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Veröffentlicht am 11.01.2019

Gut gekocht!

Die seltsame Reise mit meinem Bruder
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Nelly liebt gutes Essen und dessen Zubereitung. Vor allem für ihren eigenen Food-Truck. Ihr Leben könnte so schön sein, wäre da nicht die ewige Sorge darum, dass sie sich später um ihren autistischen Bruder ...

Nelly liebt gutes Essen und dessen Zubereitung. Vor allem für ihren eigenen Food-Truck. Ihr Leben könnte so schön sein, wäre da nicht die ewige Sorge darum, dass sie sich später um ihren autistischen Bruder Nils kümmern muss, wenn es ihre Mutter nicht mehr kann. Durch einen Unfall dieser wird Nelly plötzlich dem Ernstfall auf Probe ausgesetzt.

Renée Karthee nähert sich in „Die seltsame Reise mit meinem Bruder“ einem schweren Thema auf eine lockere Art an. Die Betreuung und Pflege von Verwandten ist oft nicht leicht zu schultern. Nelly ist von Kindesbeinen an daran gewöhnt, dass ihr Bruder spezielle Aufmerksamkeit benötigt. Sie ahnt sehr genau, was für eine Belastung ihr Bruder für sie sein wird. Sie will diese Verantwortung nicht, um die sie nie gebeten hat. Das sollte man im Hinterkopf behalten, denn unsere Protagonistin legt vorerst alles andere als sympathische Eigenschaften an den Tag, die es schwer machen, sie gern zu haben.

Das Buch ist nicht als Hilfe zur Selbsthilfe oder Mutmacher zu verstehen. Auch ist man hier falsch, wenn man wissen möchte, was Autismus denn genau ist. Es wird einfach nur eine schöne kleine Geschichte erzählt, mit leichten Schmetterlingen im Bauch wie das Cover sie schon ankündigt. Darin enthalten sind bezaubernde englische Häuser und Landschaften, Nils mit seiner eigentümlichen, aber liebenswerten Art und eine unerwartete Bekanntschaft, die Nellys Leben wohl noch mehr auf den Kopf stellt als ihr Bruder.

In der Geschichte heißt es, dass nicht genau bekannt sei, was Nellys Bruder letztendlich hätte. Er wäre nie getestet worden. Wahrscheinlich Asperger Syndrom, vielleicht noch etwas zusätzlich. Unnötig vage, aber auf diese Weise hinterfragt niemand sein Verhalten, was mir die einzige Erklärung ist.

Die sehr detaillierten Beschreibungen der Essenskreationen und auch das jeweilige Rezept am Ende jedes Kapitels machen das Buch einmalig und passen gut zu unserer Hauptfigur Nelly. Weniger freute es mich, dass sich bei Nelly Gedanken dazu einschlichen, dass das Essen bei ihr auf die Hüfte gehen könnte. Drei Sätze dazu aus dem Roman gestrichen und es hätte mir besser gefallen. Essstörungen sind ein ewig aktuelles Thema und ein Frauenroman darf gerne ohne gedankliche Abwanderungen auskommen, die als Tendenzen in diese Richtung interpretiert werden können.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Wie sieht der optimale Weg, zu leben, aus?

Die Optimierer
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„Jeder an seinem Platz!“

2052: Europa hat sich abgeschottet und lebt in einer Optimalwohlökonomie, dank smarter Roboter, die einen Großteil der Arbeit übernehmen. Allen geht es gut und jeder kennt seinen ...

„Jeder an seinem Platz!“

2052: Europa hat sich abgeschottet und lebt in einer Optimalwohlökonomie, dank smarter Roboter, die einen Großteil der Arbeit übernehmen. Allen geht es gut und jeder kennt seinen Platz in der Gesellschaft. Dafür sorgt die Agentur für Lebensberatung, die ihn anhand genauer personenbezogener Daten für einen festlegt. Protagonist Samson Freitag steht in ihrem Dienst und ist überzeugter Systemvertreter. Schneller als ihm lieb ist, muss er aber erkennen, dass das System weder verzeiht noch anders kann, als zu optimieren.

Theresa Hannigs Debütroman „Die Optimierer“ wurde mit dem Stefan-Lübbe-Preis ausgezeichnet. Da die verwendete Zukunft ausnahmsweise nicht in allzu weiter Ferne liegt, konnten viele aktuelle Denkanstöße mit eingeflochten werden. Thematisiert wird zum Beispiel: Abschottung gegen Flüchtlinge, Handy-Sucht, Überwachung, Datenschutz, öffentliche Verkehrsmittel vs. Privatwagen und noch einige mehr.

Der Hauptcharakter mit seiner Systemtreue ist nicht nur anstrengend, er bleibt auch nach seinem Wandel eher unsympathisch. Es ist die allgemeine Frage, wie man aus einer Situation wie seiner wieder raus finden kann, nicht die Besorgnis oder das Mitgefühl um den Protagonisten, die neugierig weiterlesen lässt.

Obwohl das Buch sehr gut anfängt und viele visionäre Ansätze enthält, wie das Leben zukünftig gestrickt sein könnte, driftet es gegen Ende zu sehr in eine ganz andere Richtung ab. Der Ausgang ist trotz versuchter Täuschung vorzeitig absehbar und leider erst nach einigen gedehnten Szenen ohne großartige Bedeutung erreicht.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Schön leichter Liebesroman

Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt
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Kristina Günak ist mit „Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt“ ein schön leichter Liebesroman gelungen, mit dem man ein paar wundervolle Stunden verbringen kann. Den Hergang kann man sich im Groben zwar ...

Kristina Günak ist mit „Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt“ ein schön leichter Liebesroman gelungen, mit dem man ein paar wundervolle Stunden verbringen kann. Den Hergang kann man sich im Groben zwar schnell zusammenreimen, aber in diesem Fall ist der Weg das Ziel:

Bea hat immer alles im Griff. Darum erhält Bea den Auftrag, den Star-Autor ihres Verlages, der gerne mal aus der Reihe tanzt, unter ihre Fittiche zu nehmen. Was folgt, ist eine sanfte Entwicklung von zwei unfreiwillig zusammengepferchten Menschen hin zu einem Paar, das sich im Tiefsten miteinander verbunden fühlt.

Hervorzuheben ist dabei das immer intensivere Abtauchen in die Hintergründe und Beweggründe der beiden. Vielleicht ist der Titel gleichsam eine Anspielung darauf, wie viel Liebe die Autorin auch in ihr Schreiben steckt, denn die Figuren mit ihren Ecken und Kanten sind wunderbar erdacht und überzeugen mit ihrer Realitätsnähe. In der Charakterentwicklung ist sogar eine moralische Botschaft enthalten.

Auch dieser Liebesroman kommt ohne Klischees des Genres nicht aus. Es ist aber durch das verhältnismäßig geringe Ausmaß noch zu verschmerzen. Insgesamt ist das Buch sicher mit viel Humor gespickt, allerdings erzeugt dieser keine großen Lacher und hat geradezu Sitcom-Charakter mit einer spürbaren Aufforderung zum Lachen an bestimmten Stellen.

Mir persönlich kam der draufgängerische Star-Autor deutlich zu brav vor. So fehlte mir eine stärkere Eskalation. Die ganze Geschichte hätte auch gut ohne das tatsächliche Erscheinen von Beas Familie auskommen können. Vielleicht hätte es dann mehr Seiten für das Weiterspinnen der Geschichte gegeben, denn…

Durch den flüssigen Schreibstil geht es ungebremst in schnellem Tempo durch die Kapitel. Schon ist die letzte Seite da. Schade, hier hätte es gerne noch weitergehen dürfen.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Die Geschichte "smasht" sich leider selbst

Smash99 - Folge 1
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J. S. Franks „Smash 99 – Blutrausch“ ist der erste Band um „Smash 99“, eine Substanz, die Menschen zu „Smashern“ werden lässt. Als solche zerschmettern sie ihre Mitmenschen mit ungeheurer Körperkraft ...

J. S. Franks „Smash 99 – Blutrausch“ ist der erste Band um „Smash 99“, eine Substanz, die Menschen zu „Smashern“ werden lässt. Als solche zerschmettern sie ihre Mitmenschen mit ungeheurer Körperkraft bis sie selbst daran zu Grunde gehen.

Der Protagonist Hardy Stalmann verfolgt die Berichte über die „Smasher“ und die damit einhergehende Verzweiflung der Menschen. An seiner Schule, an der er als Lehrer tätig ist, bemerkt er, wie immer mehr Schüler sich aus Eskapismus Drogen hingeben und sagt den Drogen den Kampf an. Die Handlung ist in sich geschlossen.

Dadurch, dass sich die Gefahr weitesgehend eindämmen lässt und auch „nur“ Deutschland betroffen ist, hält sich die gefühlte Bedrohung in Grenzen. Von apokalyptischen Zuständen lässt sich noch nicht sprechen. Umso seltsamer wirkt es, dass die Menschen dennoch verzweifeln und vermehrt zu Drogen greifen.

Dass diese direkt in der Schule erworben werden können und wirklich niemand außer der Hauptfigur – auch nicht die Schulleitung – etwas gegen die neue Drogen-Beschaffungskultur im eigenen Haus unternimmt, erschließt sich mir nicht.

Die Namen klingen nicht harmonisch und passen auch nicht zum Deutschland-Setting (Beispiel: Jimmy Ostermann). Insgesamt wird versucht, amerikanische Verhältnisse nach Deutschland zu übertragen. Da stellt sich die Frage, warum es nicht von vornherein in Amerika spielt.

Die „Smasher“ erinnern an „28 Days Later“, da die Wirkung des dortigen Virus ähnlich ist und Stalmann ist augenscheinlich an „Dr House“ angelehnt. Man muss als Autor sicherlich nicht das Rad neu erfinden, aber zu abgekupfert darf es auch nicht wirken. Hier bewegt sich der Roman auf dünnem Eis.

Für mich als Dystopie-Liebhaberin eine herbe Enttäuschung, da keine Endzeit-Stimmung aufkommt und auch keine Zombies darin vorkommen (hatte diesbezüglich eine Erwartungshaltung, da es von Be-ebooks als „Zombie-eBook“ bezeichnet wurde). Zusätzlich hätte etwas mehr Recherche dem Roman ganz gut getan (es heißt „der IS“, nicht „die IS“ und Lehrer sind keine Pädagogen, um nur zwei Beispiele zu nennen).

Immerhin lässt sich der Roman recht flüssig lesen und wen ein paar Ungereimtheiten nicht stören, den kann der Roman einen Abend lang ganz nett unterhalten.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Eine Reise voller Abenteuer startet!

Die Phileasson-Saga - Nordwärts
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Anfänge sind doch immer etwas ganz besonderes. Erst recht, wenn es der Beginn einer Seefahrt ist, die in insgesamt 12 Bänden erzählt werden soll. In ihnen wird nicht weniger als die komplette Welt Aventurien ...

Anfänge sind doch immer etwas ganz besonderes. Erst recht, wenn es der Beginn einer Seefahrt ist, die in insgesamt 12 Bänden erzählt werden soll. In ihnen wird nicht weniger als die komplette Welt Aventurien (aus dem Rollenspiel „Das Schwarze Auge“ – keine Vorkenntnisse nötig!) umrundet, mit ihren verschiedenen Vegetationen, Kreaturen, Völkern und Bräuchen, Formen der Magie, Mysterien und Herausforderungen.

Die Hauptrollen spielen dabei zwei berühmt, teils berüchtigte Seefahrer und Kontrahenten, Asleif Phileasson und Beorn, der Blender, die im Wettstreit um den Titel „König der Meere“ diese wahnsinnige Unternehmung wagen. Wer auf eine solch großartige Expedition geht (übrigens nicht in 80 Tagen um die Welt, sondern in diesem Fall in 80 Wochen), der sucht seine Gefolgsleute mit Bedacht aus. Vor allem da es nebenbei noch 12 Aufgaben zu lösen gilt.

Tatsächlich nimmt die Vorstellung der künftigen Besatzungsmitglieder in diesem ersten Band mehr Raum ein als die Ausführungen zu den beiden Titelanwärtern, was sicher nicht verkehrt ist: Wie viel muss man Helden noch lobpreisen, wenn doch schon Lieder über sie gesungen werden? Die Geschehnisse um Phileasson werden insgesamt aktiver begleitet als die seines Nebenbuhlers, des Blenders. Im Wettlauf gegeneinander darf daher, je nachdem für welchen Wettstreiter das Herz schlägt, kräftig für seinen Auserwählten mitgefiebert werden, ob er die Nase vorn hat.

Der Auftakt des Buches irritiert, aber es ist beim Lesen spürbar, wie gut die Geschichte durchdacht ist und wie klar die Charaktere vorskizziert wurden. Hier hält man hohe Handwerkskunst in Händen. Obwohl es zwei Autoren sind, ist nicht zu erkennen, aus wessen Feder welche Textpassage stammt. Niemand hat behauptet, dass eine Reise ins ewige Eis nicht beschwerlich wäre. Entsprechend lesen sich ein bis zwei Stellen etwas anstrengend langatmig, was jedoch Atmosphäre schafft.

„Nordwärts“ gibt den Kurs bereits bekannt. Doch welche Tücken die See bereit hält, wie ein frisch zusammengewürfelter Haufen zu einer Mannschaft wächst und ob im Norden Wunder oder bittere Kälte auf die Reisenden wartet, das musst du schon selber lesen. Denn sonst würde dir einiges entgehen.