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Veröffentlicht am 30.04.2020

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Nightrunner
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"Nightrunner" von Lukas Hainer ist eines der Bücher, die einen mitnehmen in eine fremde und zugleich irgendwie vertraute Welt, die man danach nur sehr ungern wieder verlassen möchte.
Da ich eine große ...

"Nightrunner" von Lukas Hainer ist eines der Bücher, die einen mitnehmen in eine fremde und zugleich irgendwie vertraute Welt, die man danach nur sehr ungern wieder verlassen möchte.
Da ich eine große Schwäche für religiöse Neuinterpretationen habe, war mir schon nach der Leseprobe klar, dass ich dieses Buch mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr mögen würde. Und ich wurde nicht enttäuscht. Auf enorm originelle Art und Weise erschafft der Autor hier sowohl eine Welt als auch Protagonisten, welche einem immer wieder entfernt bekannt vorkommen und das Buch muss Vergleiche mit anderen großen Werken ähnlicher Thematik absolut nicht scheuen. So bemerkt man immer wieder Parallelen zu beispielsweise "Krabat" oder der Trilogie um den "Goldenen Kompass", doch bleibt die Geschichte dabei immer völlig eigenständig und somit trotzdem auch anders.
Gespickt mit einer gehörigen Portion Action lässt der Autor die Charaktere ein Abenteuer erleben, welches nicht nur große Gefahren für sie alle bereithält, sondern sie auch für immer verändern wird. Die Handlung ist dabei sehr komplex und man muss schon genau lesen und konzentriert bei der Sache bleiben, damit einem nicht hin und wieder die Zusammenhänge entgehen. Doch am Ende werden die einzelnen Handlungsstränge gekonnt zusammengeführt und ergeben ein stimmiges Gesamtbild.
Die Protagonisten sind allesamt sehr liebenswert, wenn man auch teilweise eine Weile im dunkeln tappt, was ihre jeweilige Motivation angeht. Dennoch konnte ich mit allen mitfiebern und mich ihnen verbunden fühlen, so authentisch wurden sie dargestellt.
Und auch der Schreibstil Hainers ist absolut großartig, er schreibt mitreißend, spannend und weckt immer auch Mitgefühl mit seinen Charakteren. Ich konnte die Welt beim lesen jederzeit richtig vor mir sehen; man merkt, dass da viel Arbeit und Liebe in die Details geflossen sind.
Ich würde mir wirklich einen zweiten Teil wünschen - nicht weil die Geschichte zu viele Fragen offen gelassen hätte (es muss nicht immer alles restlos aufgelöst werden, wie ich finde), aber weil ich unglaublich gerne ein weiteres Abenteuer in dieser faszinierenden Welt erleben würde. Eine ganz klare Leseempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 29.04.2020

Eine Zeit, zu der alles möglich schien

Stern 111
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Lutz Seilers neuer Roman "Stern 111" hat nicht umsonst den Preis der Leipziger Buchmesse erhalten. Denn dieser Roman ist wirklich eine Wucht. Sprachlich ausgefeilt, gespickt mit wunderschönen Sätzen, die ...

Lutz Seilers neuer Roman "Stern 111" hat nicht umsonst den Preis der Leipziger Buchmesse erhalten. Denn dieser Roman ist wirklich eine Wucht. Sprachlich ausgefeilt, gespickt mit wunderschönen Sätzen, die man sich auf der Zunge zergehen lassen möchte, wird hier deutsche Zeitgeschichte fühl- und erlebbar gemacht.
Unmittelbar nach dem Mauerfall verlassen die Eltern des Protagonisten Carl die DDR, mit sich nehmen sie nur das nötigste und so bleibt auch Carl selbst erst einmal zurück. Kurze Zeit später verlässt dieser jedoch ebenfalls das Elternhaus und macht sich auf nach Berlin, wo er sich einer Gruppe Hausbesetzer anschliest. In zwei parallelen Handlungssträngen begleiten wir nun sowohl Carl, als auch seinen Eltern bei ihren darauf folgenden Erlebnissen.
Dank seiner unglaublich poetischen Sprache gelingt es dem Autor, selbst einer Person wie mir, die während der beschriebenen Ereignisse noch ein kleines Kind war, die Stimmung dieser sehr besonderen Zeit derart nahe zu bringen, wie es kein Geschichtsunterricht je geschafft hat. Nach Beendigung des Buches habe ich das Gefühl, vieles besser zu verstehen - welche Sorgen, Ängste aber auch Freiheitsgefühle die Menschen damals empfunden haben. Und ganz nebenbei stolperte ich bei der Lektüre immer wieder über einzelne Sätze schön wie Bilder, die ich am liebsten gerahmt an die Wand hängen würde.
Eine ganz klare Leseempfehlung von mir, sowohl für Menschen, die diese Zeit selbst erlebt haben, als auch für jene, die gerne mehr darüber erfahren möchten. Und für alle, die ein sprachlich wirklich gelungenes Werk schätzen natürlich ebenfalls.

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Veröffentlicht am 28.04.2020

Unvergleichlich

Die Kartographie der Hölle
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Mit "Die Kartographie der Hölle" hat Knud Romer nun seinen zweiten, unabhängig vom ersten lesbaren, Roman geschrieben, in welchem er seine Familiengeschichte nach "Wer blinzelt, hat Angst vor dem Tod" ...

Mit "Die Kartographie der Hölle" hat Knud Romer nun seinen zweiten, unabhängig vom ersten lesbaren, Roman geschrieben, in welchem er seine Familiengeschichte nach "Wer blinzelt, hat Angst vor dem Tod" weitererzählt. Er berichtet hier von seiner einsamen und doch behüteten und glücklichen Kindheit, nach der er sich für ein Studium der Literaturwissenschaften entscheidet. Doch das Studentenleben wirft ihn in einen tiefen Abgrund, er wird zum ziellosen Langzeitstudenten und versinkt immer mehr in einem Sumpf aus Alkohol und Drogen. Da erschafft er sich einen "Freund", genannt M, dessen sehr spannende Lebensgeschichte nun ebenfalls erzählt wird. Während Knud immer depressiver wird, und auch nachdem er das Studium hinschmeißt und als Werbefachmann arbeitet nicht die Finger von Alkohol und Drogen lassen kann, zieht M mit seinen Eltern quer durch die Welt.
Doch diese Geschehnisse bilden nur den Rahmen für den wahren Star dieser Romanbiografie: Knud Romers unvergleichlich poetische Sprache. Denn wie der Autor hier mit Worten jongliert, welch beeindruckende Sprachbilder er hier erschafft um sowohl Glück als auch Elend zu beschreiben, das habe ich so bisher nur selten lesen dürfen. Knud Romers Sprache berauscht und mit jeder Seite verlor ich mich mehr in seiner Erzählung. Die eigentliche Handlung trat - obwohl stets sowohl emotional (bei Knud) als auch spannend (bei M) - mehr und mehr in den Hintergrund und ich hätte noch ewig weiterlesen können, egal was Knud Romer nun erzählt. Denn WIE er es erzählt muss man einfach gelesen haben. Ein Buch, dass ich mit Sicherheit nicht so schnell vergessen und sicher noch ein zweites (und drittes, und viertes...) Mal lesen werde.

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Veröffentlicht am 27.04.2020

Macht einfach gute Laune

Can you help me find you?
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Mit "Can you help me find you?" hat Amy Noelle Parks eine wirklich süße Geschichte über Liebe, Freundschaft und Mathematik geschrieben. Hauptfiguren sind Evie und Caleb, beste Freunde seit ihrer Kindheit. ...

Mit "Can you help me find you?" hat Amy Noelle Parks eine wirklich süße Geschichte über Liebe, Freundschaft und Mathematik geschrieben. Hauptfiguren sind Evie und Caleb, beste Freunde seit ihrer Kindheit. Doch was Evie nicht weiß: Caleb ist heimlich in sie verliebt. Als dann eines Tages Leo an die Schule der beiden kommt und er und Evie sich verblieben, führt das zu einer skurillen Dreiecksbeziehung und auch Bex, eine weitere Freundin der beiden spielt bei dem ganzen eine nicht unwesentliche Rolle, da sie als einzige von Calebs Gefühlen Evie gegenüber weiß.
Nun gibt es ja viele Geschichten über beste Freunde, die sich verlieben, aber diese hier ist anders - und das im besten Sinne des Wortes. Denn Evie ist nicht nur hochbegabt und besonders im Bereich Mathematik unschlagbar, sie hat auch mit einigen psychischen und sozialen Problemen zu kämpfen. So leidet sie unter verschiedenen Ängsten und war bisher noch niemals verliebt. Sie ist eine unglaublich sympatische Protagonistin und ihre Liebe zur Mathematik und der Welt der Logik, gleichzeitig aber auch ihre Unbeholfenheit in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen, werden sehr authentisch und liebenswürdig beschrieben.
Die Autorin schafft es ausserdem, die oft genutzen Themen Highschoolliebe und Dreiecksbeziehung noch einmal ganz neu zu erzählen, so dass ich an keiner Stelle das Gefühl hatte, die Geschichte so oder so ähnlich schon einmal gelesen zu haben. Und sogar das Thema Mathematik wird hier nicht nur nebensächlich behandelt, sondern bekommt eine zentrale Rolle in der Erzählung, wobei sich aber selbst ein Mathe-Hasser wie ich nie langweilt.
Ein Buch, dass leider viel zu schnell zu Ende war und mit tollen Figuren und einer neuen Sicht auf eine tausendfach erzählte Geschichte zu überzeugen weiß.

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Veröffentlicht am 11.04.2020

Eine zweite Chance?

Ich an meiner Seite
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Mit "Ich an meiner Seite" hat Birgit Birnbacher einen Roman geschrieben, der als interessante Studie der Lebensumstände eines vorbestraften jungen Mannes fungiert und versucht anhand dieses Einzelschicksals ...

Mit "Ich an meiner Seite" hat Birgit Birnbacher einen Roman geschrieben, der als interessante Studie der Lebensumstände eines vorbestraften jungen Mannes fungiert und versucht anhand dieses Einzelschicksals die Frage zu ergründen, ob jeder eine zweite Chance verdient hat.
Zu Beginn der Geschichte wird der 22 jährige Arthur nach einer relativ kurzen Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen und muss feststellen, dass er mit seiner Vorstrafe nicht einfach in ein normales Leben zurückfinden kann. Auf dem Wohnungs- oder Jobmarkt hat er nun denkbar schlechte Karten. Doch mit Unterstützung seines Therapeuten und einer ehemaligen Schauspielerin will er es schaffen und wieder Fuß fassen in der Gesellschaft.
Dank der aufgezeichneten Monologe, die Arthur im Rahmen seiner Therapie hält, erfährt man einiges über Arthurs Vergangenheit und wie es zu seiner Straftat kam. Allerdings wird vieles nur angedeutet und auch durch die nicht chronologische Erzählweise muss der Leser sehr aufmerksam sein, um aus den einzelnen Puzzlestücken ein stimmiges Gesamtbild zusammensetzen zu können.
Trotz der Ernsthaftigkeit der Thematik schafft es die Autorin vor allem Dank skurriler Nebencharaktere, viel Humor mit in die Geschichte einfließen zu lassen und bringt einen somit auch immer wieder zum schmunzeln.
Sprachlich sehr schön umgesetzt fand ich das Thema an sich sehr spannend vor allem auch die Kritik am Strafvollzug, die der Roman sehr gut transportieren konnte. Allerdings hätte mir teilweise eine etwas zusammenhängendere Geschichte gewünscht, da gerade Arthurs Vergangenheit oft nur aus einzelnen Fragmenten bestand und es somit häufig den Leser überlassen wurde, die Lücken zu füllen und die Zusammenhänge zu ergründen.
Wegen des tollen Schreibstils und der stets glaubwürdigen und liebenswerten Charaktere aber nichts desto trotz sehr zu empfehlen.

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