Packende Geschichte um einen außergewöhnlichen Charakter
Der Spielmann (Faustus-Serie 1)Fast jeder musste sich irgendwann während der Schulzeit durch Goethes Faust quälen – für mich damals tatsächlich eine Qual, einer der Klassiker, mit denen ich am wenigsten anfangen konnte. Insofern konnte ...
Fast jeder musste sich irgendwann während der Schulzeit durch Goethes Faust quälen – für mich damals tatsächlich eine Qual, einer der Klassiker, mit denen ich am wenigsten anfangen konnte. Insofern konnte es bei diesem Roman, welcher dem historischen Vorbild der Figur des Faust nachspürt, nur besser werden.
Ihren Ausgang nimmt die Handlung in einem abgelegenen Dorf des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Johann Georg, dem seine Mutter den Beinamen „Faustus“ = „der Glückliche“ verpasst hat, gilt von klein auf als Außenseiter und hebt sich durch große Intelligenz und Wissbegierde von seiner Umgebung ab.
Schon als Kind lernt er den ebenso unheimlichen wie charismatischen Tonio del Moravia kennen. Eine Bekanntschaft, die sein weiteres Leben prägen wird. Ein Leben, das er großteils als fahrender Gaukler verbringt und das ihn in die verschiedensten Länder führt, dabei immer auf der Suche nach neuen Erkenntnissen und auf der Flucht vor seiner Vergangenheit.
Diese Geschichte wird in einem lebendigen und mitreißenden Stil erzählt, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Johann Faustus ist ein vielschichtiger und interessanter Charakter. Kein klassischer Held, aber jedenfalls eine echte Persönlichkeit.
Es wird auch viel Spannung aufgebaut. Beispielsweise durch die Frage, was es mit Johanns Geburtstag auf sich hat oder wer (oder was) Tonio wirklich ist. Jedoch – und dies ist der einzige, allerdings nicht unwesentliche Kritikpunkt – bleibt vieles ungeklärt und es gibt einige Ungereimtheiten. Das Ende konnte mich daher nicht überzeugen.
Alles in allem hat mir die Lektüre dennoch gut gefallen. Der Autor versteht es, durch eine geschickt konstruierte Handlung, in die auch so manche historischen Informationen eingewoben werden, die Leser zu fesseln.
Da er ausgedehnte Recherchereisen unternommen hat, gelingt es ihm außerdem wunderbar, die Städte und Landschaften der frühen Neuzeit anschaulich zu beschreiben. Im Anhang finden sich sogar Tipps für Reisen auf Fausts Spuren.