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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2018

Kurzweilige Unterhaltung mit kreativen Ideen

Pheromon 1: Pheromon
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Um meine Eindrücke zu verdeutlichen, mache ich in dieser Rezension grobe Angaben zu Charakteren und Handlung, die aber so vage gehalten sind, dass sie ein darauffolgendes Lesevergnügen nicht schmälern.

Der ...

Um meine Eindrücke zu verdeutlichen, mache ich in dieser Rezension grobe Angaben zu Charakteren und Handlung, die aber so vage gehalten sind, dass sie ein darauffolgendes Lesevergnügen nicht schmälern.

Der Auftakt zu einer Trilogie. Ein Genremix: Thriller, Nahe-Zukunft-Thriller, Science Fiction, Jugend-/New-Adult-Roman, kombiniert mit Elementen aus Fantasy, Dystopie und Jugenddetektivgeschichten. Eine eigenständige Story, die Erinnerungen an „Spiderman“, „Super 8“ und „Krieg der Welten“ weckt. Eine Geschichte, die durch besondere Ideen und einen für die Spannung förderlichen Erzählstil begeistert und von der ich annehme, dass sie in Band 2 und 3 monumentale Züge annimmt.

Mein 1. Buch von Rainer Wekwerth, mein 20. von Thariot.
Die Einordnung in das Genre Jugendroman machte mich zunächst argwöhnisch, da nach meiner Erfahrung oft die Charaktere nicht die gewünschte Tiefe und Faszination entfachen, naiv agieren und die Handlung blutleer und vorhersehbar ist. Wie ist es mir also ergangen?

Es wird der personale Erzählstil verwendet. Zwei Perspektiven wechseln kapitelweise. Das verleiht Struktur. Die Abwechslung erhöht die Spannung sowie die Neugierde (und die Spekulationen und Analysen!) auf die Verbindung zwischen den Figuren und Zeitlinien.

Zur Sprache: Manchmal mag ich eine anspruchsvolle Sprache gern. Das kann am Ende eines harten Tages aber auch anstrengend werden. Es sind tiefsinnige Zeilen dabei, dominierend ist aber sprachlich leichte Kost, ein eingängiger Schreibstil mit kurzen Sätzen, der einen durch die Seiten fliegen und an Popcorn-Kino denken lässt.

Rainer Wekwerth übernimmt auf authentische Weise die Perspektive des normal anmutenden 17-jährigen Jake aus Illinois im Jahr 2018.
Das Anfangskapitel mochte ich nicht besonders, die Football-Begrifflichkeiten kann man auch getrost überlesen, da sie uninteressant für die weitere Handlung sind. Auch sonst war Jakes Erzählstrang in 2018 für mich keine Liebe auf den ersten Blick. Erstmal über den Inhalt des Klappentextes hinaus, zog die Spannung deutlich an, mein Interesse wuchs und ich wurde zu Spekulationen angeregt.
Verwirrung, Überfordertsein, Stress mit Mitschülern, jugendhaftes Herzklopfen – das ist glaubhaft dargestellt und man erlebt alles mit. Dadurch dass auch reale Probleme dieses Alters thematisiert werden und die Sprache direkt und modern gehalten ist, nehme ich an, dass das Identifikationspotenzial bei Jugendlichen hoch ausfallen wird.

Thariot schlüpft in den Bewusstseinshorizont des 68-jährigen Travis aus New York im Jahr 2118, der ein erfolgreicher Arzt und Informatiker war, aber sein Privat- und Arbeitsleben verpfuscht hat, der von Schuldgefühlen geplagt, resigniert und leidenschaftslos geworden ist.
Das Interesse an Travis in 2118 war bei mir von Beginn an groß. Es werden Mysterien um seine Person aufgebaut, die es zu entschlüsseln gilt. Es gibt von Beginn an viel Action und Dramatik, aber auch Raum, um innere Zerrissenheit aufzufangen. Zugunsten eines gereiften, düsteren Charakters kommt der für Thariot typische derb-flapsige bis sarkastische Humor diesmal kürzer. Für Thariot-Fans: Auf einen mit Scott vergleichbaren Charakter und auf lustige KIs muss man hier verzichten. Gleichzeitig habe ich erfreut festgestellt, dass der für Thariot typische Stil klar erkennbar ist.
Impressionen zur Welt in der Zukunft werden beiläufig erwähnt, sind von geringer Relevanz und Brillanz. Es hätte gern noch komplexer und detailverliebter zugehen dürfen (als Fan von Sci-Fi und Nahe-Zukunft-Thrillern bin ich verwöhnt), fließt aber in ausreichender Menge ein, um beim geneigten Leser futuristische Bilder im Kopf zu schaffen.
Im Vergleich zu Thariots Sci-Fi-Werken wird man bis dato geistig weniger gefordert und es gibt weniger Technisches. Wo dies auftritt, wird es für Laien entweder bildhaft erklärt oder in einen sinnstiftenden Kontext gestellt, sodass für Neuleser ein kleiner Lerneffekt eintritt.
Spät kommt eine dritte Perspektive hinzu, die mit geringerem Intellekt und authentisch schnodderigem Tonfall daherkommt und die ich zusätzlich als reizvoll empfunden habe.

Eine subtilere und weniger plakative Darstellung hätte mir manchmal noch besser gefallen, z. B. beim Tragen eindeutiger Embleme. Da bevorzuge ich es, eigene Analysen anzustellen und Rückschlüsse zu ziehen anstatt mit der Nase draufgestoßen zu werden. Wie sich die Fähigkeiten Einzelner zum großen Ganzen zusammenschließen, war früh absehbar. Und gefühlt waren die Figuren in mehreren teils lebensverändernden Schlüsselsituationen zu schnell motiviert oder überzeugt.

Jugendelemente nehmen mit Fortschritt der Handlung ab, durch die weitreichenden Geschehnisse und die spürbare Persönlichkeitsentwicklung. Ich nehme an, dass sich diese Tendenz mit Band 2 und 3 fortsetzt.
Die Vermittlung positiver Botschaften (wie so häufig bei Jugendromanen) hält sich in Grenzen. Der Einsatz für Freunde und die Allgemeinheit ist Thema. Die Abkehr von Oberflächlichkeit wird propagiert. Ansonsten wird nichts beschönigt, es steht Realismus im Vordergrund. Es gibt zum Beispiel einen lockeren Umgang mit Alkohol am Steuer, ungesunde Ernährung und Mobbing über soziale Medien. Sprache, stattfindende Analysen und Schlussfolgerungen, sämtliche Handlungen und Konsequenzen (Stichwort blutleer) sind keinesfalls weichgespült.
Das Werk bietet sowohl für Erwachsene als auch für jüngere Leser sehr gute Unterhaltung. Man sollte sich eben nicht alle Darstellungen zum Vorbild nehmen, die derbe Wortwahl richtig einordnen können und man sollte Gewalt ertragen können, wobei diese Szenarien nicht gewaltverherrlichend und detailliert dargestellt sind.

Das große Kapital dieses Werkes bilden die - im positiven Sinne – wahnwitzigen, kreativen Ideen (insbesondere zum Ende hin), die Spannung und der prägnante Erzählstil.
Ich meine, wahrnehmen zu können, wie sich die Autoren über bestmögliche Ideen ausgetauscht haben, das gemeinschaftliche Schreiben genossen und sich gegenseitig zu Höchstleistungen angetrieben haben.

Das Ende ist offen. Erfreulicherweise werden erste Rätsel auf überraschende Weise aufgelöst. Es fühlt sich so an, als sei die Welt nun in Stellung gebracht für ein monumentales Action-Feuerwerk.
Ein Stern Abzug, weil die Geschichte für mich persönlich zu schnell erzählt wird, um sämtliche Entwicklungen als glaubwürdig zu empfinden und mich so richtig in die Figuren und die Atmosphäre hineinzufühlen. Habe ich das Lesen genossen? Definitiv. Vergleichsweise niedrigschwellige, kurzweilige und spannende Unterhaltung. Ich freue mich auf Band 2 im Sommer 2018 und Band 3 im darauffolgenden Winter. Bis dahin gibt es noch ein paar Thariot-Bücher. Und die anderen Bücher von Rainer Wekwerth werde ich mir auch mal näher anschauen.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Hübsche Handlung

8 Sinne - Band 1 der Gefühle
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Der Sprachstil ist vergleichsweise einfach, das Buch lässt sich flüssig lesen. Der Handlung lässt sich gut folgen, der Leser wird von Anfang an mitgenommen. Dort wo nur angedeutet bzw. in Rätseln gesprochen ...

Der Sprachstil ist vergleichsweise einfach, das Buch lässt sich flüssig lesen. Der Handlung lässt sich gut folgen, der Leser wird von Anfang an mitgenommen. Dort wo nur angedeutet bzw. in Rätseln gesprochen wird, folgt die Auflösung einige Seiten später.

Die Grundidee ist erstmal toll. Es ist spürbar, dass die Autorinnen viel Energie darauf verwendet haben, die Welt der 8 Sinne und die in ihr lebenden Personengruppen mit Liebe zum Detail auszuarbeiten.

Leider ist es mir nicht gelungen, mich in die Hauptcharaktere richtig hineinzufühlen, da hätte ich mir noch mehr Tiefe gewünscht. Das Verhalten von Ben und Lee zueinander ist für mein Verständnis etwas zu klischeehaft ausgestaltet. Trotzdem musste ich oftmals über die Dialoge schmunzeln.
Die Nebenfiguren wirkten zu sehr wie Abziehbilder auf mich. Auch wenn das vielleicht zur Story dazugehört, empfand ich es teilweise als nervig, wie sehr die Figuren von ihrem Sinn dominiert wurden.
Die Handlung ist hübsch ausgearbeitet - facettenreich, gespickt mit schönen Ideen, es geschieht insgesamt sehr viel in diesem Buch.
Dennoch habe ich den Spannungsbogen nicht richtig gefühlt. Die ganze Zeit fühlte ich mich als stiller Beobachter und es hat mich nicht wirklich berühren können, was dort gerade passiert.

Das ist aber nur meine persönliche Meinung. Ich kann z. B. mit Lees Schwärmereien für Jungs einfach nicht viel anfangen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich so mancher weiblicher Teenager mit der Hauptprotagonistin Lee besser identifizieren kann. Verzichtet man auf zu viel Analyse und kann man sich von der Atmosphäre gefangen nehmen lassen, kommt eher Lesegenuss auf.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Handlung und Charaktere wenig innovativ, fesselt nicht

Sterbenswort
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Der Schreibstil ist einfach gehalten. Die Aufteilung in Kapitel war für meinen Geschmack zu feingliedrig, die ständigen Wechsel in der Perspektive und der Zeitebene haben bei längerem Lesen gestört und ...

Der Schreibstil ist einfach gehalten. Die Aufteilung in Kapitel war für meinen Geschmack zu feingliedrig, die ständigen Wechsel in der Perspektive und der Zeitebene haben bei längerem Lesen gestört und den Roman unnötig aufgebläht. Das Ende wiederum gerät ziemlich abrupt, hier hatte ich noch irgendeine scharfsinnige unerwartete Wendung erhofft. Die Handlung ist zwar teilweise spannend und durchaus logisch, bei objektiver Betrachtung aber wenig komplex und wenig innovativ. Insbesondere Hauptfigur Kathrin hätte tiefgründiger ausgearbeitet werden können, z. B. die Sorge um ihre verschwundene Tochter mit mehr Gefühlsregungen hinterlegt werden können, dann wäre sie mir auch sympathischer geworden. Als Leserin habe ich die Handlung ziemlich emotionslos verfolgt, mich nicht gefesselt gefühlt. Das Motiv bleibt nebulös. Kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch, ohne zu berühren oder nachzuwirken.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Schonungslos offengelegte Gedankenwelt, bildhaft und skurril, faszinierend

Die Stunde zwischen Frau und Gitarre
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Die ganze Geschichte wird aus Sicht der 21-jährigen Natalie wiedergegeben, die im Behindertenwohnheim psychisch langzeitkranke Patienten betreut, selbst aber auch psychisch auffällig ist.
Der Roman wird ...

Die ganze Geschichte wird aus Sicht der 21-jährigen Natalie wiedergegeben, die im Behindertenwohnheim psychisch langzeitkranke Patienten betreut, selbst aber auch psychisch auffällig ist.
Der Roman wird nicht primär von der eigentlichen Rahmenhandlung getragen, denn die Entwicklungen rund um Natalies Begegnungen mit und Entdeckungen rund um Alexander Dorm und Chris Hollberg ziehen sich lange hin.
Schwerer wiegen die unkonventionelle Sprache, Erzählweise und Konzeption. Die Sprache ist sehr kreativ und bildreich, gespickt mit teils absurden Wortschöpfungen, Vergleichen und Assoziationen, doch gleichzeitig leicht zugänglich - irgendwie schwer zu beschreiben.
Natalies außergewöhnliche, provokative, schonungslos offene und damit teils verstörende Gedanken und Fantasien sowie bisweilen groteske Handlungsszenen bieten für mich wenig Identifikationspotenzial, vermögen aber - sofern man sich darauf einlassen will und kann - zu faszinieren.

Wenig geeignet für Leser, die
- stringente Handlungen mit steilen Spannungskurven suchen,
- Berührungsängste mit psychischen Abnormitäten haben,
- am Ende alle Rätsel aufgelöst und alle Handlungsfäden geschlossen haben wollen.

Für mich ein Leseerlebnis der besonderen Art, das lange im Gedächtnis nachhallt.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Neue Gesellschaft, neue Figuren, neue Probleme - nicht so mitreißend wie zuvor

Erbe und Schicksal
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Band 3 empfinde ich leider als nicht mehr so stark wie die Bände 1 und 2 - weiterhin spannend, aber ich konnte nicht mehr so schön mitfühlen.

Es wird ein liebenswerter neuer Charakter in die Familie eingeführt.
Giles' ...

Band 3 empfinde ich leider als nicht mehr so stark wie die Bände 1 und 2 - weiterhin spannend, aber ich konnte nicht mehr so schön mitfühlen.

Es wird ein liebenswerter neuer Charakter in die Familie eingeführt.
Giles' Wahlkampf für einen Einzug ins englische Unterhaus als Abgeordneter für Bristol mit der Partei der Arbeit wird sehr ausführlich dargestellt. Da er gegen einen alten, nicht wirklich fair agierenden Widersacher antritt, helfen Harry und Emma, die sonst konservativ wählen, auch gern hierbei. Zwar kennt man das Werben um Wähler in ähnlicher Weise von heutigen Wahlen vor der eigenen Haustür, doch so manchen Einblick in das Klinkenputzen, die Wahldebatte und den Einfluss der Medien fand ich durchaus spannend. Lediglich die Auszählung der Stimmen ist für meinen Geschmack etwas zu ausführlich geraten.
Dem neuen Bösewicht Don Pedro Martinez wird textlich aus meiner Sicht zu viel Raum gegeben.
Lady Virginia Fenwick ist zwar ein Abziehbild, worüber ich aber gern hinwegsehe, da sie immerhin für so manchen humorigen Moment sorgt.
Die meisten hinzugekommenen Figuren wirken leider wie Stereotype auf mich, es fehlt an emotionaler Tiefe, der Leserschaft werden wenig Sympathiemöglichkeiten eingeräumt.
Auch der neue Hauptprotagonist Sebastian, der Sohn von Harry und Emma, bietet erstmal wenig Identifikationspotenzial. Zwar ist es als Sohn einer mittlerweile gut situierten Familie nicht unplausibel, dass er etwas arrogant und kühl auftritt, trotzdem schade, vor allem da Maisie, die ich liebgewonnen hatte, ab Band 3 keine Rolle mehr spielt.

Die hohe gesellschaftliche Stellung von Harry, Emma und Giles ermöglicht hier und in den Folgebänden Verknüpfungen zur englischen, russischen und deutschen Politik und zu Geheimdiensten. Die Saga verdient sich hiermit den Titel "Historische Romanreihe". Positiv, dass ich als Leserin etwas über politische Zeitgeschichte von vor meiner Geburt - wenn auch der Story geschuldet bisweilen etwas zurechtgerückt - lernen kann. Bedauerlich ist hierbei, dass die Sichtweisen der sog. Unterschicht und unteren Mittelschicht auf Alltag, Politik und Wirtschaft gänzlich ausgeklammert werden. Solche Einblicke hätte ich als sehr reizvoll empfunden. Ideal wäre es gewesen, hier frühzeitig eine Figur zu etablieren, die diesen Part langfristig übernimmt. Alternativ hätten im Zuge des Wirkens von Giles für die Partei der Arbeit Einblicke gewährt werden können.

Das Ende ist wieder ein Cliffhanger. Dass bei einem Mehrteiler viele Fäden offen bleiben, ist normal. Leider treibt Jeffrey Archer bei jedem Band dieser Saga das Spannungselement zum Ende auf die Spitze - das ist kein schöner Schachzug, erst recht wenn noch nicht alle Bände in dieser Sprache erschienen sind.

Aufgrund der in den vorangegangenen zwei Bänden ans Herz gewachsenen Hauptprotagonisten fühlte ich mich zum Weiterlesen animiert.