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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2024

Fantastische Coming of Age

Was man von hier aus sehen kann
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Kann man sich in ein Buch verlieben?
Mariana Leky: JA!

Irgendwie hab ich im Moment einen Coming of Age - Lauf. Unbeabsichtigterweise, weil eigentlich hätte ich das, dem Klappentext zu urteilen, nicht ...

Kann man sich in ein Buch verlieben?
Mariana Leky: JA!

Irgendwie hab ich im Moment einen Coming of Age - Lauf. Unbeabsichtigterweise, weil eigentlich hätte ich das, dem Klappentext zu urteilen, nicht erwartet. Heißt es doch hier, dass es das „Porträt eines Dorfes“ ist. Ja, das ist es schon auch, weil die Gemeinschaft eine überaus wichtige Rolle spielt, weil keiner, sei er oder sie noch so abweisend oder eigenbrödlerisch, ausgeschlossen wird. Vor allem geht es aber um Luise, die als Kind ihren besten Freund verliert und ihre Großmutter Selma. Luise wird im Laufe der Geschichte erwachsen, erfährt, nicht nur aber hauptsächlich, Verlust und bewahrt sich dennoch ein liebevolles und zuversichtliches Gemüt, eben weil sie in der wundervollen Dorfgemeinschaft Halt findet.

Die Geschichte ist wahrlich hinreißend, die Charaktere sind liebenswert, wenn auch mitunter etwas skurril. Was das Ganze aber zu einem absoluten Lieblingsbuch macht, ist die sprachlich brillante Erzählweise. Luise soll nicht nur mehr Welt in ihr Leben lassen, sondern hat auch mal eine Verstockung, wenn sie mit dem Mann, in den sie sich verliebt hat, telefoniert. Und nicht zu verschweigen der Aufhocker, der einem Missverständnis aufsitzt und Elsbeth in den Nacken springt und nicht mehr gehen möchte.

Diese Geschichte beweist, dass man sich in ein Buch verlieben kann und ich kann daher nicht anders, als es an alle und in jeder Lebenslage zu empfehlen!

Veröffentlicht am 06.06.2024

Absolut großartig!

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne
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Ja, ich habe es getan. Die die immer erzählt sie sei nicht so der Kurzgeschichtenfan … und dann hat es kaum angefangen ist es schon wieder vorbei und alle paar Seiten kommt dann irgendjemand neues daher ...

Ja, ich habe es getan. Die die immer erzählt sie sei nicht so der Kurzgeschichtenfan … und dann hat es kaum angefangen ist es schon wieder vorbei und alle paar Seiten kommt dann irgendjemand neues daher und man wird aus der einen Geschichte raus und in die nächste rein geworfen, und dabei war man noch gar nicht bereit dafür. Also die, die hat jetzt dieses Buch hier als Hörbuch gehört. Und jetzt kann es sein, dass sie vielleicht doch ein bisschen ein Kurzgeschichtenfan geworden ist. Naja, zumindest ein Saša Stanišic Fan, also das auf jeden Fall!

Die Erzählweise ist einfach großartig. Ich habe selten so viel und laut gelacht beim Hörbuch-hören, wie bei diesem Buch. Die Personen sind so authentisch und man fühlt es beim Lesen einfach. So dass es gar nichts ausmacht, dass wir nicht viel über sie wissen, weil eigentlich wissen wir schon viel über sie, weil jeder so jemanden kennt oder selbst so einer ist. Die einzelnen Geschichten sind durch eine Rahmengeschichte („der Anproberaum“ mittels dem man sich ein paar Zukünftchen anschauen und bei Gefallen kaufen kann) verbunden und dadurch finden die Teile zu einem wunderbar runden Abschluss zusammen.

Bitte lest (oder noch besser: hört) dieses tolle und großartige Buch, dass so wundervoll von Menschen erzählt, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrem Leben eine bestimmte (gar nicht so unbedingt einschneidende) Entscheidung getroffen haben. Wie beispielsweise seinen Freunden zu erzählen auf Hegoland im Urlaub gewesen zu sein, obwohl das gar nicht stimmt. Und wie diese kleinen Entscheidungen ein ganzes Leben ändern können.

Veröffentlicht am 29.05.2024

Absolutes Must-Read

Beklaute Frauen
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Bitte lest dieses Buch! Keine Pointe. That‘s it!

Okay, ein bisschen detaillierter darf es schon sein? Sehr gerne!

Ich bin beim Lesen geschwankt zwischen Wut, Resignation und Hoffnung.

WUT darüber wie ...

Bitte lest dieses Buch! Keine Pointe. That‘s it!

Okay, ein bisschen detaillierter darf es schon sein? Sehr gerne!

Ich bin beim Lesen geschwankt zwischen Wut, Resignation und Hoffnung.

WUT darüber wie viele Frauen beklaut und vergessen wurden, einfach weil es Männern nicht in den Kram gepasst hat. Dass mir über eine 13 Jahre andauernde schulische Bildung Informationen über bahnbrechende, weibliche Persönlichkeiten schlicht und ergreifend vorenthalten wurden (also mir war Lise Meitner vorher kein Begriff, geschweige denn Mileva Marić).

RESIGNATION darüber, dass die Geschichte von Unterdrückung, Herabwürdigung und Kleinmachen von Intelligenz, Mut und Erfolg von Frauen bis in die heutige Zeit anhält und diejenigen, die es vielleicht ändern könnten (Hallo weiße Männer!) keine Notwendigkeit sehen mit progressivem Denken voranzugehen. Sondern, ganz im Gegenteil, mit einer nationalistischen Gesinnung, wieder ein Rückschritt droht.

HOFFNUNG, dass vielleicht doch nicht alles verloren ist und historische Frauenbewegungen nicht umsonst waren, weil ich heute als studierte und promovierte Frau mit einer Karriere und einer Familie hier stehen kann.

Dieses Buch lässt wirklich keinen Aspekt aus und blickt sogar noch weiter, als ich erwartet hätte. Besonders gut hat mir das Kapitel „Wem nützt weißer Feminismus?“ gefallen, weil hier Fragen gestellt werden, die mir auch auf den Lippen brennen. Eine davon: Kann ich als weiße cis-Frau und Akademikerin überhaupt mitreden? Ja, wir sind alle Frauen, aber meine Erfahrungen sind nicht vergleichbar mit beispielsweise einer Woman of Color, die in einem sozialen Brennpunkt lebt.

Kurzum es ist eine umfassender Geschichtsstunde darüber wie umfassend Frauen ihrer Rechte und Ideen, ihres Wissens und Könnens beraubt wurden. Danke Leonie Schöler für dieses Buch!

Veröffentlicht am 21.05.2024

Lustiger Augenöffner

Sorry, aber ...
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Sorry, aber hier kommt mal wieder eine Buchempfehlung!
Ne… tatsächlich tut es mir nicht leid, weil ihr solltet das Buch lesen, wenn ihr auf lustige Weise eintauchen wollt in die Welt der Entschuldigungen ...

Sorry, aber hier kommt mal wieder eine Buchempfehlung!
Ne… tatsächlich tut es mir nicht leid, weil ihr solltet das Buch lesen, wenn ihr auf lustige Weise eintauchen wollt in die Welt der Entschuldigungen und Nonpologies. Es geht um Verzeihung und Verteidigung und warum vor allem wir Frauen uns für idiotische Dinge entschuldigen.
Ich habe beim Hören so oft gedacht „Hat sie jetzt nicht gesagt?! Das war vor 0,1 ms auch mein Gedanke!“ oder ich habe mich ertappt gefühlt. Ja, ich laufe auch an der Supermarkt-Schlange vorbei mit „Entschuldigung! Sorry! Tut mir leid, aber darf ich mal…?!“ Warum tun wir (also mal mindestens Tara und ich, aber vielleicht gibt es noch mehr als uns beide) das? Diese alltäglichen Ausgangspunkte werden hergenommen um historische und sozialkulturelle Hintergründe zu beleuchten und tiefer in die Thematik einzutauchen. Super interessant sag ich euch! Das Ganze wird so mit anschaulichen Beispielen belegt, dass man sein eigenes Verhalten verstehen kann.

Man kann also wirklich viele Infos aus dem kurzen (Hör-)Buch mitnehmen und ich werde ab sofort nicht nur meine Entschuldigungskultur kritisch hinterfragen, was jetzt nicht heißt, dass ich mich niiiiie wieder entschuldige, sondern auch mein neu gewonnenes Wissen über mich selbst in die Erziehung bzw. den Umgang mit meiner Tochter einfließen lassen.
Kurzweilig, amüsant und interessant!
Btw: es sollten viel öfter Lachflashs der Autorinnen während der Lesung auf Hörbücher gebannt werden. Ich fühle es so sehr!

Veröffentlicht am 21.05.2024

Tolle Sprache und fantastisches Setting

Die Tage des Wals
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1938. Manod lebt mit ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester auf einer walisischen Insel. Die Geschichte beginnt, als ebendort ein Wal strandet und gleichzeitig zwei Wissenschaftler vom englischen Festland ...

1938. Manod lebt mit ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester auf einer walisischen Insel. Die Geschichte beginnt, als ebendort ein Wal strandet und gleichzeitig zwei Wissenschaftler vom englischen Festland anreisen um das Leben auf der Insel zu dokumentieren. Wir tauchen mit einer bildgewaltigen Sprache in das Leben auf dieser kleinen Insel, auf der die Menschen von Fischerei, Hummerfang und auch ein wenig Schafzucht leben, ein. Manod möchte aus dieser Welt ausbrechen, möchte mehr vom Leben und hebt sich von den restlichen Inselbewohnern durch ihr Wissen und sprachlichen Fähigkeiten (sie arbeitet als Dolmetscherin für die Wissenschaftler, da sie neben walisisch auch englisch spricht) ab. Sie ist erst 18 Jahre alt, nimmt aber seit dem Tod ihrer Mutter bereits eine Art Mutterrolle für ihre kleine Schwester ein. In den wenigen Tagen, die hier abgebildet werden, macht sie eine enorme Entwicklung durch, weshalb man diese Geschichte durchaus als Coming of Age einordnen kann.

Für mich besticht das Buch vor allem durch die Sprache, die Art der Erzählung (es werden immer wieder die Notizen der Wissenschaftler eingewoben) und das großartige Setting. Im Nachwort wird darauf hingewiesen, dass es eine ähnliche Dokumentation, wie es im Buch beschrieben ist auch tatsächlich über eine reale Insel gegeben hat. Dabei wurde das Leben der Inselbewohner nicht korrekt wiedergegeben. Man merkt bereits während des Lesens die Diskrepanz zwischen Realität und Dokumentation, unter anderem durch Manods Kommentare und Aufzeichnungen der Forscher. Mit dem Wissen aus dem Nachwort sieht man die beiden Engländer noch einmal mit anderen Augen.

Mir hat der Ausflug auf die walisischen Inseln, in die raue Natur, zu Kälte, Nässe und einem lebensbedrohlichen Meer wahnsinnig gut gefallen und ich empfehle das Buch allen, die sich in eine ganz andere Welt entführen lassen möchten.