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Veröffentlicht am 14.05.2020

Von schwarzen Flecken auf weißen Westen….

Zwischen Tafelspitz und Ministerrat
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Politkkrimi in 2 Teilen rund um die fiktive österreichische Juristin und Neu-Ministerin Sybille Hold-Meixner. Band I. Nach dem überraschenden Umfalltod ihres Chefs wird Sybille – geschiedene Singlemutter ...

Politkkrimi in 2 Teilen rund um die fiktive österreichische Juristin und Neu-Ministerin Sybille Hold-Meixner. Band I. Nach dem überraschenden Umfalltod ihres Chefs wird Sybille – geschiedene Singlemutter einer Tochter im Teenageralter – unerwartet zur Sozialministerin befördert. Sie tritt ihren Posten mit dem Vorsatz an, alles besser zu machen, mehr Ehrlichkeit in die Politik zu bringen. Leider ist das schwieriger als angenommen, denn Sybilles Ex-Partner und aktueller Kanzler Elmar verfolgt ambitionierte politische Ziele und hat dabei wenig Skrupel. Als Hinweise auftauchen, die nahelegen, dass besagter Umfall vielleicht doch Mord war, forscht Sybille nach. Parallel dazu gibt es noch ihr Privatleben, mit Tochter Kerstin, dominantem Vater mit politischer Karriere, Exmann und dem charmanten, wenngleich kritischen Journalisten Viktor….

Band II. Sybille macht weiter Karriere, sie ist Vizekanzlerin und Parteichefin und glücklich liiert mit Viktor. Der jedoch hat schwerwiegende gesundheitliche Probleme und da ist auch noch ein waschechter Skandal rund um den aufsteigenden Jungpolitiker Benjamin Finkenberg…

Inhaltlich drehen sich beide Romane sehr stark um politische Verstrickungen, Mauscheleien, Intrigen, Bestechungen etc. Um den Bodensatz des politischen Alltags quasi, denn obwohl Sybille diese Praktiken ablehnt, spielt sie das Spiel mit: hier ein aufgelöstes Konto in der Schweiz, da eine geschobene Bauausschreibung, Gefälligkeiten und Absprachen hinter den Kulissen. Vielleicht geht es wirklich in der heutigen Politik nicht ohne diese Art von „Kompromissen“, aber es widert einen trotzdem an. Auch, dass dies als Tatsache von allen akzeptiert wird, man muss sich eben arrangieren, die Konsequenzen, wenn doch mal etwas auffliegt sind überschaubar – aber was mich noch mehr abstößt: durchaus einkalkuliert. Jeder weiß es, keinen stört es und am Ende geht es nur darum, schneller zu sein als der politische Gegner. Sybille ist diesbezüglich keine Ausnahme und obwohl durchaus versucht wurde, ihr ein anderes Image zu geben, wäre sie kein Mensch, mit dem ich gerne ins Kaffeehaus gehen würde.

Es ist insgesamt ein unterhaltsamer, wenngleich wirklich politischer Text mit einer interessanten Perspektive. Für österreichische Leser oder Menschen, die das österreichische Politiksystem kennen, ist dieser Text wahrscheinlich eher geeignet, als Personen, die die Geschichte von „Rot“ vs. „Schwarz“ nicht kennen. Ich vergebe insgesamt 4 Sterne und bedanke mich für mein Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 14.05.2020

In einer WG mit einem geistig Behinderten

Simpel
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Ich war auf der Suche nach einem wirklich lustigen Buch und da wurde mir dieses empfohlen, mit dem Hinweis, „man habe beim Lesen Tränen gelacht“. Vorneweg: Ich habe dieses kleine Büchlein innerhalb eines ...

Ich war auf der Suche nach einem wirklich lustigen Buch und da wurde mir dieses empfohlen, mit dem Hinweis, „man habe beim Lesen Tränen gelacht“. Vorneweg: Ich habe dieses kleine Büchlein innerhalb eines Tages ausgelesen, aber kein einziges Mal lachen müssen. Humor ist eine seltsame Sache. Allerdings regt der Text zum Nachdenken an…

Die beiden ungleichen Bruder Colbert und Barnabe, genannt Simpel sind in Paris auf Wohnungssuche. Obwohl jünger kümmert sich der 17-jährige Colbert nun um seinen geistig behinderten Bruder, der bis dahin in einem Heim gelebt hat. Simpel ist Anfang 20, aber auf der kognitiven Ebene eines Dreijährigen. Nach mehreren Anläufen landen die beiden in einer chaotischen Studenten-WG und während Colbert auf der Suche nach ersten sexuellen Erfahrungen ist, mischen Simpel und sein Stofftier Monsieur Hasehase die WG so richtig auf….

Der Text ist interessant und gut geschrieben, aber die Botschaft dahinter ist mir nicht klar. Colbert und Simpel ziehen ein, mit dem Versprechen, dass Simpel während Colberts Schulunterricht ohne weiteres allein bleiben kann. Dies ist eine glatte Lüge, wie ein Kleinkind braucht er permanente Aufsicht. Aufgrund der Gutmütigkeit der Studenten klappt es dennoch im Großen und Ganzen ganz gut – man wartet jedoch immer auf die Katastrophe, denn es ist schnell offensichtlich, dass das Leben mit Simpel ohne Betreuung nicht klappen kann. Beide Brüder sind sympathisch, aber ich sage ehrlich, dass ich mit den beiden nicht zusammenwohnen wollen würde. Es ist purer Egoismus, sich darauf zu verlassen, dass sich die Mitbewohner schon kümmern werden und so können die Brüder zwar zusammenwohnen, aber letztendlich werden niemandes Bedürfnisse wirklich erfüllt. Wie ein kleines Kind kann Simpel die Auswirkungen seines Handelns nicht abschätzen, er zerstört Gegenstände, klaut was er haben will und sagt immer unverblümt, was er denkt. Das kann man lustig finden, ich persönlich fand es eher traurig. Man versteht, dass Simpel nicht im Heim leben will, aber zumindest in meinen Augen kann es keine (dauerhafte) Lösung sein, die Verantwortung für einen Erwachsenen, der auch mal aggressiv wird oder gegebene Versprechen innerhalb von 5 Minuten wieder vergisst, auf zufällig zusammengewürfelte Mitbewohner abzuwälzen. Im Buch gibt es nur Heim oder WG, schwarz oder weiß, aber in der Realität sollte es doch sowas wie Tagesbetreuungsstätten geben, die man wie eine Schule tagsüber besucht. Denn obwohl Simpel am Ende bei Colbert bleiben kann, hat die ganze Geschichte gezeigt, dass die Betreuung durch eine Person nicht möglich ist. Es bleibt daher ein schaler Nachgeschmack und man fragt sich, was die Autorin sagen will: Heim böse, soziale Kontakte gut? Stimmt wahrscheinlich, wenngleich wieder nicht in diesem Schwarz-Weiß-Denken. Aber was tun, wenn man keine große Familie oder einen unterstützenden Freundeskreis hat? Daher vergebe ich 4 Sterne, lustig finde ich das Buch aber nicht.

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Veröffentlicht am 12.05.2020

Zwei sympathische Spürnasen ermitteln wieder gemeinsam

Kloster, Mord und Dolce Vita - Folge 02
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Nach seinem ersten großen Ermittlungserfolg ist Matteos Selbstbewusstsein gestiegen. Auch privat gibt es Veränderungen, Matteo hat sich in die schöne Tochter des Bürgermeisters verliebt - auch er ist ihr ...

Nach seinem ersten großen Ermittlungserfolg ist Matteos Selbstbewusstsein gestiegen. Auch privat gibt es Veränderungen, Matteo hat sich in die schöne Tochter des Bürgermeisters verliebt - auch er ist ihr nicht gleichgültig. Außerdem hat er im Internet seine Traum-Vespa ersteigert, allerdings stellt sich die Suche nach den benötigten Ersatzteilen als schwierig heraus. Alles in allem läuft es also nicht schlecht, doch dann geschieht ein Verbrechen und Matteo hat plötzlich alle Hände voll zu tun.

Dabei beginnt alles ganz harmlos, Matteo sollte den sympathischen Landstreicher Gaetano eigentlich nur bitten, den Bauwagen, in dem dieser gelegentlich unterkommt zu räumen. Doch Matteo findet nur mehr die Leiche des Landstreichers, er wurde hinterrücks erschlagen, sein geliebter Bernhardiner ist verschwunden. Matteo sucht Rat bei Schwester Isabella und die ist auch sofort bereit ihm zu helfen. Sie liefert auch gleich ein paar gute Ideen, das harmonische Duo ermittelt also wieder – und muss wieder feststellen, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint….

Auch dieser Cosy-Krimi ist der Autorin gut gelungen, man hat das Gefühl auf alte Bekannte zu treffen. Der Band ist unabhängig von Folge 1, die Sprecherin ist wieder Chris Nonnast, deren Stimme einfach perfekt mit dem Text harmoniert. Wie Folge 1 kann die Handlung zwar nicht mit besonders viel Spannung aufwarten - bietet dafür aber umso mehr italienisches Urlaubsflair und Erholung vom Alltag. Dafür vergebe ich gerne nochmals 5 Amarettini und sage danke für mein Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 12.05.2020

Ein unerwarteter Todesfall

Kloster, Mord und Dolce Vita - Folge 01
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Ein ungleiches Duo ermittelt im beschaulichen kleinen Ort Santa Caterina in der Toskana. Die clevere und eher weltlich veranlagte Ordensschwester Isabella löst gemeinsam mit dem noch ein wenig unerfahrenen ...

Ein ungleiches Duo ermittelt im beschaulichen kleinen Ort Santa Caterina in der Toskana. Die clevere und eher weltlich veranlagte Ordensschwester Isabella löst gemeinsam mit dem noch ein wenig unerfahrenen Polizisten Matteo das Rätsel um den unerwarteten Tod ihrer Mitschwester Rafaela. Diese liegt zur Mittagszeit tot unterm Glockenturm, doch ein Unfall oder gar ein Selbstmord erscheinen wenig wahrscheinlich. Doch warum sollte jemand die harmlose, sympathische und fröhliche Raffaela umbringen, die gern auf dem Markt gearbeitet und die Klosterprodukte verkauft hat und außerdem eine Schwäche für kitschige, aber möglicherweise wertvolle Keramikfiguren hatte?

Isabella und Matteo gehen der Sache nach und entdecken nach und nach Ungereimtheiten, die die Geschehnisse in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Alles in allem eine runde Geschichte. Und obwohl der geschilderte Kriminalfall nicht besonders spannend ist, kommt man als Hörer doch auf seine Kosten. Chris Nonnast liest den Text im richtigen Rhythmus und erzeugt mit ihrer ausdrucksstarken, wandelbaren Stimme, sommerliche Bilder von der Toskana. Vielleicht nichts für Hörer, die auf blutige Geschichten stehen aber zum Abschalten und zur Unterhaltung perfekt geeignet. Daher vergebe ich 5 Tortellini und empfehle das Hörbuch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 07.05.2020

Ein vergessenes Talent im Schatten der gerühmten Schwester

Souvenirs. Ich habe immer getan was ich wollte
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Die Malerin Helene de Beauvoir (1910-2001) war die einzige Schwester von Simone de Beauvoir, in deren Schatten sie zeitlebens stand und bis heute steht. Diese Autobiographie, die im Wesentlichen auf 1987 ...

Die Malerin Helene de Beauvoir (1910-2001) war die einzige Schwester von Simone de Beauvoir, in deren Schatten sie zeitlebens stand und bis heute steht. Diese Autobiographie, die im Wesentlichen auf 1987 geführten Interviews beruht, holt die mittlerweile fast vergessene jüngere Schwester ins Rampenlicht. Ergänzt werden die chronologisch aufgebauten Kapitel von einigen wenigen ergänzenden Briefausschnitten oder Textpassagen und einer Reihe von Abbildungen ihrer Werke.

Insgesamt und objektiv von „außen“ betrachtet lebte die Malerin wohl ein sehr interessantes spannendes und erfolgreiches Leben, sie stand in Kontakt mit vielen führenden Kulturschaffenden ihrer Zeit und auch ihr vielseitiges Werk ist beeindruckend. Und dennoch, obwohl Helene de Beauvoir betont, bereits vor ihrer Schwester Feministin gewesen zu sein, ist es doch ein Leben, dass im Wesentlichen von den beruflichen Stationen ihres Mannes bestimmt wird. Helene und Lionel überleben den zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet in Portugal und treten erst nach Kriegsende in die französische Armee ein um ins zerstörte Wien reisen zu können, wo er eine Stelle bekommen hat. Danach machen die beiden Stationen in Belgrad, Marokko, Mailand, Paris etc.

Es ist ein interessantes Leben, wenngleich die Schilderung auch traurig macht, denn trotz aller Entbehrungen lebte die Künstlerin ein sehr freies Leben, eines, das in dieser Form so heute nicht mehr möglich ist. Sehr ungewohnt fand ich auch den Blick auf die junge/private Simone de Beauvoir. Wobei die „kleine Schwester“ hier wohl in keinster Weise so objektiv und unabhängig ist, wie sie mehrfach selbst betont, man spürt, wie sie die erfolgreichere Simone regelrecht vergöttert und ihr Talent in den Himmel hebt. Verständlich, aber auch irgendwie schade. Bezeichnend ist hier auch, dass der Text im Wesentlichen mit Simones Tod (1986) endet, wenngleich Helene de Beauvoir danach noch über 10 Jahre lebte.

Der Text an sich ist mehr oder weniger eine zwar interessante Aufzählung von Lebensstationen, Originalität oder Humor klingen nicht durch. Die Bilder jedoch haben mich überzeugt, die finde ich größtenteils wunderschön. Sympathisch ist mir die Malerin durch diesen Gesamteindruck nicht geworden, jedoch macht es Lust, sich genauer mit Simone de Beauvoir und ihrem Werk zu beschäftigten.

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