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JaninaEl

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2023

Modernes Erwachsenwerden

All dies könnte anders sein
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In „All dies könnte anders sein“ von Sarah Thankam Mathews folgen wir der jungen indisch-stämmigen Immigrantin Sneha und ihrem Leben nach dem College in ihrer neuen Heimatstadt Milwaukee. Dabei kämpft ...

In „All dies könnte anders sein“ von Sarah Thankam Mathews folgen wir der jungen indisch-stämmigen Immigrantin Sneha und ihrem Leben nach dem College in ihrer neuen Heimatstadt Milwaukee. Dabei kämpft sich die queere/lesbische junge Frau sowohl im Beruflichen als auch im Privaten durch einige Probleme, die sehr nachvollziehbar sind, wenn man ans Erwachsenwerden denkt und die ihr noch durch ihre Herkunft und Sexualität erschwert werden oder dadurch zumindest noch mehr Druck entsteht. Im Laufe der Geschichte mit vielen Ups and Downs lernen wir einige Weggefährt*innen und mehr über aller Hintergrundgeschichten und Päckchen kennen.
Nachdem ich mich durch den sehr langatmigen Anfang des Buches gekämpft habe, der ehrlicherweise nicht die größte Lust aufs Weiterlesen macht, ist mir die Geschichte mit all ihren Charakteren und Handlungen immer mehr ans Herz gewachsen. Man konnte und wollte der Entwicklung durch tiefe Einblicke immer mehr folgen und ich bin froh, am Ende ein toll geschriebenes Buch gelesen zu haben. Den Schreibstil würde ich nämlich als sehr modern und lässig beschreiben, auch wenn bei der Übersetzung ins Deutsche sicherlich etwas von dieser Coolheit verloren geht, vor allem in den gesprochenen Parts zwischen Charakteren (wer hört/liest denn gerne ein „Dude“ oder „Bruh“ in ansonsten deutsch gesprochenen (übersetzten) Sätzen, ohne es als sehr sperrig und unauthentisch zu empfinden?!). Die Themen und Konflikte sind wirklich sehr zeitgemäß und wie erwähnt nachvollziehbar, was mich einfach sehr mitfühlen ließ und somit war es trotz aller Melancholie und allem Verdruss ein Leservergnügen für mich. Außerdem stelle ich das Buch jetzt sehr gerne und prominent in mein Bücherregal, die Gestaltung des Covers finde ich nämlich auch sehr gelungen mit dieser modernen und geschmackvollen Verwendung der Regenbogenfarben.

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Veröffentlicht am 04.10.2023

So far so düster und so gut!

Nichts in den Pflanzen
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Leider konnte ich zur Deadline dieser Rezension das Buch "Nichts in den Pflanzen" von Nora Haddada nur bis etwa zur Hälfte lesen. Ich würde daher gerne meinen bisherigen Eindruck beschreiben und ggf. meine ...

Leider konnte ich zur Deadline dieser Rezension das Buch "Nichts in den Pflanzen" von Nora Haddada nur bis etwa zur Hälfte lesen. Ich würde daher gerne meinen bisherigen Eindruck beschreiben und ggf. meine Rezension nochmals editieren, wenn ich das Buch durchgelesen habe. Die Geschichte von Leila beginnt direkt mit dem Kennenlernen und Verlieben in Leon und der großen Chance in Form eines Vorab-Vertrags einer Produktionsfirma. Eigentlich scheint das Leben der jungen Drehbuchautorin also super zu laufen…. Oder? Wieso also geht es ihr in den folgenden Kapiteln, die zeitlich vor und zurück springen so schlecht und wieso trifft sie so fragwürdige bis schreckliche Entscheidungen, die an Selbstsabotage erinnern? Mein Interesse ist sofort und immer wieder geweckt, wird dann aber oftmals wieder durch die schwer erträglichen Handlungen der Protagonistin, gepaart mit ungeschönter und direkter Sprache, etwas abgeschreckt, sodass ich immer wieder Pausen mache, bis ich mich „überwinde“ wieder weiterzulesen. Grundsätzlich bin ich ja sehr angetan von der Geschichte und dem Schreibstil. Vielleicht treffen die Erzählung und die Verlorenheit der jungen Leila einfach zu sehr ins Schwarze. Was jetzt etwas negativ klingt ist eigentlich ein großes Kompliment an die Autorin und ihr außerordentliches Talent zu Schreiben und zu Berühren.
Nicht unerwähnt möchte ich das Cover lassen, das meine Aufmerksamkeit als erstes weckte, weil ich das Motiv, die Farben und den Malstil wunderschön finde. Das Material, wie sich das Buch in der Hand anfühlt und die Qualität sind wirklich ganz besonders und eine große Freude für Buchliebhaber, die ihre Bücher gerne nicht nur zur Aufbewahrung ins Regal stellen, sondern auch aus ästhetischen Gründen :)
Zuallerletzt noch ein Dankeschön an Benedict Wells, der mit seiner Empfehlung mal wieder einen tollen Lesegenuss in mein Leben gebracht hat, diesmal nicht aus seinem eigenen Repertoire sondern von Nora Haddada. Sie hat einen neuen Fan in mir! :)

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Veröffentlicht am 31.08.2023

Frustriert und frustrierend

Tasmanien
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Während man den Roman „Tasmanien“ von Paolo Giordano liest, erlebt man unweigerlich eine schonungslose Konfrontation mit der Realität, indem man diverse reale Ereignisse, darunter Katastrophen und terroristische ...

Während man den Roman „Tasmanien“ von Paolo Giordano liest, erlebt man unweigerlich eine schonungslose Konfrontation mit der Realität, indem man diverse reale Ereignisse, darunter Katastrophen und terroristische Anschläge, aus den Jahren 2016-2020 noch einmal durchlebt und dabei ähnlich wie der Protagonist die schiere Macht- und Ratlosigkeit empfindet. Gleichzeitig verfolgt man ganz profane, alltägliche Dramen aus dem fiktiven Leben des frustrierten Protagonisten Paolo. Von Abstumpfung über Aussichtslosigkeit bis hin zu Empfindungen von Panik reichen die Emotionen in der Auseinandersetzung mit der Gegenwart und der Alltagsrealität darin.
Grundsätzlich erweckt der Roman beim Lesen ein mulmiges und pessimistisches Gefühl, gespickt von Momenten und Textstellen, die einen (mich zumindest) wirklich sprachlos und entsetzt zurücklassen. Mit einem großen Kloß im Hals las ich beispielsweise den historischen Exkurs über den Abwurf der Atomraketen über Hiroshima und Nagasaki mitsamt sehr expliziten und dementsprechend grausamen Beschreibungen von Augenzeugen über die unmittelbaren und langfristigen Opfer und Schäden. Das ist aber keinesfalls ein negativer Kritikpunkt, sondern ein Lob an die schonungslose Darstellungsweise und Beweis für die Notwendigkeit, Geschehnisse und Entwicklungen solcher Art immer wieder in Erinnerung zu rufen und nicht in Vergessenheit oder Ignoranz geraten zu lassen.
Der Protagonist ist dabei ein Beispiel für einen gebildeten und informierten Menschen, der ganz seiner Natur versucht, allen grausamen globalen und persönlichen Realitäten soweit zu entkommen oder eher zu entfliehen, um sein Leben zu leben und seine Karriere voranzutreiben. In diesem Zwiespalt entwickelt sich das Leben von Paolo mehr oder weniger erfolgreich.
Insgesamt gab mir das Buch unheimlich viel Stoff um nachzudenken – über die Geschichte, die Welt, das Leben, mein Leben und den Umgang mit alledem bzw. der Verarbeitung von alledem. So viel Stoff, dass es mich wohl erstmal nicht wirklich loslassen wird. Ich habe noch nicht alle Gedanken und Empfindungen sortiert bekommen, aber trotzdem möchte ich das Buch weiterempfehlen, während meine Auseinandersetzung damit noch in vollem Gange ist.

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Veröffentlicht am 27.08.2023

Jeder Satz Poesie und Alltag – Im Positiven wie im Negativen, so wie es soll

Sylter Welle
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Aufmerksam wurde ich auf das Buch, da ich Max Richard Leßmann auf Instagram folge und seine poetischen, prägnanten Posts meist sehr fühle und begeistert bin, wie viele Emotionen und Gedanken er schafft, ...

Aufmerksam wurde ich auf das Buch, da ich Max Richard Leßmann auf Instagram folge und seine poetischen, prägnanten Posts meist sehr fühle und begeistert bin, wie viele Emotionen und Gedanken er schafft, in ein paar Wörter zu fassen, die dadurch so viel aussagen und in mir auslösen. Im Positiven wie im Negativen, aber ich glaube, das soll so.
Ähnlich ging es mir jetzt mit Sylter Welle, in der er so viele nachvollziehbare Gefühle und Eigenheiten gekonnt beschreibt, die ich selbst nie imstande wäre, so in Worte zu fassen. Gefühlt ist jeder Satz eine sehr bildhafte und schwerwiegende Metapher. Das kann man mögen oder auch nicht. Mir persönlich hat es eine Welt und Personen, die mir fremd sind, so schonungslos nahegebracht, dass mir die Geschichte im Umkehrschluss auch sehr nahe ging. Im Positiven wie im Negativen, aber ich denke, das soll so.
Ich habe nicht nachgeforscht, inwieweit der Roman autobiographisch ist, aber der Autor bietet so besondere und eigenwillige Beschreibungen, wie sie eigentlich nur das Leben und das genaue, jahrelange Beobachten dessen bieten kann (zumindest aus der Sicht einer hoffnungslosen Overthinkerin ohne jegliche Poesie in den Adern). Daher bewundernswert, wie poetisch Max Richard Leßmann Alltag und Familie aufarbeitet und einen Einblick bietet, wie er Dinge wahrnimmt und verarbeitet.
Zuletzt möchte ich noch das wunderschöne Cover erwähnen, dass neben dem mir bekannten Instagram-Poeten direkt meine Aufmerksamkeit und Neugierde geweckt hat. Für mich das schönste Kunstwerk an Buchcovern seit langem!

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Veröffentlicht am 27.08.2023

Große Rührung und Anregung - absolute Empfehlung

Nachts erzähle ich dir alles
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Ich habe mich nach Aufschlagen der Leseprobe direkt nach den ersten beiden Seiten auf das Buch beworben, denn es brauchte nicht viel, um mein Interesse zu wecken: 1. Eine Playlist; 2. Eine RICHTIG GUTE ...

Ich habe mich nach Aufschlagen der Leseprobe direkt nach den ersten beiden Seiten auf das Buch beworben, denn es brauchte nicht viel, um mein Interesse zu wecken: 1. Eine Playlist; 2. Eine RICHTIG GUTE Playlist und 3. noch zwei sehr unterschiedliche aber mich gleichermaßen ansprechende Zitate. Ich hatte direkt das Gefühl und die Hoffnung, dass das ein Buch nach meinem Geschmack sein könnte von einer Autorin, die ähnlich gestrickt ist oder deren Gedanken ich zumindest gut nachvollziehen KÖNNTE. Viel mehr wusste ich ja nicht über den Rest des Buchs, aber ich bin eben schnell zu begeistern, wenn ich Eigenheiten in anderen entdecke, mit denen ich mich irgendwie identifizieren kann.
Dann las ich den Roman und war von Anfang bis Ende gefesselt, berührt und zu sehr vielen Gedanken und Überlegungen angeregt, was mein eigenes Leben betrifft. Viel mehr kann man von einem Buch nicht verlangen, ich bin wirklich begeistert! :) Viel schwerer fällt es mir jetzt in Worte zu fassen, was es genau ist, was mich an der Geschichte, dem Schreibstil der Autorin, den Charakteren und wie sie einem gemächlich und subtil aber liebevoll nähergebracht werden, am meisten begeistert. Es ist die Summe all der Dinge und ich glaube, ich bin einfach Fan von Anika Landsteiner und mag ihre Art zu Erzählen, denn dabei werden nicht nur Ereignisse so schön und detailreich, aber realitätsnah beschrieben, sondern gleichzeitig auch ein Haufen Themen rund ums Leben, Frausein, Beziehungen, Bedürfnisse – kurz die ganz großen Fragen, die einen so umtreiben - so ehrlich behandelt, wie man (ich) es sich selbst im wahren/eigenen Leben oft nicht traut oder eingesteht.
Ich möchte nicht zu viel verraten, sondern einfach nur meine Begeisterung und Freude über das Entdecken des Buches und der Autorin kundtun und es bedingungslos weiterempfehlen. Unerwähnt sollte auch nicht das wunderschön gestaltete Cover des Buches sein, das mit seinen satten Farben direkt Aufmerksamkeit auf sich zieht und sich das auch leisten kann, denn das Innere enttäuscht daraufhin (zumindest mich) nicht.
Außerdem habe ich große Sehnsucht nach Frankreich bekommen und plane meinen nächsten Urlaub dorthin :)

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