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Veröffentlicht am 16.07.2022

1816, das Jahr ohne Sommer

Der dunkle Himmel
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Der Roman beginnt 1816, im Jahr nach dem gewaltigen Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora, der in großen Teilen der Welt für gravierende Klimaveränderungen sorgte. Auch in dem kleinen schwäbischen ...

Der Roman beginnt 1816, im Jahr nach dem gewaltigen Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora, der in großen Teilen der Welt für gravierende Klimaveränderungen sorgte. Auch in dem kleinen schwäbischen Leinweberdorf Hohenstetten bekommen die Menschen diese Veränderungen zu spüren und erleben das Jahr ohne Sommer, in dem die Ernte von Starkregen und Frost schwer beeinträchtigt wird. Dass das Wetter mit dem besagten Vulkanausbruch zusammenhängt, wissen die Menschen zu dieser Zeit nicht und machen sich ihre eigenen Gedanken. Viele halten das Unheil, das über die Menschheit hereinbricht, für eine Strafe Gottes. Die Klimakatastrophe hat verheerende Folgen, denn die Menschen verlieren reihenweise ihre Arbeit, müssen hungern und leben zum Teil in elenden Zuständen.

Die Protagonisten, die in diesen schweren Zeiten bestehen müssen, sind in erster Linie die Wirtstochter Paulina und der junge Schulmeister Friedhelm. Im Rahmen der Ereignisse entscheidet sich auch das Schicksal dieser jungen Menschen. Sie sind sich sehr zugetan, aber ihre Liebe scheint aussichtslos, denn Paulinas Vater hat andere Pläne mit seiner Tochter.
Ein weiterer starker Charakter im Roman ist Pfarrer Unterseher, der seine Gemeinde mit Weitsicht und Empathie betreut. Auch er hat private Probleme, denn in seiner Familie läuft nicht alles wie gewünscht, aber Unterseher versucht, aus allem das Beste zu machen.

Alles in allem ist dies ein sehr fesselnder Roman, der die Probleme der Menschen in dieser schwierigen Zeit sehr eindrucksvoll darstellt. Mit Paulina und Friedhelm und seiner Mutter, mit Pfarrer Unterseher und seiner Familie hat die Geschichte sehr liebenswerte Charaktere, die alles tun, um ihren Mitmenschen beizustehen. Aber es gibt auch die andere Seite, nämlich Leute, die sich am Elend anderer bereichern und dafür ganz unverfroren mit faulen Tricks arbeiten. Nur zum Teil konnte ich die Aktionen und auch die Wandlung von Paulinas Vater nachvollziehen. Anfangs hatte man den Eindruck, dass er seine Tochter liebt und das Beste für sie will. Aber irgendwann fand ich diesen Charakter sehr überzeichnet und konnte seine Beweggründe nicht mehr verstehen. Aber auch wenn nicht alles an der fiktiven Handlung so ganz realistisch auf mich wirkte, habe ich die Handlung bis zuletzt mit Spannung verfolgt. Hohenstetten, wo sich ein großer Teil der Geschichte abspielt, ist ein fiktiver Ort, der aber das damalige Leben auf der Rauhen Alb sehr lebendig und authentisch repräsentiert. Viele Details im Roman zeugen von einer ausführlichen Recherche, und die damaligen Zustände während dieser Hungersnot sind absolut glaubwürdig und nahe an den historischen Tatsachen dargestellt.

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Veröffentlicht am 13.07.2022

Ein beeindruckendes und meines Erachtens sehr wichtiges Buch

Fritz, der Gorilla
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Schon das Foto von Fritz auf dem Buchumschlag ist sehr ausdrucksstark und hat mich fasziniert. Bisher wusste ich so gut wie nichts über Gorillas, aber der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht, und ...

Schon das Foto von Fritz auf dem Buchumschlag ist sehr ausdrucksstark und hat mich fasziniert. Bisher wusste ich so gut wie nichts über Gorillas, aber der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht, und ich wollte unbedingt mehr erfahren. Im Nachhinein vermute ich, dass ich Fritz eventuell schon persönlich begegnet sein könnte, denn laut Zeitleiste hinten im Buch ist der Gorilla 1970 nach Nürnberg gekommen, und damals, in meiner Kindheit, war ich einige Male im Nürnberger Zoo zu Besuch. Inzwischen verzichte ich auf Zoobesuche, aus Gründen, die ich hier im Buch noch bestätigt bekam. Wenn man sich den Lebenslauf von Fritz ansieht, soweit man die Daten überhaupt noch feststellen konnte, dann zeigt mir dies alles andere als ein glückliches Leben.
Die Autorin hat sehr intensiv recherchiert und sich mit vielen Menschen unterhalten, die Fritz während seines Lebens eine Zeitlang begleitet haben.
Was sie nicht nur über Fritz sonder auch über seine vielen Nachkommen herausgefunden hat, ist berührend und zum Teil schockierend, denn damals, als Fritz nach Deutschland kam, wussten auch die „Fachleute“ in den Zoos nicht wirklich viel über diese gigantischen Tiere. Viel wurde damals falsch gemacht. Die heutigen Zoos, die nach neuesten Erkenntnissen gestaltet sind, geben da ein besseres Bild ab, und doch frage ich mich, mit welchem Recht wir diese großartigen Lebewesen ihrer Freiheit berauben und derart bis ins kleinste Detail über ihr Leben bestimmen.

Das Buch besteht aus drei großen Teilen:

1. Fritz, das Waisenkind
Hier erfährt man alles, was man über das Leben der Gorillas im Dschungel Kameruns weiß. Die Autorin schildert sehr eindringlich die Art, wie kleine Gorillas damals von ihren Eltern getrennt und nach Europa geschickt wurden. Sie erläutert die vielen Fehler, die bei der Aufzucht der jungen Tiere gemacht wurden, was schon mit der falschen Ernährung begann, denn den Vegetariern wurde Fleisch vorgesetzt. Das Kapitel endet mit dem sogenannten „Erhaltungsaufzuchtprogramm“, was bedeutet, dass heutige Zoos ihren „Bedarf“ an Tieren durch eigene Aufzucht decken, ja decken müssen, weil der Wildfang mittlerweile verboten ist.

2. Fritz, das Gründertier
In diesem großen Abschnitt lernt man Fritz‘ Nachfahren kennen. Einige von ihnen werden sehr ausführlich dargestellt, und man erfährt, dass auch hier bei der Haltung der Tiere so einiges schief gelaufen ist.

3. Fritz, der Zeitzeuge
Hier begleitet man Fritz auf seinen Reisen. Man erfährt, was Stammgäste im Zoo für Gorillas bedeuten und wie andererseits Gorillas das Leben der Menschen beeinflussen können. Die Autorin berichtet über die Art, wie Fritz sich gegen jüngere Konkurrenten durchsetzte, was sich in den Zoos verändert hat und über Zipperlein und Krankheiten, die Gorillas im Alter ebenso heimsuchen wie uns Menschen.

Dieses Buch hat mich sehr nachdenklich gestimmt und einerseits meine Meinung bestätigt, dass man Tiere nicht derartig einsperren und zur Schau stellen sollte. Andererseits haben Zoos auch eine wichtige, sehr verantwortungsvolle Aufgabe, denn viele Tierarten sind in freier Natur vom Aussterben bedroht. Hier können Zoos dafür sorgen, dass diese Arten erhalten werden.
Was ist richtig, was ist falsch? Diese Frage kann wohl nicht eindeutig beantwortet werden, denn es ist eine Gratwanderung, zu entscheiden, was jeweils richtig ist. Das betrifft bei weitem nicht nur Gorillas oder andere Menschenaffen, sondern sehr viele Spezies aus dem Tierreich. Verantwortliche müssen das Für und Wider berücksichtigen und in Einzelfällen entscheiden, was wichtiger ist, die Bewahrung von Würde und Freiheit einer Tierart oder ihr Schutz vor Ausrottung.
Zahlreiche Bilder im Buch unterstreichen das Geschriebene auf eindrucksvolle Weise. Die umfangreiche Liste der Quellenangaben im Anhang zeigt, wie intensiv sich die Autorin mit dem Thema befasst hat. Das daraus resultierende Buch, die Biografie eines faszinierenden Menschenaffen, ist sehr eindrucksvoll, und ich kann es allen Menschen, denen Tiere am Herzen liegen, sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 05.07.2022

Gelesen und für zauberhaft befunden

Cornwall-Träume im kleinen Katzencafé
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Holly arbeitet hart an ihrer Karriere als Architektin in New York. Als sie sich aus gutem Grund mit ihrem Chef anlegt und dann auch noch die Nachricht von Tod ihrer geliebten Großtante Linda erhält, reist ...

Holly arbeitet hart an ihrer Karriere als Architektin in New York. Als sie sich aus gutem Grund mit ihrem Chef anlegt und dann auch noch die Nachricht von Tod ihrer geliebten Großtante Linda erhält, reist sie nach Cornwall zur Beerdigung und erfährt, dass ihre Großtante ihr ein Cottage vererbt hat. An diese Erbschaft ist jedoch eine Bedingung geknüpft, denn Holly soll Lindas Traum vollenden und das bereits begonnene Katzencafé aufbauen. Dabei soll sie Unterstützung von Nicholas erhalten, den sie bereits von früher kennt, als sie ihre Großtante öfter in den Ferien besucht hat. Aber Nicholas hat sich verändert. War er früher ein sympathischer junger Mann, in den Holly sich sogar verliebt hatte, so ist er nun brummig und voller Widerspruchsgeist. Holly fragt sich, wie das werden soll, denn Nicholas hält anscheinend nichts davon, wenn sie eigene Ideen in den Bau des Katzencafés einbringen möchte. Auch als Holly kurz entschlossen drei junge Surfer als Hilfe für den Umbau anheuert, ist Nicholas alles andere als begeistert. Vor allem Cooper gegenüber, der sich ausnehmend gut mit Holly versteht, verhält sich Nicholas sehr abweisend. Holly fragt sich ernsthaft, was mit Nicholas los ist und wie sie das Projekt mit ihm gemeinsam unter den gegebenen Voraussetzungen zu Ende bringen soll.

Zuerst einmal muss ich gestehen, dass ich bisher nicht wusste, dass Katzencafés dieser Art wirklich existieren. Als ich hier von Lindas Traum erfuhr, wurde ich neugierig und habe ein wenig gegoogelt, und siehe da, es gibt zahlreiche Cafés dieser Art, und ich finde diee Idee richtig toll. Wie es auch im Roman beschrieben ist, kommt dieses Prinzip beiden Seiten zugute. Menschen, die auf der Suche nach einem vierbeinigen Gefährten sind, können ganz entspannt bei Kaffee und Kuchen Bekanntschaften mit den dort lebenden Katzen schließen. Auch für die Katzen ist es sicher schöner, in solch angenehmer Atmosphäre zu leben statt in einem Tierheim.
Auch Holly erkennt sehr schnell, welche Vorteile sich hier bieten, und sie setzt ihre ganze Energie für dieses schöne Projekt ein. Holly war mir auf Anhieb sympathisch. Sie ist so natürlich dargestellt, dass man sie gerne als Freundin haben würde. Sie hat keine Model-Maße, trägt aber ihre weiblichen Rundungen mit Selbstbewusstsein und steht auch dazu, dass sie sehr gerne lecker isst. Bei Nicholas hat es etwas länger gedauert, bis ich hinter seine Fassade blicken konnte, aber auch er entpuppt sich als liebenswerter als gedacht.

Aber auch wenn oft Gewitterstimmung zwischen den beiden Protagonisten herrscht, so gibt es doch einige Menschen in dem beschaulichen Örtchen, die Holly stets mit Rat und Tat unterstützen, und das braucht sie unbedingt, denn sie kennt sich weder mit Katzen aus noch ist sie eine Koryphäe in der Küche. Da ist beispielsweise Eleanor, eine alte Freundin von Linda, die gut darüber informiert ist, was Linda wollte, die Katzen liebt und auch ein sicheres Gefühl im Umgang ihnen hat. Cooper, Isla und Scott, die drei Surfer, die Holly am Strand kennenlernt, erweisen sich als große Hilfe, denn sie sind talentiert und arbeiten sehr geschickt. Dann ist da auch noch Declan, ein Banker, der tolle Torten backen kann.
Als Holly die allein erziehende Mutter Shannon mit ihrer Tochter Emily kennenlernt und erfährt, dass die Kleine Probleme in der Schule hat, nimmt sie sich fest vor, den beiden zu helfen. Wie sie das tut und wie es Emily dabei geht, ist ein weiteres, sehr berührendes Thema des Romans.
Wie die Geschichte ausgeht und für welchen Weg sich Holly letztendlich entscheidet, ist hier spannend zu lesen. Porthlynn ist ein fiktiver Ort, der aber so lebendig beschrieben ist, dass man den ganzen Charme Cornwalls nachempfinden kann. So gesehen ist dies nicht nur ein wunderbarer Roman mit viel Herz, sondern er macht auch Lust auf eine Reise in dieses wunderschöne Land. Ich haben das Lesen dieser Geschichte sehr genossen. Eigentlich muss man sich nur das bezaubernde Cover ansehen, das drückt schon so viel aus und spiegelt die Stimmung perfekt wider.
Es ist gut zu wissen, dass dies der erste Band einer neuen Cornwall-Trilogie ist, denn so kann ich mich schon auf weitere stimmungsvolle Geschichten aus Porthlynn freuen und denke, dass es dann sicher auch so manches Wiedersehen mit „alten Bekannten“ geben wird.


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Veröffentlicht am 29.06.2022

Wer von euch ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein

Morgen werden wir glücklich sein
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Marie, Amiel und Geneviève kennen sich schon seit Kindertagen und sind eng befreundet. Sie nennen sich „Die drei Unbesiegbaren“. In Paris erleben sie 1940 erst die Bombardierung und später den Einmarsch ...

Marie, Amiel und Geneviève kennen sich schon seit Kindertagen und sind eng befreundet. Sie nennen sich „Die drei Unbesiegbaren“. In Paris erleben sie 1940 erst die Bombardierung und später den Einmarsch der Deutschen mit. Mit dem was sie erfahren und durchleiden, gehen die drei jungen Frauen ganz unterschiedlich um. Marie, die Lehrerin, schließt sich der Résistance an und versucht, möglichst viele jüdische Kinder in Sicherheit zu bringen. Dabei gerät sie selbst mehrfach in Gefahr. Amiel ist selbst Jüdin und Ärztin. Auch sie unterstützt die Résistance und kümmert sich um die Verletzten, die es immer wieder bei den geheimen Aktionen dieser Untergrundbewegung gibt. Geneviève ist leidenschaftliche Musikerin und wünscht sich nichts sehnlicher als Normalität, damit sie wieder auf der Bühne stehen kann. Für ihren Traum lässt sie sich sogar mit einem Deutschen ein. Dabei hat sie nicht bedacht, dass sie sich in Peter verlieben könnte. Während Marie und Amiel ihre Ziele geradlinig verfolgen, steht Geneviève zwischen den Fronten, denn einerseits hilft sie ihren Freundinnen, so gut sie kann, aber da ist eben auch die Liebe zu einem Deutschen, die sie nicht aufgeben möchte. Amiel ist, trotz ihrer extrem schwierigen Lage, stets verständnisvoll, während Marie das Verhalten Genevièves nicht akzeptieren möchte, sondern als Verrat ansieht. Dabei merkt sie nicht, welche Opfer die Freundin wirklich bringt.
Es ist ein eindringlicher Roman, der viel Stoff zum Nachdenken mitbringt. Hier zu erfahren, wie sich der zweite Weltkrieg aus französischer Sicht darstellt, war für mich neu und sehr interessant. Über die Arbeit der Résistance wusste ich bisher kaum etwas. Auch war mir neu, wie damals, am Ende des Krieges, mit Frauen wie Geneviève umgegangen wurde.
So unterschiedlich die drei Freundinnen sind und so verschieden ihre Beweggründe, letztendlich konnte ich sie alle drei verstehen. Jede tut aus ihrer Sicht das Beste, und an dieser Geschichte zeigt sich wieder einmal, dass es nie die eine, endgültige Wahrheit gibt, sondern dass jeder Lebensweg viele Abzweigungen hat, die letztendlich alle zu einem Ziel führen, mag es nun das richtige sein oder nicht. Dieser Roman hat nicht nur mein Wissen bereichert, sondern er hat mich auch emotional stark berührt, und bei so mancher Szene hatte ich Tränen in den Augen, was mir eigentlich eher selten passiert.
Es gibt auch einen zweiten Handlungsstrang, der in der Gegenwart spielt. Hier treffen sich die Enkelinnen von Marie und Geneviève. Auch in dieser jungen Generation sind die Fronten, die damals bei ihren Großmüttern durch einige tiefgreifende Missverständnisse entstanden, noch verhärtet, und ich habe mit Spannung verfolgt, ob es den beiden jungen Frauen gelingt, nach all diesen Jahren eine Brücke zu schlagen und Frieden zu schließen.
Dies ist ein Roman, der sicher noch lange nachhallt und mir stark im Gedächtnis bleiben wird. Für mich war er das absolute Monatshighlight im Juni.

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Veröffentlicht am 29.06.2022

Heute, morgen und für alle Zeit

Das Versprechen
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Nach „Der Liebesbrief“ ist dies bereits der zweite Roman, den ich von der Autorin gelesen bzw. gehört habe. Auch hier spielt sich die Handlung wieder auf zwei Zeitebenen ab. In der Gegenwart begleiten ...

Nach „Der Liebesbrief“ ist dies bereits der zweite Roman, den ich von der Autorin gelesen bzw. gehört habe. Auch hier spielt sich die Handlung wieder auf zwei Zeitebenen ab. In der Gegenwart begleiten wir die Schriftstellerin Nell auf der Suche nach ihren Wurzeln. Im Nachlass ihres Vaters findet die junge Frau ein altes Foto, das einen US-Soldaten zeigt, der ihrem Vater sehr ähnlich sieht. Ihr Vater war als Kind adoptiert worden, und über seine Herkunft war nichts bekannt. Umso mehr wundert sich Nell, was es mit dem Foto auf sich hat, und sie beginnt, Erkundigungen einzuholen. Ihre Nachforschungen führen sie nach Cornwall zu einem kleinen Küstenort, in dem es ein altes Herrenhaus und einen verwilderten Garten gibt. Dort begegnet sie der neunzigjährigen Estella. Die alte Dame ist im Herrenhaus aufgewachsen. Mittlerweile versinkt sie in Gedanken immer häufiger in der Vergangenheit. Als sie Nell trifft, spürt sie eine starke Verbundenheit, nicht zuletzt, weil auch sie selbst Schriftstellerin war. Sie lässt die junge Frau an ihren Erinnerungen teilhaben, an ihre ungleiche und doch so starke Freundschaft mit Ivy und an eine verbotene Liebe. Sie denkt zurück an den Sommer 1944, als amerikanische Soldaten in der Region um Pencallyn stationiert waren, an die Ereignisse im Krieg und die furchtbaren Erlebnisse, die sie hatte. Diese Zeit war für Estella geprägt von Verlusten, Enttäuschungen, Schmerz, von Versprechen und Geheimnissen, die bis heute nicht gelüftet werden konnten. Zusammen mit Nell und dem sympathischen Josh, der sich um den alten Garten des Herrenhauses kümmert und dem auch Nell ihr Herz öffnet, beginnt die alte Dame, die Vergangenheit aufzuarbeiten und macht erstaunliche Entdeckungen.
Auch dieser Roman der Autorin konnte mich ungemein fesseln. Atmosphäre und Stimmungen sind sehr intensiv wiedergegeben, und die Geschichte wird von Marylou Poolman ausdrucksstark gelesen. Die Sprecherin verleiht den Protagonisten eine authentische Stimme. In dem, was Estella aus ihren Erinnerungen erzählt, erkennt man sehr deutlich, wie stark ausgeprägt der Rassismus damals war. Aber die Autorin lässt erkennen, dass dieses Problem der Menschheit auch heute noch nicht vom Tisch ist. Es ist ein sehr berührender Roman, denn Estellas Geschichte geht unter die Haut. Über all den Ereignissen, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart, liegt ein Hauch von Mystic und macht den Zauber Cornwalls offenbar.

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