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Veröffentlicht am 23.09.2023

Drei Freundinnen

Die Glücksfrauen - Der Geschmack von Freiheit
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Drei beste Freundinnen in Nazi-Deutschland.
Ein unverzeihlicher Fehler zerstört ihre Freundschaft.
Rund 85 Jahre später erfährt die junge Amerikanerin June, dass ihre verstorbene Großmutter Luise 1936 ...

Drei beste Freundinnen in Nazi-Deutschland.
Ein unverzeihlicher Fehler zerstört ihre Freundschaft.
Rund 85 Jahre später erfährt die junge Amerikanerin June, dass ihre verstorbene Großmutter Luise 1936 aus Deutschland in die USA immigriert ist.
Außerdem erbt sie ein Restaurant in Manhattan, das ihr aber nur zu einem Drittel gehört.
Die anderen beiden Restaurant-Anteile soll June den verschollenen Freundinnen ihrer Großmutter, beziehungsweise ihren Erben zurückgeben.
June macht sich auf die Suche und erfährt auch von dem Bruch zwischen den drei Frauen.
Was ist damals geschehen? 

In diesem ersten Teil einer als Trilogie angelegten Geschichte, liest June in alten Briefen und Notizbüchern ihrer Großmutter Luise über deren (June bis dato völlig unbekannten) Vergangenheit in Deutschland und die ersten Jahre als Exilantin in den USA.
Luise und ihr Verlobter Richard sind im Widerstand tätig und als sie auffliegen, verlassen sie Deutschland und emigrieren nach New York.
Die Anfangszeit ist schwierig, besonders Richard tut sich schwer und die Beziehung der beiden gerät in eine Krise.
Luise aber lässt sich nicht unterkriegen, lernt Englisch und schuftet in schlecht bezahlten Jobs.
Hilfe und Unterstützung bekommt sie von anderen geflohenen Frauen, die irgendwann zu Kolleginnen, teils zu neuen Freundinnen werden.
Wie mit ihren deutschen Freundinnen Maria und Anni vereinbart, schafft Luise es, den Traum eines gemeinsamen Restaurants wahr zu machen.
Das Startkapital stammte zu je 1/3 auch von Maria und Anni, die Luise ihren Anteil anvertraut hatten.
Aber der Kontakt zu den Freundinnen bricht zu Beginn des Krieges ab.
Was ist aus ihnen geworden?
Und welche Schuld haben Luise und Emil, einer ihrer früheren Mitstreiter, auf sich geladen, dass Luise bis zu ihrem Tod nicht über ihre deutsche Vergangenheit reden konnte und wollte?
June macht sich auf die Suche nach Maria und Anni und findet mit Hilfe von Anwalt Walter und Koch Henrik eine erste Spur von Maria: Sie scheint nach Brasilien ausgewandert zu sein!
Mit Junes Ankündigung nach Brasilien zu fliegen endet das Buch mit einem nicht gerade kleinen Cliffhanger.
Da es in diesem ersten Teil "nur" um June und Luise geht - man aber im Prinzip nichts über das weitere Leben von Maria und Anni erfährt, bin ich gespannt zu erfahren, wie es nach Luises Abreise in Berlin weiterging.
Für die Jüdin Maria, ihren Mann Jacob und die Kinder.
Und für Anni, die mit Gestapo-Mann Siegfried verheiratet ist.

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Veröffentlicht am 20.09.2023

Was noch offen war

Bei euch ist es immer so unheimlich still
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Für Evelyn ist die Ehe mit Karl eine Mischung aus Sehnsucht nach Familie und echter Liebe.
Ihre Tante Trude, bei der sie aufgewachsen war, konnte ihre Liebe zu ihrer Nichte nie ausdrücken.
Und von Mutter ...

Für Evelyn ist die Ehe mit Karl eine Mischung aus Sehnsucht nach Familie und echter Liebe.
Ihre Tante Trude, bei der sie aufgewachsen war, konnte ihre Liebe zu ihrer Nichte nie ausdrücken.
Und von Mutter Senta fühlte Evelyn sich sowieso von je her alleingelassen.
In Karls Schwester Betty hat Evelyn zwar eine Freundin gefunden, aber Betty konnte den Suizid ihrer jüngeren Schwester nie überwinden und kommt nicht richtig mit dem Leben klar. Lediglich zur Nichte Silvia kann Betty eine liebevolle Bezeichnung aufbauen.
Die späte Mutterschaft bringt Evelyn nur kurzes Glück, denn mit der Zeit fühlt sie sich nutzlos.
Als Ärztin hatte sie eine sinnvolle Aufgabe. Aber als "nur" Hausfrau und Mutter ist Evelyn unausgelastet und unzufrieden.
Die Geschichte scheint sich zu wiederholen, denn die Sprachlosigkeit zwischen Senta und Evelyn spiegelt sich nun auch zwischen Evelyn und ihrer Tochter Silvia, die nicht zueinander finden.
Und erneut ist es eine Tante, die zu einem emotionalen Mutterersatz für eine unverstandende Tochter wird.
Und so ist es für Silvia dann auch eine Art Flucht, als sie aus der schwäbischen Provinz nach Berlin zieht.
Aber als Jahre später Silvias Tochter Hannah geboren wird - und der Kindsvater zwar Alimente zahlen, aber keinen Kontakt will - verspürt Silvia den Wunsch zu ihrer Mutter Evelyn zu fahren.
In einem von ihrem Mitbewohner "geborgten" Polo fährt Silvia, mit Hannah in einem Wäschekorb auf dem Beifahrersitz, von West-Berlin
in Richtung Süden, denn sie hat genug von ihrem Leben in einer Kreuzberger Hausbesetzer-WG.
Aber was erwartet sie in jener Kleinstadt, aus der sie einst überstürzt geflohen ist?
Und wie wird ihre Mutter Evelyn sie aufnehmen?
Alena Schröder erzählt hier von dem, was in ihrem Debütroman "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid", unausgesprochen geblieben ist.
Wie aus der jungen, sich selbst stets als "unzureichend" empfundenen Evelyn, die alte, etwas spröde Frau geworden ist, die von ihrer Enkelin Hannah regelmäßig in der Seniorenresidenz besucht wird.
Endlich erfährt man auch die Geschichte von Silvia, die im Vorgänger-Roman nur am Rande erwähnt wurde!
Erneut geht es um unerfüllte Lebenspläne, Wünsche nach Geborgenheit, Mutter-Tochter Konflikte und die Unfähigkeit zur Kommunikation.
Und dies alles in einem zeitgemäßen Rahmen der zeigt, dass so manches eben doch zeitlos ist.
Alle, die von "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" begeistert waren, werden auch "Bei euch ist es immer so unheimlich still" lieben.
Der Schreibstil von Alena Schröder ist wirklich außergewöhnlich intensiv und ich freue mich sehr auf alles, was von ihr noch kommen sollte.

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Großartiger Debütroman

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Das Leben verläuft für die 27-jährige Studentin Hannah recht ziellos. Sie ist verliebt in ihren Professor - für ihn ist sie nur eine Affäre.
Hannahs Großmutter Evelyn hingegen kann nach beinah 100 Jahren ...

Das Leben verläuft für die 27-jährige Studentin Hannah recht ziellos. Sie ist verliebt in ihren Professor - für ihn ist sie nur eine Affäre.
Hannahs Großmutter Evelyn hingegen kann nach beinah 100 Jahren das Ende kaum erwarten.
In einem Brief aus Israel wird Evelyn als Erbin eines enteigneten und verschollenen Kunstvermögens ausgewiesen. Die alte Frau aber schweigt, will von der Vergangenheit nichts wissen und nichts hören.
Warum weiß Hannah nichts von einem jüdischen Zweig der Familie? Was sind dies für Bilder und wo sind sie jetzt?
Und warum weigert sich Evelyn so beharrlich über die Vergangenheit und besonders über ihre Mutter Senta zu sprechen?
Die Spur der Bilder führt zurück in die 1920er Jahre:
Die 17-jährige Senta verliebt sich in den Kriegshelden Ulrich. Als sie schwanger wird heiraten die beiden und Senta muss ihre Träume von einem selbstbestimmten Leben in Berlin begraben.
Die Ehe ist unglücklich und als es zur Scheidung kommt, entscheidet Ulrich, dass Evelyn bei ihm bleibt - seine ledige Schwester Trude soll sich um das Kind kümmern!
Senta verlässt daraufhin Rostock und geht nun doch nach Berlin.
Sie versucht zwar Kontakt mit ihrer Tochter zu halten, aber Trude tut alles um Evelyn an sich zu binden und der Mutter zu entfremden.
In Berlin arbeitet Senta in einem Verlag zuerst als Schreibkraft, später als Journalistin.
Sie verliebt sich in ihren Kollegen Julius und heiratet ihn - diesmal aus echter Liebe.
Doch mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten brechen dunkle Zeiten an und Sentas neue (jüdische) Familie gerät in Gefahr.
Von ihrem Schwiegervater, einem Kunsthändler, erhält Senta in Erwartung einer drohenden Enteignung ein wertvolles Bild, vermutlich ein Vermeer, damit sie und ihr Mann Julius abgesichert sind.
Das alte Ehepaar Goldmann überlebt den Holocaust nicht.
Was ist aus Senta und Julius geworden?
Nach und nach kann Hannah die einzelnen Teile ihrer Familiengeschichte zusammensetzen...

Der hochgelobte Debütroman von Alena Schröder ist wirklich großartig!
Auch wenn die Handlung teilweise im dunkelsten Teil der deutschen Geschichte spielt, geht es hauptsächlich um problematische Mutter-Tochter Beziehungen und wie diese über Generationen weitergetragen werden.
Die Distanz, die fehlende emotionale Bindung und die daraus resultierende Sprachlosigkeit zwischen Senta und Evelyn spiegelt sich Jahre später auch zwischen Evelyn und ihrer Tochter Silvia und selbst zwischen Silvia und Hannah.
Senta findet keinen Weg zu ihrer Tochter, denn Evelyn wurde von der überzeugten Nationalsozialistin Trude erzogen. Strenge und Pflichtbewusstsein stehen im Vordergrund. Und da Trude keine Worte findet um ihre mütterliche Liebe zu Evelyn auszudrücken, fühlt diese sich erneut ungeliebt und "nicht ausreichend".
Aber auch Evelyns Verhältnis zu ihrer eigenen Tochter Silvia ist problematisch.
Silvia ist das genaue Gegenteil ihrer Mutter. Sie ist eine typische Kreuzbergerin, lebt in Kommunen und lehnt sowieso alle Konventionen ab.
Auch Silvia und ihre Tochter Hannah finden nicht wirklich zueinander.
Denn Hannah, die von ihrer "alternativen" Mutter schon als Kind durch Thailand getragen wurde, will eigentlich einen Heimathafen.
Als sie ihren Geliebten um einen väterlichen Rat bittet, ist sie selbst erschrocken.
Hannah trifft bei der Suche nach Informationen über die Familie Goldmann und den möglichen Verbleib der Bilder nicht nur auf sehr unterschiedliche Menschen. Auch schafft sie es endlich, dass Evelyn redet: Über Senta, über Trude, über Silvia.
Alena Schröder erzählt in "Bei euch ist es immer so unglaublich still" die Geschichte von Silvia, die hier nur eine kleine Rolle gespielt hat.
Ich werde es wieder hören, diesmal gelesen von einer neuen Sprecherin.

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Veröffentlicht am 16.09.2023

Band 3 der Reihe

Die Zitronenblüten von Amalfi (Kleine Läden in Amalfi 3)
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Nachdem es im "Zauberhaften Papierladen" um Carolina und in der "Kleinen Eismanufaktur" um Livia ging, ist jetzt bei den "Zitronenblüten" mit Diletta die letzte der drei Freundinnen die Hauptperson.
Während ...

Nachdem es im "Zauberhaften Papierladen" um Carolina und in der "Kleinen Eismanufaktur" um Livia ging, ist jetzt bei den "Zitronenblüten" mit Diletta die letzte der drei Freundinnen die Hauptperson.
Während zuvor Carolina und Livia den Mann für's Leben erst noch finden mussten, hat Diletta ihren vermeintlich schon geheiratet.
Aber aufgrund ihrer ungewollten Kinderlosigkeit, und zuletzt auch noch einer Fehlgeburt, ist die Ehe von Diletta und Ezio in eine Krise geraten.
Außer Sommer, Sonne und Amore gibt es diesmal also auch ein paar ernste Töne in Bella Italia.
Als der attraktive und sympathische Mike in Amalfi auftaucht und sehr schnell und eindeutig an Diletta interessiert ist, stellt diese ihre Ehe mit dem stillen Fischer Ezio in Frage.
Ist Mike nur ein Sommerflirt oder ist da doch mehr?
Kommt es nach ein paar Irr- und Umwegen zum erwarteten Happy-End oder geht Diletta neue Wege?
Erneut ist auch dieser Teil der Trilogie separat zu lesen. Da die Rahmenhandlung aber zeitlich fortschreitet, sollte man beim lesen aller Teile auf die Reihenfolge achten.
Mit der Amalfi-Trilogie lädt Roberta Gregorio zu einer kleinen literarischen Reise zu einer der schönsten Orte Italiens ein - ich habe mich beim lesen 3x an die traumhafte Amalfiküste zurückgeträumt.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Canterbury-Fälle Teil 1

Wer das Vergessen stört
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Nach einer gescheiterten Beziehung lässt sich Lily Brown, zuvor Polizeipsychologin bei Scotland Yard, in Canterbury als Psychotherapeutin nieder.
Zu ihren ersten Patientinnen gehören Samantha Harris, verheiratet ...

Nach einer gescheiterten Beziehung lässt sich Lily Brown, zuvor Polizeipsychologin bei Scotland Yard, in Canterbury als Psychotherapeutin nieder.
Zu ihren ersten Patientinnen gehören Samantha Harris, verheiratet mit einem gewalttätigen Ehemann, von dem sie emotional abhängig ist.
Und Vera Osmond, die aufgrund eines schlimmen Kindheitserlebnisses unter Panikattacken leidet.
Lily hält Veras Behandlung schon für erfolgreich abgeschlossen, als diese sich wieder bei ihr meldet.
Doch Lily ist abgelenkt durch die erneut misshandelte Samantha. Wenig später wird Vera tot aufgefunden - angeblich Selbstmord.
Lily glaubt nicht daran und stellt Nachforschungen an.
Dabei stößt sie auf ein furchtbares Geheimnis und gerät selbst in Lebensgefahr…

In diesem unfassbar spannend geschriebenen Krimi verleihen die psychologische Aspekte innerhalb der Handlung der Geschichte eine ganz neue Dynamik.
Die Autorin ist ausgebildete Klinische Psychologin und Psychotherapeutin - und das merkt man: Die Frau weiß worüber sie schreibt!
Ein paar der Behandlungsmethoden innerhalb Veras Therapie z.B. fand ich ausgesprochen interessant und auch spannend - das Ergebnis dann jedoch erschütternd.
Denn durch die in der Therapie zurückerlangten Erinnerungen gerät Vera in den Strudel eines lange zurückliegenden Verbrechens, welches sich als immer tiefgehender und dramatischer entpuppt - und sie am Ende das Leben kostet. (Kein Spoiler - das Buch beginnt mit Veras Tod!).
Aber auch der Handlungsstrang rund um Samantha und ihren grauenvollen Ehemann hat mich sehr bewegt.
Wie ist es möglich, dass Frauen in solch ein Abhängigkeitsverhältnis rutschen und warum ist es ihnen fast unmöglich, sich daraus zu befreien?
Der Frust, der sich zeitweilig bei Lily zeigt, war fast mit Händen greifbar!
Auch ich hätte Samantha regelmäßig schütteln können!
Als Lily angegriffen und bedroht wird ist den Leser(inne)n nicht klar, wer es gewesen sein könnte: Samanthas Ehemann oder Veras Mörder(in)?!
Beides erschien mir zu dem Zeitpunkt möglich und realistisch.
Tessa Duncan schreibt unglaublich fesselnd, sodass man durchgehend mit Vera und Samantha bangt und gleichzeitig rätselt, was sich tatsächlich vor so vielen Jahren abgespielt hat, als Veras jüngere Schwester zu Tode kam.
Auch geben vereinzelte Hinweise und kleine Rückblenden dem Gedankenkarussell noch zusätzlich Schwung.
Die Lösung macht einen, auch in Anbetracht der Tatsache, dass die Geschichte auf einem wahren Verbrechen beruht, sprach- und fassungslos.
"Wer das Vergessen stört" ist der erste Band aus der Reihe "Die Canterbury-Fälle", nach dessen Lektüre ich erstmal einen beruhigenden Tee trinken werde.

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