Paket übergeben worden, welches er am nächsten Abend an einer bestimmten Adresse wieder abgeben soll. Die Zeit dazwischen nutzt er allerdings auf fatale Weise.

Es beginnt eine beispiellose Suche nach der Adresse, wo der kleine Junge sich aufhält. Und hier muss man der Autorin wirklich ein großes Lob aussprechen. Sie beschreibt ihre Charaktere sehr wirklichkeitsnah und sie beschreibt sie als engagierte Polizisten, als sehr motivierte Freunde, sie beschreibt Menschen, die sich spontan zu einer Hilfsaktion zusammentun, die über die sozialen Medien Aufrufe starten, die die Straßen ablaufen und versuchen, Robbie zu finden.

In einem ganz spannenden Finale läuft schließlich alles zusammen und kommt zu einem glücklicherweise guten Ende.

Das Buch ruft nach einer Fortsetzung, man will doch wissen, ob und wie es am Hasenberg weitergeht. Und bestimmt gibt es auch noch andere Fälle, die gelöst werden müssen und bei denen man vielleicht auch die Assistenz eines Taxifahrers brauchen kann.

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Veröffentlicht am 04.12.2023

Was geschah mit Bethany Waites?

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel (Die Mordclub-Serie 3)
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Im dritten Band der Reihe beschäftigt sich der Donnerstagsmordclub mit einem lange zurückliegenden Verbrechen. Vor Jahren verschwand die junge Journalistin Bethany Waites spurlos, ihr Auto wurde an den ...

Im dritten Band der Reihe beschäftigt sich der Donnerstagsmordclub mit einem lange zurückliegenden Verbrechen. Vor Jahren verschwand die junge Journalistin Bethany Waites spurlos, ihr Auto wurde an den Klippen zerschellt gefunden, die Leiche Bethanys wurde jedoch niemals angeschwemmt.

Bethany war einem Wirtschaftsverbrechen auf der Spur und sie wurde bedroht. Ihr Kollege Mike ist über diesen Verlust nie hinweggekommen. Als ein Mitglied des Clubs, Ron Ritchie, für eine Sendung interviewt wird, lernt der Donnerstagsmordclub von Mike, dem Moderator der Sendung, diese Geschichte kennen und sie versprechen, dazu zu recherchieren.

Der Donnerstagsmordclub besteht schon lange nicht mehr nur aus diesen vier Personen, da sind einige dazugekommen, wie z. B. Bogdan oder Viktor, ein ehemaliger KGB-Agent. Außerdem ermittelt natürlich auch die Polizei parallel, Chris und Donna sind eng in die Arbeiten eingebunden. Darüber hinaus taucht ein „Wikinger“ auf, der sich mit Krypto-Währungen auskennt.

Ich kannte die beiden Vorgänger-Bände und fand mich daher relativ leicht ins Geschehen ein, ich kann mir aber vorstellen, dass „Neu-Leser“ es schwieriger haben.

Natürlich ist es immer wieder schön, den Club auf seinem Weg zu begleiten. Hier zählt noch gute klassische Bildung, ein gutes Gedächtnis und gute Kombinationsgabe. Joyce ist meine persönliche Lieblingsprotagonistin. Sie gibt sich naiv und wirkt hilfsbedürftig und rettet dann ihr Team doch so oft aus ganz brenzligen Situationen. Und – wie das in England so üblich ist – eine Tasse Tee ist immer und überall dabei, manchmal auch versetzt mit Schlafmitteln.

Ich entscheide mich für 4 Punkte, weil mir die ersten beiden Bände doch etwas besser gefielen. Dieser konnte mich nicht in seinen Bann ziehen, vieles erschien mir verwirrend und etwas weit hergeholt.

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Veröffentlicht am 01.12.2023

Zum zweiten Mal der Retter in der Not

Commissario Tasso stochert im Nebel
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Ich hatte mir diesen zweiten Band der Reihe gekauft, weil im Folgeband immer wieder darauf Bezug genommen wurde, und ich habe es nicht bereut. Ich finde Band 2 um einiges anspruchsvoller und besser.

Es ...

Ich hatte mir diesen zweiten Band der Reihe gekauft, weil im Folgeband immer wieder darauf Bezug genommen wurde, und ich habe es nicht bereut. Ich finde Band 2 um einiges anspruchsvoller und besser.

Es geht um die Entführung von Polizeichef Bruno Visconti im Januar 1963 in Bozen. Commissario Tasso, sein Freund aus Resistenza-Tagen, der in Bozen auch sein Mitarbeiter ist, stößt auf dieses Verbrechen, ist aber zunächst ziemlich überfordert. Zumal der Bürgermeister von Bozen direkt eine Verbindung zum Befreiungsausschuss Südtirols zur Sprache bringt. Er nimmt also politische Gründe an und so spielt die politische Spaltung Südtirols während der 60er Jahre auch eine gewichtige Rolle in diesem Buch.

Tasso stellt sich ein Team zusammen, das immerhin u.a. auch aus zwei Frauen besteht. In diesen Tagen noch eher ungewöhnlich, aber zumindest die Praktikantin Mara Oberhöller zeigt schon das gestiegene Selbstbewusstsein der jüngeren weiblichen Generation. Die Sekretärin des Polizeichefs ist da noch eher zurückhaltend und stellt ihr Licht unter den Scheffel. Sie kann deutlich mehr, als sie nach außen zugeben würde.

Tasso hat mit zahlreichen Widrigkeiten zu kämpfen, seien es Schlupflöcher im eigenen Kommissariat, die Informationen an die Presse durchstechen, seien es missgünstige Polizeichefs anderer Dienststellen, die sich mit diesem Fall hervortun wollen. Jedenfalls ist es ein gut zu lesender Kriminalfall, der einen zurück in die 60er Jahre versetzt und der zum Ende hin auch ganz schön spannend wird.

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