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Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwei unterschiedliche Geschichten

Teufelsmühle
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Mani Beckmann erzählt hier abwechselnd zwei Geschichten, die beide im westfälischen Dorf Ahlbeck angesiedelt sind – allerdings im Abstand von über drei Jahrhunderten.
Die eine Geschichte führt ins Jahr ...

Mani Beckmann erzählt hier abwechselnd zwei Geschichten, die beide im westfälischen Dorf Ahlbeck angesiedelt sind – allerdings im Abstand von über drei Jahrhunderten.
Die eine Geschichte führt ins Jahr 1535. Ein Mann namens Heinrich Vernholt taucht auf und kündigt an, dass er im Auftrag des Bischofs die seit einigen Jahren brachliegende Mühle instand setzen und wieder in Betrieb nehmen werde. Dabei soll ihn der frühere Müller Geert Vortkamp unterstützen. Dieser ist davon nicht allzu begeistert, sein zehnjähriger Sohn Ambros, ein aufgeweckter und neugieriger Bursche, nimmt die Anwesenheit des Fremden aber zum Anlass, ein bisschen herumzuschnüffeln und macht dabei interessante Entdeckungen. Irgendetwas an dem neuen Müller ist eigenartig, und auch sonst gehen im Dorf einige seltsame Dinge vor. Manches davon scheint mit den Täufern zu tun zu haben, einer religiösen Gemeinschaft, die vor kurzem im nahen Münster für Aufregung sorgte.
Die andere Geschichte spielt im Jahr 1876 und handelt von den Erlebnissen des Altertumsforschers Hermann Vortkamp, welche der Leser durch Briefe und Tagebuchaufzeichnungen mitverfolgen kann.
Hermann kommt nach Ahlbeck um steinzeitliche Gräber zu untersuchen. Dabei macht er rätselhafte Funde und stößt immer wieder auf die Jahrszahl 1535. Außerdem macht er die Bekanntschaft seines verschrobenen Großonkels Johann, vor allem aber der Lisbeth Gerwing, in die er sich sofort verliebt. Doch ihre Beziehung steht unter keinem guten Stern – nicht nur, dass Lisbeth verlobt ist, zwischen den Familien Vortkamp und Gerwing besteht auch eine jahrhundertealte Feindschaft.

Diese Ausgangslage ist sicherlich vielversprechend, das Lesevergnügen war aber doch eher durchwachsen.
Der Handlungsstrang um Ambros und die Mühle im Moor, die all ihren Betreibern Unglück zu bringen scheint, ist durchaus spannend. Sie birgt einige interessante Enthüllungen und es werden unerwartete Zusammenhänge offenbart. Der Erzählstil ist lebendig und dass die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven geschildert werden (neben Ambros treten vor allem sein Vater und Maria, die Tochter des Schulzen, in Erscheinung) sorgt für eine gewisse Dynamik. Die Handlung ist vielschichtig, weshalb durchaus einige Konzentration nötig ist, um alle Aspekte zu erfassen, und wird zu einem insgesamt stimmigen Ende geführt.
Die Vorgänge des Jahres 1876 konnten mich allerdings weniger fesseln. Zwar gibt es immer wieder spannende Andeutungen und Hinweise, was vor 300 Jahren geschehen sein könnte (deren Auflösung sich dann allerdings oftmals als eher banal erweist), ein viel zu großer Schwerpunkt wird aber auf die Liebesbeziehung zwischen Hermann und Lisbeth gelegt. Hermanns ständige Schwärmereien werden bald langweilig und die Geschichte tritt über weite Strecken auf der Stelle. Erst die „Nachbetrachtungen“ am Ende sind wieder interessant, diese hätten etwas ausführlicher ausfallen können.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Stand aller Forschung ?

Die Tagebücher der Schöpfung
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Dieses Werk soll den „Stand der Forschung. Aller Forschung“ wiedergeben. So verspricht es zumindest die Produktbeschreibung der Amazon.de-Redaktion.
Diesen Anspruch kann ein nur knapp über 200 Seiten langes ...

Dieses Werk soll den „Stand der Forschung. Aller Forschung“ wiedergeben. So verspricht es zumindest die Produktbeschreibung der Amazon.de-Redaktion.
Diesen Anspruch kann ein nur knapp über 200 Seiten langes Buch allerdings nicht erfüllen, lesenswert ist es meiner Meinung nach aber allemal.

Stefan Klein wirft hier Schlaglichter auf die wichtigsten Fragestellungen der modernen Wissenschaft – vom Urknall über die Entstehung des Lebens und die Geheimnisse des Bewusstseins bis hin zu aktuellen Entwicklungen in der Gentechnik.
Ein großer Teil des Textes geht auf Berichte zurück, die der Autor in den Jahren 1996 – 1998 für den „Spiegel“ verfasst hat – und diese journalistische Herkunft ist auch nicht zu übersehen. So wird hier vor allem im Erzählstil geschrieben, Besuche an den Stätten der aktuellen Forschung und Gespräche mit den beteiligten Wissenschaftlern wechseln sich mit Zusammenfassungen diverser Veröffentlichungen und Anekdoten aus der Wissenschaftsgeschichte ab. Der Autor sieht seine Aufgabe wohl eher darin, Informationen zusammenzustellen, und weniger, selbst etwas beizutragen.
Dabei macht er seine Sache aber ganz gut. Es handelt sich bei diesem Buch um eine kurzweilige Lektüre, wobei die jeweiligen Themen allerdings eher oberflächlich behandelt werden.
Außerdem wirken viele Informationen bereits etwas veraltet, eine größere Überarbeitung im Zuge der Neuauflage 2009 wäre daher sinnvoll gewesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gelungener Bildband zur Menschheitsgeschichte

Die Anfänge der Menschheit
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Dieses großformatige, reich bebilderte und übersichtlich aufbereitete Werk befasst sich mit der Geschichte der Menschheit – von unserer Evolution bis zu den ersten Hochkulturen.

Nach einigen einleitenden ...

Dieses großformatige, reich bebilderte und übersichtlich aufbereitete Werk befasst sich mit der Geschichte der Menschheit – von unserer Evolution bis zu den ersten Hochkulturen.

Nach einigen einleitenden Bemerkungen darüber, wie Wissenschaft funktioniert und welche Methoden bei der Erforschung der Vergangenheit herangezogen werden sowie einem Überblick über die vielgestaltige Ordnung der Primaten, zu der auch die Menschenaffen und Menschen gehören, stehen dann unsere Vorfahren im Mittelpunkt.
Sämtliche bisher bekannten Hominiden-Arten werden vorgestellt und – das ist das Highlight dieses Buches – mittels plastischer Rekonstruktionen veranschaulicht. Diese wurden von wahren Meistern ihres Fachs angefertigt und wirken tatsächlich verblüffend realistisch. Man hat das Gefühl, diesen längst verstorbenen Individuen von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen, so werden Fossilien zum Leben erweckt.
Obwohl hier sicherlich auch eine Reihe von Spekulationen einfließen, ist es doch erstaunlich, wie viele konkrete Informationen über Aussehen und Verhaltensweisen aus ein paar versteinerten Knochen abgeleitet werden können.
Die nächsten Kapiteln befassen sich dann mit dem Aufstieg des Homo sapiens. Dessen Ausbreitung in alle Welt, die Entwicklung von Landwirtschaft, Metallurgie oder Handel sowie die Entstehung von frühen Hochkulturen in Mesopotamien, Ägypten, Indien, China und Amerika werden behandelt.

Insgesamt kann ich dieses Werk nur weiterempfehlen. Vor allem Einsteigern bietet es einen leicht lesbaren und doch fundierten Überblick über ein spannendes Thema. Aber auch Leser, denen die nackten Fakten bereits bekannt sind, können sich an der gelungenen Präsentation erfreuen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Österreichischer Wortschatz

Märzveigerl und Suppenbrunzer
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Über 500 typisch österreichische Begriffe sind hier versammelt – geordnet nach Themengebieten und mit mehr oder weniger aufschlussreichen Erläuterungen versehen.
Die Ausführungen sind eher trocken und ...

Über 500 typisch österreichische Begriffe sind hier versammelt – geordnet nach Themengebieten und mit mehr oder weniger aufschlussreichen Erläuterungen versehen.
Die Ausführungen sind eher trocken und von unterschiedlichem Tiefgang. Zu manchen Begriffen ist der Beitrag nur ein paar Zeilen lang, zu anderen wieder mehr als eine Seite.
Nichtsdestotrotz ist die Lektüre interessant und oftmals informativ, hier kann sicher jeder noch etwas Neues erfahren.
Auch ist dieses Buch nicht ganz so Wien-lastig wie viele ähnliche Werke.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Worüber große Geister sich sorgen

Worüber müssen wir nachdenken?
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Über 150 Wissenschaftler aus den verschiedensten Gebieten geben hier ihre ganz persönlichen Antworten auf die Frage, worüber sie sich (aus wissenschaftlicher Sicht) Sorgen machen oder aber auch, worüber ...

Über 150 Wissenschaftler aus den verschiedensten Gebieten geben hier ihre ganz persönlichen Antworten auf die Frage, worüber sie sich (aus wissenschaftlicher Sicht) Sorgen machen oder aber auch, worüber man sich keine Sorgen mehr machen sollte.
In den jeweils ca drei bis fünf Seiten langen Kapiteln werden eine Reihe von Themen behandelt, wobei die Ansichten darüber, welche Probleme von Belang sind, bisweilen durchaus unterschiedlich ausfallen.
Die Lektüre gestaltet sich sehr abwechslungsreich und es ist interessant, dass hier auch viele Dinge angesprochen werden, die in der öffentlichen Diskussion ansonsten kaum vorkommen und über die zumindest ich mir bisher noch keine großen Gedanken gemacht habe.
Überrascht hat mich in diesem Zusammenhang übrigens, wie viele Beiträge sich im weitesten Sinne mit möglichen negativen Folgen der modernen Kommunikationstechnologien befassen. Diesbezügliche Bedenken, die sonst häufig als Unkenrufe von Fortschrittsverweigerern abgekanzelt werden, könnten also doch ihre Berechtigung haben.
Etwas enttäuschend fand ich allerdings, dass die möglicherweise auf uns zukommenden Probleme zwar oftmals relativ ausführlich und eloquent geschildert werden, auch nur einigermaßen konkrete Vorschläge, wie man ihnen begegnen sollte, aber Mangelware sind. Nun war das Entwerfen von Lösungsstrategien natürlich nicht Teil der Fragestellung, einige abrundende Gedanken in diese Richtung wären aber doch sinnvoll gewesen.
Nichtsdestotrotz ist dieses Werk – wie auch die übrigen von John Brockman herausgegebenen Bücher zur „Edge-Frage“ – absolut lesenswert und liefert viele spannende Denkanstöße.