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Veröffentlicht am 06.12.2025

- interessantes, theoretisches, bis abstraktes HardSF-Abenteuer -

Transport 8: Zukunft
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Phillip P. Peterson - Transport 8: Zukunft
(BoD – Books on Demand)

- interessantes, theoretisches, bis abstraktes HardSF-Abenteuer -

Über die "Transport"-Reihe, des Ingenieurs für Luftfahrt- und Raumfahrttechnik ...

Phillip P. Peterson - Transport 8: Zukunft
(BoD – Books on Demand)

- interessantes, theoretisches, bis abstraktes HardSF-Abenteuer -

Über die "Transport"-Reihe, des Ingenieurs für Luftfahrt- und Raumfahrttechnik Phillip P. Peterson, bin ich in der Vergangenheit bereits des Öfteren gestolpert. Da diese mit dem aktuellen 8. Teil jedoch bereits weit fortgeschritten ist (den 9. Band hat der Autor die Tage fertiggestellt), habe ich die Standalones des deutschen HardSF-Schriftstellers bislang vorgezogen. Nun liegt mir mit "Transport 8: Zukunft" ebendieser 8. Teil der Reihe zur Besprechung vor, den mir der Verfasser persönlich zugesandt hat. Ich bin gespannt, ob und wie mir der Einstieg in diese Reihe, so ganz ohne Vorkenntnisse, gelingen wird. Dass Peterson mit seinen fantasiegeschwängerten, wissenschaftlich anspruchsvollen und komplexen Plots seiner Zeit oftmals weit voraus ist, dürfte jedem seiner Leser bewusst sein. So auch dieses Mal...

Das erste Zeitexperiment in der Geschichte der Menschheit scheint gelungen. Ein Transporter (eine Art Stargate) wurde von Nanomaschinen auf dem bewohnten Mond aufgebaut. Fünf Jahre in der Zukunft. Man hatte es tatsächlich geschafft, eine allererste Zeitbrücke zu erschaffen. Audiovisuelle Einblicke in die fernsten Zeiten, Reisen in selbige, ja sogar Bilder des Zusammenbruchs des Universums dürften künftig im Bereich des Möglichen liegen. Doch, was sich da von der anderen Seite aus durch den Transporter, nun also fünf Jahre in die Vergangenheit begibt, ist der Vorbote einer existenziellen Gefahr für die gesamte Menschheit. Die Raumfahrer Jim Harris und sein Vater Russel versuchen die nahende Katastrophe abzuwenden.

In seinem neuesten HardSF-Abenteuer "Transport 8: Zukunft" wirft Phillip P. Peterson technische, wie physikalische Größen und Begrifflichkeiten ein, die schon mal über das übliche Allgemeinwissen hinausgehen können. Das ist schon alles sehr theoretisch, beinahe nerdig und durchaus abstrakt, was der 1977 in Waldbröl (Nordrhein-Westfalen) geborene Autor hier zu Papier bringt. Wer sich jedoch für physikalische Themen wie die Relativitätstheorie oder das Zeitreise-Paradoxon und den damit einhergehenden Realitäten- und Zeitlinienkonflikt interessiert, dürfte mit den Ausführungen des fachlich versierten Erzählers gut zurechtkommen. Das 316 Pagina umfassende Werk kann als Standalone gelesen werden, gewisse Vorkenntnisse sind aber sicherlich von Vorteil. Die Transporter sind Raum-Zeit-Portale, die Personen, Gegenstände oder ganze Containerladungen voller Rohstoffe durch Wurmlöcher zu einem jeweiligen Gegenstück innerhalb eines bestimmten Netzwerks bringen können. Über sie kann man also in fremde Welten gelangen. Es ist eine außerirdische, noch nicht zur Gänze verstandene und daher brandgefährliche Technik. Peterson geht in seinen Werken generell auf die multiplen und existenziellen Gefahren unserer Wissenschaft und deren unvorhersehbaren Konsequenzen ein, die der Mensch gerne außer Acht oder auf die er es eben ankommen lässt. Dabei schießt der Vollzeit-Autor schon mal die eine oder andere Spitze gegen die USA und ihr machtpolitisches Überlegenheitsgehabe.

Die interessanten Ideen und Fragestellungen sind zwar sicherlich nicht neu, aber stark und spannungsvoll integriert. Mir fehlt bei "Transport 8: Zukunft" allerdings ein bisschen die Seele. Die Akteure bleiben emotions- und farblos. Lokalkolorit bleibt weitestgehend Fehlanzeige. Phillip P. Peterson legt seinen Hauptfokus auf die rasante Handlung und weniger auf das Drumherum. Es kommt einem so vor, als wollte der HardSF-Schriftsteller all seine Ideen auf einmal in seinem Plot platzieren, das Ganze aber nicht zu sehr aufplustern. Das ist mir persönlich zu nüchtern, zu emotionslos und zu "hoppla-die-hopp", was den einen oder anderen Leser schon mal überfordern kann. Es ist alles sehr speziell skizziert, worunter die ohnehin nur rudimentär angerissene Handlung der spannenden Ideen leidet. Mir ist das Ganze zu sprunghaft und zu ungelenk konstituiert. Einfach zu viel faseriger roter Faden und viel zu viel Whisky an solch einer verantwortungsvollen Wirkungsstätte! Kleinere anachronistische Fauxpas in der Zukunft (Neonröhren werden zerstört und Glassplitter fallen herab) inklusive. Aber das ist alles Meckern auf höchstem Niveau, denn die "Transport"-Reihe würde nicht bereits in die neunte Runde gehen, wenn sie keine Daseinsberechtigung hätte!

(Janko)

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Brutalität/Gewalt: 17/100
Spannung: 63/100
Action: 55/100
Unterhaltung: 75/100
Anspruch: 74/100
Atmosphäre: 57/100
Emotion: 37/100
Humor: 03/100
Sex/Obszönität: 07/100

https://www.lackoflies.com" target="_blank">https://www.lackoflies.com - Wertung: 78/100

https://www.lackoflies.com" target="_blank">https://www.lackoflies.com - Altersempfehlung: ab 25 Jahren (aufgrund des technischen und physikalischen Verständnisses, sowie der Fähigkeit abstrakte Sachverhalte zu verstehen)

Phillip P. Peterson - Transport 8: Zukunft
BoD – Books on Demand
HardSF-Thriller
Buchreihe: Transport Reihe – Band 8
ISBN: 978-3-695-14391-7
316 Seiten
Paperback
Erscheinungstermin: 31.10.2025
EUR 13,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

Weitere Formate:
ASIN:‎ Book (Kindle Ausgabe): B0FSF1N3ZX
Erscheinungstermin: 31.10.2025
EUR 6,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

"Transport 8: Zukunft" bei BoD – Books on Demand: https://buchshop.bod.de/transport-8-zukunft-phillip-p-peterson-9783695143917

Leseprobe: https://bookview.libreka.de/preview/100339/9783695143917?session=c5fedcee172e74b4952f0c11ca0516a15031cd0d

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Veröffentlicht am 27.11.2025

- mitreißender und technisch versierter Near-Future-Space-Thriller -

Luna
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Phillip P. Peterson - Luna
(FISCHER Tor)

- mitreißender und technisch versierter Near-Future-Space-Thriller -

Mondschiff "Taurus", in naher Zukunft. Pilot Grant Torben, Copilotin Elly Washington, Selfmade-Milliardär ...

Phillip P. Peterson - Luna
(FISCHER Tor)

- mitreißender und technisch versierter Near-Future-Space-Thriller -

Mondschiff "Taurus", in naher Zukunft. Pilot Grant Torben, Copilotin Elly Washington, Selfmade-Milliardär Max Dekker, sowie die Lehrerin und "Greencard-Gewinnerin" Luna Patel, sind im Namen der Raumfahrtfirma FrontierTech, auf dem Weg zur kürzlich installierten Mondstation. Bei der Landung in einem weiten Tal inmitten des Taurus-Littrow-Gebirges, nur knapp hundert Meter von der Station entfernt, kommt es zu katastrophalen Komplikationen, infolgedessen die unbedarfte Schullehrerin mit einem Mal komplett auf sich alleine gestellt ist. Mit ausreichend Wasser-, Lebensmittel- und Sauerstoffvorräten für knapp zwei Wochen und Kontakt zur Bodenkontrolle auf der Erde, ist Luna Patel offensichtlich dazu verdammt, bis zu ihrer Rettung in der Taurus-Mondstation auszuharren. Doch ist eine Rettung in dieser kurzen Zeitspanne überhaupt möglich? Der Chef der Astronautengruppe von FrontierTech Blake Simmons weiß es eigentlich besser, doch sie müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um zumindest Luna wieder sicher nach Hause zu bringen.

"Sie war der einsamste Mensch im Universum." Zitat S. 22

Der deutsche HardSF-Schriftsteller Phillip P. Peterson, beschreitet in seinem 2024 erschienenen Near-Future-Space-Thriller "Luna", einen spannungsgeladenen Pfad voller bedrohlicher Vorkommnisse. Dabei pflegt der, unter Pseudonym schreibende Autor, einen zugänglichen Schreibstil, der es der geneigten Leserschaft ein Leichtes macht, in seinen 416 Seiten starken HardSF-Edutainment-Thriller einzutauchen. Als ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter für Luftfahrt-, Raumfahrt und Nukleartechnik und Ingenieur für Trägerraketenkonzepte, bewegt sich Phillip P. Peterson nahezu im Mittelpunkt seines vormaligen Metiers. Das merkt man den technischen Ausführungen, des 1977 in Waldbröl (Nordrhein-Westfalen) geborenen Autors, die zumeist jedoch selbsterklärend sind, deutlich an. Bereits im September 2024 erschienen, stellt "Luna" sicherlich auch einen gewissen Seitenhieb und eine Warnung an Raumfahrtunternehmen wie SpaceX oder Blue Origin, sowie deren "Partner-", bzw. Subunternehmen dar, die es zahlungskräftigen Touristen ermöglichen wollen, auf äußerst frivole Art den Weltraum zu erkunden. Vom Grundkonstrukt her gesehen, hat mich "Luna" sofort an "Der Marsianer" von Andy Weir erinnert.

"...aber erste Politiker äußerten schon ihren Unmut über den milliardenteuren Privattrip zum Mond, der nun dazu geführt hatte, dass der Staat in Form der NASA womöglich eine Lehrerin in einer milliardenteuren Rettungsaktion zur Erde zurückbringen musste." Zitat S. 41

Ein zweiter Handlungsstrang dreht sich um die Mitarbeiterin der US-Luftaufsichtsbehörde FAA Charlie Ross. Sie hat die undankbare Aufgabe zu untersuchen, ob die FrontierTech-Rakete "Taurus 2" in der Lage wäre, eine Rettungsaktion zum Mond anzutreten. Falls Charlie zu der Auffassung kam, dass man FrontierTech die Startgenehmigung verweigern müsse, würde man ihr die Schuld am Tod der Lehrerin Luna Patel geben. Eine unangenehme Zwickmühle für die leitende Sachbearbeiterin der FAA. Ein strategisches und machtpolitisches Tauziehen um Genehmigungen beginnt. Die Nerven liegen nicht nur bei Luna und im Kontrollzentrum blank, sondern auch beim Leser. Und allen Beteiligten läuft die Zeit davon. In erster Linie die Luna Patels.

Was sein Personal anbetrifft, fährt Phillip P. Peterson in "Luna" ein reichhaltiges Buffet auf. Da er jedoch gesteigerten Wert auf Charakterzeichnung legt, verleiht er seinem Roman zusätzlich Tiefe. Peterson geht auf die schwer zu nehmenden Hürden der Bürokratie, sowie wirtschaftliche und finanzielle Interessen ein, die sich der Rettungsmission entgegenstellen. Er lässt seine nüchternen, konservativen und theoretischen Betrachtungen in seinen interessanten, spannenden und technisch versierten Plot (inklusive Beziehungsdrama) einfließen. Bittere Fehlschläge geraten zum Politikum und die psychische wie physische Verfassung Luna Patels sinkt in den Keller. Der Plot, der sich ebenfalls um Moral, Ethik und Umweltverschmutzung, samt Sabotage- und Industrie Spionageverdacht dreht, steigert sich in seinem weiteren Verlauf zu einer mitreißenden Tragödie. Eine lange und intensive Fehler-, wie Ursachensuche beginnt. Ein Schicksalsschlag nach dem anderen vereitelt den Versuch Luna zu retten. Das nimmt der Autor nebenbei mit, um auf die kaum von der Hand zu weisenden Gefahren des Weltraumtourismus hinzuweisen. Starker HardSF mit Gänsehautgarantie!

(Janko)

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Brutalität/Gewalt: 17/100
Spannung: 85/100
Action: 67/100
Unterhaltung: 86/100
Anspruch: 74/100
Atmosphäre: 71/100
Emotion: 81/100
Humor: 06/100
Sex/Obszönität: 02/100

https://www.lackoflies.com" target="_blank">https://www.lackoflies.com - Wertung: 85/100

https://www.lackoflies.com" target="_blank">https://www.lackoflies.com - Altersempfehlung: ab 14 Jahren (aufgrund der allgemeinen Thematik und des fachlichen Verständnisses)

Phillip P. Peterson - Luna
FISCHER Tor
Near-Future-Space-Thriller
ISBN: 978-3-596-70893-2
416 Seiten
Klappenbroschur
Erscheinungstermin: 25.09.2024
EUR 18,00 Euro [DE] inkl. MwSt.

Weitere Formate:
ISBN eBook (epub): 978-3-10-491797-9
Erscheinungstermin: 01.09.2024
EUR 16,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

ISBN Download – Streaming (gekürzt): 978-3-7324-7640-4
Erscheinungstermin: 25.09.2024
EUR 16,95 Euro [DE] inkl. MwSt.

ISBN Download – Streaming (ungekürzt): 978-3-7324-7459-2
Erscheinungstermin: 25.09.2024
EUR 20,95 Euro [DE] inkl. MwSt.

"Luna" bei FISCHER Tor: https://www.fischerverlage.de/buch/phillip-p-peterson-luna-9783596708932

Leseprobe: https://www.book2look.com/book/9783596708932

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Veröffentlicht am 19.11.2025

- schwarzhumoriges Pott-pourri in der algerischen Wüste -

Nomade 2
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Jörg Juretzka - Nomade 2: Der weiße Vogel
(Rotbuch Verlag)

- schwarzhumoriges Pott-pourri in der algerischen Wüste -

Tamanrasset, Südalgerien. Nachdem Kristof Kryszinski noch immer in der afrikanischen ...

Jörg Juretzka - Nomade 2: Der weiße Vogel
(Rotbuch Verlag)

- schwarzhumoriges Pott-pourri in der algerischen Wüste -

Tamanrasset, Südalgerien. Nachdem Kristof Kryszinski noch immer in der afrikanischen Wüste festsitzt, wird er von Charterpilot Serge darum gebeten, ihn bei der Suche nach fünf vermissten Personen, im militärischen Sperrgebiet Algeriens, zu unterstützen. Als Kristof dankend ablehnt, jedoch erfährt, dass es sich bei den Abgängigen um eine dreiköpfige All-Female Punk Rock Band und ihre Film-Crew handelt, ist der ehemalige Junkie, Knacki, Privatermittler, Hausmeister, Rocker, Sexgott, operative Mitarbeiter bei Europol und Kneipenbesitzer schnell umgestimmt. Dass sich hieraus ein komplexer, schwarzhumoriger Krimi / Thriller mit pointiertem Galgenhumor und eine mehr als gefährliche Unternehmung für Kristof "Gefahr" Kryszinski entwickelt, dürfte jedem seiner Fans klar sein. Bei der Suche nach den Verschollenen, tappt der von Grund auf tiefenentspannte, doch gleichermaßen rast- und ruhelose Vermisstenermittler, trotz gleißender Sonne, zunächst im Dunkeln. Kristof bekommt es mit schwerbewaffneten Wegelagerern und dem Zollchef von Tamanrasset zu tun, der ihn auf eine waghalsige Unternehmung schickt. Todesmutig oder eher gezwungenermaßen stürzt sich der smarte, um nicht zu sagen durchtriebene Allrounder in sein nächstes Himmelfahrtskommando. Dabei verfasst er seine Erlebnisse zunächst wie ein einsamer Nomade im drogenverseuchten Delirium und gerät in die Fänge einer konspirativen, bornierten, esoterikinfizierten, vollkommen verstrahlten, gierigen, mordlustigen und inzestuösen Familie grenzdebiler Sexmagick-Verfechter.

Im 15. Teil der Kristof Kryszinski-Reihe "Nomade 2: Der weiße Vogel", welcher bereits im Jahre 2023 publiziert wurde, schickt der anspruchsvolle Kontext-Jongleur und Meister der humorgeschwängerten Wortakrobatik Jörg Juretzka seinen schnippisch frotzelnden Ruhrpottler zum erneuten Male auf eine Mission Impossible. Immer wieder ein Gedicht und eine psychische, wie physische Wohltat, Juretzkas politisch unkorrekte, um die Ecke gedachte Prosa zu absorbieren. Ich liebe diesen einzigartigen, trockenen, prätentiösen, ehrlichen und spitzfindigen Sarkasmus, der gleichwohl ernsthaft die verschiedensten Ungerechtigkeiten dieser Welt behandelt. In eine einfache, gleichwohl anspruchsvoll arrangierte Sprache verpackt, geht es der 1955 in Mülheim an der Ruhr geborene Autor in der ersten Phase, des 304 Seiten zählenden Pott-pourri, etwas ruhiger an. Der Spannungsbogen wird zumindest zu Beginn der schrägen, nachgerade absurden Handlung, nicht allzu sehr überspannt. Doch Jörg Juretzka hat noch so viel mehr in petto, denn mit einem Mal dreht der Verfechter der verschachtelten Kausalitäten den Tacho auf 180 und ich hänge aufs Neue an seinem schwungvollen Signature-Schreibstil, wie ein Neugeborenes an den Brüsten seiner Mutter. Nach einem absichtlichen Verwirrspiel, in dem auch die Leserschaft lange Zeit im Dunkeln tappt, nimmt "Nomade 2: Der weiße Vogel" eine völlig andere Dynamik an. Denn plötzlich tut sich eine prekäre Situation nach der anderen auf und es geht in Kryszinski-Manier in die Vollen. Mit weitreichenden Folgen. Für alle Beteiligten. Der ausgebuffte (Über-)Lebenskünstler stößt nämlich auf einen weißen Vogel, der gestopft ist, wie eine Weihnachtsgans. Nur eben nicht mit Hackfleisch oder Äpfeln und Maronen oder gar Dörrzwetschken, sondern mit allerlei schwer verdaulichen Utensilien, die gewisse Begehrlichkeiten in verschiedene Richtungen ausstrahlen. Und diese Strahlung ist mitunter tödlich!

(Janko)

https://www.facebook.com/profile.php?id=100070059165992

Brutalität/Gewalt: 49/100
Spannung: 73/100
Action: 62/100
Unterhaltung: 86/100
Anspruch: 35/100
Atmosphäre: 70/100
Emotion: 53/100
Humor: 43/100
Sex/Obszönität: 20/100

LACK OF LIES - Wertung: 82/100

LACK OF LIES - Altersempfehlung: ab 15 Jahren (aufgrund der allgemeinen Thematik)

Jörg Juretzka - Nomade 2: Der weiße Vogel
Rotbuch Verlag
Krimi/Thriller
Buchreihe: Kristof Kryszinski-Reihe – Band 15
ISBN: 978-3-86789-215-5
304 Seiten
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag
Erscheinungstermin: 22.08.2023
EUR 22,00 Euro [DE] inkl. MwSt.

"Nomade 2: Der weiße Vogel" beim Rotbuch Verlag: k. A.

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Veröffentlicht am 08.11.2025

- hochemotionales und einfühlsam skizziertes Sozialdrama -

Die Tochter des Predigers
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Jake Hinkson - Die Tochter des Predigers
(Polar Verlag)

- hochemotionales und einfühlsam skizziertes Sozialdrama -

Conway, Faulkner County, Arkansas im September 2019. Die 18-jährige, schwangere Oneness-Pfingstkirchlerin ...

Jake Hinkson - Die Tochter des Predigers
(Polar Verlag)

- hochemotionales und einfühlsam skizziertes Sozialdrama -

Conway, Faulkner County, Arkansas im September 2019. Die 18-jährige, schwangere Oneness-Pfingstkirchlerin Lily Stevens sucht ihren Verlobten Peter Cutchin. Vor einer Woche wollten sie heiraten. Peters Mutter Cynthia, ebenfalls Pfingstkirchlerin, wollte das nicht. Doch seit neun Tagen ist Peter wie vom Erdboden verschluckt und niemand weiß, wo er ist. Alle reden auf Lily ein, Peter sei vor der Verantwortung der Vaterschaft geflüchtet. Als die Highschool-Schülerin weder seitens ihrer Eltern, noch der Polizei oder gar der unverschämten und ignoranten Cynthia ernsthaft Hilfe erhält, überlegt sie sich auf eigene Faust nach ihrem Verlobten zu suchen. Zuvor hatte Lily erfahren, dass der ehemalige Schulschläger Chance Berryman und dessen gewaltbereiter Kompagnon Eli ebenfalls herauszufinden versuchen, wo sich Peter aufhält. Offensichtlich hatten die drei irgendein schräges Ding am Laufen. Da kann man sich als Leser schon denken, wohin der Hase läuft, doch der denkt gar nicht daran und wechselt die Spur, wie ein angeschossener Rammler..., eine falsche Fährte nach der anderen hinter sich herziehend.

Das hochemotionale, einfühlsam skizzierte und exzellent arrangierte Sozialdrama "Die Tochter des Predigers", des US-amerikanische Schriftstellers Jake Hinkson, geht mit den Startzeilen ordentlich zur Sache. Der 1975 in Little Rock, Arkansas geborene Autor gestaltet seinen Plot, den er in diesem religiös geprägten Landstrich ansiedelt und mit kleinen verstreuten Hinweisen versieht, aufwühlend und ereignisreich. Die düstere und mitreißende Story schreitet lange Zeit gemächlich dahin, kommt mit gezügelter Action aus, geht ansonsten aber runter wie Öl. Aufgrund der lebendigen und einnehmenden Konversation, die Hinkson zwischen seinen Akteuren aufbaut, taucht der Leser augenblicklich in die authentische, im Präsens gehaltene Handlung ein. Die eingeschworene Kirchengemeinde ist nicht pingelig, wenn es um sogenannte "Aufsässigkeit" geht und so bekommt auch Prediger David Stevens, seines Zeichens liebe- und verständnisvoller Vater der sitzengelassenen und schwangeren Braut, die Hölle heiß gemacht. Ohne Rücksicht auf Verluste schickt der Jake Hinkson, der heute in Chicago lebt, seine leidende und missverstandene Hauptakteurin in einen dreckigen, atmosphärisch dichten Sumpf aus Konservatismus, Misstrauen, Wut, Heuchelei, Falschheit, Abhängigkeit, Prostitution, Menschenhandel und brutaler Gewalt.

"Hätte er versucht, mich oder meine Nichte anzufassen, hatte ich vor, ihm das Hirn wegzublasen. Er scheint ohnehin nicht viel Verwendung dafür zu haben." Zitat S. 190

Außer ihrem Onkel Allan, der wie ihr Verlobter im Hotel Corinthian Inn arbeitet, scheint niemand ernsthaft Interesse daran zu haben, Lily bei ihrer Suche nach Peter zu unterstützen. Stattdessen beleidigt man ihre Intelligenz, vertröstet, belügt und verprügelt sie. Dass sich innerhalb des anspruchsvollen und komplexen Themas, mit seiner bedrohlichen Atmosphäre, sowie der ausführlichen und cinematischen Skizzierung des landschaftlichen Settings etwas Niederträchtiges und Schändliches zusammenbraut, ist so klar wie das Amen in der Kirche. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Lily plagen Selbstzweifel, Allan wird von Gewissensbissen zerfressen und Eli fängt irgendwann an Gespenster zu sehen. Allmählich zieht ein gewaltiges Sodom und Gomorrha über dem Faulkner County auf, das sich in einer Verkettung unglücklicher Umstände explosionsartig entlädt. Ein echtes Happy End sucht man, trotz der dezenten, aber kaum von der Hand zu weisenden Situationskomik, vergebens. "Die Tochter des Predigers" ist ein intelligentes, lesenswertes Sozialdrama im Thriller-Knuspermantel, über die Heuchelei so mancher Kirchengänger, deren falscher Stolz und der Frage, wem sie mit ihrer Haltung Schaden zufügen. Vor allen Dingen aber auch, ob sie damit leben können und was es mit den Betroffenen macht.

(Janko)

http://www.jakehinkson.com/
https://www.facebook.com/jake.hinkson.5
https://www.instagram.com/jakehinkson

Brutalität/Gewalt: 60/100
Spannung: 86/100
Action: 67/100
Unterhaltung: 90/100
Anspruch: 83/100
Atmosphäre: 82/100
Emotion: 83/100
Humor: 14/100
Sex/Obszönität: 30/100

https://www.lackoflies.com" target="_blank">https://www.lackoflies.com - Wertung: 87/100

https://www.lackoflies.com" target="_blank">https://www.lackoflies.com - Altersempfehlung: ab 15 Jahren (aufgrund diverser Schockmomente und des allgemeinen Kontexts)

Jake Hinkson - Die Tochter des Predigers
Polar Verlag
Kriminalroman / Thriller
ISBN: 978-3-910918-32-0
352 Seiten
Taschenbuch (Broschur)
Originaltitel: Find Him (2022)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Bürger
Erscheinungstermin: 07.10.2025
EUR 17,00 Euro [DE] inkl. MwSt.

Weitere Formate:
ISBN eBook (epub): 978-3-910-91839-9
Erscheinungstermin: 07.10.2025
EUR 11,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

"Die Tochter des Predigers" beim Polar Verlag: https://polar-verlag.de/my-product/jake-hinkson-die-tochter-des-predigers

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Veröffentlicht am 03.11.2025

- emotionales Gesellschaftsdrama -

Bärenzähne
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Callan Wink - Bärenzähne
(Suhrkamp Verlag)

- emotionales Gesellschaftsdrama -

Beartooth Mountains, Montana. Thad und Hazen sind nach dem Tod ihres Vaters auf sich allein gestellt. Die beiden Endzwanziger ...

Callan Wink - Bärenzähne
(Suhrkamp Verlag)

- emotionales Gesellschaftsdrama -

Beartooth Mountains, Montana. Thad und Hazen sind nach dem Tod ihres Vaters auf sich allein gestellt. Die beiden Endzwanziger gehen illegal auf Bärenjagd und verkaufen deren Gallenblasen, Felle, Tatzen und Schädel noch vor Ort im Wald. Die Abnehmer der heißen Ware sind der Schotte und seine wortkarge Tochter. Für die illegale Jagd auf Bären werden in den USA schon mal Strafen von bis zu hunderttausend Dollar oder auch Gefängnisstrafen aufgerufen. Das ungleiche Brüderpaar ist sich dieser Tatsache durchaus bewusst, doch in ihrem verwitterten Zuhause stapeln sich die Rechnungen bis unter das löchrige Dach und die kalte Jahreszeit klopft vehement an die Tür. Thad und Hazen bleibt also kaum eine andere Wahl. Als der hartnäckige Schotte nach einer Unmenge an Wapiti Geweihen fragt, kommt dies für Thad zunächst nicht infrage, doch der harte Winter, das renovierungsbedürftige Haus und die erdrückende, finanzielle Last, zwingen auch ihn bald dazu sich für den unmoralischen Deal zu entscheiden. Ein fataler Fehler, wie sich schnell herausstellen wird, denn der gefährliche Trip in die Wildnis des Yellowstone Nationalparks, entwickelt sich für die beiden zu einem nachhaltigen Albtraum.

In seinem zweiten, 253 Seiten umfassenden Gesellschaftsdrama "Bärenzähne", beschreibt der Fly Fishing Guide auf dem Yellowstone River in Montana Callan Wink, das entbehrungsreiche und unbarmherzige Leben in den Bergen und Wäldern am Rande des Yellowstone Nationalparks. Die Kälte des herannahenden Winters ist ebenso spürbar, wie die Erschöpfung seiner Protagonisten nach einem langen, harten Arbeitstag. Die rauen landschaftlichen Gegebenheiten lebendig beschrieben, das trostlose, in der Regel recht unspektakuläre Leben, in diesem, trotz harter Arbeit von Armut gezeichneten, dünn besiedelten Landstrichs anschaulich dargestellt, geht der 1984 geborene US-Amerikaner seinen Plot zunächst recht gemächlich an. Das Gefühl für die widrigen Umstände verstärkt sich dadurch beim Leser ungemein. In verständlicher, zugänglicher und tiefgehender Sprache, baut Wink, der heute in Livingston, Montana lebt, seine Charaktere auf, lässt sie in ihrem Alltag leiden und stößt sie in ein brandgefährliches Szenario. Nur der Zusammenhalt zwischen den Brüdern kann sie noch retten. Mit Action und Gewalt hat es Callan Wink allerdings nicht so. Ihm geht es in "Beartooth", wie sein 2025 im Original erschienener Roman ursprünglich betitelt wurde, vielmehr um die Abhängigkeit zweier Brüder, die Verantwortung füreinander übernehmen müssen und letztlich auch darum, wie aus dem vermeintlich starken Glied plötzlich ein schwaches werden kann. Obschon die einfühlsame, bildhafte und ambitionierte Erzählung aus den Beartooth Mountains emotional und interessant verfasst ist, plänkelt sie doch einen Gutteil davon unspektakulär vor sich hin. Das mag eventuell nicht jedermanns Sache sein.

(Janko)

https://callanwink.com
https://www.instagram.com/callan.wink/

Brutalität/Gewalt: 18/100
Spannung: 53/100
Action: 42/100
Unterhaltung: 80/100
Anspruch: 57/100
Atmosphäre: 67/100
Emotion: 53/100
Humor: 02/100
Sex/Obszönität: 04/100

LACK OF LIES - Wertung: 78/100

LACK OF LIES - Altersempfehlung: ab 14 Jahren (aufgrund der emotionalen Nachvollziehbarkeit)

Callan Wink - Bärenzähne
Suhrkamp Verlag
Gesellschaftsroman/Thriller
ISBN: 978-3-518-43261-7
253 Seiten
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag
Originaltitel: Beartooth (2025)
Aus dem amerikanischen Englisch von Hannes Meyer
Erscheinungstermin: 13.10.2025
EUR 25,00 Euro [DE] inkl. MwSt.

Weitere Formate:
ISBN eBook (epub): 978-3-518-78344-3
Erscheinungstermin: 13.10.2025
EUR 21,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

"Bärenzähne" beim Suhrkamp Verlag: https://www.suhrkamp.de/buch/callan-wink-baerenzaehne-t-9783518432617

Leseprobe: https://res.cloudinary.com/suhrkamp/images/qauto/v1754008105/159406/baerenzaehne9783518432617_leseprobe.pdf

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