Ergreifende Geschichte mit etwas zu viel Übernatürlichem
Was der Fluss erzähltSeinen Anfang (und teilweise auch sein Ende) nimmt dieser Roman im Swan, einem uralten Wirtshaus am Ufer der Themse. Am Abend der Wintersonnenwende taucht ein schwer verletzter Fremder mit einem ca vierjährigen ...
Seinen Anfang (und teilweise auch sein Ende) nimmt dieser Roman im Swan, einem uralten Wirtshaus am Ufer der Themse. Am Abend der Wintersonnenwende taucht ein schwer verletzter Fremder mit einem ca vierjährigen Mädchen im Arm auf. Der herbeigerufenen Krankenschwester bleibt zunächst nichts anderes übrig, als den Tod der Kleinen festzustellen. Umso größer der Schock, als diese plötzlich wieder zum Leben erwacht.
Da es sich beim Wirt des Swan sowie vielen seiner Gäste um begnadete Geschichtenerzähler handelt, spricht sich die Sache schnell herum. Mehrere Leute vermuten, dass es sich bei dem Mädchen um ein Familienmitglied handelt. Auch die Krankenschwester und der Fremde, der sich als Fotograph entpuppt, versuchen herauszufinden, wo es herkommt und was mit ihm passiert ist.
Die ergreifende Geschichte um ein kleines Mädchen, von dem niemand so recht weiß, zu wem es gehört, das aber alle am liebsten selbst behalten würden, wird hier mit einem Portrait der Themse und ihrer Anrainer im ausgehenden 19.Jahrhundert verknüpft.
Es treten zahlreiche ungewöhnliche und interessante Charaktere auf, die auch gut gezeichnet werden. Einige ihrer Aktionen sind dennoch schwer nachvollziehbar.
Der Erzählstil ist eher ruhig, kann aber durch bildhafte Beschreibungen und poetische Wendungen überzeugen.
Die Autorin war allerdings vielleicht ein bisschen zu sehr um die Ausgestaltung des „Drumherum“ bemüht. Die eigentliche Handlung ist eher vorhersehbar, es gibt wenige Überraschungen.
Für meinen Geschmack werden außerdem zu oft übernatürliche Phänomene zur Erklärung herangezogen, wenngleich derartiges auch immer wieder relativiert wird und am Ende Vieles offen bleibt.
Was mich weiters gestört hat, ist die zumindest unterschwellige Annahme, dass jede Frau oder generell jeder Mensch sich ein Kind wünscht.
Alles in allem dennoch ein lesenswerter Roman rund um außergewöhnliche Vorkommnisse und komplizierte Beziehungsgeflechte, der eine nette Abwechslung darstellt