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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2017

Tipps zum klaren Denken

Die 10 Gebote des gesunden Menschenverstands
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Nikil Mukerji hat hier eine Reihe von Tipps dazu zusammengestellt, wie man aus verfügbaren Informationen die richtigen Schlüsse ziehen und kluge Entscheidungen treffen kann. Manche klingen im ersten Moment ...

Nikil Mukerji hat hier eine Reihe von Tipps dazu zusammengestellt, wie man aus verfügbaren Informationen die richtigen Schlüsse ziehen und kluge Entscheidungen treffen kann. Manche klingen im ersten Moment eher banal, doch die näheren Ausführungen zeigen, dass auch intelligente Menschen nicht davor gefeit sind, Denkfehler zu begehen.
Der Autor folgt dabei einem gut durchdachten Schema und stellt die einzelnen Punkte übersichtlich dar. Viele Beispiele diesen der Veranschaulichung, wobei ich mir allerdings teilweise etwas lebensnaherere gewünscht hätte.
Einige Aussagen wirken vielleicht etwas zu vereinfacht oder plakativ, doch wie das Vorwort erläutert, ist dies auch der leichteren Lesbarkeit und Verständlichkeit geschuldet.
So bietet dieses Buch hilfreiche Hinweise dazu, wie man selbst ein klareres Denken erreichen sowie auch Argumente anderer kritisch prüfen und gegebenenfalls widerlegen kann.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Origineller Roman

Herr Mozart wacht auf
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Die Frage, wie unsere heutige Welt auf einen Menschen des 18. Jahrhunderts wirken würde, weist auf jeden Fall einige reizvolle Aspekte auf, und wenn es sich dabei um Mozart handelt, wird die Sache natürlich ...

Die Frage, wie unsere heutige Welt auf einen Menschen des 18. Jahrhunderts wirken würde, weist auf jeden Fall einige reizvolle Aspekte auf, und wenn es sich dabei um Mozart handelt, wird die Sache natürlich besonders interessant.
So hat Eva Baronsky hier eine vielversprechende Ausgangssituation geschaffen: Wolfgang Amade Mozart liegt schwerkrank in seinem Bett im Wien des Jahres 1791 - und erwacht plötzlich in einem ihm unbekannten Zimmer einer unbekannten Wohnung und, wie er bald mit Schrecken bemerkt, im Jahr 2006. Zunächst ist er verzweifelt, weil er nicht versteht, was das alles zu bedeuten hat. Doch da in der neuen Zeit immer noch Musik gemacht wird und seine eigenen Kompositionen besonders populär zu sein scheinen, steigt seine Zuversicht, dass er sich auch hier zurechtfinden wird.

Es ist spannend, Wolfgangs Gedankengänge zu verfolgen und mitzuerleben, wie er mehr und mehr fantastische Entdeckungen macht, beispielsweise an der Benutzung eines Badezimmers scheitert, aber auch begeistert ist von Maschinen, welche die beliebige Wiedergabe von Musikstücken ermöglichen. Wieder sorgt er mit seinem musikalischen Talent für einige Furore, doch der Möglichkeit, damit echten Erfolg zu haben, steht nicht nur seine Unbeholfenheit entgegen, sondern auch seine unbekümmerte Persönlichkeit.
Diese Geschichte wird überwiegend aus Wolfgangs Perspektive erzählt, teilweise aber auch aus derjenigen einiger anderer Protagonisten. Die Figuren sind gut gezeichnet, manche hätten noch etwas ausführlichere Auftritte verdient gehabt.
Der Stil ist eher wenig lebendig, die Sprache teilweise etwas kompliziert, was aber durchaus passend wirkt.

Vor allem gegen Ende wird die Handlung ein bisschen verworren und generell gibt es einige Ungereimtheiten und offene Fragen. Deren Ausmaß ist aber zumindest geringer als bei einem durchschnittlichen Zeitreiseroman.

Veröffentlicht am 01.10.2017

Was Geographie alles erklären kann/ soll

Die Macht der Geographie
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Unter all den Faktoren, welche den gegenwärtigen Zustand der Weltpolitik oder die unterschiedliche Entwicklung verschiedener Regionen erklären (sollen), ist die Geographie ein relativ selten beachteter.
So ...

Unter all den Faktoren, welche den gegenwärtigen Zustand der Weltpolitik oder die unterschiedliche Entwicklung verschiedener Regionen erklären (sollen), ist die Geographie ein relativ selten beachteter.
So wäre das Themas dieses Buches sehr interessant. Tim Marshall untersucht zehn Gegenden (Russland, China, USA, Westeuropa, Afrika, Naher Osten, Indien und Pakistan, Korea und Japan, Lateinamerika, Arktis), beschreibt deren geographische Struktur, stellt die wichtigsten Länder vor und erklärt ihre Beziehung zu ihren Nachbarn. Dabei wird beispielsweise herausgearbeitet, welche Gebiete mehr oder weniger anfällig für kriegerische Auseinandersetzungen sind oder welche langfristigen negativen Auswirkungen es haben kann, wenn Grenzen auf dem Papier ohne Kenntnis der Gegebenheiten vor Ort gezogen werden.

Die Ausführungen sind in einem eher trockenen Stil geschrieben und gehen nicht besonders in die Tiefe.
Vor allem aber fand ich es störend, dass der Autor die ganze Welt ausschließlich aus der Perspektive der USA betrachtet. Bis zu einem gewissen Grad muss man bei einem Amerikaner natürlich damit rechnen, hier geht es mir allerdings teilweise zu weit, (wenn zum Beispiel der Geographie Japans die Schuld dafür gegeben wird, dass die USA Atombomben werfen mussten).

Auch ist die grafische Darstellung der Karten nicht besonders gelungen. Sie sind im Wesentlichen in verschiedenen Blautönen gehalten, sodass es oft schwerfällt, auf den ersten Blick zu erkennen, wo Meer und wo Land ist.

Veröffentlicht am 01.10.2017

Facettenreiche Reise

Marco Polo: Bis ans Ende der Welt
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Marco Polos sagenumwobene Biographie wurde ja schon öfters literarisch verarbeitet.
Oliver Plaschkas Version nimmt ihren Ausgang im Genua des Jahres 1298, wo Rustichello da Pisa bereits seit 14 Jahren ...

Marco Polos sagenumwobene Biographie wurde ja schon öfters literarisch verarbeitet.
Oliver Plaschkas Version nimmt ihren Ausgang im Genua des Jahres 1298, wo Rustichello da Pisa bereits seit 14 Jahren im Gefängnis sitzt und die Hoffnung auf eine Besserung seiner Lebensumstände lange aufgegeben hat. Doch eines Tages bekommt er einen neuen Zellennachbarn – einen Venezianer, der behauptet, bis ans Ende der Welt gereist zu sein und Unglaubliches erlebt zu haben. Er erzählt eine Geschichte voller exotischer Länder und spannender Abenteuer, weshalb sich immer mehr interessierte Zuhörer einfinden.

Wie der ausführliche Anhang beweist, dürfte dieser Roman gründlich recherchiert sein. An einigen Stellen hat sich der Autor dennoch viel dichterische Freiheit genommen, was angesichts der Tatsache, dass es bezüglich Marco Polos Lebensweg ohnehin kaum wirklich gesicherte Fakten gibt, jedoch gut zum Thema passt.

Das Buch ist flott lesbar und enthält viele interessante Facetten. Es gibt zwar ein paar Längen, aber auch eine Reihe fesselnder Szenen. Besonders faszinierend fand ich das Wechselspiel von Wahrheit und Lüge, welches sich in verschiedenen Varianten durch die Handlung zieht.
Was die Ausgestaltung der Protagonisten betrifft, gäbe es allerdings noch Verbesserungspotential. Vor allem Marcos Vater und Onkel wären vielversprechend angelegt, können ihr Potential aber nicht ganz ausschöpfen. Außerdem konnte ich manche Aktionen und Denkweisen einiger Figuren nicht recht nachvollziehen.

Dennoch ein gelungener historischer Roman, der an spannende Schauplätze entführt.

Veröffentlicht am 01.10.2017

Kriminalfall vor mittelalterlicher Kulisse

Die Toten vom Jakobsweg
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Auf dem Umschlag wird dieser Roman als „Der erste Fall für Ritter Ulrich von Kulm…“ angekündigt. Doch da der Text diverse Anspielungen auf frühere Ereignisse enthält, habe ich etwas nachgeforscht, und ...

Auf dem Umschlag wird dieser Roman als „Der erste Fall für Ritter Ulrich von Kulm…“ angekündigt. Doch da der Text diverse Anspielungen auf frühere Ereignisse enthält, habe ich etwas nachgeforscht, und festgestellt, dass es sich bei „Tajemstvi abatyse z Assisi“ bereits um den zwölften Teil dieser Reihe handelt.

Wie dem auch sei: Ulrich von Kulm und sein Knappe Otto werden vom König dazu verdonnert, dessen Tante, Agnes von Böhmen, auf ihrer Pilgerreise nach Santiago de Compostela zu begleiten. Bereits zuvor war es zu rätselhaften Todesfällen gekommen und auch während der Reise reißt die Serie an Morden nicht ab. Mehrere mächtige Gruppen, wie der Papst oder die Tempelritter, scheinen in dieser Angelegenheit ihre eigenen Interessen zu verfolgen, und irgendjemand ist offenbar fest entschlossen, Agnes Ankunft in Compostela zu verhindern. Ulrich und Otto gehen einige Risiken ein, um den Fall aufzuklären.

So entsteht ein spannender Krimi vor der Kulisse einer Pilgerfahrt. Zwar ist manches vorhersehbar, es gibt aber auch ein paar Überraschungen und ein fesselndes Finale. Die große Zahl an Todesfällen fand ich etwas übertrieben, doch das ist wohl Geschmackssache.
Daneben werden viele Informationen zur religiösen Welt des Mittelalters oder auch zu den Ortschaften entlang des Jakobswegs eingeflochten.

Ich hatte allerdings Schwierigkeiten, wirklich in das Geschehen einzutauchen. Der Erzählstil ist eher sachlich und wenig lebendig. Vor allem aber sind die Protagonisten ziemlich eindimensional gezeichnet und haben kaum echte Persönlichkeit. Ihre Ermittlungen wirken teilweise eher wie ein allgemeines Herumstochern und insbesondere Ottos Gedanken scheinen sich fast ausschließlich um die mitreisenden Jungfrauen zu drehen – denen gegenüber er, obwohl er ein Frauenheld sein soll, irgendwie verkrampft auftritt.
Außerdem enthält die Handlung einige Ungereimtheiten.

Fazit: Ein durchwachsener Krimi, der aber immerhin vor einem interessanten historischen Hintergrund angesiedelt ist.