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Veröffentlicht am 15.09.2016

Abschied von alten Ideen

Welche wissenschaftliche Idee ist reif für den Ruhestand?
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Wie die anderen von John Brockman herausgegebenen Bücher zur Edge-Frage enthält auch dieses Werk wieder eine Fülle an spannenden und tiefgehenden Überlegungen.
Fast 200 Wissenschaftler aus den verschiedensten ...

Wie die anderen von John Brockman herausgegebenen Bücher zur Edge-Frage enthält auch dieses Werk wieder eine Fülle an spannenden und tiefgehenden Überlegungen.
Fast 200 Wissenschaftler aus den verschiedensten Disziplinen erklären hier, welche etablierte wissenschaftliche Idee beiseitegeschoben werden sollte, damit die Wissenschaft voranschreiten kann.
Es ist jedenfalls eine interessante Vorgehensweise, statt über neue Erklärungsansätze nachzudenken, erst mal unter den alten „aufzuräumen“.

Die jeweils ca zwei bis fünf Seiten langen Beiträge widmen sich dann ganz unterschiedlichen Themengebieten wie Physik, Biologie, Psychologie oder Mathematik.
Dabei fällt auf, dass hier immer wieder Denkweisen erwähnt werden, die als allgemein anerkannt gelten oder vielleicht sogar so selbstverständlich scheinen, dass sie den meisten gar nicht richtig bewusst sind.
So wird etwa der derzeit übliche Gebrauch von statistischen Daten oder sogar generell die Art, wie heutzutage Wissenschaft betrieben wird, hinterfragt, überlegt, ob Traurigsein wirklich immer schlecht und Glücklichsein immer gut ist oder deutlich gemacht, dass wir zu sehr dazu neigen, Lebewesen in „eindeutige“ Kategorien einteilen zu wollen – und vieles mehr.

Natürlich kann man manche Beiträge auch kritisch sehen, wenn sich gelegentlich der Verdacht aufdrängt, dass ein Autor eine Idee vor allem deswegen loswerden möchte, weil sie ihn in seiner eigenen Arbeit behindert oder mit seiner Weltanschauung kollidiert.

Aber es ist ja auch gerade der Sinn eines solchen Buches, Denkanstöße zu geben und zu Diskussionen einzuladen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Richtiger Umgang mit Statistik

Statistischer Unsinn
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Beinahe täglich werden wir in den Medien mit irgendwelchen Statistiken konfrontiert – wenn beispielsweise die Ergebnisse von Meinungsumfragen präsentiert, (mehr oder weniger) wissenschaftliche Studien ...

Beinahe täglich werden wir in den Medien mit irgendwelchen Statistiken konfrontiert – wenn beispielsweise die Ergebnisse von Meinungsumfragen präsentiert, (mehr oder weniger) wissenschaftliche Studien besprochen oder Erfolge bei Sportereignissen analysiert werden.

Dass dabei immer wieder Fehler passieren, zeigt Andreas Quatember, außerordentlicher Professor am Institut für Angewandte Statistik der Johannes-Kepler-Universität Linz, hier anhand vieler Beispiele, die er aus diversen, vor allem (ober)österreichischen, Medien entnommen hat. Nach einem kurzen Zitat aus dem Originalartikel erklärt er jeweils, warum eine bestimmte Formulierung oder Schlussfolgerung unrichtig ist, und gibt darüber hinaus eine Einführung in das Wesen und die Funktionsweise der Statistik.

Dieses Thema ist auf jeden Fall interessant, die Ausführungen sind allgemein verständlich und regen dazu an, manch reißerische Schlagzeile oder hübsche Grafik kritischer zu hinterfragen.

Dennoch konnte mich dieses Werk nicht vollständig überzeugen. Über 200 Seiten hauptsächlich darauf zu verwenden, aufzuzeigen, was andere Leute alles falsch gemacht haben, ist inhaltlich doch ziemlich dünn und wird mit der Zeit auch etwas nervig, erst recht, da dieses Buch selbst nicht frei von (Tipp- und sonstigen) Fehlern ist. Ich hätte mir ausführlichere Hintergrundinformationen erwartet.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Untergang der Republik

Dictator
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Der dritte Teil der Trilogie befasst sich mit dem letzten Abschnitt von Ciceros Leben sowie den letzten Jahren der römischen Republik. Es ist eine Zeit, welche zu einem entscheidenden Wandel in der antiken ...

Der dritte Teil der Trilogie befasst sich mit dem letzten Abschnitt von Ciceros Leben sowie den letzten Jahren der römischen Republik. Es ist eine Zeit, welche zu einem entscheidenden Wandel in der antiken Welt führen sollte, die hier aus der Perspektive eines ihrer prominentesten Vertreter geschildert wird, der während des Großteils dieser Jahre zwar keine offizielle politische Funktion bekleidete, nichtsdestotrotz aber an einigen Weichenstellungen beteiligt war, Erfolge feierte, doch auch viele bittere Niederlagen erdulden musste.
Cicero tritt als unerschütterlicher Verfechter der Republik auf – eine Haltung, die letztlich zum Scheitern verurteilt ist. Daneben gibt es auch in seinem Privatleben einige Turbulenzen.

Von all dem „spürt“ man beim Lesen allerdings relativ wenig, der Roman ist eher sachlich geschrieben. Für Liebhaber gefühlsbetonter Erzählungen ist dieses Buch also weniger empfehlenswert.

Dafür werden die historischen Hintergründe sowie die Atmosphäre des antiken Rom gut dargestellt und die wahre Dramatik von Situationen, die im Schulunterricht nur kurz (und meist überwiegend aus Sicht des Siegers) angesprochen werden, fassbar gemacht.

Der Autor hat offenbar sehr gründlich recherchiert und es ist ihm gelungen, geschichtliche Fakten zu einer packenden Handlung zu verknüpfen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Alle Sprachen der Welt

Weltgeschichte der Sprachen
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Seinem Titel wird dieses Buch auf jeden Fall gerecht: Harald Haarmann gibt hier eine wahrlich umfangreiche Gesamtschau zur Geschichte der Sprachen – sämtliche Sprachgruppen der Welt werden zumindest erwähnt.

Die ...

Seinem Titel wird dieses Buch auf jeden Fall gerecht: Harald Haarmann gibt hier eine wahrlich umfangreiche Gesamtschau zur Geschichte der Sprachen – sämtliche Sprachgruppen der Welt werden zumindest erwähnt.

Die Darstellung orientiert sich an der historischen Abfolge, beginnend mit der Protosprache der Neandertaler. Es folgt eine Beschreibung der Entstehung des modernen Menschen und seiner Verbreitung in alle Welt, wobei die diesbezüglichen Wanderungsbewegungen sich auch heute noch in der Verteilung der Sprachen nachvollziehen lassen. Darauf folgt die Schilderung der Ausbildung der diversen Sprachfamilien, deren wichtigste näher beschrieben werden. Die Darstellung des Indoeuropäischen erfolgt dabei am ausführlichsten, aber auch beispielsweise die uralischen, afroasiatischen oder sino-tibetischen Sprachen werden näher behandelt.
Eine Erörterung der Phänomene der Pidgins und Kreolsprachen rundet das Buch ab.
Im letzten Kapitel befasst sich der Autor dann noch mit der Zukunft der Sprachen. Dabei versucht er, die gegenwärtigen Schreckensvisionen des massenhaften Sprachensterbens und des überbordenden Einflusses des Englischen etwas zu relativieren, betont aber auch, wie problematisch der Untergang jeder Sprache ist, geht mit ihrem Verschwinden doch auch eine komplette Terminologie unter, in der ein bestimmtes lokales Wissenspotential über unsere Welt seine Ausdrucksform findet.

Leser, die sich für Linguistik interessieren, finden hier also einen breit gefassten Überblick und eine Fülle spannender Informationen. Es zeigt sich, wie vielfältig die Welt der Sprachen ist und welche Gemeinsamkeiten dennoch bestehen und es ist interessant, zu sehen, womit Sprachwissenschaftler sich beschäftigen, welche Methoden zur Rekonstruktion vergangener Entwicklungen eingesetzt werden und wie dabei auch Ergebnisse aus anderen Wissenschaftsgebieten wie Archäologie oder Genetik herangezogen werden.

Allerdings ist dieses Werk doch in einem sehr trockenen Stil geschrieben und mit relativ vielen Fachbegriffen durchsetzt, was es für den Laien manchmal schwer macht, alle Inhalte richtig zu verstehen und aufzunehmen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Moderne Technik und alte Ressentiments

Der Jahrhundertsturm
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Dieser erste Teil der Jahrhundertsturm-Serie umfasst den Zeitraum von 1840 bis 1871, also eine Epoche, in welche viele für den weiteren Verlauf der deutschen Geschichte bedeutsame Ereignisse fallen.

Die ...

Dieser erste Teil der Jahrhundertsturm-Serie umfasst den Zeitraum von 1840 bis 1871, also eine Epoche, in welche viele für den weiteren Verlauf der deutschen Geschichte bedeutsame Ereignisse fallen.

Die Protagonisten erleben diese aus verschiedenen Perspektiven: Alvin von Briest ist in der Tradition des preußischen Junkertums verhaftet. Als er erfährt, dass nach dem Tod des Vaters sein Bruder der Alleinerbe des Familienbesitzes ist, entschließt er sich zu einer Karriere beim Militär.
Weitaus friedlichere Ambitionen hegt der Bayer Paul Baermann. Er ist begeistert von der modernen Technologie der Eisenbahn und sieht in ihrem weiteren Ausbau einen wichtigen Beitrag zu gegenseitigem Verständnis und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ländern.
Alvin und Paul schließen eine langjährige und manche Schicksalsschläge überdauernde Freundschaft, was umso erstaunlicher ist, als beide dieselbe Frau lieben: Louise Ferrand, die in den Armutsvierteln von Paris eine schlimme Zeit überstehen musste und sich dabei gefährliche Feinde gemacht hat.
Eine weitere Gefahr geht von Pauls Schwester Lily aus, die von frühster Kindheit an ständig das Gefühl hatte, benachteiligt zu sein, und nun entschlossen ist, sich zu rächen.
Zu all diesen erfundenen Figuren kommt noch eine wahrhaft historische Persönlichkeit: Otto von Bismarck.

Der Inhalt dürfte sehr gut recherchiert sein, wie auch das ausführliche Nachwort beweist. So sind beispielsweise einige von Bismarcks Aussagen direkt aus seinen Briefen oder Reden entnommen. Die historischen Hintergründe und politischen Prozesse werden nachvollziehbar dargestellt. Auch das Lokalkolorit kommt nicht zu kurz, vor allem die immer wieder eingeschobenen Zitate im Berliner Dialekt sorgen für Authentizität.

Allerdings werden die Auswirkungen der teilweise tiefgreifenden Veränderungen auf die normalen Bürger nur am Rande angesprochen. Die Protagonisten befinden sich doch großteils in eher „privilegierten“ Positionen und wenn sie doch einmal einen Rückschlag erleiden, lässt die Rettung nicht lange auf sich warten.
Auch sonst sind die Figuren nicht wirklich überzeugend gezeichnet, sie wirken teilweise eher flach und machen, obwohl sich die Geschichte über mehr als 30 Jahre erstreckt, kaum eine persönliche Entwicklung durch. Außerdem sind manche Handlungselemente unrealistisch, insbesondere was Louises Hin-und-Her zwischen zwei Männern betrifft.

Dafür ist der Roman flott geschrieben, die relativ kurzen Kapitel und häufigen Perspektivenwechsel animieren immer wieder zum Weiterlesen.

Insgesamt ist dieses Buch für Histo-Fans und an der Bismarck-Ära Interessierte durchaus empfehlenswert, ich habe von dem Autor aber schon bessere Werke gelesen.