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Veröffentlicht am 29.05.2023

Es geht nicht wirklich um „Die Forscherin“

Dian Fossey - Die Forscherin
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Dieser Roman befasst sich mit der berühmten Gorilla-Forscherin Dian Fossey und beleuchtet ihre beeindruckende, aber auch schwierige Persönlichkeit.
Die eigentliche Handlung setzt 1955 ein, als Dian in ...

Dieser Roman befasst sich mit der berühmten Gorilla-Forscherin Dian Fossey und beleuchtet ihre beeindruckende, aber auch schwierige Persönlichkeit.
Die eigentliche Handlung setzt 1955 ein, als Dian in Kentucky als Ergotherapeutin mit kranken Kindern arbeitet und verfolgt dann – von einigen Vorschauen und Rückblicken in ihre Kindheit abgesehen – ihren weiteren Lebensweg, berichtet unter anderem von ihren Freundinnen in Louisville, ihrer ersten Afrikareise, ihrer Forschungsstation in Ruanda, ihrem Kampf gegen die Wilderer und ihrem gewaltsamen Ende.

Ihr Leben vor der Übersiedlung nach Afrika nimmt dabei jedoch deutlich zu viel Raum ein. Manche dieser Episoden mögen zwar dazu geeignet sein, ihren Charakter zu beleuchten. Die eigentlich interessanten Abschnitte beginnen aber erst nach weit über der Hälfte des Buches. Die in der Inhaltsangabe angekündigte Beziehung mit Bob Campbell setzt dann erst recht ziemlich spät ein und wird (wie auch ihre sonstigen Liebschaften) nicht besonders intensiv geschildert. Über Dians letzte Lebensjahre erfährt man außerdem so gut wie nichts.
Auch ihre Forschungstätigkeiten werden nur sehr oberflächlich beschrieben. Sie beobachtet die eine oder andere Gruppe Berggorillas und freundet sich mit ein paar ihrer Mitglieder an, doch welche echten Erkenntnisse dabei gewonnen werden, bleibt im Dunkeln. Diesbezüglich ist sogar der Wikipedia-Artikel aufschlussreicher.

Wer hier etwas über Gorillas oder Verhaltensforschung (wie der Untertitel suggerieren würde) erfahren möchte, wird daher enttäuscht werden.
Als Teil einer Reihe zum Thema „Mutige Frauen“ kann das Buch aber dennoch ganz lesenswert sein. Viele Kapitel werden nicht aus Dians Perspektive, sondern aus jener von Menschen aus ihrem Umfeld erzählt, sodass es unterschiedliche Blickwinkel auf ihre Person gibt. Auch negative Charakterzüge werden nicht ausgespart, es wird aber immer versucht zu erklären, wieso sie so geworden ist.

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Wer hat es auf Maria abgesehen

Talberg 1977
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Dieser zweite Teil der Trilogie um das abgeschieden gelegene Dörfchen Talberg spielt im Jahr 1977. Allerdings merkt man wenig von der Stimmung der 1970er Jahre. Der Ort wirkt generell irgendwie aus der ...

Dieser zweite Teil der Trilogie um das abgeschieden gelegene Dörfchen Talberg spielt im Jahr 1977. Allerdings merkt man wenig von der Stimmung der 1970er Jahre. Der Ort wirkt generell irgendwie aus der Zeit gefallen.
Im Zentrum der Handlung steht die über-70-jährige Maria Steiner, die seit Jahrzehnten in einem kleinen Häuschen im Wald wohnt. Im Dorf wird sie gemieden und teilweise gefürchtet, weil sie als Hexe gilt. Nun hat sie das Gefühl, von einem Fremden beobachtet zu werden, und denkt außerdem über ihren Tod nach.
Als ein Inspektor bei Maria vorstellig wird, der einen verschwundenen Mann sucht, und ihr kurz danach vorgeworfen wird, ein junges Mädchen vergiftet zu haben, beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen.

Man begegnet hier einigen Angehörigen der schon aus dem ersten Teil bekannten Familien. Es kommen aber auch ganz neue Personengruppen vor. Die meisten Charaktere sind interessant gezeichnet, es scheint in dieser Gegend wenige wirklich „normale“ Menschen zu geben. Was aber natürlich auch den Reiz dieser Geschichte ausmacht.
Außerdem wird einige Spannung aufgebaut und es gibt überraschende Wendungen. Dass aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird (neben Maria und dem Inspektor ist auch jemand darunter, dessen Verbindung zu dem Geschehen zunächst nicht klar ist), sorgt für unterschiedliche und bisweilen unerwartete Einblicke. Es animiert auch zum Miträtseln. Als Leser weiß man meist mehr als die jeweiligen Protagonisten.
Es gibt aber doch einige Ungereimtheiten (beispielsweise nicht zusammenpassende Jahreszahlen) und das Ende erschien mir teilweise unlogisch.
Dennoch ein lesenswerter Roman. Ich freue mich schon auf den letzten Band, in dem dann vielleicht ein paar offene Fragen geklärt werden.

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Kurzgeschichten unterschiedlicher Qualität

Weihnachten im Readerschein
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Dieser Band versammelt 24 Kurzgeschichten rund um das Thema Weihnachten. Diese wurden von 22 Autorinnen und zwei Autoren aus dem Piper Verlag verfasst und sollen natürlich auch als Werbung für deren Bücher ...

Dieser Band versammelt 24 Kurzgeschichten rund um das Thema Weihnachten. Diese wurden von 22 Autorinnen und zwei Autoren aus dem Piper Verlag verfasst und sollen natürlich auch als Werbung für deren Bücher dienen.
Dabei werden verschiedene Genres abgedeckt. Der Schwerpunkt liegt aber auf diversen Liebesgeschichten.
Die Qualität ist allerdings schwankend. Es gibt sehrwohl kreative oder spannende Geschichten. Viele sind jedoch auch eher banal und vorhersehbar.
Immerhin wird etwas weihnachtliches Flair verbreitet, sodass sich die Lektüre vielleicht doch als Einstimmung auf das Fest eignen kann.

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Leben und (Aus)sterben am Beginn des Paläozäns

Die letzten Tage der Dinosaurier
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Dinosaurier faszinieren die Menschen schon seit langem und gerade auch die Tatsache, dass alle nicht avischen Dinosaurier (also alle Nichtvogeldinosaurier) zum Ende der Kreidezeit plötzlich ausstarben, ...

Dinosaurier faszinieren die Menschen schon seit langem und gerade auch die Tatsache, dass alle nicht avischen Dinosaurier (also alle Nichtvogeldinosaurier) zum Ende der Kreidezeit plötzlich ausstarben, hat schon zu einiger Mythenbildung und zahlreichen teilweise weit hergeholten Theorien geführt.
Die US-amerikanische Wissenschaftsredakteurin Riley Black zeichnet hier ein auf dem aktuellen Forschungsstand beruhendes Bild der damaligen Ereignisse. Sie beschreibt, was vor und während des Einschlags des Asteroiden passierte, der den „schlimmsten Tag in der Geschichte des Lebens auf der Erde“ einläuten sollte, und verfolgt die weitere Entwicklung dessen, was eine Stunde, einen Tag, einen Monat, ein Jahr, einhundert Jahre, eintausend Jahre, einhunderttausend Jahre und eine Million Jahre danach geschah. Dabei konzentriert sie sich vor allem auf das Geschehen im Hell Creek im urzeitlichen Montana, wirft aber immer wieder auch kurze Blicke auf andere Teile der Welt. Natürlich stehen meist größere und „interessantere“ Tiere im Vordergrund, in den ersten Kapiteln eben Lebewesen wie Tyrannosaurus rex und Triceratops horridus, danach vor allem Säugetiere (einschließlich der ersten Primaten). Aber auch die Schicksale von Amphibien, Krokodilen, verschiedenen Pflanzenarten oder Ammoniten werden betrachtet.
Man kann dabei ganz gut nachverfolgen, wovon Leben und (Aus)sterben abhingen und dass auch Gruppen, die oft als „Gewinner“ des Massensterbens dargestellt werden, hohe Verluste erlitten. Auch wird deutlich, wie sehr wir (und natürlich auch alle anderen Lebensformen) unsere Existenz diversen Zufällen zu verdanken haben.

Es gibt allerdings auch einige Kritikpunkte: Zunächst ist der Titel des Buches irreführend. Obwohl die Dinosaurier immer wieder erwähnt werden, geht es in Wirklichkeit nicht um ihre „letzten Tage“, sondern darum, was nach ihrem Aussterben passierte.
Außerdem ist der Inhalt doch häufig ziemlich spekulativ und manche Sätze zu reißerisch. Zumindest wird in Anhang dann klargestellt, welche Beschreibungen tatsächlich auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und woher die Autorin die Inspiration für manche Handlungselemente hat.
Dazu kommt, dass der Text bisweilen holprig ist und ein paar eindeutig falsche oder zumindest unklare Aussagen enthält. Dies könnte aber auch an der Übersetzung liegen.

Fazit: Die Grundidee, den Ablauf eines Massenaussterbens und dessen Konsequenzen im Zeitverlauf zu verfolgen, ist jedenfalls interessant und ich konnte hier einiges Neues erfahren. Beispielsweise, dass die meisten großen Dinosaurier bereits in den ersten Stunden nach dem Einschlag ausstarben. Teilweise war ich aber nicht ganz sicher, wie verlässlich die eine oder andere Darstellung ist.
Deswegen kann ich dieses Buch nur eingeschränkt weiterempfehlen. Als Ergänzung zu anderen Büchern über diese Materie ist es aber doch lesenswert.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Ein Schatten spricht

Barbarossa - Im Schatten des Kaisers
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Michael Peinkofer hat hier einen Roman über den wohl berühmtesten Herrscher des deutschen Mittelalters verfasst. Erzählt wird die Geschichte – von einem Schatten:
Der (fiktive) Arndt von Cappenberg tritt ...

Michael Peinkofer hat hier einen Roman über den wohl berühmtesten Herrscher des deutschen Mittelalters verfasst. Erzählt wird die Geschichte – von einem Schatten:
Der (fiktive) Arndt von Cappenberg tritt schon in frühster Jugend in die Dienste des beinahe gleichaltrigen Friedrich von Staufen, dem schon damals eine große Zukunft prophezeit wird. So ist er bei dessen Siegen und Niederlagen, Triumpfen und Tragödien hautnah mit dabei.

Das Problem ist nur, dass man davon beim Lesen relativ wenig spürt. Es ist sicher nicht leicht, ein ganzes Leben in nur 540 Seiten zu pressen. Es hätte aber dennoch „lebendiger“ sein können. Der Ich-Erzähler Arndt hat keine echte Persönlichkeit, definiert sich, von ein paar wenigen Szenen abgesehen, nur über seine Beziehung zum Kaiser. Doch auch diesem, also dem Menschen Friedrich, kommt man nicht wirklich näher.
Es handelt sich vielmehr um einen weitgehend sachlichen Bericht über allerlei bedeutsame Ereignisse (und hierbei vor allem kriegerische Auseinandersetzungen) in der Zeit zwischen 1130 und 1190. Ich hätte mir dabei jedoch öfters eine etwas genauere Schilderung der politischen Hintergründe gewünscht.

Alles in allem ist dieses Buch für historisch interessierte Leser dennoch empfehlenswert.
Für mich war es außerdem spannend, es mit anderen historischen Romanen über Barbarossa zu vergleichen. Dabei fällt doch auf, dass manche Ereignisse oder Persönlichkeiten von verschiedenen Autoren unterschiedlich interpretiert bzw dargestellt werden.