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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2019

Spannender Krimi mit hinreißendem Hauptdarsteller

Gray
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Elliot Fairbanks, ein Student der renommierten Universität Cambridge, stürzt vom Dach der King´s Chapel in den Tod. Elliots Tutor, Dr Augustus Huff, wird unversehens in die Sache verwickelt und muss sich ...

Elliot Fairbanks, ein Student der renommierten Universität Cambridge, stürzt vom Dach der King´s Chapel in den Tod. Elliots Tutor, Dr Augustus Huff, wird unversehens in die Sache verwickelt und muss sich vorübergehend um den Graupapagei Gray kümmern. Er findet mehr und mehr Hinweise darauf, dass es sich bei Elliots Tod um Mord gehandelt haben könnte. Mit Grays Unterstützung stellt er daher eigene Nachforschungen an.

Diese Geschichte wird hier auf mitreißende und zugleich humorvolle Weise erzählt.
Zwar ist die Figur des Augustus Huff nicht wirklich überzeugend gezeichnet. Einerseits wird er als komplexbeladener Mensch geschildert, als Ordnungsfanatiker mit häufigem Drang, sich die Hände zu waschen. Andererseits soll er beispielsweise eine Expedition an den Amazonas hinter sich haben, der seinem Wesen nach unordentlich ist und wo es selten Gelegenheit zum Händewaschen gibt.
Der eigentliche Hauptdarsteller ist aber ohnehin Gray. Auch er bietet natürlich kein realistisches Bild eines Papageis. Doch es ist einfach ausgesprochen unterhaltsam, ihn bei den Abenteuern, die er gemeinsam mit Huff erlebt, zu begleiten und zu beobachten, wie er in jeder Situation einen „passenden“ Spruch auf Lager hat.
Außerdem ist die Handlung überraschend spannend. (Überraschend deshalb, weil Spannung und Humor einander sonst meist ausschließen.) Es gibt einige unerwartete Wendungen und daneben werden noch so manche Informationen rund um das Leben in Cambridge eingebaut.
Am Ende bleiben ein paar Fragen offen. Insgesamt wird das Ganze aber doch zu einem stimmigen Abschluss gebracht.

Ich kann dieses Buch allen Krimi-Fans und Tierliebhabern nur weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 03.09.2019

Faszinierender Ansatz in langatmiger Ausführung

Wer regiert die Welt?
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Die Frage, warum „der Westen“ die Welt regiert, wurde schon auf vielfältige Weise zu beantworten versucht.
Ian Morris hat hier einen durchaus innovativen Ansatz gewählt: Zunächst definiert er die Begriffe ...

Die Frage, warum „der Westen“ die Welt regiert, wurde schon auf vielfältige Weise zu beantworten versucht.
Ian Morris hat hier einen durchaus innovativen Ansatz gewählt: Zunächst definiert er die Begriffe „Osten“ und „Westen“ neu. Unter Westen versteht er alle Gesellschaften, deren Abstammung auf das früheste Kerngebiet von Landwirtschaft und Viehzucht im sogenannten Fruchtbaren Halbmond zurückzuführen ist. Osten dagegen meint alle jene Gesellschaften, deren Herkunft auf das Kerngebiet zwischen Gelbem Fluss und Jangtse zurückgeht.
Nun berechnet er einen Index der gesellschaftlichen Entwicklung in Ost und West zu verschiedenen Zeitpunkten. Dafür hat er ein ausgeklügeltes Punktesystem entwickelt, in welches Energieausbeute, Organisation/Urbanisierung, Kriegsführung und Informationstechniken als Messgrößen einfließen.
Repräsentiert werden die Weltregionen jeweils durch ihren am höchsten entwickelten Vertreter. (Für den Westen waren das im Verlauf der Jahrtausende unter anderem der fruchtbare Halbmond, Mesopotamien, Rom, Westeuropa oder die USA.) Diese Vorgehensweise wirkt auf den ersten Blick etwas einschränkend, andererseits ist wohl eine gewisse Vereinfachung nötig, um der Komplexität des Themas Herr zu werden.

Das insgesamt erzielte Ergebnis war für mich dann doch überraschend: Während der letzten 15 Jahrtausende war der Westen 14 Jahrtausende lang der am weitesten entwickelte Teil der Erde. Lediglich ein Jahrtausend lang – von ca 550 bis ca 1775 (und somit gerade auch zu der Zeit, als die großen europäischen Entdeckungsfahrten stattfanden) – hatten die asiatischen Gebiete die Nase vorn.
Die nächsten Kapitel widmen sich jeweils einem bestimmten Zeitabschnitt und beschreiben sehr ausführlich, wie Westen und Osten sich während dieser Epoche entwickelt haben und welche Umstände für Auf- oder Abschwünge verantwortlich waren. Dabei stellt sich immer wieder heraus, dass Klimawandel sowie Einflüsse der Völker aus der asiatischen Steppe wichtige Faktoren waren. Das sollte uns zu denken geben.
Abschließend gibt der Autor nochmal eine aufgefeilte Antwort auf seine eingangs gestellte Frage und wagt auch einen Blick in die Zukunft. Zunächst wird hier deutlich, dass er eine etwas zu sehr US-amerikanisch geprägte Sichtweise hat. Seine Prognosen sind dann teilweise ziemlich spekulativ. Er gelangt aber doch zu einem irgendwie faszinierenden Ergebnis.

So ist der Inhalt dieses Buches auf jeden Fall hochinteressant. Es ist auch in einem eingängigen Stil geschrieben und diverse Grafiken tragen zur Anschaulichkeit bei. Bisweilen wird sogar eine gewisse Spannung erzeugt.
Die Darstellung ist allerdings, wie bereits erwähnt, sehr - und vielfach eben zu - ausführlich. Die mit zu vielen Details überfrachteten Schilderungen machen es schwer, sich auf die Kernaussagen zu konzentrieren.
Außerdem wird die Lektüre dadurch streckenweise mühsam.
Dazu kommt noch, dass sich in den Text doch einige Fehler eingeschlichen haben.
Nichtsdestotrotz ist die Lektüre lohnend, eröffnet sie doch neue Perspektiven auf die Menschheitsgeschichte.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Ein Koch als Ermittler

Teufelsfrucht
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Ein Krimi mit einem Koch als Hauptfigur ist zweifellos eine kreative Idee:
Früher hat Xavier Kieffer in Sterne-Restaurants gekocht. Doch diese Welt hat er hinter sich gelassen und betreibt nun ein Gasthaus, ...

Ein Krimi mit einem Koch als Hauptfigur ist zweifellos eine kreative Idee:
Früher hat Xavier Kieffer in Sterne-Restaurants gekocht. Doch diese Welt hat er hinter sich gelassen und betreibt nun ein Gasthaus, das sich auf traditionelle Luxemburger Küche spezialisiert hat. Umso überraschter ist es, als eines Tages ein Testesser des renommierten Guide Gabin bei ihm auftaucht. Noch größer ist die Überraschung, als dieser Testesser plötzlich stirbt und Xavier unter Mordverdacht gerät. Er stellt seine eigenen Nachforschungen an und vermutet bald, dass der Todesfall etwas mit einer geheimnisvollen Frucht zu tun hatte.

In diese Geschichte werden viele interessante Informationen zu Abläufen und Schwierigkeiten in der Spitzengastronomie sowie auch zu Machenschaften der Nahrungsmittelindustrie eingeflochten.
Die eigentliche Handlung tritt demgegenüber jedoch öfters in den Hintergrund. Kieffers Ermittlungen wirken ambitioniert, werden teilweise aber langatmig beschrieben, und die wenigen wirklich dramatischen Szenen werden übertrieben aufgebauscht. Echte Spannung kommt daher kaum auf. Außerdem wirken die Auflösung und das Motiv für die Taten etwas an den Haaren herbeigezogen.

Alles in allem hat mir das Buch aber doch ganz gut gefallen. Mit Kieffer oder auch seinem Freund, dem finnischen EU-Beamten Pekka Vatanen, treten sympathische Protagonisten auf, die nur leider etwas blass bleiben. Da es sich hier um den Auftakt einer Reihe handelt, gehe ich aber davon aus, dass sich dies in den weiteren Bänden noch ändern wird.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Ereignisreiche, aber dennoch wenig spannende Reise nach Prag

Das Gold der Fugger
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Augsburg, 1516: Agnes hat einige Schicksalsschläge zu verkraften. Zunächst muss sie miterleben, wie ihr Vater Balthasar Regner, ein Fuhrwerker der Fugger, hingerichtet wird, weil er während der letzten ...

Augsburg, 1516: Agnes hat einige Schicksalsschläge zu verkraften. Zunächst muss sie miterleben, wie ihr Vater Balthasar Regner, ein Fuhrwerker der Fugger, hingerichtet wird, weil er während der letzten Fuhre etwas gestohlen haben soll. Dann wird sie auch noch aufgrund einer falschen Beschuldigung aus der Stadt verbannt. Sie weiß nicht wohin sie sich wenden soll. Schließlich gelangt sie jedoch auf die Spur der Ereignisse, die zum Tod ihres Vaters geführt haben.
Auch Hannes hat allerlei Probleme. Er ist dafür verantwortlich, die Fuhre der Fugger sicher nach Prag zu bringen. Doch es geschehen seltsame Dinge und er weiß nicht, wem seiner Mitreisenden er trauen kann.

Diese Ausgangssituation wäre interessant und ich habe in diesem Buch einiges Neues über die Fugger und ihre Geschäftsmethoden erfahren.
Die Geschichte als solches konnte mich aber nicht überzeugen.
Viele Verhaltensweisen der Protagonisten, insbesondere von Agnes, waren für mich schwer nachvollziehbar. Ich konnte mich daher nicht in sie hineinversetzen oder mit ihr mitfiebern.
Auch die Handlung ist nicht wirklich fesselnd. Zwar reiht sich eine dramatische Situation an die nächste. Es war mir aber immer von Beginn an klar, wie das in etwa ausgehen wird, sodass keine echte Spannung aufkommt, sondern die „Action-Szenen“ im Gegenteil übertrieben und somit eher langweilig wirken.
Außerdem ist leicht vorhersehbar, wer die „Bösewichte“ sind. Trotzdem ist die Auflösung dann irgendwie verworren und es bleiben einige Fragen offen.

Fazit: So vielversprechend (und vermutlich gut recherchiert) das Thema wäre, so enttäuschend ist leider die Umsetzung.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Interessante Informationen rund um das Haus Habsburg

100 x Österreich: Habsburg
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Eva Demmerle, die nicht nur als studierte Historikerin, sondern insbesondere auch als enge Mitarbeiterin von Otto von Habsburg über profunde Kenntnisse auf diesem Gebiet verfügt, hat für diesen Band 100 ...

Eva Demmerle, die nicht nur als studierte Historikerin, sondern insbesondere auch als enge Mitarbeiterin von Otto von Habsburg über profunde Kenntnisse auf diesem Gebiet verfügt, hat für diesen Band 100 jeweils zwei Seiten lange Beiträge rund um das Thema Habsburg verfasst.
Die Autorin selbst beklagt im Vorwort, dass sie Sklave der vorgegebenen Zeichenanzahl gewesen sei, und man merkt einigen Texten tatsächlich an, dass vielleicht etwas zu viel oder an der falschen Stelle gekürzt wurde. Andererseits tauchen einige Aussagen auch mehrmals an verschiedenen Orten auf.

Dieses Buch ist jedenfalls prall gefüllt mit allerlei Informationen zur Familie Habsburg – Portraits bedeutender bzw bekannter Familienmitglieder finden sich ebenso wie Beschreibungen von Kronen und wichtigen Gebäuden oder Betrachtungen zu Mythos und Wahrheit sowie zum bleibenden Erbe der Habsburger etc. Abgerundet wird die Darstellung durch zahlreiche, großteils farbige Bilder.

Meiner Meinung nach ist diese Lektüre jedoch insbesondere für Leser empfehlenswert, die sich bereits zuvor ein bisschen mit der habsburgischen bzw der österreichischen Geschichte befasst haben. Andernfalls dürfte es bisweilen schwer sein, einzelne Kapitel in einen größeren Kontext einzuordnen.
Außerdem hätte etwas mehr Objektivität nicht geschadet. Die Sympathie der Autorin für ihren „Untersuchungsgegenstand“ ist überdeutlich erkennbar. Da es sich hier nicht um eine wissenschaftliche Publikation handelt, ist dies aber verkraftbar.