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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2018

Skurril, humorvoll und ernst

Familie und andere Trostpreise
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Rezension zu Familie und andere Trostpreise von Martine McDonagh
Martine McDonagh hat mit „Familie und andere Trostpreise“ ein interessantes Buch geschrieben, dass durch die Themenwahl und außergewöhnliche ...

Rezension zu Familie und andere Trostpreise von Martine McDonagh
Martine McDonagh hat mit „Familie und andere Trostpreise“ ein interessantes Buch geschrieben, dass durch die Themenwahl und außergewöhnliche Charaktere auffällt.
Nach kurzem eingewöhnen in den recht umgangssprachlichen Schreibstil, der daher rührt, dass der Protagonist Sonny die Geschichte erzählt, findet man gut in die Geschichte.
Sonny ist ein amüsanter Charakter, der auf seine Art sympathisch ist. Seine Neurosen erschweren ihm das Leben, aber er geht auf eine humorvolle Weise damit um. Passend fand ich auch, dass sich seine Leidenschaft durch das ganze Buch zieht. Bei seinen Neurosen ist sein Lieblingsfilm Shaun of the Dead eine Konstante, die ihm Sicherheit gibt. Spannend machen das Buch die Suche Sonnys nach seiner Vergangenheit und die Briefe von Thomas, bei dem er aufgewachsen ist, und in denen ebenfalls einige Dinge nach und nach enthüllt werden. Die Geschichte ist skurril, was neben den schrägen Charakteren auch durch das Thema Sekte hervorgerufen wird. Sonny trifft verschiedene Menschen, die unterschiedliche intensive Erfahrungen mit einer oder mehreren Sekten gemacht haben. Interessant ist, wie unterschiedlich sich die Charaktere davon beeinflussen lassen, oder eben nicht.
Wer einen Roman der etwas anderen Art sucht, wer es mag, wenn humorvolle Passagen und ernste Abschnitte sich abwechseln und wer sich gerne von etwas anderen Charakteren unterhalten lässt, der sollte es mal mit diesem Buch versuchen.

Veröffentlicht am 21.07.2018

Mitreißend

Wenn die Sterne Schleier tragen
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Anna Nigra hat mit „Wenn die Sterne Schleier tragen“ ein tolles Buch geschrieben. Der Schreibstil ist ansprechend, sodass sich das Buch schnell und flüssig lesen lässt. Die Geschichte ist außerdem spannend ...

Anna Nigra hat mit „Wenn die Sterne Schleier tragen“ ein tolles Buch geschrieben. Der Schreibstil ist ansprechend, sodass sich das Buch schnell und flüssig lesen lässt. Die Geschichte ist außerdem spannend erzählt und das Gefühlschaos der Protagonisten kommt gut zur Geltung. Zur Spannung trägt aber nicht nur der Schreibstil bei, sondern vor allem der Aufbau der Geschichte. Zu keinem Zeitpunkt lässt sich erahnen, für den sich Cecilia am Ende entscheiden wird oder wie die Verstrickungen zusammenhängen. Die Mischung aus Liebeschaos und Intrige im Palast ist gut gelungen und lässt den Leser dauerhaft neue Theorien über den Fortgang der Geschichte spinnen.
Das Setting ist interessant, weil es um das Königreich Europa geht. Es lassen sich einige Orte/Länder erkennen und doch ist die Welt so ganz anders als unsere Welt, ohne dabei spürbar weiterentwickelt zu sein. Es handelt sich dabei also eher um eine alternative Geschichte zu der in unserer Zeit, eine Parallelwelt.
Zu den Charakteren: Cecilia ist ein interessanter Charakter, die sich sicherlich auch in den Folgebänden noch bedeutend weiterentwickeln wird. Sie ist ein starker weiblicher Charakter, der seinen Weg finden wird. Schnell ist spürbar, dass sie stärker ist, als sie zunächst zeigt. Sie ist sympathisch, was auch durch ihre Empathiefähigkeit hervorgerufen wird, die sie besonders im Umgang mit den Angestellten des Palastes zeigt. Trotz ihrer gehobenen Herkunft wirkt sie so normal und keineswegs abgehoben.
Die beiden Prinzen sind jeder auf seine Art interessant, was im Laufe der Geschichte für Abwechslung sorgt und unter anderem den Schwung der Geschichte erhält (neben den spannenden Elementen um die Intrige). Noran scheint sich um Cecilia zu bemühen. Er hat ein ruhigeres Wesen als sein Bruder Elias, scheint gefestigter in seinem Charakter und seiner Position. Er wirkt aber auch stets kontrolliert und vielleicht ein bisschen zu ernst. Elias dagegen ist eher der Wildfang. Frech und eher überheblich kommt er daher, doch dass sein Charakter mehr Tiefe zu bieten hat, wird schnell deutlich. Kein Wunder, dass Cecilia seine lockere, temperamentvollere Art reizt.
Die verschiedenen Prinzen sprechen beide etwas in Cecilia an, sodass nicht zu erahnen ist, für wen ihr Herz am Ende schlagen wird.
Die Geschichte wird aber noch durch weitere Charaktere bereichert, die ich nicht alle erwähnen möchte, um die Spannung nicht zu nehmen. Erwähnenswert ist aber in jedem Fall Cecilias Onkel Dan, an dem sie sehr hängt. Er bringt definitiv Schwung in den Palast mit seiner offenen Art. Er sagt was er sagen möchte und schert sich nicht darum, ob es nun angebracht ist oder nicht. Das Verhalten von Lias Vater trägt zum Erhalt der Spannung bei, weil schnell spürbar wird, dass er etwas weiß, was dem Leser entgeht.
Das Buch wird alle begeistern, die Geschichte in ausgedachten Königshäusern mögen, die Liebesgeschichten inklusive Gefühlschaos genießen, die spannende Geschichten mit ungewissem Ausgang suchen. Danach heißt es warten auf den zweiten Band der Reihe.

Veröffentlicht am 28.06.2018

kurzweiliger Sommerroman

Der Sommer der blauen Nächte
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Rezension zu „Der Sommer der blauen Nächte“ von Stefanie Gregg
Stefanie Gregg erzählt die Geschichte um Jule, nachdem ihre Mutter Marie verstorben ist. Die Autorin schreibt angenehm und nutzt Beschreibungen ...

Rezension zu „Der Sommer der blauen Nächte“ von Stefanie Gregg
Stefanie Gregg erzählt die Geschichte um Jule, nachdem ihre Mutter Marie verstorben ist. Die Autorin schreibt angenehm und nutzt Beschreibungen so, dass sie dem Leser helfen ins Geschehen und an die Handlungsorte zu finden, ohne dass es zu viele Beschreibungen sind, die das Buch unnötig in die Länge ziehen würden. Vor allem durch die Beschreibungen der Bilder, die Marie gemalt hat, wird der Roman schön anschaulich und, zumindest ist es mir so ergangen, es geht mit einem neuen Bewusstsein für die Farbenvielfalt unserer Welt einher.
Jule ist ein interessanter Charakter, werden ihr doch als Psychiaterin auch ihre eigenen seelischen Probleme bewusst. Ihr Bruder und die Männer in ihrem Leben scheinen auf ihre Weise liebenswert, stechen aber nicht zu sehr durch Besonderheiten heraus (auch wenn Ben, ihr Freund, hier und da ein Freigeist ist). Das ist etwas schade, machen doch häufig die Charaktere einen Roman aus. Auch die Beziehung zwischen Jule und Ben ist etwas plötzlich da und merkwürdig problematisch. Mir fehlte etwas die zeitliche Relation zu den Ereignissen in ihrer Beziehung.
Der spannendste Charakter ist Jules tote Mutter Marie, deren Vergangenheit Jule im Laufe des Romans mehr oder weniger nachempfindet, indem sie nach Italien und Frankreich reist, und dort die Geschehnisse erfährt, die das Leben ihrer Mutter so beeinflusst haben. Marie, das wird schnell deutlich, steckt fest zwischen dem Drang nach Freiheit und Liebe und dem Pflichtbewusstsein einer liebenden Mutter.
Erzählt wird auf zwei Handlungsebenen. Zum einen in der Gegenwart und zum anderen werden Jule immer wieder Geschichten aus der Vergangenheit erzählt.
Zu einem tollen Sommerbuch wird „Der Sommer der blauen Nächte“ zum einen durch die Handlungsorte. Jule reist den Spuren ihrer Mutter nach. Vor allem die Szenen in Italien machen Lust auf Sonne und Meer. Außerdem handelt es sich um eine kurzweilige Lektüre, was für den Urlaub doch recht angenehm ist.
Als kleiner Kritikpunkt: Die Autorin hätte bei Jule gerne etwas mehr in die Tiefe gehen dürfen um die schnellen Entwicklungen etwas zu relativieren. Dennoch ist „Der Sommer der blauen Nächte“ ein gutes Buch, das ich jedem empfehle, der im Sommer einen kurzweiligen Roman sucht und sich gerne nach Italien entführen lässt. Die Liebe kommt natürlich auch nicht zu kurz in diesem Roman.

Veröffentlicht am 25.06.2018

Begehren vs. Gewissen

Alles Begehren
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„Alles begehren“ ist ein Roman, der bewegt. Zunächst gefällt mir die Stimmte der Sprecherin Julia Nachtmann sehr gut. Sie ist ruhig und hat mich tief in die Geschichte gezogen. Sie schafft es zudem, die ...

„Alles begehren“ ist ein Roman, der bewegt. Zunächst gefällt mir die Stimmte der Sprecherin Julia Nachtmann sehr gut. Sie ist ruhig und hat mich tief in die Geschichte gezogen. Sie schafft es zudem, die verschiedenen Charaktere hervorstechen zu lassen, was es leicht macht dem Geschehen von Beginn an zu folgen.
Die Geschichte an sich ist spannend. Ich habe durchgehend auf den großen Knall gewartet, der dann plötzlich kommt und zuvor immer wieder aus verschiedensten Gründen abgewendet wird.
Zu Beginn hat mir zunächst die Vorstellung der Charaktere gut gefallen. Alle konnte ich leicht zuordnen und es ist gut erkennbar, wie sie miteinander verwoben sind.
Wie viele Bücher besticht auch dieses durch seine Charaktere. Das unmoralische Begehren zwischen Callum und Kate sorgt, in Bezug auf die Charaktere, für wechselnde Sympathien. Zunächst fand ich Callum klasse. Er ist ein freundlicher, kluger Mann, dem seine Familie überaus wichtig ist. Seine Affäre mit Kate hat mich jedoch unglaublich wütend auf ihn gemacht, verstärkt durch seine überaus sympathische Frau Belinda, die man nur gernhaben kann. Dass Callum sich selbst für sein Verhalten verachtet, relativiert sein schlimmes Verhalten wenig. Interessant ist der Kontrast zwischen seinem Handeln und seinem Gewissen.
Kate war mir zunächst ebenfalls sympathisch. Mit ihrer fröhlichen, lockeren und jugendlichen fühlt man sich schnell angesteckt. Auch hier veränderte sich meine Sympathie schnell. Außerdem wirkt sie kindlich in ihrem Verhalten und psychisch instabil. Als Leser habe ich geschwankt zwischen Wut auf Kate und Mitgefühl für ihre Situation. Ihr Mann Matt dagegen ist durchweg sympathisch – ein netter Mann und liebevoller Vater, der die Familie zusammenhält.
Interessant macht die Geschichte auch die Zeitsprünge zwischen damals und Gegenwart. Gut gemacht ist dabei, dass die jeweilige Zeit recht lange beibehalten wird, sodass man als Leser voll eintauchen kann in die jeweilige Zeit, bevor sie durch die Gegenwart aufgebrochen wird. Außerdem lernt man die Geschichte der Figuren toll kennen.
Insgesamt ist „Alles Begehren“ ein toller Roman, der seine Leser durch das kontroverse Verhalten seiner Figuren auf eine Gefühlachterbahn schickt und ein Hin- und- hergerissen- sein beim Leser erzeugt. Ein weiterer Pluspunkt ist der fesselnde Erzählstil sowie der spannende Aufbau, gefördert durch den Wechsel zwischen damals und heute.

  • Einzelne Kategorien
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  • Stimme
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.05.2018

Interessant, aber Luft nach oben

Das korsische Begräbnis
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Rezension zu „Das korsische Begräbnis“ von Vitu Falconi
Zunächst einmal lässt sich der Schreibstil des Autos angenehm lesen. Durch die guten, aber nicht zu ausführlichen, Beschreibungen kann man sich die ...

Rezension zu „Das korsische Begräbnis“ von Vitu Falconi
Zunächst einmal lässt sich der Schreibstil des Autos angenehm lesen. Durch die guten, aber nicht zu ausführlichen, Beschreibungen kann man sich die Szenerien gut vorstellen und der Roman wird so lebendig.
Die Charaktere sind gut. Eric, der Protagonist, ist Schriftsteller und kommt aufgrund eines Hinweises auf die Insel, den er nach dem Tod seiner Mutter gefunden hat. Er ist sympathisch, ohne perfekt zu sein. Das macht ihn realistisch und nahbar, was der Geschichte guttut. Er trifft Laurine, die tief verwurzelt ist auf der Insel und mit der Insel. Sie ist ein interessanter Charakter, der unterhaltsame Kenntnisse über Korsika und die Korsen beisteuert. Außerdem bringt die starke Frau Schwung in die Geschichte.
Schade ist, dass der Hauptermittler in dem Fall etwas zurückfällt. Mahmoud ist mir zu Beginn zu blass. Sein Charakter wird zwar deutlich, er ist offen, neugierig und scheint ein gutes Bauchgefühl dafür zu haben, wem er trauen kann, aber ich hatte ständig das Gefühl, dass hinter der Figur noch mehr steckt, was der Autor noch nicht offenbart. Vielleicht ist dies auch für den Folgeband vorgesehen?
Die Geschichte bleibt etwas hinter ihrem Potenzial zurück. Zu Beginn war mir die Geschichte zu wenig spannend und zum Ende hin zu viel Verfolgung. Zu einem Krimi gehört für mich spannende Ermittlungsarbeit, die mir hier etwas gefehlt hat.
Dennoch handelt es sich keinesfalls um einen schlechten Krimi. Die Geschichte ist interessant, auch wenn sie noch spannender sein könnte, und besticht durch die Idee des Bandenstreits und des traditionellen Lebens auf Korsika. Auch der Handlungsort an sich ist mal etwas Anderes und wertet den Krimi in jedem Fall auf. Band zwei werde ich daher auch lesen.