Profilbild von Karin1910

Karin1910

Lesejury Star
offline

Karin1910 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Karin1910 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2021

Portrait einer interessanten historischen Persönlichkeit

Ich, Eleonore, Königin zweier Reiche
0

Bei Eleonore von Aquitanien (bzw Alienor wie ihr Name auf Okzitanisch ausgesprochen wurde) handelt es sich um eine der schillerndsten Persönlichkeiten des Mittelalters. Kein Wunder also, dass sie immer ...

Bei Eleonore von Aquitanien (bzw Alienor wie ihr Name auf Okzitanisch ausgesprochen wurde) handelt es sich um eine der schillerndsten Persönlichkeiten des Mittelalters. Kein Wunder also, dass sie immer wieder als Haupt- oder auch Nebenfigur in historischen Romanen auftaucht. So hat auch Sabine Weigand ihr hier ein Buch gewidmet:
Die inzwischen fast 80-jährigeAlienor unternimmt mit ihrer Enkelin Blanche die Reise von Kastilien nach Frankreich wo Blanche den französischen Thronfolger heiraten soll.
Unterwegs haben die beiden viel Zeit, sich zu unterhalten, und so erzählt Alienor ihre ganze Lebensgeschichte – von ihrer glücklichen Jugend in Aquitanien, ihren wechselhaften Beziehungen zu ihren Ehemännern und all den Dramen und Schicksalsschlägen, die ihren Lebensweg zeichneten.
Dazwischen werden immer wieder Rückblicke eingeflochten und gelegentlich kommen auch andere Personen zu Wort.

Sicher gab es für die Autorin einigen Interpretationsspielraum bezüglich Alienors „wahrer“ Persönlichkeit und der Motivationen für ihre Handlungen. Es ist ihr aber jedenfalls gut gelungen, ein nachvollziehbares Bild der Vergangenheit zu zeichnen und ich konnte mich in die Protagonistin wie auch ihre Zeitgenossen meist gut hineinversetzen und mit ihnen mitfühlen. Sie wirken andererseits aber auch nicht zu „modern“.
Hinsichtlich der historischen Fakten, beispielsweise mancher Jahreszahlen, haben sich ein paar kleine Fehler eingeschlichen. Alles in allem dürfte der Inhalt dennoch gut und gründlich recherchiert sein. Dies zeigt auch das ausführliche Nachwort, aus welchem hervorgeht, dass ein relativ großer Teil der Handlung auf realen Überlieferungen beruht, und das auch weiterführende Literaturhinweise enthält.
Natürlich ist für Leser, die bereits andere Romane etc aus der betreffenden Zeit kennen, der Ablauf der Geschehnisse als solches vorhersehbar. Alienors persönliche Anmerkungen oder auch die Gespräche mit ihrer Enkelin machen die Lektüre aber doch unterhaltsam.
Der Erzählstil lässt mittelalterliches Flair aufkommen und die häufigen Wechsel von Schauplätzen und Zeitebenen sowie die eingestreuten Zitate aus historischen Quellen sorgen für Abwechslung.
Nur gegen Ende ging mir manches zu schnell.

Alles in allem ein lesenswertes Portrait einer interessanten historischen Persönlichkeit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.01.2021

Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit

Der Wert der Geschichte
0

Der Autor zeigt in diesem Buch auf, dass viele der Rechte und Freiheiten, die für uns heute selbstverständlich sind (oder zumindest zu sein scheinen) historisch betrachtet relativ neue Errungenschaften ...

Der Autor zeigt in diesem Buch auf, dass viele der Rechte und Freiheiten, die für uns heute selbstverständlich sind (oder zumindest zu sein scheinen) historisch betrachtet relativ neue Errungenschaften darstellen.
Er untersucht dazu, wie sich die Ansichten bezüglich der Bedeutung von Religionen, der Rechte der Frauen, Wahlrecht, Nationalismus, Krieg und Marktwirtschaft in den letzten Jahrhunderten gewandelt haben.
Seine Ausführungen sind zwar eher trocken, dennoch ist es interessant, den diversen Entwicklungslinien zu folgen. Dabei werden auch einige populäre Annahmen relativiert, etwa, dass die Aufklärung oder die französische Revolution automatisch zu mehr Freiheiten geführt hätten.

So ist dies ein gelungenes Plädoyer sowohl für eine intensivere Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit als auch dafür, Gefährdungen unserer demokratischen und rechtsstaatlichen Ordnung gegenüber wachsam zu sein.
Mich hat nur ein bisschen gestört, dass der Autor über weite Strecken von der Prämisse ausgeht, dass die im heutigen Deutschland vorherrschenden Meinungen die einzig richtigen sind, wir gewissermaßen in der „besten aller Zeiten“ leben. (Die einzige echte Ausnahme stellt das Wirtschaftssystem dar, wobei er hier einen Weg hin zu einer gerechteren Vermögensverteilung skizziert, der es wohl wert wäre, weiter verfolgt zu werden.) Wenngleich ich ihm in den allermeisten Fällen zustimmen kann, wäre doch eine etwas differenziertere bzw „offiziell“ objektive Betrachtung einem wissenschaftlichen Werk angemessener gewesen.

Veröffentlicht am 09.01.2021

Ein paar nützliche Tipps, aber auch viele Allgemeinplätze und Selbstbeweihräucherungen

Die verblüffende Macht der Sprache
0

Dieses Buch verfolgt das durchaus ambitionierte Ziel, die Wirkung der Sprache in allerlei Situationen auszuloten und zu erklären, wie diese richtig angewendet werden sollte, um dem Sprecher Vorteile zu ...

Dieses Buch verfolgt das durchaus ambitionierte Ziel, die Wirkung der Sprache in allerlei Situationen auszuloten und zu erklären, wie diese richtig angewendet werden sollte, um dem Sprecher Vorteile zu verschaffen.
Auch der Ansatz, zunächst die Funktionsweise des Gehirns zu beschreiben, da die Sprache schließlich dort ihre Wirkung entfaltet, ist grundsätzlich gut. Bereits hier fällt aber die oberflächliche Herangehensweise des Autors auf. Es werden ein paar Informationsfetzen verarbeitet, wie sie sich auch regelmäßig in normalen Medienberichten finden, wirklich in die Tiefe gehen die Ausführungen aber nicht.
Auch der Rest des Buches – in dem verschiedene Situationen, etwa aus den Bereichen Sport, Politik, Berufsleben oder Beziehungen, durchgegangen und daraufhin untersucht werden, welche sprachlichen Kniffe hier positive oder negative Wirkungen erzielen können - wirkt stellenweise eher wie „Küchenpsychologie“ als wie die Aussagen eines Fachmanns.
Bei einigen der präsentierten Beispiele spielt außerdem weniger die Sprache als solches eine Rolle, sondern kommt es vielmehr auf den reinen Inhalt der jeweiligen Aussage an.
Dazwischen erzählt der Autor immer wieder davon, was er schon alles gemacht, mit wem er bereits zusammengearbeitet hat und welch tolle Ideen er hatte. Auch lässt er häufig abfällige Bemerkungen darüber einfließen, wie die Dinge in anderen populärwissenschaftlichen Ratgebern dargestellt werden. Mit letzterem hat er zwar öfters nicht unrecht, ich habe jedoch nicht den Eindruck, dass seine eigenen Empfehlungen über jeden Zweifel erhaben sind.

Fazit: Für Leute, die sich zuvor noch kaum mit dem Thema befasst haben, mag dieses Buch ein paar nützliche Gedankenanstöße oder Tipps bereithalten. Ich selbst habe dadurch allerdings keine großartigen neuen Erkenntnisse gewonnen.

Veröffentlicht am 09.01.2021

Geschichten über Reisende

Über alte Wege
0

Ausgehend von seiner Begeisterung für die Idee der Europastraßen erzählt Mathjis Deen hier von acht Personen aus mehreren Jahrtausenden, die durch Europa reisten, um eine Heimat zu finden, Krieg zu führen, ...

Ausgehend von seiner Begeisterung für die Idee der Europastraßen erzählt Mathjis Deen hier von acht Personen aus mehreren Jahrtausenden, die durch Europa reisten, um eine Heimat zu finden, Krieg zu führen, zu Pilgern oder ihren Leidenschaften nachzugehen.
Der Autor hat dafür offenbar gründlich recherchiert und viele der Stationen der beschriebenen Reisen persönlich besucht sowie mit „Experten“ über die jeweiligen Reisenden und deren Epoche gesprochen.
Seine Erkenntnisse verdichtet er dann jeweils zu einer romanhaften Erzählung, welche seine Interpretation der Geschehnisse wiedergibt.
Der Stil ist dabei eingängig, teilweise aber schon fast zu blumig und weitschweifig, wenn Details am Wegesrand ausführlich beschrieben werden.
Es gelingt dabei immerhin ganz gut, die verschiedenen Zwecke von Reisen zu illustrieren und darzustellen, wie sich das Reisen im Laufe der Zeit geändert hat, welche Faktoren aber auch gleich geblieben sind.
Für mich hat allerdings der rote Faden gefehlt. Man begegnet einem interessanten Protagonisten nach dem anderen. Aber abgesehen davon, dass sie sich durch Europa bewegten, haben sie nicht viel miteinander gemein.

Veröffentlicht am 09.01.2021

Poetische, aber für mich zu langatmige Geschichte

Die Hüterin der verlorenen Dinge
0

Im Gegensatz zu den anderen Romanen, die ich bisher von Nicole C Vosseler gelesen habe, ist dieser hier in der Gegenwart angesiedelt –im New York des Jahres 2017.
Die 23jährige Ivy hat es immer noch nicht ...

Im Gegensatz zu den anderen Romanen, die ich bisher von Nicole C Vosseler gelesen habe, ist dieser hier in der Gegenwart angesiedelt –im New York des Jahres 2017.
Die 23jährige Ivy hat es immer noch nicht überwunden, dass ihre Mutter vor über zwölf Jahren plötzlich spurlos verschwunden ist. Sie führt ein zurückgezogenes Leben, das sie der Jagd nach verlorenen Dingen und verborgenen Informationen widmet. Auch als ihr der sympathische Künstlertyp Jack begegnet, möchte sie sich nicht auf ihn einlassen.
Erst als ihr Vater, ein erfolgreicher Schriftsteller, ihre Mutter für tot erklären lassen will, kann sie sich dazu aufraffen, auf Spurensuche in ihrer Vergangenheit zu gehen.

So widmet sich dieser Roman dem ergreifenden Thema der „mutterlosen Töchter“. Er ist auch in einem einfühlsamen Stil geschrieben, mit viel Liebe zum Detail.
Vor allem der Beginn gestaltet sich für meinen Geschmack jedoch zu gemächlich. Die Handlung besteht hier weitgehend daraus, dass Ivy über die Vergangenheit nachdenkt, alleine oder gemeinsam mit Jack irgendwelche Museen oder Sehenswürdigkeiten besucht oder Gespräche mit Vater und „Stiefmutter“ führt.
Erst ab ca der Hälfte „geschieht“ wirklich etwas und es wird endlich ein bisschen Spannung erzeugt. Dabei gibt es auch einige überraschende Wendungen.
Obwohl manches unrealistisch wirkt und ich Ivys Gedanken und Handlungen öfters nicht recht nachvollziehen konnte, wird die Geschichte doch zu einem stimmigen Abschluss gebracht.

Fazit: Es handelt sich hier tatsächlich um eine poetische Geschichte, die sich um Dinge wie schwierige Beziehungsgeflechte innerhalb einer Familie und Verlassenwerden dreht – und vielen Liebhabern von eher ruhigen Büchern gefallen wird.
Für meinen Geschmack war sie leider zu langatmig, weshalb der Funke nicht recht übergesprungen ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere