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Veröffentlicht am 13.01.2022

Packende Geschichte um einen außergewöhnlichen Charakter

Der Spielmann (Faustus-Serie 1)
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Fast jeder musste sich irgendwann während der Schulzeit durch Goethes Faust quälen – für mich damals tatsächlich eine Qual, einer der Klassiker, mit denen ich am wenigsten anfangen konnte. Insofern konnte ...

Fast jeder musste sich irgendwann während der Schulzeit durch Goethes Faust quälen – für mich damals tatsächlich eine Qual, einer der Klassiker, mit denen ich am wenigsten anfangen konnte. Insofern konnte es bei diesem Roman, welcher dem historischen Vorbild der Figur des Faust nachspürt, nur besser werden.
Ihren Ausgang nimmt die Handlung in einem abgelegenen Dorf des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Johann Georg, dem seine Mutter den Beinamen „Faustus“ = „der Glückliche“ verpasst hat, gilt von klein auf als Außenseiter und hebt sich durch große Intelligenz und Wissbegierde von seiner Umgebung ab.
Schon als Kind lernt er den ebenso unheimlichen wie charismatischen Tonio del Moravia kennen. Eine Bekanntschaft, die sein weiteres Leben prägen wird. Ein Leben, das er großteils als fahrender Gaukler verbringt und das ihn in die verschiedensten Länder führt, dabei immer auf der Suche nach neuen Erkenntnissen und auf der Flucht vor seiner Vergangenheit.

Diese Geschichte wird in einem lebendigen und mitreißenden Stil erzählt, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Johann Faustus ist ein vielschichtiger und interessanter Charakter. Kein klassischer Held, aber jedenfalls eine echte Persönlichkeit.
Es wird auch viel Spannung aufgebaut. Beispielsweise durch die Frage, was es mit Johanns Geburtstag auf sich hat oder wer (oder was) Tonio wirklich ist. Jedoch – und dies ist der einzige, allerdings nicht unwesentliche Kritikpunkt – bleibt vieles ungeklärt und es gibt einige Ungereimtheiten. Das Ende konnte mich daher nicht überzeugen.

Alles in allem hat mir die Lektüre dennoch gut gefallen. Der Autor versteht es, durch eine geschickt konstruierte Handlung, in die auch so manche historischen Informationen eingewoben werden, die Leser zu fesseln.
Da er ausgedehnte Recherchereisen unternommen hat, gelingt es ihm außerdem wunderbar, die Städte und Landschaften der frühen Neuzeit anschaulich zu beschreiben. Im Anhang finden sich sogar Tipps für Reisen auf Fausts Spuren.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.12.2021

Historischer Abenteuerroman vor interessantem Hintergrund

Die Mission des Kreuzritters
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Dieser Roman führt ins Heilige Land in der Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Kreuzzug, wo von den Kreuzfahrern gegründete christliche Königreiche sowie muslimische Araber und Seldschuken die politische ...

Dieser Roman führt ins Heilige Land in der Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Kreuzzug, wo von den Kreuzfahrern gegründete christliche Königreiche sowie muslimische Araber und Seldschuken die politische Landschaft prägen und in diverse Konflikte unter- und miteinander verstrickt sind.
Jerusalem 1129: Melisende, Tochter und Thronerbin des Königs von Jerusalem will nicht in die von ihrem Vater arrangierte Ehe einwilligen. Um Zeit zu gewinnen entschließt sie sich spontan, ihre Schwester in Antiochia zu besuchen. Doch die Reise nimmt eine dramatische Wendung und schließlich fällt dem Tempelritter Raol de Montalban die Aufgabe zu, Melisende wieder nach Hause zu bringen.

Diese Geschichte wird in einem flotten, mitreißenden Stil und –für einen historischen Roman doch ungewöhnlich – im Präsens erzählt, was dafür sorgt, dass man beim Lesen das Gefühl hat, selbst mitten im Geschehen zu sein. Dazu tragen weiters auch die anschaulichen Beschreibungen von Reiserouten und Landschaften bei.
Generell ist der Inhalt gut recherchiert und es gelingt dem Autor hervorragend, Informationen zu den historischen Gegebenheiten der Levante des 12. Jahrhunderts, den dort lebenden Völkern, ihren Religionen und Kulturen oder auch zur Frühzeit des Templerordens in den Text einzuflechten.

Die Romanhandlung als solche ist erfunden, bei zahlreichen Protagonisten handelt es sich aber um reale historische Persönlichkeiten. Allen voran natürlich bei Melisende, die in ihrem weiteren Leben als Königin von Jerusalem zu einer bedeutenden und schillernden Figur ihrer Zeit werden wird. Ihre Entwicklung von einer behütet aufgewachsenen und etwas Ich-bezogenen Königstochter zu einer Erwachsenen, die durch ihre Erfahrungen deutlich gereift und nun bereit ist, ihre Zukunft wie auch die Zukunft ihres Landes selbstbewusst zu gestalten, wird hier sehr schön porträtiert.
Auch sonst sind die Charaktere nachvollziehbar und lebendig gezeichnet. Es treten keine strahlenden Helden auf, sondern Personen aus Fleisch und Blut, mit positiven wie negativen Eigenschaften.
Einziger Kritikpunkt aus meiner Sicht ist, dass die Kampf- oder Gewaltszenen etwas zu viel Raum einnehmen bzw zu ausführlich beschrieben werden.

Fazit: Ein spannender historischer Roman mit lebensnahen Protagonisten, der vor einem interessanten Hintergrund angesiedelt ist.

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Mehr Reisebericht als Wissenschaft

Auf der Spur der Drachen
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Der Paläontologe Mark Norell erzählt hier von den Reisen, die er gemeinsam mit dem Fotographen Mick Ellison nach China unternommen hat sowie von den teils spektakulären Fossilienfunden, mit denen das Reich ...

Der Paläontologe Mark Norell erzählt hier von den Reisen, die er gemeinsam mit dem Fotographen Mick Ellison nach China unternommen hat sowie von den teils spektakulären Fossilienfunden, mit denen das Reich der Mitte aufwarten kann.
Er berichtet unter anderem von einheimischen Kollegen und deren Eigenheiten, den Dingen, die in China gerne gegessen und getrunken werden (wobei letzteres vielleicht nötig ist, um ersteres auszuhalten ...) und lässt auch ein bisschen was zur chinesischen Kultur und Geschichte einfließen.
Unterstützt wird das alles durch zahlreiche großformatige Fotos.
Die Ausführungen sind flott geschrieben und bisweilen mit etwas Humor gewürzt.

Für meinen Geschmack kommt allerdings die Paläontologie als solches zu kurz. Zwar werden einige interessante Fossilien beschrieben und Überlegungen angestellt, wie Federn entstanden oder wie der Weg zu den Vögeln ausgesehen haben könnte. Es gibt aber keine strukturierte Darstellung, der Autor springt vielmehr von einem Thema zum nächsten.
Bezeichnenderweise ist das letzte Kapitel das „wissenschaftlichste“. Und das auch nur, weil er dort den Argumenten der BANDs (Birds Are Not Dinosaurs) entgegentritt, welche vehement bestreiten, dass Vögel von Dinosauriern abstammen.
Ansonsten wirken die Aussagen über vergangene Lebenswelten eher wie Beiwerk zu den Reiseberichten.

Darüber hinaus muss man bei der Lektüre natürlich generell bedenken, dass dieses Buch bereits aus dem Jahr 2006 stammt, die Informationen also nicht auf dem neusten Stand sind.

Veröffentlicht am 15.07.2021

Vorhersehbar und ohne Spannung

Die siebte Zeugin
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Seinen Ausgang nimmt dieser Fall an einem Sonntag im Januar: Der bisher ebenso unauffällige wie unbescholtene Beamte Nikolas Nölting schießt aus heiterem Himmel auf drei Menschen, von denen einer stirbt. ...

Seinen Ausgang nimmt dieser Fall an einem Sonntag im Januar: Der bisher ebenso unauffällige wie unbescholtene Beamte Nikolas Nölting schießt aus heiterem Himmel auf drei Menschen, von denen einer stirbt.
Sechs Monate später beginnt die Hauptverhandlung am Kriminalgericht. Nöltings Anwalt Rocco Eberhardt weiß immer noch nicht, was hinter dessen Tat steckt. Doch er ist fest entschlossen, die Wahrheit herauszufinden.

Dieser Krimi ist der Auftakt einer Reihe um Strafverteidiger Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Dr Justus Jarmer, wobei letzterer allerdings nur ein paar Auftritte hat und eigentlich nicht wirklich wichtig für die Handlung ist. Weitaus präsenter ist dagegen Eberharts bester Freund, der Privatdetektiv Tobias Baumann.
Die Ausgangssituation, dass der Täter von Anfang an bekannt ist, die Hintergründe der Tat aber erst aufgedeckt werden müssen, wäre vielversprechend. Gut gefallen hat mir auch, wie hier die Abläufe eines Strafprozesses und dessen gesetzliche Grundlagen geschildert werden. Vor allem die ersten Verhandlungstage werden ganz packend beschrieben.
Die Handlung, die außerhalb des Gerichtsgebäudes spielt, ist dagegen eher eintönig und vorhersehbar. Teilweise stümperhafte „Ermittlungen“ werden mit ein paar Auseinandersetzungen innerhalb von Eberhardts Familie gewürzt.
Auf interessante Wendungen oder sonstige Überraschungen wartet man vergebens. Auch die Aussage der titelgebenden „7. Zeugin“ bringt für den Leser keine neuen Erkenntnisse.
Außerdem weist der Erzählstil keine Raffinesse auf, sondern wirkt stellenweise eher unbeholfen. Bei einer fesselnden Geschichte kann ich über derartiges meist hinwegsehen, das ist hier aber eben nicht der Fall.

Alles in allem bietet dieser Krimi zu wenig Spannung und auch die auftretenden Personen sind eher langweilig und klischeehaft.

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Kurzgefasster Überblick zu Hawkings Werk

Hawking in der Nussschale
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„Science Buster“ Florian Freistetter befasst sich in diesem kurz nach Stephen Hawkings Tod erschienen Büchlein mit dessen Lebenswerk.
Er beschreibt Hawkings Ansichten zu Themen wie Urknall und Schwarze ...

„Science Buster“ Florian Freistetter befasst sich in diesem kurz nach Stephen Hawkings Tod erschienen Büchlein mit dessen Lebenswerk.
Er beschreibt Hawkings Ansichten zu Themen wie Urknall und Schwarze Löcher und ordnet diese auch in einen größeren Zusammenhang ein.
Die Ausführungen sind leicht verständlich, bleiben allerdings eher oberflächlich. Immerhin tritt der Autor manch falschen Darstellungen in der Populärwissenschaft. entgegen und stellt einige allzu grobe Vereinfachungen richtig.
Dieses Buch richtet sich jedoch vor allem an Leute, die sich zuvor noch nicht näher mit der Materie befasst haben. Wer bereits andere Bücher von oder über Stephen Hawking gelesen hat, wird hier nichts Neues erfahren.