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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Einblick in die Sprachwissenschaft

Lexikon der Sprachirrtümer Österreichs
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Die österreichische Umgangssprache enthält eine Reihe von Wörtern, über deren Bedeutung und vor allem Herkunft einige irrige Meinungen kursieren.
So leitet sich etwa „ausgepowert“ nicht vom englischen ...

Die österreichische Umgangssprache enthält eine Reihe von Wörtern, über deren Bedeutung und vor allem Herkunft einige irrige Meinungen kursieren.
So leitet sich etwa „ausgepowert“ nicht vom englischen „power“ ab, der Begriff „hacknstad“ für arbeitslos hat nichts mit „stad“ im Sinne von „stumm, still“ zu tun und der Ursprung der Bezeichnung „Schlachtenbummler“ liegt nicht im Bereich des Sports.
Diese und viele andere Irrtümer stellt Sigmar Grüner richtig. Er geht in alphabetischer Reihenfolge diverse Wörter durch und deckt deren Geschichte auf.
Es ist sehr interessant, auf diese Weise mitzuverfolgen, wie und nach welchen Gesetzmäßigkeiten sich eine Sprache entwickelt und welche Änderungen in Bedeutung wie Aussprache damit einhergehen. Außerdem hat es mich überrascht, wie viele heute allgemein gebräuchliche Begriffe eigentlich dem Milieu der Gauner entstammen.

Das einzige Manko dieses Buches besteht darin, dass der Großteil der behandelten Begriffe vor allem in Wien verwendet wird oder dort seinen Ursprung hat. Andere Regionen Österreichs sind dagegen stark unterrepräsentiert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der (große) Einfluss der Gene

Adams Apfel und Evas Erbe
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Axel Meyer, (laut Klappentext) Professor für Zoologie an der Universität Konstanz und international bekannter Genomforscher, möchte mit diesem Buch seine Wissenschaft den Lesern nahe bringen.
Er tut dies ...

Axel Meyer, (laut Klappentext) Professor für Zoologie an der Universität Konstanz und international bekannter Genomforscher, möchte mit diesem Buch seine Wissenschaft den Lesern nahe bringen.
Er tut dies in einer einfachen, leicht verständlichen Sprache. Gefallen hat mir weiters, dass er nicht nur Ergebnisse präsentiert, sondern auch beschreibt, an Hand welcher Untersuchungen diese gewonnen wurden. Störend fand ich allerdings, dass sich manche Inhalte mehrmals wiederholen.

Der Autor beschreibt die Grundlagen von Vererbung und Genetik und geht vor allem der Frage nach, in welchem Ausmaß diverse Eigenschaften des Menschen jeweils von den Genen oder der Umwelt (bzw dem Zusammenwirken der beiden) beeinflusst werden. So erklärt er beispielsweise, was die Aussage, ein bestimmtes Merkmal sei „zu 30% erblich“, genau bedeutet, oder wie die bei der Verteilung vieler Merkmale typischerweise entstehende Glockenkurve richtig interpretiert werden kann.
Ein Großteil des Textes befasst sich mit geschlechtsspezifischen Genen und Chromosomen und der Unterschiedlichkeit der Geschlechter.
Schon allein die Frage, welche Probleme bei der Geschlechtsbestimmung auftreten können, sodass es zu Inter- oder Transsexualität kommt, nimmt einen relativ breiten Raum ein, obwohl der Autor selbst mehrmals betont, dass von derartigen Phänomenen nur ein kleiner Bruchteil der Bevölkerung betroffen ist.

Daneben geht es vor allem darum, in welchen Bereichen einander Männer und Frauen unterscheiden. Entgegen den Behauptungen mancher Kritiker geht der Autor dabei durchaus sachlich vor, auf den ersten Blick zu plakative Aussagen werden oft gleich wieder relativiert, wenn er etwa immer wieder darauf hinweist, dass man aus Durchschnittswerten keine Aussage über den Einzelfall ableiten kann oder beispielsweise bei der Tatsache, dass der Anteil hochbegabter Mathematiker bei Männern höher ist, den Hinweis anbringt, dass es dafür am andere Ende des Spektrums eben auch mehr männliche Idioten gebe.

Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass an einigen Stellen etwas mehr hinterfragt wird, wie gewisse Ergebnisse zustande kommen.
Dafür hätte der Autor die häufigen Spitzen gegen „Feministinnen“, „Gendermainstreaming“ etc reduzieren können. Manche Kritik mag zwar durchaus berechtigt sein, die ständige Wiederholung, ohne neue Argumente zu liefern, ist aber entbehrlich.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Momente, die Geschichte schrieben

Sternstunden Österreichs
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Die Geschichtsschreibung wirkt bisweilen wie eine Aneinanderreihung von Unannehmlichkeiten. Kriegerische Auseinandersetzungen, Ränkespiele der Mächtigen und Katastrophen aller Art stehen im Mittelpunkt.
Gerhard ...

Die Geschichtsschreibung wirkt bisweilen wie eine Aneinanderreihung von Unannehmlichkeiten. Kriegerische Auseinandersetzungen, Ränkespiele der Mächtigen und Katastrophen aller Art stehen im Mittelpunkt.
Gerhard Jelinek konzentriert sich hier dagegen auf „die helle Seite unserer Geschichte“. Er hat 32 Momente ausgewählt, die zu „Sternstunden“ wurden, weil sie das Schicksal Österreichs oder sogar die gesamte Menschheit positiv beeinflussten.

Große Augenblicke, deren Erinnerung bis heute immer wieder gerne beschworen wird, wie Wiens Befreiung von der Türkenbelagerung oder der Staatsvertrag, finden sich darunter, aber auch weniger bekannte Geschehnisse, etwa ein Treffen von Fürst Metternich und Kaiser Napoleon oder die Gründung der ersten modernen Großbank.
Doch nicht nur weltpolitisch bedeutsame Ereignisse werden betrachtet. Der Erfindung der Sachertorte ist ebenso ein Kapitel gewidmet wie dem ersten Gemeindebau des roten Wien oder Toni Sailers Erfolgen bei den Olympischen Spielen.

Nun kann man natürlich immer unterschiedlicher Meinung sein darüber, ob sämtliche hier vorgestellten Ereignisse wirklich Sternstunden waren und ob es nicht auch anderes gibt, das erwähnenswert gewesen wäre. Doch wie der Autor selbst bemerkt, sind derartige Entscheidungen ohnehin immer subjektiv.
Meiner Meinung nach ist die Auswahl sehr interessant, es werden Themen aus den verschiedensten Bereichen angesprochen und es zeigt sich immer wieder, welch groß(artig)e Dinge aus scheinbar kleinen Anfängen entstehen können.

Die einzelnen Kapitel geben jeweils einen kompakten Überblick darüber, wie es zu der entsprechenden Sternstunde kam, vor welchem Hintergrund sie stattfand und vor allem, welche Nachwirkungen sie entfalten sollte, und betten die Handlung auf diese Weise in einen größeren historischen Zusammenhang ein.
Daneben sind die Ausführungen auch mit einigen Anekdoten gewürzt, sodass die Lektüre nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Dramen vor der Kulisse des Zweiten Weltkriegs

Das Vermächtnis des Vaters
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Der zweite Teil der Clifton Chronicles setzt genau dort ein, wo der erste Teil geendet hat. Und diesen sollte man unbedingt vorher gelesen haben, da sonst viele Hintergründe und Anspielungen nicht verständlich ...

Der zweite Teil der Clifton Chronicles setzt genau dort ein, wo der erste Teil geendet hat. Und diesen sollte man unbedingt vorher gelesen haben, da sonst viele Hintergründe und Anspielungen nicht verständlich sind!

Die Protagonisten finden sich hier in einer schwierigen Ausganssituation wieder: Harry Clifton wurde offiziell für tot erklärt, befindet sich aber unter falschem Namen in einem amerikanischen Gefängnis. Emma glaubt nicht an den Tod ihres Geliebten und Vaters ihres Sohnes und fährt nach New York, um nach ihm zu suchen. Inzwischen muss Giles sich als Soldat einem gefährlichen Einsatz im afrikanischen Tobruk stellen.
Wenngleich es wenige Kampfesszenen gibt, bildet der Zweite Weltkrieg den Rahmen für diese Handlung, das Leben sämtlicher Cliftons und Barringtons wird durch seine Folgen beeinflusst und überschattet.

Die Geschichte ist spannungsgeladener als im ersten Teil und es gibt einige überraschende Wendungen.
Wieder wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei ich vor allem Emmas Erlebnisse in New York einschließlich der Sichtweise einer jungen Engländerin auf den amerikanischen Lebensstil sehr interessant fand.
Andere Handlungsstränge sind dagegen weniger gelungen. Es gibt doch einige unrealistische Entwicklungen und bisweilen viel Hin-und-Her.

Außerdem sollte der Autor bezüglich der in seinen Büchern verwendeten biologischen Fakten besser recherchieren. Nachdem im ersten Teil bereits eine fragwürdige Konstellation betreffend die mögliche Vererbung von Farbenblindheit konstruiert wurde, werden hier die Vererbungsregeln des Rhesusfaktors falsch geschildert.

Der Roman endet wieder mit einem Cliffhanger, was durchaus zum Lesen der Fortsetzung animieren kann. Ich persönlich bevorzuge es aber, wenn auch die Teile einer Reihe jeweils in sich abgeschlossen sind.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Interessanter Serien-Auftakt mit einigen Schwächen

Spiel der Zeit
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Dieser Band ist der erste Teil der auf sieben Teile konzipierten Clifton Chronicles, in deren Mittelpunkt das Leben des Harry Clifton steht.
Der 1920 geborene Harry wächst in der Hafenstadt Bristol in ...

Dieser Band ist der erste Teil der auf sieben Teile konzipierten Clifton Chronicles, in deren Mittelpunkt das Leben des Harry Clifton steht.
Der 1920 geborene Harry wächst in der Hafenstadt Bristol in bescheidenen Verhältnissen auf. Seinen Vater hat er nie kennen gelernt, um seinen Tod rankt sich ein dunkles Geheimnis. Doch Harrys Talente sowie die große Einsatzbereitschaft seiner Mutter ermöglichen es ihm, gute Schulen zu besuchen. Dort freundet er sich unter anderem mit Giles Barrington, einem Sprössling aus reichem Hause, an. Doch Giles Vater Hugo hegt ihm gegenüber eine seltsame Abneigung. Als Harry Giles Schwester Emma kennen lernt, droht die Situation zu eskalieren...

Der Roman ist in einem interessanten Stil geschrieben: Die Geschichte wird nacheinander aus der Perspektive verschiedener Personen erzählt, wobei sich diese Abschnitte zeitlich überschneiden, sodass manche Ereignisse mehrmals aus verschiedenen Blickwinkeln geschildert werden. Dadurch tritt die Handlung zwar bisweilen etwas auf der Stelle, dennoch fand ich diese Vorgehensweise sehr interessant und man bekommt dadurch einen guten Eindruck von den unterschiedlichen Protagonisten.

Der eigentliche Inhalt konnte mich allerdings weniger überzeugen. Vieles ist vorhersehbar und es gibt einige Logik-Fehler.
So wird beispielsweise Farbenblindheit normalerweise nicht vom Vater an den Sohn vererbt! Auch scheint es schwer vorstellbar, dass einer allem Anschein nach intelligenten und gewitzten Frau keine bessere Ausrede eingefallen ist, als ihrem 1920 geborenen Sohn zu erklären, sein Vater sei im Krieg gestorben. (Sicher hat man sich damals mit der Aufklärung länger Zeit gelassen als heute üblich, aber irgendwann musste dem Jungen doch auffallen, dass eine Schwangerschaft nur neun Monate dauert.)

Dennoch macht der Auftakt neugierig darauf, wie es mit Harry, Giles und Emma weitergehen wird und durch den Cliffhanger am Ende wird einige Spannung erzeugt.