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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.07.2021

Allerlei Geschichten aus der Geschichte

Als ein Virus Napoleon besiegte
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In 53 jeweils ca zwei bis fünf Seiten langen Beiträgen wirft Sebastian Jutzi hier Schlaglichter auf (mehr oder weniger bedeutsame) historische Ereignisse, bei denen die „Natur“ (im weitesten Sinne) eine ...

In 53 jeweils ca zwei bis fünf Seiten langen Beiträgen wirft Sebastian Jutzi hier Schlaglichter auf (mehr oder weniger bedeutsame) historische Ereignisse, bei denen die „Natur“ (im weitesten Sinne) eine Rolle gespielt hat.
Er berichtet von Vulkanausbrüchen und Mondfinsternissen, von Schädlingen diverser Arten (mit bisweilen sogar segensreichen Auswirkungen) oder Tieren, die als Vorbild für nützliche Erfindungen dienten, und einigem mehr.

Es handelt sich hier also um ein wahres Sammelsurium an Themen, auf die jeweils nur kurze Blicke geworfen werden. Eine in die Tiefe gehende Auseinandersetzung kann daher nicht stattfinden. Immerhin gibt es am Ende ausführliche Literaturhinweise.
Die Lektüre gestaltet sich abwechslungsreich. Die Ausführungen sind leicht verständlich und in einem angenehmen Stil verfasst. Die Auswahl der Inhalte ist allerdings eher durchwachsen. Manches ist tatsächlich interessant, vieles war mir zumindest in den Grundzügen bereits bekannt und nicht für alle Episoden gilt, dass sie – wie im Vorwort angekündigt – den Gang der Zeitläufe entscheidend beeinflussten und wir ohne sie in einer anderen Gegenwart leben würden.

Fazit: Der Ansatz, den Einfluss von Wetterkapriolen, Naturkatstrophen, Viren etc auf die Geschichte auszuleuchten, gefällt mir zwar gut. Das Buch ist jedoch eher oberflächlich und nicht besonders anspruchsvoll.

Veröffentlicht am 14.07.2021

Das mächtigste Reich, von dem Sie noch nie gehört haben

Die Himmelsscheibe von Nebra
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So bezeichnen die Autoren im Vorwort die Kultur des Aunjetitz, aus der wohl die inzwischen weltberühmte Himmelsscheibe von Nebra stammt. Tatsächlich ist es erstaunlich, wie wenige populärwissenschaftliche ...

So bezeichnen die Autoren im Vorwort die Kultur des Aunjetitz, aus der wohl die inzwischen weltberühmte Himmelsscheibe von Nebra stammt. Tatsächlich ist es erstaunlich, wie wenige populärwissenschaftliche Abhandlungen es zur mitteleuropäischen Bronzezeit gibt.
Schon deshalb ist dieses Buch sehr interessant.
Der erste Teil widmet sich der Himmelsscheibe als solches und hier zunächst den dramatischen Ereignissen, welche ihre Entdeckung begleiteten – und die allein schon Stoff für einen Krimi bieten würden. Einer der Autoren war damals sogar teilweise hautnah mit dabei.
Doch auch die Rekonstruktion der in verschiedenen Phasen ablaufenden Herstellung der Himmelsscheibe sowie der Herkunft der Metalle, aus denen sie besteht, lieferte einige spannende Erkenntnisse.
Nach all dem stellt sich natürlich die Frage, welcher Kultur dieses Artefakt entstammt und dieser wird im zweiten Teil nachgegangen. Dabei werden eine Reihe beeindruckender Funde vorgestellt, die in Mitteldeutschland und darüber hinaus gemacht wurden, und Einblicke in die Arbeit der sie untersuchenden Forscher gegeben.
Tatsächlich kann die Epoche von ca 1900 bis ca 1600 vor Chr. mit allerlei Bemerkenswertem aufwarten: Großartige Schmiedekunst, beeindruckende Grabbeigaben, monumentale Bauwerke (sowohl für die Lebenden als auch für die Toten) oder rätselhafte Mythologien – alles Dinge, die gemeinhin mit sogenannten Hochkulturen verbunden werden.
Die Autoren ziehen denn auch den Schluss, dass es sich bei dem Reich von Aunjetitz um das erste Staatsgebilde Mitteleuropas gehandelt habe, das hier nur aufgrund ganz besonderer Umstände entstehen und sich immerhin einige Jahrhunderte halten konnte. Auch stellen sie Vermutungen an über mögliche Verbindungen nicht nur nach Stonehenge, sondern auch nach Mesopotamien oder Ägypten.

Nun kann ich nicht beurteilen, ob sie damit immer recht haben. Manchmal hatte ich schon den Eindruck, dass sie in manche Funde zu viel hineininterpretieren oder sich auf zu weitgehende Spekulationen einlassen.
Nichtsdestotrotz finden sich hier zahlreiche faszinierende Gedanken, nicht nur über die Himmelsscheibe und ihre mutmaßlichen Schöpfer. Die Autoren halten beispielsweise auch fest, dass die Entstehung von Staaten für die große Mehrheit der Bevölkerung eine Verschlechterung der Lebensbedingungen bedeutete oder überlegen, was der in Europa herrschende Individualismus mit den geologischen und klimatischen Bedingungen zu tun hat.
Auch über sein eigentliches Thema hinaus bietet dieses Werk daher einigen Stoff zum Nachdenken.

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  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 14.07.2021

Spannende Tour durchs Universum

Eine Geschichte des Universums in 100 Sternen
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Florian Freistetter nimmt die Leser hier mit auf eine spannende und unterhaltsame Tour durch die Weiten des Universums.
Er hat 100 „Sterne“ (bei manchen handelt es sich in Wirklichkeit eigentlich um andere ...

Florian Freistetter nimmt die Leser hier mit auf eine spannende und unterhaltsame Tour durch die Weiten des Universums.
Er hat 100 „Sterne“ (bei manchen handelt es sich in Wirklichkeit eigentlich um andere Arten von Himmelskörpern) ausgewählt, anhand derer er in jeweils ca drei Seiten langen Beiträgen diverse Themen aus dem Bereich der Astronomie ausleuchtet. Er berichtet von der Tausende Jahre alten Faszination des Menschen für den Sternenhimmel und all den Mythen, die sich um diesen rankten, vor allem aber darüber, was die moderne Wissenschaft über das Universum, seine unglaubliche Ausdehnung und die erstaunlichen Phänomene, die dort beobachtet werden können, herausgefunden hat – was vielfach noch weit faszinierender ist als jeder Mythos.
Auch die Art, wie diese Erkenntnisse gewonnen wurden, wird beschrieben.
So erfährt man hier beispielsweise, wie Sterne zu ihren Namen kommen, welches der am weitesten entfernte Stern ist, der noch mit freiem Auge gesehen werden kann, wie Sternenlinsen funktionieren, wie Planeten außerhalb unseres Sonnensystems beschaffen sind oder was wir über die Zeit nach dem Urknall wissen bzw nicht wissen.

Da das Buch so konzipiert ist, dass die einzelnen Kapitel unabhängig voneinander gelesen werden können, werden allerdings einige Informationen mehrmals an unterschiedlichen Stellen wiederholt.
Außerdem fand ich es überflüssig, dass bei jeder Gelegenheit von „Astronominnen und Astronomen“ die Rede ist. So sinnvoll der dahinterstehende Gedanke auch ist, stört es doch den Lesefluss.

Alles in allem werden hier zahlreiche interessante Informationen auf kurzweilige Art vermittelt. Der Autor hat ein Talent dafür, auch komplexe Inhalte allgemeinverständlich darzustellen.

Veröffentlicht am 14.07.2021

Wie die Evolution arbeitet

Die Geschichte des Lebens
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Neil Shubin, der nach eigenen Angaben seine Sommer damit verbringt, nach Fossilien zu suchen, und sich den Rest des Jahres der Erforschung von Embryonen und DNA widmet, gibt hier einen Überblick über die ...

Neil Shubin, der nach eigenen Angaben seine Sommer damit verbringt, nach Fossilien zu suchen, und sich den Rest des Jahres der Erforschung von Embryonen und DNA widmet, gibt hier einen Überblick über die wichtigsten Mechanismen der Evolution.
Er konzentriert sich dabei vor allem auf die Wirkungsweise von Genen und Genomen und berichtet von all den erstaunlichen Entdeckungen, die in diesem Bereich in den letzten Jahrzehnten gemacht wurden. So nimmt er die Leser mit auf eine Tour durch Jahrmilliarden der Vergangenheit ebenso wie in modernste Laboratorien und erklärt beispielsweise, wie Untersuchungen an derart unterschiedlichen Lebewesen wie Fliegen, Seescheiden, Salamandern oder Mais dazu beigetragen haben, die Entwicklungsgeschichte des Lebens auf der Erde zu entschlüsseln.
Unter anderem stellt sich dabei heraus, dass die Embryonalentwicklung über diverseste Tiergruppen hinweg von ähnlichen Genen gesteuert wird oder dass ein guter Teil des Genoms aus Kopien von Genen oder gar der DNA von eingedrungenen Viren besteht, welche dann als Ausgangsmaterial für große Neuerungen dienen konnten.
Auch zeigt sich immer wieder, dass nichts da beginnt, wo man glaubt. Beispielsweise sind Beine und Lungen ursprünglich nicht zu dem Zweck entstanden, das Leben an Land zu erleichtern, und Federn diensten zunächst nicht dem Fliegen.
Neben der Vermittlung der reinen Fakten werden auch die beteiligten Wissenschaftler vorgestellt und damit einige interessante Persönlichkeiten vor den Vorhang geholt.

Insgesamt vermittelt dieses Buch daher zahlreiche faszinierende Informationen, die vom Autor allgemein verständlich dargestellt werden. Oft kommt dabei sogar richtige Spannung auf, wenn man den Forschern gewissermaßen über die Schulter schauen kann und ihre Überraschung ob manch unerwarteter Ergebnisse teilt.

Veröffentlicht am 14.07.2021

Unrealistische Geschichte unpersönlich erzählt

Das finstere Tal
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Die Verfilmung von „Das finstere Tal“ ist durchaus sehenswert, das Buch hat mir jedoch weniger gefallen.
Die Geschichte um den geheimnisvollen Greider, der den Winter in einem abgelegenen Hochtal verbringt ...

Die Verfilmung von „Das finstere Tal“ ist durchaus sehenswert, das Buch hat mir jedoch weniger gefallen.
Die Geschichte um den geheimnisvollen Greider, der den Winter in einem abgelegenen Hochtal verbringt und dessen eigentliche Pläne sich erst nach und nach enthüllen, wird in einem zu unpersönlichen Stil erzählt, weshalb ich nicht in die Geschehnisse eintauchen konnte.
Der Erzähler beschreibt nur „von außen“ was passiert, Innenansichten der Protagonisten gibt es kaum. Sie blieben mir daher weitgehend fremd.
Eine gewisse Ausnahme stellen einzig die Rückblicke in die Vergangenheit von Greider und seiner Mutter dar. Hier sind die Schilderungen doch einigermaßen lebendig und mitreißend.
Alles in allem handelt es sich jedoch um eine eigenartige Mischung aus einem zu langatmigen Beginn und einem überdramatischen Schluss. Natürlich ist sowas Geschmackssache. Aber ich persönlich halte einen sich über 50 Seiten ziehenden Showdown, bei dem sich letztlich eine Gewalttat an die andere reiht, für entbehrlich.
Außerdem wirkt die Grundkonstruktion unrealistisch und es gibt so manche Ungereimtheiten. Über derartiges kann man bei einem Film doch leichter hinwegsehen als beim Lesen.

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