Liebe als oberstes Gebot
Stolz und VorurteilVor meinem Bachelorstudium hatte ich nicht ein Buch von Jane Austen gelesen. Dann, in meinem 5. Semester, belegte ich einen „Jane Austen Reading“ Kurs und habe mich in die britische Schriftstellerin verliebt. ...
Vor meinem Bachelorstudium hatte ich nicht ein Buch von Jane Austen gelesen. Dann, in meinem 5. Semester, belegte ich einen „Jane Austen Reading“ Kurs und habe mich in die britische Schriftstellerin verliebt. So sehr sogar, dass ich mich dazu entschied, meine Bachlorarbeit über eines ihrer bekanntesten Werke zu schreiben: Stolz und Vorurteil.
Elisabeth Bennet hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht ohne Zuneigung zu heiraten. Im 19. Jahrhundert waren arrangierte Ehen Gang und Gebe, doch Lizzy stellt sich, sehr zum Ärgernis ihrer Mutter, quer. Als der wohlhabende Junggeselle Mr Bingley in die Nähe der Bennets zieht, macht es sich Elizabeths Mutter zur Aufgabe, ihre älteste Tochter Jane mit ihm zu verheiraten. Auf dem Willkommensball lernen sich die beiden kennen und es scheint, als wäre es Liebe auf den ersten Blick. Doch wer die Werke von Jane Austen kennt, weiß, dass die wahren Liebesgeschichten Zeit brauchen und die Pärchen erst zum Ende des Romans glücklich werden.
Mr Darcy, einer der engsten Freunde von Mr Bingley, ist ebenfalls auf dem Ball, hat aber keine Absichten eine Frau zu finden. So hat er auch recht schnell Elisabeths Abneigung für sich gewonnen, denn in einem Gespräch mit seinem Freund, welches Lizzy überhört, beschreibt er sie als annehmbar, aber keinesfalls hübsch genug für ihn.
Mr Darcy machte auf mich zuerst einen unglaublich arroganten Eindruck. Er war kein würdevoller Mann, wie man es von jemandem mit einem großen Vermögen erwarten würde. Darcy war verbittert, auf eine eitle Weise zurückhaltend und schroff. Dass ausgerechnet er Teil von der größten Liebesgeschichte aller Zeiten werden würde, war für mich nur schwer vorstellbar. Schon von seinem ersten Auftritt an war ich abgeneigt von ihm und es sollte noch lange dauern, bis er mich von seiner guten Seite überzeugen konnte.
Mr Wickham, ein alter Bekannter von Darcy, trifft kurz darauf auf Elizabeth und die eine Sache, die sie gemeinsam haben, führt zu einer gegenseitigen Anziehung – die Abneigung gegenüber Fitzwilliam Darcy. Lügen werden verbreitet, die Beziehung zwischen Jane und Bingley zerstört und es gibt nur einen, den man beschuldigen kann. Mr Darcys Image verschlechterte sich in meinen Augen zunehmend und dann tat er das Unfassbare: er machte Elizabeth einen Antrag. Weder romantisch, noch mit schönen Worten verpackt, Darcys Antrag ist zwar eine Offenbarung seiner für den Leser recht plötzlichen Gefühle, jedoch stellt er sich selbst über Elizabeth und beleidigt somit ihre Familie. Wenn man mich fragt, ist dies nicht unbedingt der richtige Weg um ein Herz für sich zu gewinnen.
Mr Darcy sieht seine Fehler jedoch ein und ganz zu meinem Erstaunen erlebt man einen Sinneswandel in dem vorher noch arroganten und eitlem „Gentleman“. Elizabeth erhält einen Brief, ihre Schwester erlebt das Liebesglück, dass sie verdient und Lydia, die jüngere Schwester von Lizzy, muss nicht mehr Durchbrennen um ihren Wickham zu heiraten. Dass sich alle diese Taten später auf Darcy zurückweisen lassen, war für mich eine Überraschung. Er hat sich Elizabeths kritischen Worte angenommen und sich zum Besseren gewandelt. Seine zweite Liebeserklärung war selbstloser und mit Worten gefüllt, die jedes Frauenherz höher schlagen lassen. Mich konnte er absolut von sich überzeugen. Hätte Elizabeth nicht ja gesagt, dann hätte ich es getan.
Anfangs fand ich den Schreibstil von Jane Austen etwas gewöhnungsbedürftig. Die Literatur aus dem 19. Jahrhundert unterscheidet sich doch sehr von der heutigen, doch wenn ich mich einmal reingelesen hatte, konnte ich das Buch so schnell nicht mehr zur Seite legen. Die Liebesgeschichten sind dramatisch, aufregend und voller Herz. Den Höhepunkt konnte Jane Austen bis zum Ende hinauszögern, ohne, dass es langweilig wurde. Wer ein Fan der britischen Literatur ist, sollte dieses Buch auf jeden Fall zu seinem Bücherregal hinzufügen.