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Veröffentlicht am 03.07.2019

Eine hardboiled Detektivgeschichte

Der Malteser Falke
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Als Hardboiled Detective ermittelt Sam Spade in Der Malteser Falke und macht den Kriminalroman somit zu einem unvergesslichen Erlebnis. Er ist zynisch, sarkastisch und in seinem Handeln meist unberechenbar ...

Als Hardboiled Detective ermittelt Sam Spade in Der Malteser Falke und macht den Kriminalroman somit zu einem unvergesslichen Erlebnis. Er ist zynisch, sarkastisch und in seinem Handeln meist unberechenbar – Sam Spade kennt weder Freund noch Feind. In seinen Ermittlungen ist nicht immer klar, auf wessen Seite er eigentlich steht und das macht Dashiell Hammetts Roman interessant, teilweise aber auch etwas verwirrend.

Gemeinsam mit seinem Partner Miles Archer leitet Sam Spade ein Detektivbüro, in dem sie eines Tages Besuch von Miss Wonderly bekommen. Diese bittet die beiden Männer, einen gewissen Thursby zu beschatten, da er mit ihrer Schwester durchgebrannt ist. Noch in der gleichen Nacht erhält Sam Spade einen Anruf, dass sein Partner ermordet worden sei und gerät ins Visier der Polizei. Da Spade ein Verhältnis mit der Frau von Archer hatte, könnte es sein, dass die beiden einen Plan schmiedeten, um endlich heiraten zu können. Als dann aber auch noch Thursby tot aufgefunden wird, verstricken sich die Handlungen immer mehr – Miss Wonderly steckte tatsächlich voller Wunder, lügt nicht nur, wenn es um ihren Namen geht und dann taucht auch noch ein gewisser Joel Cairo auf, der Spade viel Geld für eine Figur bietet.

Der Detektiv bemerkt schnell, dass die Vogelfigur – „Der Malteser Falke“ – etwas Besonderes sein muss, denn immer mehr Leute bieten ihm Geld und hoffen auf seine Hilfe, die Skulptur zu finden. Doch ganz so einfach ist es nicht: Mit Klienten, die ihn regelmäßig anlügen und einer weiteren Leiche, die in Verbindung mit dem Vogel auftaucht, gestaltet sich dieser Fall schwieriger, als Spade zunächst dachte und dann erfährt er auch noch, was es mit dem Vogel tatsächlich auf sich hat…

Der Malteser Falke war die erste „hard-boiled“ Detektivgeschichte, die ich gelesen hatte und obwohl mich der allgemeine Handlungsverlauf nicht unbedingt fesseln konnte, war ich doch vom Hauptcharakter sehr angetan. Sam Spade erinnerte mich oft an Dr. House aus der gleichnamigen TV-Serie – nur seine eigenen Vorstellungen von Recht und Richtigkeit ist von Bedeutung, was andere sagen oder raten wird oft mit bissigen Kommentaren versehen oder gar ignoriert. Er kümmert sich selten darum, was die Personen in seiner Umgebung von ihm halten und begegnet jedem mit einer gewissen Distanz. Dadurch, dass man Sam Spade als Leser nur schwer einschätzen kann, wusste ich zum Ende des Romans nicht ganz, auf wessen Seite er eigentlich steht – Macht er gemeinsame Sache mit den Bösewichten, oder täuscht er das Interesse nur vor, um sie zu hintergehen?
Die eigentliche Story in Der Malteser Falke hat mich nicht unbedingt vom Hocker gerissen. Sie war keinesfalls langweilig, aber auch kein Ereignis, das mir lang im Gedächtnis bleiben wird. Noch dazu fand ich einzelne Abschnitte etwas verwirrend, immer wieder tauchen neue Personen auf. Ich hatte das Gefühl, die Handlung wäre mir immer drei Schritte voraus und ich hatte Probleme hinterher zu kommen. An Sam Spade werde ich mich allerdings oft erinnern. Der Charakter war für diese Art von Detektivroman clever gewählt und lockerte die teilweise träge Handlung mit seinem schwarzen Humor immer wieder auf.

Veröffentlicht am 27.05.2019

In der Kürze liegt die Würze

Augenblicke
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Obwohl ich bisher noch nicht so viele Kurzgeschichten auf meinem Blog rezensiert habe, bin ich doch ein großer Fan von ihnen. Vor allem während der Uni-Zeit sind sie die perfekte Lektüre für eine kleine ...

Obwohl ich bisher noch nicht so viele Kurzgeschichten auf meinem Blog rezensiert habe, bin ich doch ein großer Fan von ihnen. Vor allem während der Uni-Zeit sind sie die perfekte Lektüre für eine kleine Auszeit und daher habe ich mich auch gefreut, die Rezensionsanfrage von Stefan Schär erhalten zu haben. Was ich besonders interessant an Augenblicke fand, ist die Länge der Geschichten. Manche gehen über einen Satz nicht hinaus, andere füllen gerade mal zwei Seiten. Ich war neugierig, wie viel man denn tatsächlich in so kurzen Texten erzählen kann und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht…

Stefan Schär erzählt in seinem kleinen Büchlein ganz alltägliche Geschichten und legt den Fokus auf Ereignisse, denen man normalerweise nicht sehr viel Aufmerksamkeit schenkt. Es geht um einen Mann, der regelmäßig das Horoskop seiner vergangenen Liebe liest, es geht um jemanden, der schon immer einmal eine Geschichte schreiben wollte, um ungesagte Worte, kleine Gesten und ganz viel Gefühl. Die Kurzgeschichten in Augenblicke sind witzig, nachdenklich, romantisch, traurig und bleiben einem stets im Gedächtnis.

Stefan Schär hat es geschafft, eine gute Mischung aus Geschichten zusammenzustellen: Manche sind einfach nur ein netter Zeitvertreib, andere regen aber zum Nachdenken an, sie animieren den Leser dazu, das Buch für einen Moment aus der Hand zu legen und das Gelesene auf sich wirken zu lassen. Ich war überrascht davon, wie „gewöhnlich“ die einzelnen Stories doch sind – in jeder Geschichte habe ich mich ein kleines bisschen wiedergefunden – sie sind nicht actionreich oder zeichnen sich durch ungewöhnliche Charaktere aus, und trotzdem wollte ich bei fast jeder Geschichte wissen, wie sie weitergeht.

Augenblicke ist nicht unbedingt eine anspruchsvolle Lektüre, mit der man sich wochenlang beschäftigen muss, aber das soll es auch gar nicht sein. Die kleine Kurzgeschichtensammlung eignet sich wunderbar für zwischendurch. Egal ob man gerade auf den Bus wartet, sich noch zehn Minuten vor einem wichtigen Treffen vertreiben kann oder einfach mal wieder Lust auf eine kurze Geschichte hat: Augenblicke lässt sich unfassbar schnell lesen und anders als bei einem Roman, kann man das Buch jederzeit zur Seite legen und es zu einem anderen Zeitpunkt wieder aufnehmen.

Veröffentlicht am 15.05.2019

Sherlock Holmes' erster Fall

Sherlock Holmes - Eine Studie in Scharlachrot
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Eine Studie in Scharlachrot ist nicht nur die erste Sherlock-Holmes-Geschichte, es ist außerdem einer der ersten Detektivromane, die veröffentlicht wurden. Zwar hat sich das Genre der Kriminalliteratur ...

Eine Studie in Scharlachrot ist nicht nur die erste Sherlock-Holmes-Geschichte, es ist außerdem einer der ersten Detektivromane, die veröffentlicht wurden. Zwar hat sich das Genre der Kriminalliteratur über die Jahrhunderte erweitert und vertieft, sodass der Aufbau und einzelne Kapitelüberschriften in Sir Arthur Conan Doyles Buch etwas ungeschickt erscheinen, doch den Meisterdetektiv erlebt man sofort in seinem Element. Als Sherlock-Holmes-Neuling kam mir Eine Studie in Scharlachrot wie gerufen, denn ich habe nicht nur das außergewöhnliche Talent von Holmes kennengelernt, ich habe außerdem einen Einblick in die Beziehung zwischen dem Detektiv und Dr. Watson erhalten.

Nachdem Dr. John Watson als Militärarzt in Indien und Afghanistan tätig war, wird er nach einer Schulterverletzung und einer anschließenden Typhus-Infektion im Jahr 1878 ausgemustert. Er kehrt nach London zurück und wohnt dort etwa drei Jahre von seiner sehr kleinen Versehrtenrente. Auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung, stößt er dabei auf Sherlock Holmes. Watson lernt den vermeintlichen Wissenschaftler in einem Labor kennen und die beiden verstehen sich auf Anhieb recht gut. Nur ein paar Tage später beziehen sie ein Apartment in der Baker Street 221b. Während ihres Zusammenlebens erhält Dr. John Watson die Gelegenheit, den mysteriösen Fremden etwas besser kennenzulernen. Er bemerkt, dass Holmes einen strengen Tagesablauf einhält und somit eigentlich nichts zu verbergen hat, doch immer wieder kommen die unterschiedlichsten Leute vorbei, die Sherlock Holmes‘ Hilfe in Anspruch nehmen. Kurz darauf „outet“ er sich vor Watson als beratender Detektiv, eine sogenannte Ergänzung zur Kriminalpolizei. Die Leute kommen zu ihm, wenn kein anderer ein Verbrechen aufdecken konnte, denn Sherlock Holmes‘ Auffassungsgabe und sein Gespür für Details sind einzigartig.

Als nun die Meldung über einen Todesfall bei Sherlock Holmes und Dr. Watson eintrifft, überredet ihn Letzterer, den Fall anzunehmen. Drebber, so der Name des Ermordeten, liegt völlig unverletzt in seinem Haus. Neben ihm finden die Beamten den Ehering einer Frau sowie fremdes Blut, mit dem das Wort „Rache“ an die Wand geschrieben wurde. Sherlock Holmes untersucht den Tatort gründlich und beginnt anschließend seine eigenen Ermittlungen, die sich nicht mit denen der Polizei gleichen. Als die Kriminalbeamten den Detektiv dann auch noch darüber informieren, dass sie den Mörder festgenommen haben, scheint Sherlock Holmes wenig begeistert zu sein, denn er hat eine ganz andere Person im Visier…

Mir persönlich hat die erste Sherlock-Holmes-Geschichte unglaublich gut gefallen. Eine Studie in Scharlachrot ist nicht nur der Beginn einer Freundschaft zwischen Dr. John Watson und dem berühmten britischen Detektiv, es ist außerdem der Auftakt einer spannenden Reihe an Kriminalfällen. Vor allem Sherlock Holmes‘ Vorgehensweise sticht aus Arthur Conan Doyles Geschichten hervor: Der beratende Detektiv konzentriert sich auf die kleinen, scheinbar unwichtigen Hinweise. Während die Polizisten und auch Dr. Watson versuchen herauszufinden, wer das Verbrechen begangen haben könnte, noch bevor sie den Unfallort betreten haben, erscheint Sherlock Holmes stets mit einem klaren Kopf. Theorien aufzustellen, bevor man überhaupt alle Beweise sammeln konnte, gehört nicht zu seiner Devise, denn somit könnte sein Urteilsvermögen beeinflusst werden. Diese Vorgehensweise ermöglicht es ihm, Dinge zu sehen, die für die anderen Beteiligten als unwichtig erscheinen.
Es war außerdem unglaublich spannend zu lesen, wie schnell Sherlock Holmes seine Vermutungen aufstellt. Auch Dr. Watson, der Erzähler der Geschichte, ist sich nicht immer im Klaren darüber, welchen Weg sein Freund einschlägt und somit bleibt auch der Leser vorerst im Dunkeln und muss seine eigenen Vermutungen anstellen. Oft habe ich versucht, Sherlock Holmes auf die Schliche zu kommen und dachte, seinen Gedanken folgen zu können, doch zum Schluss hat er mich mit seiner Erkenntnis völlig aus der Bahn geworfen. Eine Studie in Scharlachrot ist spannend, unterhaltsam und stellt einen völlig eigensinnigen, aber genialen Hauptcharakter in den Mittelpunkt.

Veröffentlicht am 24.04.2019

30 Frauen. 30 gewöhnungsbedürftige Stories.

Frauen, die ihre Stimme erheben. Roar. Jetzt verfilmt von und mit Nicole Kidman
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Seit ich Für immer vielleicht von Cecelia Ahern gelesen habe, bin ich ein großer Fan von ihr. P.S. Ich liebe dich ist mein absoluter Lieblingsfilm, bei Die Liebe deines Lebens hatte ich Tränen in den Augen ...

Seit ich Für immer vielleicht von Cecelia Ahern gelesen habe, bin ich ein großer Fan von ihr. P.S. Ich liebe dich ist mein absoluter Lieblingsfilm, bei Die Liebe deines Lebens hatte ich Tränen in den Augen und Ich schreib dir morgen wieder fesselte mich regelrecht an seine Seiten. Als ich dann ihr neues Buch, Frauen, die ihre Stimme erheben, auf der Frankfurter Buchmesse 2018 entdeckte, war ich total begeistert: Es beinhaltet Kurzgeschichten! Es ist mal etwas komplett anderes, als Cecelia Ahern bisher geschrieben hat. Doch leider konnten mich nicht alle Stories so überzeugen wie die Romane. Einige öffneten mir die Augen, brachten mich sogar zum Nachdenken, aber andere wollte ich fast überblättern, da sie mich langweilten und meine Aufmerksamkeit einfach nicht für sich gewinnen konnten.

In Frauen, die ihre Stimme erheben trifft man auf dreißig völlig unterschiedliche Charaktere und doch haben sie eines gemeinsam: Selbstliebe. Zu Beginn jeder Geschichte werden ihnen Steine in den Weg gelegt, die sie dann aus eigener Kraft auch wieder beseitigen können. Eine Frau leidet unter Gewissensbisse, die sich ganz offensichtlich auf ihrer Haut zeigen. Eine weitere Frau ist buchstäblich im Boden versunken, trifft dort auf andere Leidensgenossinnen und schöpft dann neuen Mut, wieder an die Oberfläche zurückzukehren. Wieder eine andere muss erst in die Schuhe ihres Mannes schlüpfen und die Welt mit seinen Augen sehen, um zu verstehen, was sie eigentlich an ihm hat. Egal, in welcher Situation sich eine Frau befinden mag, im Laufe ihrer Geschichte schöpft sie neue Hoffnung, sie gewinnt an Selbstbewusstsein und sieht die Welt aus einem ganz neuen Blickwinkel.

Doch manchmal scheinen die Stories auch etwas an den Haaren herbeigezogen zu sein. Nicht immer kann man sich in die Rolle der agierenden Frau hineinversetzen, und gerade das ist für das Buch so wichtig. Die Hauptcharaktere haben keine Namen, sie werden immer nur als „die Frau“ beschrieben (ob es sich hierbei um die gleiche Person handelt, wird nicht thematisiert), was zur Folge hat, dass die Geschichten sehr allgemein gehalten sind – sie könnten einfach jedem passieren. Noch dazu werden sehr alltägliche Situationen beschrieben (eine Frau schämt sich für ihr Lispeln, eine andere sucht verzweifelt nach einem guten Nervenkostüm), Situationen, die bei jedem schon einmal vorgekommen sind und als Leserin fühlt man sich schnell persönlich angesprochen. „Die Frau“ konnte ich in einigen Geschichten sehr leicht durch meinen eigenen Namen ersetzen – ihre Leidensgeschichte passte wie die Faust aufs Auge.
Manchmal war es aber auch einfach zu viel des Guten. Die Kurzgeschichten zeichnen sich dadurch aus, dass Redewendungen wortwörtlich dargestellt werden und in den meisten Fällen fand ich dies auch sehr kreativ umgesetzt, doch manchmal löste sich eine Frau in lange Hautfetzen auf oder verkaufte ihren Mann in einem „Supermarkt“, weil sie keine Lust mehr auf ihn hatte … und da hörte der Spaß bei mir auf. Das eine Szenario fand ich zu eklig, das andere zu unmenschlich.

Wenn man aber von den wenigen, für mich eher ungeschickten, Stories einmal absieht, hat mir das Buch doch sehr gut gefallen. Frauen werden als eigenständige, starke und selbstbewusste Personen dargestellt. Sie dienen durchweg als Vorbilder für jede Leserin und ermutigen sie, aus ihrer Komfortzone herauszutreten und etwas Neues, Aufregendes zu wagen. Außerdem hat es mir sehr gefallen, dass Cecelia Ahern hier und da auch die Sichtweise eines Mannes mit einbezogen hat und ihre Kurzgeschichten nicht durchweg feministisch gestaltete. Denn so ganz ohne Mann geht es ja schließlich auch nicht.

Veröffentlicht am 19.03.2019

Ein Abenteuer in Bildern

Moby Dick
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Der junge Ismael wird eines Morgens, nur auf einem Sarg treibend, auf offenem Meer gefunden. Als seine Retter ihn fragen, wer er sei und wo er herkäme, beginnt er, seine Geschichte zu erzählen. Moby Dick ...

Der junge Ismael wird eines Morgens, nur auf einem Sarg treibend, auf offenem Meer gefunden. Als seine Retter ihn fragen, wer er sei und wo er herkäme, beginnt er, seine Geschichte zu erzählen. Moby Dick war nach Können wir nicht über was Anderes reden? mein zweites Graphic Novel und ich muss sagen, dass mir dieses Genre immer besser gefällt. Die Bilder helfen dabei, die Geschichte bildlich vor Augen zu haben und es war für mich ein komplett neues Erlebnis, ein Buch innerhalb nur weniger Stunden zu beenden. Ismaels Geschichte hat mich gefesselt und ich werde nun definitiv das Originalwerk von Herman Melville zu meiner Leseliste hinzufügen.

Gemeinsam mit seinem neuen Begleiter Queequeg, einem Harpunier aus Rokovoko, sucht Ismael einen Job als Pottwal-Jäger. Wahllos suchen sie sich am Hafen ein Schiff aus und heuern an. Als sie zu Mitgliedern der Crew der Pequod ernannt werden, sind sie stolz und wollen ihren Erfolg feiern. Gerüchte, die sie dabei über das Schiff und ihren scheinbar wahnsinnigen Kapitän Ahab hören, ignorieren die beiden Matrosen.
Drei Tage später finden sie sich an Deck der Pequod ein und müssen ziemlich schnell feststellen, dass sie nicht einfach nur Pottwale jagen, sondern dass es ihr Kapitän auf einen bestimmten Wal abgesehen hat: Vor etwa fünf Jahren wurde Ahab bei der Jagd von einem weißen Wal (auch „Moby Dick“ genannt) angegriffen und verlor dabei sein Bein. Als sich auch noch eine Infektion in seinem Körper ausbreitete, dachten viele, er würde dies nicht überleben. Doch er kam zurück und hat seither nur noch einen Plan. Moby Dick muss sterben.

Schnell wird Ismael klar, dass er die Pequod nicht lebend verlassen wird. Die Rachsucht seines Kapitän Ahabs überwiegt sogar das Leid der Matrosen sowie Beschädigungen des Schiffs. Nichts scheint wichtiger zu sein, als den weißen Wal zu finden. Dass Ahab dabei jedoch nicht nur Moby Dicks Leben auf dem Gewissen hat sondern auch das seiner Crew, ahnt keiner.

Die Geschichte von Moby Dick fängt ganz unschuldig an und entwickelt sich dann immer mehr zu einer Katastrophe. Ich fand es sehr interessant wie die Zeichnungen in dem Graphic Novel umgesetzt worden – teilweise gab es Seiten ohne Text und die Bilder bekamen somit die Chance, für sich zu sprechen. Dem Leser wurde es sehr leicht gemacht, in die Geschichte einzusteigen und in ihr zu verweilen. Die Gestaltung von Moby Dick hat mir allgemein außerordentlich gut gefallen, vor allem aber, weil die Bilder nicht nur das Geschehen der Geschichte widerspiegeln, sondern auch deren Stimmung. Traurige Momente sind in dunkelblauen, fast grauen Tönen gehalten, Szenen von Gewalt stechen durch ihre orange-rote Farbe heraus. Auch die Darstellung der einzelnen Charaktere fand ich sehr gelungen. Ismael ist der gewöhnliche junge Mann von nebenan, Queequeg ein furchteinflößender, aber durchweg liebenswürdiger Riese und Ahab ist der rachsüchtige und kaltherzige Kapitän, der sich von seinem Wahnsinn treiben lässt. Von der ersten Seite an ist das Graphic Novel unglaublich spannend und ich habe es tatsächlich in einem Rutsch durchgelesen. Meine Liebe zu Comics wurde durch Moby Dick eindeutig stärker und ich kann es kaum erwarten, bald wieder in die bunte Welt der Literatur abzutauchen.