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Veröffentlicht am 15.07.2021

Ergreifende Geschichte mit etwas zu viel Übernatürlichem

Was der Fluss erzählt
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Seinen Anfang (und teilweise auch sein Ende) nimmt dieser Roman im Swan, einem uralten Wirtshaus am Ufer der Themse. Am Abend der Wintersonnenwende taucht ein schwer verletzter Fremder mit einem ca vierjährigen ...

Seinen Anfang (und teilweise auch sein Ende) nimmt dieser Roman im Swan, einem uralten Wirtshaus am Ufer der Themse. Am Abend der Wintersonnenwende taucht ein schwer verletzter Fremder mit einem ca vierjährigen Mädchen im Arm auf. Der herbeigerufenen Krankenschwester bleibt zunächst nichts anderes übrig, als den Tod der Kleinen festzustellen. Umso größer der Schock, als diese plötzlich wieder zum Leben erwacht.
Da es sich beim Wirt des Swan sowie vielen seiner Gäste um begnadete Geschichtenerzähler handelt, spricht sich die Sache schnell herum. Mehrere Leute vermuten, dass es sich bei dem Mädchen um ein Familienmitglied handelt. Auch die Krankenschwester und der Fremde, der sich als Fotograph entpuppt, versuchen herauszufinden, wo es herkommt und was mit ihm passiert ist.

Die ergreifende Geschichte um ein kleines Mädchen, von dem niemand so recht weiß, zu wem es gehört, das aber alle am liebsten selbst behalten würden, wird hier mit einem Portrait der Themse und ihrer Anrainer im ausgehenden 19.Jahrhundert verknüpft.
Es treten zahlreiche ungewöhnliche und interessante Charaktere auf, die auch gut gezeichnet werden. Einige ihrer Aktionen sind dennoch schwer nachvollziehbar.
Der Erzählstil ist eher ruhig, kann aber durch bildhafte Beschreibungen und poetische Wendungen überzeugen.

Die Autorin war allerdings vielleicht ein bisschen zu sehr um die Ausgestaltung des „Drumherum“ bemüht. Die eigentliche Handlung ist eher vorhersehbar, es gibt wenige Überraschungen.
Für meinen Geschmack werden außerdem zu oft übernatürliche Phänomene zur Erklärung herangezogen, wenngleich derartiges auch immer wieder relativiert wird und am Ende Vieles offen bleibt.
Was mich weiters gestört hat, ist die zumindest unterschwellige Annahme, dass jede Frau oder generell jeder Mensch sich ein Kind wünscht.

Alles in allem dennoch ein lesenswerter Roman rund um außergewöhnliche Vorkommnisse und komplizierte Beziehungsgeflechte, der eine nette Abwechslung darstellt

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.07.2021

Interessante Gedanken kreativ aufbereitet

Sapiens
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Yuval Hararis „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ habe ich schon vor einigen Jahren mit großer Begeisterung gelesen. „Sapiens“ ist allerdings meine erste Graphic Novel und ich war schon gespannt, wie ...

Yuval Hararis „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ habe ich schon vor einigen Jahren mit großer Begeisterung gelesen. „Sapiens“ ist allerdings meine erste Graphic Novel und ich war schon gespannt, wie diese Erzählweise bei einem Sachbuch funktioniert.
Alles in allem bin ich positiv überrascht, wie gut es den Verfassern gelingt, die wesentlichen Inhalte des ersten Teils des Ausgangswerkes grafisch aufzubereiten und so auch für jüngere Leser oder Einsteiger in die Materie leichter fassbar zu machen ohne den Inhalt zu sehr zu trivialisieren.
Yuval tritt hier selbst als Comicfigur in Erscheinung und sucht Antworten auf zahlreiche spannende Fragen. Er überlegt beispielsweise, wie es Homo sapiens gelungen ist, sich gegenüber allen anderen Menschenarten durchzusetzen und eine weltweite Vorherrschaft zu erringen, wodurch der „große Sprung nach vorn“ vor ca 70.000 Jahren ausgelöst wurde oder wie die Menschen schon lange vor Erfindung der Landwirtschaft in ihre Umwelt eingegriffen haben – mit teilweise dramatischen Folgen. Unterstützt wird er dabei von seiner Nichte Zoe, diversen Wissenschaftler(inne)n oder auch „Doctor Fiction“.
Dabei ist für viel Abwechslung gesorgt. Sie besuchen unter anderem wissenschaftliche Konferenzen, sprechen mit Neandertalern, ergründen die Gemeinsamkeiten der Firma Peugeot und des Löwenmenschen von Stadel oder nehmen an einem Gerichtsverfahren teil.
Ich kann dieses ebenso informative wie unterhaltsame Werk daher nur weiterempfehlen und freue mich schon auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 15.07.2021

Populärwissenschaftlicher Überblick

Wer sprach das erste Wort?
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Dieses Buch befasst sich mit zwei Fragen, welche die Menschheit wohl schon seit Jahrtausenden bewegen.
Im ersten Teil wird dem Ursprung der Sprache nachgespürt. Sprachversuche mit Menschenaffen und anatomische ...

Dieses Buch befasst sich mit zwei Fragen, welche die Menschheit wohl schon seit Jahrtausenden bewegen.
Im ersten Teil wird dem Ursprung der Sprache nachgespürt. Sprachversuche mit Menschenaffen und anatomische oder kulturelle Merkmale von Frühmenschen werden ebenso angesprochen wie die Verwandtschaftsverhältnisse verschiedener Sprachfamilien oder der Versuch, eine Ursprache zu rekonstruieren.
Der zweite Teil widmet sich der Entstehung der Schrift, von möglichen Vorläufern bei altsteinzeitlichen Kulturen über die großen Neuerungen in Mesopotamien und Ägypten bis hin zur Entwicklung der ersten Alphabetschriften.

Es werden hier also viele spannende Facetten des Themas behandelt und zahlreiche interessante Punkte angerissen. Der Inhalt dürfte weitgehend auf dem (zum Erscheinungsdatum) neusten Stand sein. Außerdem runden Schwarz-Weiß-Bilder die Ausführungen ab.
Die Darstellung ist jedoch sehr oberflächlich und öfters stark vereinfachend.
Ich würde diesen populärwissenschaftlichen Überblick daher hauptsächlich jüngeren Lesern und Einsteigern in die Materie empfehlen.

Veröffentlicht am 15.07.2021

Verbrechen aufklären mit Logik

Der Fall Alice im Wunderland
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Guillermo Martinez hat erneut einen Krimi im Umfeld des Mathematik-Instituts der Universität Oxford angesiedelt. Wieder tritt das schon aus „Die Oxford Morde“ bekannte „Ermittlerteam“ in Erscheinung: Der ...

Guillermo Martinez hat erneut einen Krimi im Umfeld des Mathematik-Instituts der Universität Oxford angesiedelt. Wieder tritt das schon aus „Die Oxford Morde“ bekannte „Ermittlerteam“ in Erscheinung: Der berühmte Professor Arthur Seldom und ein (gewissermaßen immer noch namenloser) argentinischer Student, der als Ich-Erzähler fungiert.
Seldom ist in der Lewis-Carroll-Bruderschaft aktiv, die den Schöpfer von „Alice im Wunderland“ verehrt. Als eine Doktorandin behauptet, über Informationen zu verfügen, welche einen dubiosen Abschnitt aus Carolls Leben in einem neuen Licht erscheinen lassen, führt dies zu einiger Aufregung.
Richtiggehend alarmiert ist Seldom aber, als die junge Frau kurz bevor sie ihre Enthüllung bekanntgeben will, von einem Auto angefahren und schwer verletzt wird. Er vermutet einen Anschlag und informiert Inspektor Petersen.
Doch es soll nicht das letzte Verbrechen bleiben.

Der Erzählstil ist wieder eher sachlich, dennoch konnte ich diesmal besser in die Geschichte hineinfinden. Die Handlung schreitet flott voran, was auch zum Miträtseln darüber animiert, wie es wohl weitergehen wird und worin all die angedeuteten Geheimnisse bestehen.
Außerdem handelt es sich bei den Mitgliedern der Bruderschaft teilweise um skurrile Gestalten und auch sonst treten ein paar interessante Charaktere auf. Daneben habe ich noch einiges über Lewis Carroll erfahren, wobei ihn manches in einem etwas zwiespältigen Licht erscheinen lässt.
Der Kriminalfall ist spannend mit einigen Wendungen. Vor allem aber hat mir die Art der Aufklärung gefallen – sie geschieht nicht durch ausgefeilte Technik, sondern durch logisches Denken.
Schon deswegen kann ich diesen Roman allen Fans „klassischer“ Krimis empfehlen.

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Eine Begine auf Mörderjagd

Der dunkle Spiegel
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Dieser Auftakt zu einer Reihe historischer Krimis führt ins Köln des Jahres 1376. Wie lernen die Begine Almut Bossart kennen, deren erster Auftritt gleich einen guten Einblick in ihren Charakter gibt: ...

Dieser Auftakt zu einer Reihe historischer Krimis führt ins Köln des Jahres 1376. Wie lernen die Begine Almut Bossart kennen, deren erster Auftritt gleich einen guten Einblick in ihren Charakter gibt: neugierig, selbstbewusst und immer bereit, ihre Meinung zu sagen und auch Höhergestellten zu widersprechen. Kein Wunder, dass sie sich damit nicht nur Freunde macht.
In echte Schwierigkeiten gerät sie jedoch, als ihr vorgeworfen wird, für den Tod eines jungen Mannes verantwortlich zu sein, des Lehrlings eines (einfluss)reichen Weinhändlers.
Auch nachdem es ihr gelungen ist, alle von ihrer Unschuld zu überzeugen, ist sie fest entschlossen, mehr über die Hintergründe der Tat herauszufinden. Unterstützt wird sie dabei unter anderem von den übrigen Beginen sowie von dem Benediktiner-Pater Ivo vom Spiegel.

Diese Geschichte wird flott und mitreißend erzählt, ich konnte mich wunderbar in die beschriebenen Situationen hineinversetzen.
Der Roman begeistert nicht nur durch eine sympathische Protagonistin. Sämtliche auftretenden Figuren vor allem auch die übrigen Bewohnerinnen des Konvents sowie Almuts diverse Mitstreiter und Gegenspieler werden als interessante und vielschichtige Persönlichkeiten dargestellt, die Stärken und Schwächen und so manches Geheimnis haben. Einiges aus ihrer Vergangenheit bleibt auch im Dunkeln und wird hoffentlich in den Fortsetzungen enthüllt.

Der Kriminalfall bietet eine gewisse Spannung, die Auflösung und der Weg dahin konnten mich jedoch nicht ganz überzeugen.
Auch ist das Titelbild nicht wirklich passend – die Beginen waren fromme Frauen, die schlichte, graue Gewänder trugen.
Dennoch freue ich mich schon darauf, den nächsten Band zu lesen und vielleicht etwas mehr über die Situation im mittelalterlichen Köln zu erfahren.

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