Band 3 empfinde ich leider als nicht mehr so stark wie die Bände 1 und 2 - weiterhin spannend, aber ich konnte nicht mehr so schön mitfühlen.
Es wird ein liebenswerter neuer Charakter in die Familie eingeführt.
Giles' Wahlkampf für einen Einzug ins englische Unterhaus als Abgeordneter für Bristol mit der Partei der Arbeit wird sehr ausführlich dargestellt. Da er gegen einen alten, nicht wirklich fair agierenden Widersacher antritt, helfen Harry und Emma, die sonst konservativ wählen, auch gern hierbei. Zwar kennt man das Werben um Wähler in ähnlicher Weise von heutigen Wahlen vor der eigenen Haustür, doch so manchen Einblick in das Klinkenputzen, die Wahldebatte und den Einfluss der Medien fand ich durchaus spannend. Lediglich die Auszählung der Stimmen ist für meinen Geschmack etwas zu ausführlich geraten.
Dem neuen Bösewicht Don Pedro Martinez wird textlich aus meiner Sicht zu viel Raum gegeben.
Lady Virginia Fenwick ist zwar ein Abziehbild, worüber ich aber gern hinwegsehe, da sie immerhin für so manchen humorigen Moment sorgt.
Die meisten hinzugekommenen Figuren wirken leider wie Stereotype auf mich, es fehlt an emotionaler Tiefe, der Leserschaft werden wenig Sympathiemöglichkeiten eingeräumt.
Auch der neue Hauptprotagonist Sebastian, der Sohn von Harry und Emma, bietet erstmal wenig Identifikationspotenzial. Zwar ist es als Sohn einer mittlerweile gut situierten Familie nicht unplausibel, dass er etwas arrogant und kühl auftritt, trotzdem schade, vor allem da Maisie, die ich liebgewonnen hatte, ab Band 3 keine Rolle mehr spielt.
Die hohe gesellschaftliche Stellung von Harry, Emma und Giles ermöglicht hier und in den Folgebänden Verknüpfungen zur englischen, russischen und deutschen Politik und zu Geheimdiensten. Die Saga verdient sich hiermit den Titel "Historische Romanreihe". Positiv, dass ich als Leserin etwas über politische Zeitgeschichte von vor meiner Geburt - wenn auch der Story geschuldet bisweilen etwas zurechtgerückt - lernen kann. Bedauerlich ist hierbei, dass die Sichtweisen der sog. Unterschicht und unteren Mittelschicht auf Alltag, Politik und Wirtschaft gänzlich ausgeklammert werden. Solche Einblicke hätte ich als sehr reizvoll empfunden. Ideal wäre es gewesen, hier frühzeitig eine Figur zu etablieren, die diesen Part langfristig übernimmt. Alternativ hätten im Zuge des Wirkens von Giles für die Partei der Arbeit Einblicke gewährt werden können.
Das Ende ist wieder ein Cliffhanger. Dass bei einem Mehrteiler viele Fäden offen bleiben, ist normal. Leider treibt Jeffrey Archer bei jedem Band dieser Saga das Spannungselement zum Ende auf die Spitze - das ist kein schöner Schachzug, erst recht wenn noch nicht alle Bände in dieser Sprache erschienen sind.
Aufgrund der in den vorangegangenen zwei Bänden ans Herz gewachsenen Hauptprotagonisten fühlte ich mich zum Weiterlesen animiert.