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Veröffentlicht am 11.04.2025

Einblick in eine Kinderseele, teils lustig, teils berührend

Der kleine Nick
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Inhalt: Das sind "prima Geschichten vom kleinen Nick und seinen Freunden", heißt es zu Beginn des Buches. Nick ist vielleicht 6 Jahre alt und es werden 18 Episoden aus seinem Alltag erzählt. Darin geht ...

Inhalt: Das sind "prima Geschichten vom kleinen Nick und seinen Freunden", heißt es zu Beginn des Buches. Nick ist vielleicht 6 Jahre alt und es werden 18 Episoden aus seinem Alltag erzählt. Darin geht es viel um die Schule, seine Schulfreunde und um seine Eltern. Es wird dargestellt, was Nick und seine Klasse mit Lehrern wie dem Hühnerbrüh und am letzten Schultag erleben. Der Leser erfährt von verschiedenen Spielen der Kinder und wie sie zueinander stehen. Aber auch Besonderheiten werden thematisiert. Da ist der Geburtstag der Mutter, eine Urlaubsreise nach Vlieland an der Nordsee, und zweimal bekommt die Schule hohen Besuch: Der Schulrat gibt sich die Ehre und sogar der Minister. Und zum Schluß will Nick ausreissen.

Bewertung: Ich mag den kleinen Nick, auch wenn, oder vielleicht: weil das Buch nicht vollkommen lustig ist. Die Sprache ist nach meiner Meinung der eines Kindes nachempfunden, das voller Begeisterung etwas sehr schnell erzählt. Mit Gedankensprüngen und Abbiegungen. Dabei konzentriert es sich auf das Geschehen; die Innenwelt muss der Leser meist erahnen. Der kleine Nick versteht oft selbst nicht, was die Menschen um ihn herum bewegt. Manchmal registriert er, dass jemand z. B. nicht besonders begeistert ist, ihn und seine Freunde zu sehen, oder er nimmt einen seltsamen Blick wahr. Oft merkt er nur, dass jemand etwas tut, und kann es sich nicht erklären. Wie dass der Gymnastiklehrer einfach weggeht. Nur der Leser weiß: Der ist frustriert, weil er die Kinder nicht geordnet bekommt. Solche Dinge machen das Buch für Erwachsene empfehlenswert: Die Geschichten zeigen, dass Kinder die Welt anders sehen als Erwachsene und es deshalb zu Missverständnissen und Konflikten zwischen Kindern und Erwachsenen kommt. So sind Nick und seine Freunde rasch abgelenkt und jeder Moment hat für sie eine ungemeine Wichtigkeit inne. Dazu sind sie unzureichend in der Lage, zu auszudrücken, was sie bewegt, so wie in der Geschichte mit der Bohne. Dem Leser, jedoch nicht seinen Eltern, kann der kleine Nick sagen, dass es ungerecht ist, wie er gefangen ist zwischen den widersprüchlichen Anweisungen seiner Eltern. Die Eltern dagegen sind unfähig einerseits zu erfragen, was denn nun Nicks Problem ist, und andererseits ihre Erwartungen an Nick klar auszudrücken. Man schreit ihn an, dass er wohl wirklich eins hinten drauf bekommen wolle, als Nick in dem Dilemma steckt, es nicht beiden Eltern rechtmachen zu können. Hauen ist ein großes Thema im Buch. Die Geschichte wurde erstmals 1960 veröffentlicht, als Schlagen noch ein Erziehungsmittel war. Die Lehrerin zieht einem Schüler die Ohren lang. In einem Sport-Angebot für Kinder droht der Lehrer mit Schlägen; die Eltern sowieso immer wieder. Und Nick findet es ganz prima, wenn er sich mit seinem Freunden kloppen kann. Während ich Nicks Begeisterung verstehen kann (auch wenn einer "auf die Nase kriegt", passiert nicht wirklich viel und die Hauerei ist beinahe ausgeglichen), so kann er einem leid tun. Es wird deutlich, dass er sich oft unverstanden fühlt und es tatsächlich auch ist. Am bedauernswertesten finde ich den Streber Adalbert. Er sagt oft, dass alle gegen ihn sind, was leider stimmt. Er hat nichts ausser seine guten Noten und bei Konflikten wünscht er sich oft, dass er stirbt. Das wünscht sich Nick auch ein paar mal. Daher würde ich das Buch meinem Kind nicht einfach so überlassen. Da gibt es viel zu besprechen. Im Review klingt das Buch nun sehr viel trauriger, als es wirklich ist. Durch die Art der Darstellung sind die einzelnen Geschichten sehr lebhaft, abwechslungsreich und unterhaltsam, während das Negative eher ein Zwischenton ist, den man teils sogar überlesen könnte. Vor allem die Interaktionen machen aus jeder Situation ein interessantes Geschehen, dem ich gerne zugesehen habe. Ich gebe dem Buch 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 17.03.2025

Abwechslungsreiches Geschehen, aber unsympathische, überhebliche Figur

Hectors Reise
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Anfangs fand ich die Fähigkeit des Autoren Francois Lelor, komplexe Sachverhalte auf den Kern herunterzubrechen, auffallend und den daraus resultierenden Schreibstil in seiner Schlichtheit ansprechend. ...

Anfangs fand ich die Fähigkeit des Autoren Francois Lelor, komplexe Sachverhalte auf den Kern herunterzubrechen, auffallend und den daraus resultierenden Schreibstil in seiner Schlichtheit ansprechend. Nach wenigen Seiten jedoch dachte ich, dass es sich der Autor öfter mal zu einfach macht. Kurz danach ging es dann darum, wie es ist zu begreifen, dass man nicht begriffen hat. Und ich wartete darauf, dass der Autor in diesem Sinne einige seiner Statements vielleicht irgendwann zum Ende hin revidieren würde. Aber nein. Es bleibst so stehen, dass Hectors (aus dessen Perspektive die Geschichte geschrieben ist) Lebensgefährtin ein wenig Schuld sei an seinem Fremdgehen, weil sie ihn auf der Reise nicht begleitet hatte. Was für ein Clown. Hectors Einstellung zu Frauen stieß mir mehrmals übel auf. Sie fallen ihm entweder auf, wenn sie "hübsch" und "reizend" sind (Frauen müssen für ihn also Unterhaltungswert haben) oder negativ wie die Psychiaterin Marie-Louise, die mit ihrem Wunsch, dass ihre Kinder ohne Chauffeur und Leibwächter sicher zur Schule gehen können, dafür sorgt, dass ihr Ehemann in einem anderen Land weit weg von seinen Eltern leben muss. Dabei hätte es Hector als Kind doch cool gefunden, mit Chauffeur und Leibwächter in die Schule zu kommen. Bei solchen Sätzen dachte ich mir, Hector müsse ein ziemlicher Idiot sein. Er war mir am Ende reichlich unsympathisch. Da gab es Formulierungen, die ich für unbedacht hielt wie die, dass die chinesischen Kellner wie "normale" Kellner aussehen - Hallo? Wenn man in China ist, dann sind wohl Chinesen das Normale und alles andere die Ausnahme. Mir kamen solche Dinge nicht vor, als sollten sie eine gezielte Provokation des Lesers sein. Denn im Folgenden erhält man keine Gelegenheit, mit dieser Kritik irgendwo anzuknüpfen. Zusammengenommen wirkte Hector recht selbstverliebt mit seiner Überzeugung, er könne die Welt durchschauen und jeden zum Reden bringen. Mehrmals sagt er, die Wissenschaft brauche man nur zur Überprüfung von Erkenntnissen, die jeder für sich selbst machen könne. So schafft es Hector ja auch, auf seiner Reise sämtliche Prinzipien des Glücks aufzuschreiben, die die gesamte Forschungslandschaft zusammengetragen hat. Lebenserfahrung ersetzt Wissenschaft. Irgendwann merkte ich dann, dass der Stil des Autors, Dinge zu vereinfachen, diese Überheblichkeit widerspiegelt. Bei mir kam es so an, als habe man dem Leser zeigen wollen, dass sich die Menschen (so wie Hectors "grundlos" unglückliche Patienten) zu sehr verkopfen und dass es auch einfacher und damit besser ginge. Es kam dabei allerdings etwas heraus, das abgeglitten ist, wenn nicht in die Babysprache, dann aber in eine belehrende Sprache für sehr kleine Kinder. Die verschiedenen Stationen der Reise und die Begegnungen waren durchaus interessant. Das war sehr abwechslungsreich und vielfältig. Nicht nur durch die Menschen, die eben verschieden sind, sondern auch durch die unterschiedlichen Stimmungen, die über den Situationen lagen. Aber ich lese sicher kein Buch mehr von Hector (da gibt es ja noch etliche Bände). 3 Sterne von mir für das Buch, 3 minus!

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Veröffentlicht am 12.03.2025

Solide Unterhaltung, trotz blasser Figuren und schlechtem Timing

Der Teufel von Eguisheim
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Mir hat der Krimi nicht so toll gefallen, obwohl er sich flüssig liest und ich durchaus Interesse dafür entwickelt habe, wie die Geschichte weitergeht. Auf Seite 11 hatte ich zum ersten Mal den Gedanken, ...

Mir hat der Krimi nicht so toll gefallen, obwohl er sich flüssig liest und ich durchaus Interesse dafür entwickelt habe, wie die Geschichte weitergeht. Auf Seite 11 hatte ich zum ersten Mal den Gedanken, dass Timing nicht wirklich die Stärke der Autorin Jules Vitrac ist. Da liegt einer tot auf dem Pflaster und man holt aus gefühlt bis Adam und Eva, wenn es darum geht, wer wen leiden kann oder nicht. Das war recht oft der Fall, dass ich Beschreibungen und Erläuterungen als Störelemente empfand. Besonders der Hinweise auf den Vorgängerband hätte es für mich nicht bedurft. Die waren nach meiner Meinung für den aktuellen Fall nicht erhellend und machten mich nicht neugierig auf den vorherigen. Dann störten die falschen Fährten, die ich sofort für etwas dick aufgetragen hielt. Allerdings fand ich es gut, dass die Autorin diese zeitnah bearbeitete und man merkte, sie selbst nimmt auch nicht an, dass diese Spuren subtil gelegt wären. Ich halte es für arg übertrieben, dass der Klappentext schreibt, man würde tief in die Abgründe menschlicher Seelen steigen. Auch wenn es verschiedene, kleine Überraschungen gab in Hinblick auf die Lebensgeschichten, blieben die Figuren eher blaß. Als "herrlich schrullig" bezeichnet der Klappentext das Ermittler-Duo aus dem jungen Brigardier Luc Bato und der etwas älteren, sportlichen Chefin der Police Municipale Céleste Kreydenweiss. Für mich waren das beide nicht. Der eine singt im Kirchenchor und wird schnell rot. Die andere hat gleichzeitig mit zwei Männern was laufen und wenig im Kühlschrank. Das finde ich nicht gerade exzentrisch. Auch die weiteren Figuren genauso wie das real existierende Eguisheim konnte ich mir schlecht vorstellen. Man verlor sich in unwichtigen Details und beschrieb sie zu Unzeiten, wenn die Handlung gerade einen Höhepunkt hatte. Ich habe mir Eguisheim im Internet angesehen und die malerische, mittelalterliche Atmosphäre war für mich kaum spürbar. Vielleicht wenn man den Ort kennt, dass man diesen Krimi besser zu würdigen weiß. Sprachlich fiel die durchschnittliche Satzlänge negativ auf. Da reihte sich sehr oft ein Relativsatz an den nächsten. Lesen würde ich das Buch nicht noch einmal. Aber wenn man einmal damit angefangen hat, bietet es eine solide Unterhaltung. Ich gebe dem Krimi 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 16.02.2025

Schlecht gealtert, passt nicht wirklich mehr in unsere Zeit

King Kong
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Inhalt (Klappentext):

"King Kong, der unsterbliche Riesengorilla liebt die blonde Schöne aus New York. King Kong lässt sich im Urwald fangen, um seine Schöne in der Stadt wiederzufinden. King Kong ...

Inhalt (Klappentext):

"King Kong, der unsterbliche Riesengorilla liebt die blonde Schöne aus New York. King Kong lässt sich im Urwald fangen, um seine Schöne in der Stadt wiederzufinden. King Kong sprengt Ketten und kämpft auf Wolkenkratzern. Delos W. Lovelace schrieb nach dem Drehbuch von Edgar Wallace und Merian C. Cooper den Roman "King Kong". Der Urvater aller Katastrophenfilme wurde zum berühmtesten Film von Edgar Wallace, ja zu einem der erfolgreichsten Streifen überhaupt, die in Hollywood produziert wurden. Noch heute ist King Kong einer der meistgesehenen Filme im Kino und Fernsehen. Die Verfolgung des schwarzen Gorillas King Kong und seine Sehnsucht nach der weißen Frau, der er bis in die Straßen New Yorks auf den Fersen bleibt, jagt Millionen Lesern und Filmbesuchern immer noch kalten Schauer über den Rücken. Mit seiner einzigartigen Mischung von Spannung, Abenteuer und Tragik ist King Kong, wie Tarzan, zu einer der bekanntesten Kultfiguren der Welt geworden."

Bewertung:

Jeder wird die Story von King Kong kennen und daher wissen, dass der Klappentext nicht korrekt ist. Von wegen unsterblich, von wegen "lässt sich fangen". Alle wissen, dass King Kong aus Gewinnsucht gefangen und nach New York verschleppt wurde. Im Roman zeichnet man zwar das Bild des tapferen, überlegenen Abenteurers. Gemessen an Worten und Taten erschienen mir die Figuren indes eher überheblich und unempathisch. So konnten sie bei mir wenig Sympathie gewinnen. Ann Darrow ist bei dem Unternehmen nur dabei, weil der Filmemacher Denham meint, für das Publikum sei "das Abenteuer so schal wie Spülwasser (...), wenn nicht von Zeit zu Zeit ein Schmollmündchen erscheint." Dementsprechend wurde in den unmöglichsten Momenten darauf hingewiesen, dass Anns Burst "prall" ist und Ann hier und da "wohlgerundet" und natürlich "goldhaarig" und "weiß" ist. Für Denham zählt nur sein Film und wenn er dabei z. B. einem Nashorn zu nahe kommt, wird das eben abgeknallt. Verkauft wird das als Wagemut und Selbstvertrauen eines Könners. Nur, dass der Könner mit seiner ungestümen Landung auf einer abgelegenen, unbekannten Insel mitten in eine Zeremonie hineinplatzt, ihm anschließend seine Hauptdarstellerin gestohlen wird und er ihr durch den Dschungel nachjagen muss. Ziemlich bald wird der erste Dinosaurier völlig unnötig getötet - man hatte ihn betäubt und dann wurde er kurzerhand erschossen. Man sieht sich einem lebenden Fossil gegenüber und es fällt einem nichts anderes dazu ein, als es kalt zu machen. Kurz danach gibt es die ersten beiden Toten und dann sind vom 14köpfigen Suchtrupp bald nur noch Denham und sein erster Offizier Driscoll übrig, der sich in Ann verliebt hat und sie aus Liebe und Verantwortungsgefühl retten möchte. Vorbei ist es erst einmal mit der Überlegenheit des weissen Mann, welche immer wieder in Bezug auf die schwarzen Inselbewohner geäussert wird. Diese werden als "Wilde" bezeichnet. Dann ist von einem "jungen Eingeborenenmädchen" die Rede, das "selbst für eine Südseeinsulanerin von seltener Anmut" ist. Und es heißt bezüglich des Priesters/"Hexenmeisters", "diese alten Hexenböcke haben gewöhnlich irgendwo einen ganzen Harem versteckt." Um die Überlegenheit des weissen Mannes zu stoppen, braucht es jedoch nach der Meinung von Edgar Wallace eine prähistorische Megafauna säbelzahnbewaffneter Monster. Zusammengefasst, das Buch ist an verschiedenen Stellen schlecht gealtert: Einstellung zu anderen Ethnien, zu Frauen, zur Natur. Ab und zu hatte ich den Verdacht, dass vielleicht doch etwas Anerkennung für die Inselbewohner, für Ann und die Natur, verkörpert von King Kong, zu spüren wäre. Aber der grundsätzliche Tenor war erdrückend. Was die Figuren betrifft, blieben die meisten ziemlich blass, und irgendwie fand ich sie alle zu sehr von sich selbst eingenommen. Bis auf Ann, deren Stärke darin besteht, sich durch das Abenteuer schleppen zu lassen. Als der Haudrauf Denham dann irgendwann zu philosophieren anfing und er dafür bewundert wurde, war es für mich endgültig vorbei mir der Glaubwürdigkeit der Figuren. Besonders Denham war mir zu widersprüchlich und seine positive Darstellung wirkte auf mich aufgesetzt. Was die Handlung betrifft, fand ich es nicht so gut, dass der größte Teil die Vorbreitung der Schiffsfahrt und die Fahrt selbst umfasst. Das Abenteuer im Dschungel war dann schnell erzählt. Es wurden rasch ein paar Echsen tot gemacht und ein paar Menschen gefressen. Dann hopplahopp der Riesenaffe eingefangen, und die Episode in New York ist auch sehr kurz. Der Schwerpunkt der Darstellung war für mich falsch gewählt. Die späteren Episoden hätten ausführlicher sein können. Sprachlich war die Geschichte ok. Teils schlängelte sich ein Satz etwas zu lange. Es gab auch recht viele Adjektive. Aber der Roman las sich flüssig. Insgesamt bewerte ich das Buch mit 3 Sternen

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Veröffentlicht am 09.02.2025

War nicht so mein Fall - die Illustrationen fand ich eher langweilig und die Geschichte hat mich auch nicht gecatcht

Wahre Helden
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Inhalt: Cohen der Barbar und seine Graue Horde haben die Nase voll vom Älterwerden. Nachdem sie das Achatene Reich erobert hatten und Cohen eine Zeitlang Kaiser war, wollen sie nicht eines Kriegers unwürdig ...

Inhalt: Cohen der Barbar und seine Graue Horde haben die Nase voll vom Älterwerden. Nachdem sie das Achatene Reich erobert hatten und Cohen eine Zeitlang Kaiser war, wollen sie nicht eines Kriegers unwürdig am Müßiggang sterben wie der alte Vicent, der sich vom Heldentum zurückgezogen hatte und dann an einer Gurke erstickte. Anschließend noch begraben zu werden, das ist der Horror für die uralten Helden. Und wer hat Schuld an ihrem Leid? Die Götter, die sie haben so lange leben und gebrechlich werden lassen. Wobei gebrechlich relativ ist - immer noch nimmt es die Graue Horde mit allem und jedem auf, auch mit den Göttern. Sie haben vor, dem Göttersitz Cori Celesti einen Besuch abzustatten und den Göttern das Feuer, das ihnen vor Äonen von den Menschen gestohlen wurde, zurückzubringen, mit Zinsen. Im Stadtstaat Ankh-Morpork wurde dieses Vorhaben, das die gesamte Scheibenwelt zerstören würde, offenbar. Lord Vetinari und die Zauberer der Unsichtbaren Universität suchen nach einem Weg, die Graue Horde, die einen gewaltigen Vorsprung hat, zu stoppen. Die Mission ist natürlich lebensgefährlich, und Rincewind, der unmagischste Zauberer der Welt, wird zusammen mit dem genialen Erfinder Leonard da Quirm und dem hünenhaften Polizei-Capitain Karotte geschickt, um den Weltuntergang zu verhindern. Der Roman wurde illustriert von Paul Kidby.

Bewertung: Eigentlich mag ich Terry Pratchett, die Scheibenwelt und die Cover-Bilder sehr gerne, aber das Buch war nicht wirklich mein Fall. Zunächst fielen natürlich die umfangreichen Illustrationen auf, die allerdings rasch eintötig und eher langweilig auf mich wirkten. Viele Bilder sind in einem Braunton gehalten, es fehlt Farbe und es fehlt Detail. Gerade bei den Doppelseiten fällt dies auf. Direkt nach dem Aufblättern hat man das Bild schon erfasst und ist fertig damit. Ein paar Doppelseiten haben zudem den Fehler, dass man das Motiv durch die Falz beeinträchtigt hat. Da fehlt dann zuviel oder Entscheidendes und das sieht blöd aus. Mich hat überdies die Gleichförmigkeit gestört. In der Grauen Horde sehen fast alle gleich aus. Der Helm ein bißchen anders, der Bart länger oder kürzer - ein echtes, persönliches Gesicht jedoch hat fast keiner. Auf einer Seite wurden verschiedene Arten von Sumpfdrachen dargestellt, darunter eine Beschreibung der einzelnen Arten. Und ich dachte nur: Neeeee, das lese ich jetzt nicht. Weil die eben fast alle gleich aussehen. Die entscheidenden Situationen der Story und ihre Figuren sind zwar abgebildet, aber viele Zeichnungen sagen wenig aus. Dabei hätte der Text Details geliefert beispielsweise für den Rand der Welt. Da ist ein Gully bei Regen fast interessanter. Ich mochte auch nicht, dass Ponder Stibbons wie Harry Potter aussieht.

Mit der Geschichte und dem Schreibstil bin ich auch nicht recht warm geworden. Eigentlich bewundere ich Terry Pratchett dafür, wie kreativ er gedacht hat. Er hat beispielsweise vielen Sprichworten eine neue Bedeutung gegeben und wusste zu überraschen, indem er mit seiner Geschichte unvermutet in eine ganz andere Richtung abbog. In diesem Buch kam es mir jedoch eher vor wie eine bewährte Masche, die man zu lange gestrickt hat. Ich war bald darauf eingestellt, dass meine Erwartung ständig über den Haufen geworfen werden, und deswegen hat bei mir die Überraschung dann nicht mehr so gut gezogen. Die Geschichte war durch die vielen Sprünge zwischen Personengruppen und Orten zu sehr zerrissen. Eine Szene im spannendsten Moment verlassen zu müssen, finde ich außerdem einen billigen Trick, um die Spannung hochzuhalten. Wenn ich dann zur Szene zurückkehrte nach dem Einschub, merkte ich, dass da keine Spannung war, wie es weitergeht. Die Figuren kennt man, wenn man die Scheibenwelt etwas kennt. Und darum hat man sie auch gern. Aber die Einfühlung war anderweitig schon einmal tiefer. Möglicherweise liegt es daran, dass es mir vorkommt, als wäre der Roman nach einem bewährten Muster hergestellt worden. Die Idee an sich, es den Göttern heimzuzahlen, war mir neu. Innovation finde ich gut. Aber insgesamt halte ich dieses Buch für einen der schwächeren Romane von der Scheibenwelt: ⭐️ ⭐️ ⭐️

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