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Veröffentlicht am 03.11.2024

Ein neuer Anfang in Island

Die Wildblütentochter (Die Blumentöchter 2)
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Soley, die gerade etwas an der Sinnhaftigkeit ihres Lebens zweifelt, reist spontan in die Heimat ihres Vaters Gunnar nach Island, denn sie ist unzweifelhaft mit der Frau auf dem Gemälde verwandt.
Wer genau ...

Soley, die gerade etwas an der Sinnhaftigkeit ihres Lebens zweifelt, reist spontan in die Heimat ihres Vaters Gunnar nach Island, denn sie ist unzweifelhaft mit der Frau auf dem Gemälde verwandt.
Wer genau ist sie?
Soley sieht mit der Suche nach der Frau auf dem Gemälde endlich auch einen Grund ihre bisher unbekannte isländische Familie kennenlernen, hat doch Gunnar den Kontakt nach Island abbrechen lassen.
Bei ihrer Großtante Ylfa wird sie herzlich aufgenommen und in der Weite und Stille des Landes kommt Soley zur Ruhe und findet wieder zu sich selbst zurück.
Soleys Großvater Einar und sein Sohn Haukur begegnen Soley jedoch abweisend.
Was ist in der Vergangenheit innerhalb der Familie geschehen?
Der Meeresbiologe Jón ist ebenfalls zuerst recht ruppig zu der vermeintlich verwöhnten Städterin, trotzdem muss Soley immer wieder an ihn denken...
In einer zweiten Zeitebene wird die Geschichte von Sigrún, der Mutter von Ylfa und Einar erzählt.
Als junge Frau verliebt Sigrún sich in den Engländer James, der als Soldat auf Island stationiert ist.
Die Briten sind bei den Isländern nicht gern gesehen und so steht die aufkeimende Liebe zwischen Sigrún und James von Beginn an unter keinem guten Stern.
Und tatsächlich kommt es zu einer Katastrophe.

Wie schon bereits in "Die Blumentöchter" lesen sich auch hier die Beschreibungen des Landes, in das die Hauptprotagonistin reist, wie aus einer Werbebroschüre entnommen.
Die nördliche Insel im Atlantik, Traumreiseziel vieler deutscher Urlauber, wird sehr bildhaft beschrieben und so kann man die großartige Natur Islands mit den vielen Wasserfällen, der Flora und Fauna, sehr gut vor dem inneren Auge lebendig werden lassen.
Das Leben innerhalb der oft rauen Natur war früher ausgesprochen hart und hatte so gar nichts mit der "Inselromantik" des 21. Jahrhunderts gemeinsam.
Arbeit auf einer Schaffarm oder als Fischer - andere Alternativen gab es nicht. Und viele Männer starben früh.
Heute ist dies zum Glück anders und ich würde gern das Gästehaus von Ylfa besuchen, auf einem ihrer Islandpferde reiten oder mit Jón zum Whalewatching auf's Meer hinausfahren.
Und vielleicht komme ich dabei auch dem Geheimnis um die sagenumwobenen Elfen und Trolle ein wenig näher :)
"Die Wildblütentochter" ist eine gelungene Fortsetzung der Blumenreihe, die man auch gut lesen kann ohne den Vorgänger (mit Handlungsort Mexiko) zu kennen.

Im dritten Band der Reihe wird vermutlich Lali, die Tochter von Sage und Isha, auf Reisen gehen.
Nach Sri Lanka, wohin Isha vor Jahren verschwunden ist.

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Veröffentlicht am 01.11.2024

Anders als erwartet. Besser.

Wohnverwandtschaften
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Constanze zieht nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten in die Wohngemeinschaft von Jörg, Anke und Murat.
Was zunächst als Übergangslösung gedacht war, entpuppt sich als zunehmend stabil.
Da ist Jörg, ...

Constanze zieht nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten in die Wohngemeinschaft von Jörg, Anke und Murat.
Was zunächst als Übergangslösung gedacht war, entpuppt sich als zunehmend stabil.
Da ist Jörg, dem die Wohnung gehört und der eine große Reise plant; Anke, die als mittelalte Schauspielerin kaum noch gebucht wird und plötzlich nicht mehr die einzige Frau in der WG ist; und Murat, der sich einfach keine Sorgen machen will und dessen Lebenslust auf die anderen mitreißend und manchmal auch enervierend wirkt.
Constanze sorgt als Neuankömmling dafür, dass sich die bisherige Tektonik gehörig verschiebt.
Alle vier haben ihre eigenen Träume und Sehnsüchte und müssen sich irgendwann der Frage stellen, ob sie eine reine Zweck-WG sind oder doch die Wahlfamilie.

Anke und Murat waren einige Zeit nach dem Tod von Jörgs Ehefrau Brigitte bei ihm eingezogen, da dieser nicht länger allein leben wollte.
Constanze komplettiert nun das Quartett.
Die vier kommen im Wechsel zu Wort und so erfährt man ihre ganz unterschiedlichen Gedanken und Gefühle. Ihre Hoffnungen, Enttäuschungen - ihre sich wandelnden Lebensplanungen.
Jörg plant eine Camping-Tour nach Georgien und freut sich sehr darauf.
Murat kocht für alle und ist generell für Geselligkeit und gute Laune zuständig.
Anke bekommt keine Jobs mehr, ist zunehmend traurig, frustriert, wütend.
Constanze ist die Neue und muss sich an die neue Dynamik erst gewöhnen.
Alles ändert sich dramatisch als sich Jörg nach einer Blinddarm-OP extrem verändert.
Was zuerst wie eine Nebenwirkung der Narkose aussieht, entpuppt sich als eine ernste neurologische Erkrankung.
Der Alltag wird immer komplizierter, immer schwieriger.
Aber Anke, Constanze und Murat erkennen, dass sie mehr sind als nur Mitbewohner.
Sie wachsen zusammen und über sich hinaus.
Gemeinsam werden sie Jörg helfen sich nicht zu verlieren.

Die wechselnden Perspektiven fand ich sehr gut gelungen, da man den Protagonist(inn)en so sehr, sehr nahe kommt.
Unglaublich berührt haben mich dabei die Passagen von Jörg. Sein "Innenleben" wird so emotional vermittelt, dass es einen sprach- und hilflos macht.
Eine beginnende Demenz aus Sicht der betroffenen Person wird hier unglaublich realistisch beschrieben und zeigt so anschaulich dessen ganz neue, eigene Welt.
Besonders zu erwähnen ist in dem Zusammenhang Heiko Deutschmann, der Jörgs Part genial zum Leben erweckt.
Eine wunderbare Geschichte über Freundschaft, dessen halboffenes Ende zu Herzen geht.

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Veröffentlicht am 29.10.2024

Spannende Fortsetzung

Alte Taten, neuer Zorn
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Ein besonders heikler Fall landet 1949 auf dem Schreibtisch von Kriminalinspektor Carl Bruns: In Essen wurde der angesehene Richter Dr. Vahrendonk Opfer eines Giftmords.
Erste Ermittlungen ergeben, dass ...

Ein besonders heikler Fall landet 1949 auf dem Schreibtisch von Kriminalinspektor Carl Bruns: In Essen wurde der angesehene Richter Dr. Vahrendonk Opfer eines Giftmords.
Erste Ermittlungen ergeben, dass der Tote zu Hause ein wahrer Tyrann war und seine junge Ehefrau misshandelte, als er von ihrer Affäre erfuhr.
Ist sie die gesuchte Mörderin? Plötzlich tauchen als Anklageschriften formulierte Vorwürfe auf, die Vahrendonk schwer belasten: Während der Nazizeit soll er aufs Grausamste seine Macht missbraucht haben.
Durch die Urteile des Richters hat ein Vater seine Tochter verloren, ein Sohn seinen Vater, ein jüdischer Anwalt seine ganze Familie.
Sie alle haben ein Motiv für den Mord.
Doch für wen geht Vergeltung über alles?

Eine Krimi-Reihe die authentisch und anschaulich die Verstrickungen von Polizei und Justiz in Nazi-Verbrechen und deren Aufarbeitung in der Nachkriegszeit erforscht.

Auch der neue Fall von Carl Bruns und seinem neuen Kollege Harry (der hier tatsächlich regelmäßig den Wagen holt 😉), zeugt von den Verstrickungen von Polizei und Justiz der Nachkriegszeit zu den "Vorgängern" aus der NS-Zeit - und auch, dass viele "gesetzestreue" Richter und Staatsanwälte des dritten Reiches auch nach Kriegsende noch - oder wieder - Recht sprechen.
Wie viel der braunen Gesinnung ist in den Köpfen der "neuen" Amtsträger innerhalb von Judikative und Exekutive noch vorhanden?
Übt jemand späte Rache aus?
Bruns, der mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn ausgestattet ist, sticht bei seinen Nachforschungen in ein Wespennest.
Seine Ermittlungen werden jedoch regelmäßig ausgebremst, der Klüngel hält zusammen, hat doch so mancher braunen Dreck im Keller.
Aber Bruns gibt nicht auf, auch wenn er nicht nur einmal kurz davor steht, seinen Job zu verlieren.
Der zwielichtige Reporter Brinkmann bleibt hartnäckig in Bruns Nähe.
Was weiß er? Ist er in die anonymen Drohungen verwickelt?
Auch im Privatleben von Carl und seiner Verlobten Anne wird es turbulent.
Lebt Annes Ex-Mann etwa doch noch?
Was läuft zwischen Annes Schwester Frieda und Harry?
Wieso verfügt Harry über so viel mehr Geld als ein kleiner Kriminalpolizist regulär verdienen kann?
Die Beschreibungen der gefällten Urteile in der Vergangenheit aus nichtigen, zwielichtigen oder rein bösartigen Gründen sind umso schrecklicher zu lesen, da sie tatsächlich so oder ähnlich gefällt wurden.
Auch die Weiterbeschäftigung von so manchen "Staatsdienern" macht auch im Nachhinein Bauchschmerzen.
In dem Zusammenhang empfehlenswert ist der Film "Rosen für den Staatsanwalt" mit Martin Held und Walter Giller!

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Veröffentlicht am 25.10.2024

3 Frauen - 1 Trauma

Als Großmutter im Regen tanzte
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Juni ist auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann auf die kleine Insel gekommen.
Das eher ungute Verhältnis zu ihrer mittlerweile verstorbenen Mutter Lilla scheint eine Art Wiederholung zur Sprachlosigkeit ...

Juni ist auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann auf die kleine Insel gekommen.
Das eher ungute Verhältnis zu ihrer mittlerweile verstorbenen Mutter Lilla scheint eine Art Wiederholung zur Sprachlosigkeit zwischen Lilla und deren Mutter Tekla gewesen zu sein.
Auf der Suche nach der Geschichte hinter dem Foto entdeckt Juni ein großes Geheimnis ihrer Großmutter und einer damit verbundenen Lebenslüge.
In einer zweiten Zeitebene erfährt man von Tekla und ihrer großen Liebe zu dem deutschen Soldaten Otto.
Der Lebens- und Leidensweg von Tekla in der sowjetischen Besatzungszone, wohin sie mit Otto nach Ende des Krieges gezogen ist, macht sprachlos.
Denn es sind auch Beschreibungen über die Brutalität der russischen Besatzer, die brandschatzend durch das am Boden liegende Deutschland marodiert sind, Vergewaltigungen und Morde wie eine Spur hinter sich herziehend.
Die neue, sowjetfreundliche Regierung der neu entstandenen DDR kann Berichte über die Verbrechen der russischen "Freunde" aus der Vergangenheit natürlich nicht zulassen. Auch Massenselbstmorde wie z.B. in Demmin werden unter den Teppich gekehrt. Schweigen wird Methode.
Zurück in Norwegen verschließt Tekla das Geschehene, gemeinsam mit Konrad, ihrem zweiten Ehemann, beginnt sie ein neues Leben.
Aber auch Traumata scheinen vererbbar zu sein.
"Als Großmutter im Regen tanzte" ist eine deutsche Geschichte aus der Sicht einer Norwegerin. Distanziert aber gleichzeitig ausgesprochen realistisch.

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Veröffentlicht am 20.10.2024

Alex Beer in Bestform

Die weiße Stunde
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Nach 3 Jahren Pause lässt Alex Beer den zuweilen etwas ruppigen August Emmerich endlich wieder im historischen Wien auf Verbrecherjagd gehen.
Gemeinsam mit seinem Assistenten Ferdinand Winter muss er einen ...

Nach 3 Jahren Pause lässt Alex Beer den zuweilen etwas ruppigen August Emmerich endlich wieder im historischen Wien auf Verbrecherjagd gehen.
Gemeinsam mit seinem Assistenten Ferdinand Winter muss er einen Mörder finden, der seine weiblichen Opfer brutal zu Tode prügelt.
Ist der vermeintliche Täter von vor 10 Jahren wieder da?
Die Eltern des damals Tatverdächtigen haben angeblich keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn. Emmerich ist jedoch davon überzeugt, dass die beiden etwas verschweigen.
Der frühere, mittlerweile pensionierte Ermittler Wertheim lässt ebenfalls nicht locker - dass er seinen letzten Fall nicht lösen konnte nagt anscheinend sehr an ihm!
Dieser neue Fall ist unglaublich spannend und man hat kaum Zeit um Luft zu holen.
Alex Beer ist eine wahre Meisterin beim ersinnen von falschen Fährten und Hinweisen - die mich erneut spektakulär in die Irre geführt haben!
Auch im Privatleben der Ermittler tut sich etwas: Emmerich hat endlich herausgefunden wer sein Vater ist.
Dieser ist mittlerweile verstorben, das von ihm geerbte Haus ist jedoch dringend renovierungsbedürftig und Geld dafür ist natürlich nicht da. Aber seine kleine "Familie" hat endlich ein Zuhause.
Ob der ominöse, zum Erbe gehörende Schlüssel womöglich einen Schatz birgt?
Ferdinand Winters "Problem" ist seine Großmutter, denn die will ihn endlich verheiratet sehen und arrangiert für ihn Rendezvous!
Sieht Winter denn nicht, dass die Sekretärin Fräulein Grete längst für ihn schwärmt?
Das offene Ende (wohin ist Veit Kolya verschwunden?) verspricht weitere Fortsetzungen.
Wie auch in den Vorgängern liest auch hier Cornelius Obonya wieder einfach großartig. Wie er es schafft sämtlichen Protagonist(inn)en eine eigene Stimme zu verleihen, dass ist unübertroffen!

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