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Veröffentlicht am 01.03.2018

Philosophie für Einsteiger

Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?
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Richard David Precht gibt hier eine Einführung in die Philosophie, die sich vor allem an Neulinge richtet.
Dem Leser begegnen diverse große Philosophen, deren Leben und Werk quasi im Schnelldurchgang dargestellt ...

Richard David Precht gibt hier eine Einführung in die Philosophie, die sich vor allem an Neulinge richtet.
Dem Leser begegnen diverse große Philosophen, deren Leben und Werk quasi im Schnelldurchgang dargestellt und jeweils mit der Beantwortung einer bestimmten Frage verknüpft wird.

Das Themenspektrum ist dabei durchaus weit gefasst – von allgemeinen Überlegungen wie Was ist Wahrheit? oder Hat das Leben einen Sinn? über Fragen zu Gehirn und Bewusstsein wie Wer ist „ich“? oder Was ist Gedächtnis? und moralischen Problemen wie Warum soll ich gut sein? Soll man Sterbehilfe erlauben? Dürfen wir Tiere essen? bis zu den großen Themen der Menschheit wie Gibt es Gott? oder Was ist Liebe? – wird so ziemlich alles angesprochen, womit die Philosophie sich jemals befasst hat.

Die einzelnen Kapitel sind allerdings relativ kurz, stellen meist nur einige Schlagworte vor und auch wenn sich der Autor bemüht, die dargestellten Ansichten in einen größeren Kontext einzuordnen sowie Pro- und Contra-Argumente aufzuzeigen und auch Ergebnisse aus anderen Disziplinen, vor allem der Hirnforschung, einfließen lässt, bleibt es meist dennoch bei einer eher oberflächlichen Betrachtung.
So werden hier eine Reihe anregender Appetithäppchen präsentiert, die durchaus Lust auf mehr machen, wer sich für tiefergehende Auseinandersetzungen interessiert, ist allerdings mit anderen Werken besser bedient.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Enttäuschend

Der Junge im gestreiften Pyjama
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Ich habe vor einiger Zeit die Verfilmung gesehen und wenngleich sie den bisweilen geäußerten Lobeshymnen nicht vollständig gerecht wird, fand ich sie alles in allem doch ganz gut gemacht und emotional ...

Ich habe vor einiger Zeit die Verfilmung gesehen und wenngleich sie den bisweilen geäußerten Lobeshymnen nicht vollständig gerecht wird, fand ich sie alles in allem doch ganz gut gemacht und emotional ansprechend.
Von dem Buch war ich allerdings ziemlich enttäuscht:
Der neunjährige Bruno führt (einige Jahre nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs) ein schönes Leben in Berlin. Doch alles wird anders, als sein Vater eine neue Stelle in „Aus-Wisch“ erhält und Bruno, seine Mutter und seine Schwester ihn begleiten müssen. Bruno versteht zwar nicht, was dort vor sich geht, doch er fühlt sich in seinem neuen Zuhause sehr unwohl. Bis er eines Tages einen Freund findet …

Die Grundidee dieser Geschichte hätte durchaus Potential. Doch ich habe den Eindruck, dass der Autor weder Erfahrung mit Kindern besitzt noch vernünftig zum Thema Nationalsozialismus recherchiert hat.
So wirkt Bruno über weiter Strecken weniger wie ein neunjähriger Bub, sondern eher wie ein neunzigjähriger Alzheimer-Patient. Er bekommt nichts davon mit, was praktisch vor seinen Augen geschieht oder hat etwa nach einem Jahr die Namen seiner drei besten Freunde aus Berlin vergessen. Auch ist es beinahe lächerlich, dass ein Neunjähriger nicht gewusst haben soll, wer der Führer ist – das wurde den Schülern spätestens in der ersten Klasse eingebläut!
Dies sind nur einige der Faktoren, die so haarsträubend unrealistisch sind, dass sie meine Aufmerksamkeit immer wieder von der eigentlichen Handlung ablenkten. Andere Rezensenten haben diesbezüglich ohnehin bereits eine Reihe weiterer Beispiele genannt, die ich hier nicht nochmal wiederholen möchte.
Dazu kommt noch ein wenig lebendiger und selbst für ein Jugendbuch zu vereinfachter Erzählstil. Relativ unwichtige Aussagen werden häufig wiederholt, was zunehmend ermüdend wirkt.

Das alles führt dazu, dass es mir nie gelang, eine richtige Beziehung zu den Protagonisten aufzubauen und die Lektüre mich daher trotz des dramatischen Themas nicht packen konnte.
Ich denke daher nicht, dass dieses Buch für sich allein dazu geeignet ist, wirkliches Mitgefühl zu wecken oder irgendeine Botschaft zu vermitteln. Wenn überhaupt, könnte ich es nur für solche Jugendlichen empfehlen, die über mehr Hintergrundinformationen über den Holocaust verfügen als der Autor.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Amüsanter Krimi mit Logikfehlern

Schampus, Küsschen, Räuberjagd
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In ihrem neusten Abenteuer hat Opernsängerin Pauline Miller diesmal ein Engagement in Bayreuth - als Isolde in Richard Wagners „Tristan und Isolde“. Doch anstatt sich auf die Proben konzentrieren zu können, ...

In ihrem neusten Abenteuer hat Opernsängerin Pauline Miller diesmal ein Engagement in Bayreuth - als Isolde in Richard Wagners „Tristan und Isolde“. Doch anstatt sich auf die Proben konzentrieren zu können, muss sie eine Reihe von Dramen bewältigen. Schlimm genug, dass ihre Erzfeindin „Herrmännchen“ ebenfalls zum Ensemble gehört und ihr isländischer Freund Arnaldur sie mit einer unerfreulichen Neuigkeit überrascht. Es treibt auch noch ein gewalttätiger Juwelendieb sein Unwesen und Pauline sieht sich gezwungen, sich in seine „Geschäfte“ einzumischen, wodurch sie ihm gefährlich nahe kommt.

Wie bei den übrigen Bänden dieser Reihe steht auch hier der Humor im Vordergrund. Paulys Leben mit all seinen Turbulenzen wird sehr amüsant geschildert. Sämtliche Protagonisten sind interessant ge- bzw häufig auch überzeichnet, was zusammen mit so manchen absurd-komischen Situationen für großen Lesespaß sorgt.
Doch auch das kriminalistische Element kommt nicht ganz zu kurz. Es wird viel Spannung erzeugt und die Entlarvung des Täters geht mit einigen Überraschungen einher.

Die Geschichte enthält allerdings zahlreiche Ungereimtheiten und Logikfehler. Bis zu einem gewissen Grad muss man bei einem solchen Buch natürlich mit Derartigem rechnen. Angesichts eines besonders eklatanten Widerspruchs in der Handlung habe ich mich aber schon gefragt, warum da die Lektorin nicht eingegriffen hat.

Weil sich die Lektüre nichtsdestotrotz sehr unterhaltsam gestaltet hat, gebe ich dennoch vier Sterne.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Ein Virus verbreitet Schrecken

Pandämonium - Die letzte Gefahr
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Alexander Odin entwirft hier das Szenario einer Welt, die vor dem Abgrund steht. Ein mysteriöses Virus verwandelt die Menschen in blutrünstige Zombies. Zunächst scheint nur ein Plattenbau in Berlin-Mitte ...

Alexander Odin entwirft hier das Szenario einer Welt, die vor dem Abgrund steht. Ein mysteriöses Virus verwandelt die Menschen in blutrünstige Zombies. Zunächst scheint nur ein Plattenbau in Berlin-Mitte betroffen zu sein. Dieser wird daraufhin abgeriegelt, doch das kann die Ausbreitung nicht stoppen.
Die Experten sind ratlos, woher das Virus kommt, doch eine Spur führt zu einem seltsamen Internet-Netzwerk.

Diese Erzählung ist stellenweise durchaus spannend und durch die relativ kurzen Kapitel und den häufigen Wechsel des Schauplatzes entsteht eine gewisse Dynamik.
Auch gibt es eine Vielzahl an Protagonisten, die der Autor alle mit einer eigenen Biographie und unterschiedlichen Charakterzügen ausgestattet hat. So entsteht beispielsweise eine Schicksalsgemeinschaft zwischen einem 16jährigen Mädchen, das den Tod ihres Vaters vor über einem Jahr noch immer nicht überwunden hat, einem alten Mann, der an einem Gehirntumor leidet, einem kleinkriminellen Drogendealer und einem arbeitslosen Alkoholiker. Allerdings hätte man aus derartigen interessanten Ansätzen mehr machen können. Den meisten Figuren gelingt es nicht, ihre Persönlichkeit richtig „auszuspielen“ und sie handeln großteils vorhersehbar.

Vor allem aber störte mich, dass sie Geschichte insgesamt nicht richtig durchdacht wirkt. Nicht nur, dass das Virus immer genau die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt befällt und sich in seinen Auswirkungen passend zum Handlungsverlauf ziemlich variabel zeigt (derartiges ist bei Werken dieses Genres ohnehin der Normalfall). Es gibt aber nicht einmal eine ansatzweise schlüssige Erklärung, woher es eigentlich kommt oder wie diese eigenartige Internetseite funktionieren soll.

So bleiben am Schluss viele Fragen offen, weshalb dieser Roman ein eher unbefriedigendes Gefühl hinterlässt.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Potential nicht ausgeschöpft

Das Haus zur besonderen Verwendung
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Dieser Roman erzählt das Leben des Georgi Daniilowitsch Jatschmenew aus zwei Richtungen.
Der eine Handlungsstrang beginnt 1981, wo Georgi um seine schwerkranke Frau Soja bangt, und läuft in der Zeit rückwärts. ...

Dieser Roman erzählt das Leben des Georgi Daniilowitsch Jatschmenew aus zwei Richtungen.
Der eine Handlungsstrang beginnt 1981, wo Georgi um seine schwerkranke Frau Soja bangt, und läuft in der Zeit rückwärts. Entscheidende Etappen aus Georgis und Sojas gemeinsamem Leben werden beleuchtet, wobei die meisten Ereignisse schon in „früheren“ Kapiteln angedeutet wurden.
Darin eingebettet ist der zweite Handlungsstrang, welcher Georgis Geschichte ab 1915 umfasst. Als sechzehnjähriger Sohn eines leibeigenen Bauern vereitelt er ein Attentat auf den Vetter des Zaren. Dafür wird er nach St Petersburg gebracht, wo er als Leibwächter des Zarewitsch Alexei dient. Dabei lernt er die ganze Familie Romanow kennen, insbesondere die jüngste Tochter Anastasia, in die er sich sofort verliebt.

All dies wird von Georgi in Ich-Form geschildert, sodass man sich gut in ihn hineinversetzen kann. Obwohl er kein strahlender Held ist, sich nicht immer vernünftig verhält und seine Gedanken so manche negativen Eigenschaften offenbaren, wirkt er doch sympathisch.
Das Buch ist flott lesbar und vor einem interessanten historischen Hintergrund angesiedelt. Obwohl es viele Zeitsprünge gibt, konnte ich die Geschehnisse problemlos mitverfolgen und einordnen.

Der Inhalt ist jedoch über weite Strecken ziemlich vorhersehbar, es gibt kaum wirklich spannende Szenen. Außerdem scheint Vieles zu leicht zu gehen. So fand ich die Beziehung zwischen Georgi und Anastasia, und erst recht, wie lange diese unentdeckt blieb, unrealistisch. Auch wird Georgi zwar ständig mit irgendwelchen dramatischen Situationen konfrontiert, wirklich „spüren“ kann man davon aber relativ wenig.
Des Weiteren werden die historischen Verhältnisse und Begebenheiten nur oberflächlich dargestellt, sodass dieser Roman keinen authentischen Blick auf die Vergangenheit bietet, sondern vielfach eher allgemeine Klischees wiedergibt.

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass der Autor sich zu sehr auf eine möglichst ausgefeilte Komposition der Handlung wie ein gelungenes Zusammenspiel der verschiedenen Handlungsstränge und Zeitebenen konzentriert hat, weshalb die eigentliche Geschichte auf der Strecke blieb. Das finde ich schade, denn die Grundidee und das Thema hätten durchaus Potential.