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Veröffentlicht am 10.12.2017

Mythen und Wissenschaft

Der Zauber der Wirklichkeit
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In diesem primär für jüngere Leser gedachten Buch gibt Richard Dawkins Antworten auf Fragen wie „Was ist Wirklichkeit?“, „Wer war der erste Mensch?“, „Woraus bestehen die Dinge?“, „Was ist ein Regenbogen“ ...

In diesem primär für jüngere Leser gedachten Buch gibt Richard Dawkins Antworten auf Fragen wie „Was ist Wirklichkeit?“, „Wer war der erste Mensch?“, „Woraus bestehen die Dinge?“, „Was ist ein Regenbogen“ oder auch „Warum geschehen schlimme Dinge?“
Das besondere an diesem Werk ist, dass zu Beginn jedes Kapitels zunächst berichtet wird, wie die Mythen und Legenden verschiedenster Völker die entsprechende Frage beantworten. Geschichten aus der jüdisch-christlichen Tradition stehen dabei gleichberechtigt neben Überlieferungen aus aller Welt – vom alten Ägypten bis zu den Azteken, von afrikanischen Eingeborenenstämmen bis zu den Maori.

Dabei verzichtet der Autor auch nicht darauf, seine Leser immer wieder zum Hinterfragen dieser Erzählungen und ihrer Entstehungsgeschichten aufzufordern.
Danach gibt es eine wissenschaftliche Erklärung – in einfachen Worten und doch fundiert.
Eingebettet sind diese Ausführungen in eine Vielzahl von Illustrationen, die sich wunderbar in den Text einfügen und diesen nicht nur veranschaulichen, sondern auch ergänzen und viel zum Lesespaß beitragen.

Auf diese Weise gelingt es sehr gut, die Faszination der wissenschaftlichen Forschung deutlich zu machen, zu erläutern, wie Wissenschaftler zu ihren Ergebnissen kommen und zu zeigen, dass die wahre Erklärung vieler Phänomene interessanter und wunderbarer ist als jede Fiktion.
Dawkins verhehlt dabei aber weder, dass er selbst nicht alles weiß, noch, dass unserem heutigen Wissensstand generell Grenzen gesetzt sind, ruft allerdings dazu auf, diese nicht als grundsätzliche Niederlage zu begreifen, vor der man Zuflucht in magischen oder übernatürlichen „Erklärungen“ suchen müsste, sondern vielmehr als Ansporn für das immer weitere Streben nach neuen Erkenntnissen zu sehen.

Über die bloße Vermittlung von Sachkenntnissen hinaus kann dieses Werk daher auf Leser aller Altersgruppen inspirierend wirken.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Kognitiver Werkzeugkasten

Was macht uns schlauer?
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Wissenschaftler aus den verschiedensten Disziplinen berichten hier in kurzen Beiträgen, welcher wissenschaftlicher Begriff ihrer Meinung nach dazu geeignet wäre, das geistige Rüstzeug von jedermann zu ...

Wissenschaftler aus den verschiedensten Disziplinen berichten hier in kurzen Beiträgen, welcher wissenschaftlicher Begriff ihrer Meinung nach dazu geeignet wäre, das geistige Rüstzeug von jedermann zu bereichern, um bessere Werkzeuge zum Nachdenken über die Welt zur Verfügung zu stellen.

Dabei wird ein breites Spektrum von Themen angesprochen, interessante Einblicke in der Denkweise von Forschern gewährt und spannende Überlegungen zur Funktionsweise des menschlichen Geistes angestellt.
Weiters zeigt sich, wie sehr gewisse Begriff von Laien (aber auch von manchen sogenannten Experten) missverstanden werden.

Viele Kapitel thematisieren beispielsweise die Stellung des Menschen in der Natur, von der Frage, ob wie allein im Universum sind (welche von verschiedenen Autoren unterschiedlich beantwortet wird) bis zur Feststellung, dass nicht wir, sondern die Mikroben die wahren Herrscher der Welt sind.
Besonders interessant fand ich auch die Beiträge, die sich damit befassen, wie die meisten Menschen mit Fragen der Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik umgehen. Wenn beispielsweise erklärt wird, dass Korrelationen keine Kausalbeziehungen sind oder wie sehr der menschliche Geist dazu tendiert die Gefahren seltener, aber dramatischer Ereignisse wie eines Terroranschlags zu überschätzen (und deshalb den Einsatz möglicherweise gesundheitsschädlicher Scanner auf Flughäfen zuzulassen), schleichender vor sich gehende Bedrohungen wie die Umweltzerstörung aber zu ignorieren.
Ebenfalls erhellend ist die Feststellung, dass viele geläufige Annahmen in Bezug auf Placebos eher falsch als richtig sind. Dieser Beitrag (von Beatrice Golomb) sei allen, die sich mit der Arzneimittelforschung befassen, zur Lektüre empfohlen!

Natürlich kann ich in dieser Rezension nicht sämtliche interessanten Punkte aus den insgesamt 151 Beiträgen erwähnen. Ich kann daher nur jedem raten, dieses Buch selbst zu lesen und sich zu überlegen, welche Begriffe in den persönlichen kognitiven Werkzeugkasten aufgenommen werden sollten.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Die Jagd nach dem Kentuckymörder

Böses Blut
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Die A-Gruppe der schwedischen Polizei erhält eines Hinweis des FBI, wonach ein amerikanischer Serienmörder sich auf dem Weg nach Schweden befindet. Der Versuch, ihn schon am Flughafen abzufangen, schlägt ...

Die A-Gruppe der schwedischen Polizei erhält eines Hinweis des FBI, wonach ein amerikanischer Serienmörder sich auf dem Weg nach Schweden befindet. Der Versuch, ihn schon am Flughafen abzufangen, schlägt fehl und einige Zeit später werden in Stockholm Leichen gefunden, die auf eine Verbindung zu dem berüchtigten Kentuckymörder schließen lassen. Paul Hjelm, Kerstin Holm und ihre Kollegen nehmen die Ermittlungen auf, im Zuge derer sie sich mit den Abgründen der menschlichen Seele und der internationalen Politik auseinander setzten müssen.

Insgesamt ist dies ein ordentlich geschriebener und bisweilen mit einem Schuss Humor gewürzter Krimi. Es gelingt, eine gewisse Spannung aufzubauen, die Geschichte ist flott erzählt und es gibt einige interessante Wendungen.
Am Ende bleiben allerdings einige Ungereimtheiten bestehen und viele Fragen unbeantwortet.
Über den reinen Kriminalfall hinaus lässt der Autor auch immer wieder sozialkritische Betrachtungen einfließen, etwa über schwierige Familienverhältnisse oder das Leben im Zeitalter der Globalisierung. Dies verleiht dem Ganzen zwar durchaus einen interessanten Touch, wirkt aber teilweise gekünstelt, vor allem wenn an Hand der Polizisten selbst irgendwelche Verhaltensweisen (beispielsweise Ehebruch oder Gewalt in einer Beziehung) illustriert werden sollen.
Generell sind die Protagonisten nicht besonders gut gezeichnet. Obwohl relativ viele persönliche Informationen gegeben werden, wirken sie doch farblos und teilweise hölzern. Außerdem agieren sie für eine Eliteeinheit manchmal ziemlich unprofessionell.

Fazit: Für Fans von Schwedenkrimis ganz lesenswert, besonders hohe Erwartungen sollte man daran aber nicht knüpfen.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Die Vielfalt der menschlichen Gesellschaften

Vermächtnis
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Schon in früheren Werken wie „Der dritte Schimpanse“ und „Arm und reich“ griff Jared Diamond immer wieder auf Erfahrungen mit Gesellschaften zurück, die heute noch so leben wie es bis vor wenigen Jahrtausenden ...

Schon in früheren Werken wie „Der dritte Schimpanse“ und „Arm und reich“ griff Jared Diamond immer wieder auf Erfahrungen mit Gesellschaften zurück, die heute noch so leben wie es bis vor wenigen Jahrtausenden für die gesamte Menschheit charakteristisch war, um so beispielsweise Hinweise auf die evolutionäre Entwicklung des Menschen zu erhalten.

Hier stehen derartige Kulturen nun im Mittelpunkt.
Im Wesentlichen stellt Diamond das Leben der traditionellen Völker dem in den von ihm als WIRED (western, educated, industrialized, rich, democratic) bezeichneten modernen Industriegesellschaften (wobei er vor allem an die USA und Europa denkt) gegenüber.
Er erklärt etwa, wie diese sich Fremden gegenüber verhalten, ihre Konflikte lösen, mit Kindern und alten Menschen umgehen und auf Gefahren reagieren. Im letzten Teil versucht er Antworten auf Fragen zu geben, die viele Menschen heute umtreiben: Warum gibt es Religionen und welche Funktionen haben sie im Lauf der Geschichte erfüllt? Wie kam es zu der großen Sprachenvielfalt auf der Erde und ist es sinnvoll, sterbende Sprachen zu retten? Und weshalb sind Krankheiten wie Krebs oder Diabetes bei Naturvölkern beinahe unbekannt?

Bei der Lektüre dieses Buches ist vor allem eindrucksvoll, wie vielfältig die Lebens- und Gesellschaftsformen sind, derer sich die Menschheit bedient. Es reicht nicht, nur von traditionell versus modern zu sprechen, selbst benachbarte Stammesgesellschaften lösen dasselbe Problem (beispielweise die richtige Erziehung der Kinder) bisweilen auf völlig unterschiedliche Weise.
Anders als es der Untertitel vermuten ließe ist es nicht die Absicht des Autors, die Lebensweise traditioneller Gesellschaften zu verherrlichen. Er verschweigt nicht, dass dort auch negative Phänomene vorkommen (beispielsweise Kindesmord oder Witwentötung) und erklärt, dass die romantische Vorstellung vom friedlichen Zusammenleben der edlen Wilden oftmals weit von der Realität entfernt ist und dass ein organisiertes Staatswesen durchaus seine Vorteile hat (wenn beispielsweise durch ein geordnetes Justizsystem Rachemorde vermieden werden).
Andererseits zeigt sich aber auch, dass unsere moderne Lebensweise in vielen Punkten nicht mit unserem evolutionären Erbe übereinstimmt (zum Beispiel unsere Ernährung oder die Art wie wir mit kleinen Kindern umgehen) und dass es Dinge gibt, bei denen wir uns (manche) Naturvölker zum Vorbild nehmen sollten (etwa Methoden zur Konfliktlösung).
In dem Buch werden Völker aus aller Welt beschrieben, besonders häufig kommen aber diverse Bewohner Neuguineas vor. Dort hat Jared Diamond selbst viel Zeit verbracht und kann daher immer wieder eigene Erlebnisse einfließen lassen. Das trägt zur Anschaulichkeit bei und macht manche Ausführungen lebendiger.

Viele Stellen sind allerdings eher trocken und wenn etwa in einem einzigen Absatz die Namen von einem halben Dutzend verschiedener Völker vorkommen, ist das eher verwirrend.
Was mir außerdem ein bisschen fehlte, war eine Art Gesamtbetrachtung der jeweiligen Gesellschaften. In jedem Kapitel wird ein bestimmter Aspekt behandelt, wenn man aber wissen möchte, wie ein Volk insgesamt lebt, müsste man sich alle diese verstreuten Informationen zusammenklauben.

Insgesamt ist dies dennoch ein sehr lesenswertes Buch. Es zeigt, dass vieles, was für uns Bewohner der ersten Welt völlig selbstverständlich und normal ist, auf große Teile der übrigen Weltbevölkerung ausgesprochen ungewöhnlich wirken muss. Außerdem legt der Autor dar, welche Änderungen an unserem Lebensstil jeder einzelne Bürger oder auch die Gesellschaft als ganzes vornehmen könnte, um gesünder und glücklicher zu werden und mehr im Einklang mit unseren natürlichen Bedürfnissen zu leben.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Diäten humorvoll betrachtet

Langenscheidt Diät-Deutsch/Deutsch-Diät
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Kaum schlägt man eine Frauenzeitschrift auf, wird man schon mit den „besten“ Diättipps überhäuft. Überall werden die neusten Erkenntnisse zum Thema Ernährung präsentiert und die aktuellen Wundermittel ...

Kaum schlägt man eine Frauenzeitschrift auf, wird man schon mit den „besten“ Diättipps überhäuft. Überall werden die neusten Erkenntnisse zum Thema Ernährung präsentiert und die aktuellen Wundermittel zur Gewichtsreduktion angepriesen.

Susanne Fröhlich und Constanze Kleis wollen sich diesem Gebiet hier nun auf humorvolle Art nähern.
Das Büchlein fügt sich im Prinzip gut in das Konzept dieser Langenscheidt-Reihe ein. Verschiedene Punkte wie „Bin ich zu dick?“, „Gute Gründe, irgendwann später mit einer Diät zu beginnen“ oder „Die Metamorphose der guten Vorsätze“ werden auf witzige Weise behandelt.

Man kommt bei der Lektüre durchaus öfters ins Schmunzeln, manche Witze wirken allerdings auch etwas bemüht und ein großer Teil des Inhalts besteht aus Varianten der Aussage „Diäten sind sowieso zwecklos und wer etwas anderes behauptet, lügt“
Ich hätte mir von diesem Werk etwas mehr erwartet.