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Karolina_Hruskova

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2024

Zu viele POVs, die von der eigentlichen Handlung ablenken

Sandover Prep - Der Einzelgänger
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Band 1 der Reihe habe ich übersprungen und habe stattdessen direkt mit dem zweiten Teil begonnen. Leider verlief mein Einstieg in die Geschichte dementsprechend etwas holprig, weil viele Informationen ...

Band 1 der Reihe habe ich übersprungen und habe stattdessen direkt mit dem zweiten Teil begonnen. Leider verlief mein Einstieg in die Geschichte dementsprechend etwas holprig, weil viele Informationen aus dem ersten Band bereits als bekannt vorausgesetzt waren und darauf aufgebaut haben. Aber: my bad!

Zur Geschichte an sich habe ich leider bis zum Schluss keinen Zugang finden können. Zentrales Thema sind die Umstände von Caseys Autounfall. Da die Geschichte aber aus mindestens sechs verschiedenen POVs erzählt wird, verliert sich der Fokus schnell. Mir waren die Erzählungen zu sprunghaft und ohne roten Faden. Man kratzte so nur an der Oberfläche, aber die meisten Themen wurden kaum ausreichend oder tief genug behandelt.

Die Charaktere waren immer als ein Extrem dargestellt. Es gab grundsätzlich ein "zu viel", kein ausgewogenes Mittelmaß. Nur in puncto Sympathie gab es für mich ein "zu wenig". Emotional war die Geschichte kaum ausgeleuchtet. Herzschmerz, Wut, Trauer oder Liebe waren nicht wirklich greifbar, da ich mich nie lange genug auf eine Figur einlassen konnte.

Ich bin fast ein bisschen enttäuscht, denn der Rahmen und das Setting haben sich gut angehört. Allerdings hat mich die verzerrte Erzählung viel zu sehr davon ablenkt. Den Cliffhanger zum Schluss habe ich überhaupt nicht kommen sehen. Und obwohl er bestimmt noch eine großartige Story im dritten Teil der Reihe mit sich ziehen wird, werde ich die Reihe nicht weiter verfolgen.

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Kurzweilige Unterhaltung mit Lachgarantie

Funny Story
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»Funny Story« hat mich schon auf den ersten Seiten komplett von sich überzeugt. Der Name ist nämlich Programm: Kurzweilig und wahnsinnig lustig erzählt Emily Henry die Geschichte von Daphne und Miles. ...

»Funny Story« hat mich schon auf den ersten Seiten komplett von sich überzeugt. Der Name ist nämlich Programm: Kurzweilig und wahnsinnig lustig erzählt Emily Henry die Geschichte von Daphne und Miles. Beide werden von ihren Partnern verlassen, weil sie sich ineinander verliebt haben. Aus der Not heraus zieht Daphne deswegen mit Miles in eine WG.

Daphne hat mir als Figur unglaublich gut gefallen. Sie ist witzig, sympathisch und durch ihre ehrliche Art sehr authentisch. Mir ist schon sehr lange keine Protagonistin mehr begegnet, mit der man sich so gut identifizieren kann. Miles ist sehr fürsorglich, offen und nimmt alles mit einer herrlich ansteckenden Leichtigkeit. Beide zusammen sind schon bald auf den Punkt genau aufeinander abgestimmt. Die Chemie passt, ihr Handeln ist sehr natürlich und ihre Unterhaltungen sind abgerundet. Auch die Nebencharaktere haben die Geschichte perfekt ergänzt. Manche waren eindeutige Sympathieträger, andere wiederum haben die größtmögliche Antipathie heraufbeschworen.

Man fliegt nur so durch die Seiten und dabei war es mir auch herzlich egal, dass der Verlauf der Geschichte schon sehr bald vorhersehbar war. Mich hat schließlich der Weg zum Ziel sehr unterhalten. Einige ernstere Themen haben der Geschichte etwas Tiefe verliehen, ohne dabei den Charakter der RomCom zu verfälschen.

»Funny Story« ist eine Geschichte, die wirklich Spaß macht zu lesen. Sprache und Inhalt kommen sehr leichtfüßig daher, die Figuren sind gut ausgearbeitet und der Humor ist an genau den richtigen Stellen eingesetzt. Eine Empfehlung!

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Veröffentlicht am 16.05.2024

Stürmisch wie die See. Ganz großes Highlight.

Windstärke 17
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Wo fange ich an, wo höre ich auf. Ich bin komplett verliebt in Idas Geschichte und ihre Suche nach Frieden und Beständigkeit in ihrem Leben. Jede einzelne Zeile hat mich glücklich gemacht.

Idas Wut ist ...

Wo fange ich an, wo höre ich auf. Ich bin komplett verliebt in Idas Geschichte und ihre Suche nach Frieden und Beständigkeit in ihrem Leben. Jede einzelne Zeile hat mich glücklich gemacht.

Idas Wut ist anfangs allgegenwärtig. Nachdem sie mit ihrem Wutklumpen im Bauch auf Rügen ankommt, trifft sie schon bald auf Marianne und Knut. Beide sind der Inbegriff von Herzlichkeit, Behaglichkeit und Wärme und bieten der jungen Frau schon bald Stabilität und Rückhalt. Denn was der Wutklumpen Ida nicht sehen lässt: Eigentlich trauert Ida. Um ihre Mutter, um ihre Schwester, die Familie, die sie waren, eine Zukunft und um ihr Zuhause.

Auf dem sehr schmerzhaften und beschwerlichen Weg der Trauerbewältigung erhält Ida liebevolle Unterstützung von Marianne und von Leif. Auch er gibt Ida Halt in ihrem stürmischen Leben und die Sicherheit, sich fallen lassen zu können.

All das erzählt Caroline Wahl wie auch schon bei »22 Bahnen« mit ihrer einzigartigen und unverkennbaren Art, immer mit einem frechen, trockenen Spruch auf Lager.

»Windstärke 17« fordert emotional sehr viel. Mein Herz wurde durch Idas Schmerz und Verletzlichkeit zerrissen und von Marianne und Knut wieder zusammengeflickt. Ich habe mich in Behutsamkeit gewogen, wollte weinen und habe herzlich gelacht. Ida auf ihrem Weg begleiten zu können, hat sich wie eine Umarmung angefühlt und ein tröstliches Flüstern im Ohr: Alles wird gut.

Ganz klare Empfehlung, nein, Aufforderung: Lest dieses Buch!

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Veröffentlicht am 08.05.2024

Eine seltsame Geschichte mit verschenktem Potenzial

Flat-Out Love
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Meine Gedanken zu »Flat-out Love« gehen in die unterschiedlichsten Richtungen.

Dass der Roman in der dritten Person geschrieben ist, hat mir anfangs sehr gut gefallen. Allerdings hatte ich bald den Eindruck, ...

Meine Gedanken zu »Flat-out Love« gehen in die unterschiedlichsten Richtungen.

Dass der Roman in der dritten Person geschrieben ist, hat mir anfangs sehr gut gefallen. Allerdings hatte ich bald den Eindruck, dass daran etwas nicht gepasst hat. Als hätte Jessica Park kein Händchen für die Erzählperspektive des personalen Erzählers (oder lag es an der Übersetzung?). Meinen Geschmack hat es leider nicht getroffen.

Julie war mir von Beginn an sehr unangenehm und unsympathisch. Durchgehende Nörgeleien wegen Matts Kleidungsstil und die gewollten (äußerlichen) Veränderungen an Celeste haben sie sehr oberflächlich und herablassend wirken lassen. Ganz furchtbar fand ich es zudem, dass sie sich ununterbrochen in die Angelegenheiten einer ihr eigentlich fremden Familie eingemischt hat und fast schon mit Gewalt in deren Privatsphäre eingedrungen ist. Ein Nein hat sie nie akzeptiert, sie musste unbedingt ihren Willen durchsetzen. Sie war übergriffig und anmaßend in jeglicher Hinsicht.

Matt und Celeste fand ich hingegen sehr liebenswert, wenn auch eigenartig auf ihre Weise. Beide haben all die guten Charaktereigenschaften in sich vereint, die bei Julie erfolglos zu suchen waren. Während des Lesens fand ich Celestes Papp-Finn, den lebensgroßen Aufsteller ihres abwesenden Bruders, weird bis verstörend. Tatsächlich trifft das auf einige weitere Bestandteile des Romans zu. Ich war oft irritiert.

Zuletzt bin ich mir auch sicher, dass die Geschichte weitaus tragischer und emotionaler hätte sein können, das Potenzial war jedenfalls da. Oft wurde zwar über Emotionen gesprochen, es haben aber die Lebendigkeit und das eigentliche Gefühl hinter dem Wort gefehlt.

Alles in einem hat mich die Geschichte auf ihre Art doch gepackt – nicht auch zuletzt wegen des Geheimnisses hinter Papp-Finn – allerdings habe ich Schwierigkeiten, meine Gedanken und Gefühle zu der Geschichte richtig zu greifen. Für mich war sie in erster Linie seltsam und schräg und damit weder herausragend gut noch schlecht.

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Veröffentlicht am 07.05.2024

Auf dem Weg zur Selbstfindung

Offene See
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Robert, der 16-jährige Protagonist, folgt seinen Sehnsüchten und reist vor dem Eintritt in die triste Arbeitswelt durch das vom Krieg geprägte England an das Meer. Sein Leben scheint vorbestimmt zu sein, ...

Robert, der 16-jährige Protagonist, folgt seinen Sehnsüchten und reist vor dem Eintritt in die triste Arbeitswelt durch das vom Krieg geprägte England an das Meer. Sein Leben scheint vorbestimmt zu sein, arbeitete schließlich jeder Mann in seiner Familie bisher als Bergarbeiter. Nur ein einziges Mal Freiheit genießen, das Leben in sich aufsaugen, bevor keine Möglichkeit mehr besteht. Auf seiner Reise trifft er eher zufällig auf die ältere Dame Dulcie, die ihn eine Zeitlang in ihrem Cottage aufnimmt.

Die Freundschaft, die daraufhin entsteht, ist getragen von Dulcies unkonventionellen Weltanschauung, von Poesie, Literatur, von ihrem Freigeist, der Achtung der eignen Bedürfnisse und dem puren Genuss des Lebens. Robert lässt sich bereitwillig von diesem Sog mitziehen und wird dabei erwachsen. Sobald die gesellschaftlichen Zwänge um ihn herum ablassen, atmet Robert zum ersten Mal richtig frei und entfaltet sich auf eine bisher ungeahnte Weise. Dulcie wirkt wie ein Katalysator, erkennt seine Bedürfnisse, seine Talente und steht unnachgiebig hinter ihm.

Benjamin Myers erzählt von dieser Selbstfindung, Freundschaft und Lebensweise mit einer ungemein beeindruckenden Sprachgewandtheit. Er verpackt den Zauber des unbändigen Meeres und der wilden Natur auf eine so bildliche, berührende und intensive Weise, dass man als Leser*in selbst ganz berauscht von der Freiheit und den vielen Möglichkeiten ist.

»Offene See« war für mich auf vielen Ebenen unglaublich bereichernd. Definitiv ein Roman, den man mehr als einmal gelesen haben muss. Den man aufsaugt und verinnerlicht und bei dem man mit dem Wunsch zurückbleibt, eine eigene Dulcie im Leben zu haben.

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