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Veröffentlicht am 14.12.2021

Zufriedenstellender Abschluss der Fotografinnen-Reihe

Die Fotografin - Das Ende der Stille
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Die fünf Bände der Fotografinnensaga um Mimi Reventlow sind alle zwischen März 2020 und Mai 2021 erschienen. Das fand ich gut, denn so waren die Wartezeiten zwischen den einzelnen Bänden nicht zu lang. ...

Die fünf Bände der Fotografinnensaga um Mimi Reventlow sind alle zwischen März 2020 und Mai 2021 erschienen. Das fand ich gut, denn so waren die Wartezeiten zwischen den einzelnen Bänden nicht zu lang. Zwar kann man jedes der Bücher für sich lesen, aber wer mit Band 1 begonnen hat, wird auf jeden Fall wissen wollen, wie es weitergeht, und so denke ich, dass diejenigen, die sich einen einzelnen Band herauspicken und nur den lesen, vermutlich in der Minderzahl sind.

Band 5 beginnt im April 1919. Der erste Weltkrieg ist zu Ende, und die Menschen finden nach und nach in ihren Alltag zurück. Aber der Krieg hat tiefe Wunden hinterlassen, sowohl körperliche als auch seelische.

Mimi und ihr Geschäftspartner Anton haben endlich zueinander gefunden und sich ihre Liebe gestanden, und schon ist Mimi wieder im Aufbruch begriffen. Sie hat einen Auftrag aus Hollywood erhalten und soll dort die berühmte Stummfilmdiva Chrystal Kahla fotografieren. Dass sich hinter diesem Künstlernamen keine andere als Christel Merkle aus Laichingen verbirgt, erfährt sie erst später. Ohne Rücksicht auf ihr privates Glück nimmt sie diese Herausforderung an. Anton bleibt traurig und enttäuscht zurück. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Kriegsverletzten mit künstlichen Prothesen zu helfen. Hier entsteht ein Interessenkonflikt zwischen den Liebenden, denn Anton ist mit seinem ganzen Tun und Denken auf den Prothesenbau und immer weitere Verbesserungen dieser Hilfen ausgerichtet, und hat kaum noch Augen und Ohren und schon gar kein Verständnis für die lebenshungrige, abenteuerlustige Mimi. Als diese nach Amerika aufbricht, fragt man sich unwillkürlich, ob diese neu aufkeimende Liebe die lange Trennung überhaupt überstehen kann.

Der größte Teil dieses fünften Buches dreht sich um Mimis Aufenthalt in Amerika und die Erlebnisse und Begegnungen, die sie dort hat. Das Treffen der Fotografin mit Chrystal Kahla ist einerseits interessant, weil man viel über die Zeit des Stummfilms und die Produktionsumstände erfährt. Aber ich muss gestehen, dass ich gefühlsmäßig nicht so richtig in Chrystals Welt angekommen bin. Ein Großteil der Charaktere war mir einfach zu oberflächlich, nicht dadurch wie sie beschrieben waren, sondern von ihrem Wesen her. Chrystal erzählt Mimi von ihren Erlebnissen nach ihrer Ankunft in Amerika, und auch von einer freundschaftlichen Verbindung zu zwei Frauen, aber wie nahe Chrystal deren Schicksal geht, ist schwer zu sagen, denn letztendlich siegt bei der Diva immer wieder ihr Egoismus und ihre Eigenliebe.

Ein weiterer großer Abschnitt führt uns zu Alexander, der zwar immer noch malt, aber seine Berühmtheit gut zu verbergen weiß. Er will seine Vergangenheit als „Paon“ hinter sich lassen und geht seinen ganz eigenen Weg. Ihn habe ich gerne begleitet und mich gefreut, wie er nach und nach sein persönliches Glück findet und auch festzuhalten vermag. Auch Antons Weg kann man zwischendurch beobachten, aber ich hatte das Gefühl, er ist während des ganzen fünften Teils ein wenig aus dem Fokus geraten.

Zwar muss ich sagen, dass mir die vorherigen vier Bände besser gefallen haben, aber der fünfte Band gehört unweigerlich dazu, und ohne ihn wäre die Reihe eben nicht zu Ende erzählt. Es sind auch eher Nuancen, die für mein Urteil entscheidend waren. Ich muss gestehen, dass ich stellenweise mit Mimi ein wenig „gefremdelt“ habe und ihre Handlungen, Gedanken und Reaktionen nicht immer nachvollziehen konnte. Vieles, was sie tut, hat unweigerlich Auswirkungen, die man eigentlich vorhersehen kann, über die sie dann aber wiederum erstaunt und traurig ist.

Das Ende der Geschichte ist rund geraten, wenn es mir auch teilweise etwas zu flott ging, wie sich alles zusammengefügt hat. Aber insgesamt kann ich sagen, dass es für mich ein stimmiger Abschluss der Geschichte ist.

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Veröffentlicht am 29.11.2021

Ein bezauberndes, romantisches Wiedersehen mit den Sternbachs

Plätzchen gesucht, Liebe gefunden
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Schon seit vielen Jahren kenne und liebe ich die Weihnachtsromane von Petra Schier, bei denen es immer auch einen vierbeinigen, bellenden Protagonisten gibt. Schaut man auf die Website der Autorin, so ...

Schon seit vielen Jahren kenne und liebe ich die Weihnachtsromane von Petra Schier, bei denen es immer auch einen vierbeinigen, bellenden Protagonisten gibt. Schaut man auf die Website der Autorin, so entdeckt man, dass es diese romantischen Romane aus der Santa-Claus-Reihe schon seit 2007 gibt.
Alle Bände haben gemeinsam, dass sie auch als literarischer Adventskalender funktionieren, denn sie haben 25 Kapitel, so dass man während der 24 Adventstage jeweils ein Kapitel lesen und das Finale quasi am 1. Weihnachtsfeiertag genießen kann. So ist es auch heuer wieder in dem schönen Roman „Plätzchen gesucht, Liebe gefunden“. Ich muss allerdings gestehen, dass ich es bisher noch nie geschafft habe, mich von Kapitel zu Kapitel zu gedulden, denn habe ich erst einmal ‚reingelesen, kann ich nicht wieder aufhören.
Im aktuellen Band geht es vorrangig um Ricarda Sternbach, die als Zwölfjährige, zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Patrick, vom Ehepaar Sternbach adoptiert wurde. Das ist fast zwanzig Jahre her. Nun erfährt Ricarda, dass der beste Freund der Zwillinge, Frank Hellberger, nach einem langen Auslandsaufenthalt wieder im Lande ist. Als sich die beiden begegnen, ist einerseits die Freude groß, nur sind sie nicht sicher, ob sie wieder zu dem vertrauten Umgang der Jugendzeit zurückfinden können, denn was beide voneinander nicht wissen, ist, dass ihre gegenseitigen Gefühle über Freundschaft weit hinaus gehen. Frank wird nun in seiner Heimatstadt bleiben und künftig die Kanzlei seiner Eltern übernehmen. Außerdem kümmert er sich um das kleine Pudelmädchen Naila, das seinem Großvater gehört hat, und wie sich die Dinge entwickeln, braucht er dabei öfter Ricardas Hilfe.
Auch diesmal sind wieder Santa Claus und seine Frau mit ihren Rentieren und Weihnachtselfen dabei. Die Kapitel, die uns zu Santa in seine Weihnachtswerkstatt entführen, geben der Geschichte etwas Märchenhaftes, Verzaubertes. Mit dem Fall von Ricarda und Frank hat dieses eingespielte Team diesmal die schwierige Aufgabe, einen Weihnachtswunsch zu erfüllen. Santa muss außerdem versuchen, ein früheres Versehen auszubügeln. In Naila finden er und seine fleißigen Weihnachtselfen eine gute Verbündete.
Es gibt so vieles, was ich an der Santa-Claus-Reihe liebe und was mich auch diesmal wieder erfreut hat. Neben den Abschnitten aus der Weihnachtswerkstatt lernt man nämlich auch wieder Nailas Sicht der Dinge kennen, und ihre Gedanken sind kursiv gedruckt in die Szenen eingebunden.
Beim Namen der süßen Pudeldame habe ich erst etwas gestutzt und musste schmunzeln, denn mir war bisher nur eine kleine Stadt in unserem Landkreis bekannt, die so heißt. Dass es sich hierbei auch um einen weiblichen Vornamen handelt, war mir gar nicht bewusst. Er wurde aber vermutlich mit Absicht gewählt, denn „Naila“ kommt aus dem Arabischen und heißt so viel wie „Die besonders Schöne“ oder „Die mit den großen Augen“, und ich denke, beides trifft auf die süße Hundedame zu.
Neben den drei Hauptfiguren trifft man auch in diesem Jahr die ganze Familie Sternbach wieder, und man nimmt in Gedanken am alljährlichen Backsamstag teil, der immer am Tag vor dem 1. Advent stattfindet. Dieses Vertraute, immer Wiederkehrende fühlt sich an wie „Nach Hause kommen“. In gewisser Weise hängen die Charaktere aller vorherigen Bände zusammen, und einige werden auch diesmal wieder erwähnt, was fast so wirkt, als würde man etwas über jemanden aus dem eigenen Freundeskreis erfahren.
Auch eine Fahrt auf dem nostalgischen Karussell am Weihnachtsmarkt der kleinen Stadt ist schon Tradition.
Ohne diese Weihnachtsromane von Petra Schier kann ich mir die Adventszeit gar nicht mehr vorstellen. Sie vermitteln eine romantische, vertraute Stimmung mit Kuschelfaktor, und es gibt doch nichts Schöneres, als gemütlich im Lieblingssessel zu sitzen und diese bezaubernde Wohfühlgeschichte zu lesen, ausgestattet mit einem aromatischen Tee oder Punsch, und Plätzchen dürfen bei diesem Buch auf keinen Fall fehlen! Damit man sich auch mit der richtigen Verpflegung zur Lektüre versorgen kann, findet man im Anhang einige sehr interessante Rezeptideen für Cookies, Punsch und Pizzabrötchen. Das klingt alles sehr lecker, und ich werde sicher das eine oder andere Rezept ausprobieren. Das Cover passt meiner Meinung nach perfekt zu diesem rundum gelungenen Weihnachtsroman.

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Veröffentlicht am 26.11.2021

Zweiter Teil der Liliensee-Reihe, schön und kurzweilig zu lesen

Frühlingsfunkeln am Liliensee
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Nach „Winterleuchten am Liliensee“ ist dies nun der zweite Roman um die Familie Vogel. Diesmal dreht sich die Geschichte um Sohn Georg, der am Liliensee einen Campingplatz betreibt und Erlebnisausflüge ...

Nach „Winterleuchten am Liliensee“ ist dies nun der zweite Roman um die Familie Vogel. Diesmal dreht sich die Geschichte um Sohn Georg, der am Liliensee einen Campingplatz betreibt und Erlebnisausflüge für Touristen organisiert. Das erste Zusammentreffen mit der quirligen Marlies wirft ihn im wahrsten Sinn des Wortes um, denn es gibt einen kleinen Zusammenstoß mit einem Fahrrad. Als Marlies dann an einem von Georg geführten Ausflug teilnimmt, werden Georgs Nerven gehörig strapaziert, denn Marlies bringt sich waghalsig ständig in gefährliche Situationen. Obwohl sie mehrfach aneinander geraten und Georg versucht, Abstand zu gewinnen, meldet sich Marlies unermüdlich für weitere Ausflüge an, und wider besseres Wissen nimmt Georg sie erneut mit, diesmal auf eine mehrtägige Tour. Unterwegs lernen sich die beiden näher kennen, und Georg bringt erstaunlich viel Verständnis für Wirbelwind Marlies auf, und es ist interessant, zu erfahren, ob oder wie die Protagonisten sich näher kommen.

Das Setting dieses Romans ist wie immer wunderbar, und ich habe die Landschaftsbeschreibungen sehr genossen.

Die Familie Vogel konnte ich ja bereits im ersten Band kennenlernen, nur stehen nun Sohn Georg und Marlies im Vordergrund. Charlotte Vogel, Georgs Mutter, ist diesmal nicht so dominant wie im ersten Band, sondern hält sich eher ein wenig im Hintergrund, obwohl sie und ihr Schwiegervater Johann es auch diesmal nicht lassen können, diverse Kuppelversuche zu unternehmen, denn Charlottes großer Wunsch ist, nun auch den nächsten ihrer Söhne unter die Haube zu bringen. Und Johann tut sich wieder mit diversen kryptischen Bemerkungen hervor. Ob sie damit jedoch bei Georg und Marlies Glück haben, ist zweifelhaft, denn die beiden sind unabhängig, und vor allem Marlies hat nichts mit einer festen Bindung am Hut.

Georg ist ein besonnener und sehr vernünftiger Mensch, und mit Marlies hat er alle Hände voll zu tun, denn die junge Frau geht ständig an ihre Grenzen. Hier musste ich Georgs Geduld bewundern, denn Marlies übertreibt es manchmal gewaltig, und ihre Aktionen sind auch schon mal lebensgefährlich. Zwar erfährt man im Lauf der Zeit, wo genau ihr Problem liegt, aber ich muss gestehen, dass ich öfter beim Lesen den Kopf über sie geschüttelt habe und ihre Handlungsweise doch etwas übertrieben fand. Aber es gibt auch einige Situationen im Buch, wo man ihre Herzlichkeit spürt, beispielsweise als sie sich für ein kleines Mädchen einsetzt, der ein Missgeschick passiert ist.

Wie in allen Büchern der Autorin, ist auch diesmal wieder der christliche Glaube stets präsent, ohne sich jedoch in den Vordergrund zu drängen. Er erwächst aus dem Erleben der wundervollen Natur um den Liliensee.

Auch wenn man von Anfang an schon weiß, wohin sich die Handlung bewegt, so ist es doch spannend, die Entwicklung mitzuerleben und die Protagonisten dabei zu begleiten.

Zwar baut die Geschichte in diesem Buch chronologisch auf Band 1 auf, kann jedoch problemlos auch für sich gelesen werden.

Sehr gelungen finde ich auch hier wieder das Cover mit dem bezaubernd schönen Landschaftsbild, das ich ständig wieder betrachten möchte.

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Veröffentlicht am 19.11.2021

Vielversprechender Auftakt einer spannenden historischen Krimireihe

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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In seinem neuen historischen Krimi entführt uns Oliver Pötzsch nach Wien zum Ende des 19. Jahrhunderts. Vor allem der Zentralfriedhof ist ein wichtiger Schauplatz, den wir immer wieder aufsuchen. Wenn ...

In seinem neuen historischen Krimi entführt uns Oliver Pötzsch nach Wien zum Ende des 19. Jahrhunderts. Vor allem der Zentralfriedhof ist ein wichtiger Schauplatz, den wir immer wieder aufsuchen. Wenn ich die Zeichen richtig deute, ist dies der Auftakt zu einer neuen Reihe mit dem jungen Inspektor Leopold von Herzfeldt. Dass Herzfeldt quasi mit der Tür ins Haus fällt, indem er sich bereits vor seinem offiziellen Dienstantritt in Wien in einen aktuellen Mordfall einmischt, macht ihm nicht gerade Freunde im neuen Team. So gestaltet sich sein Einstand etwas schwierig. Um Anerkennung und Erfolge bei den Ermittlungen zu erzielen, muss er sich tüchtig ins Zeug legen. Der eigenbrötlerische Totengräber Augustin Rothmayer ist ihm dabei eine unerwartete Hilfe. Kein anderer weiß so viel über den Tod, seine Ursachen und die verschiedenen Phasen der Verwesung. Leopold wird nicht schlau aus dem sonderbaren Kauz, erkennt aber bald, dass sich hinter der schrulligen und ein wenig unheimlichen Fassade ein heller Kopf und ein gutes Herz verbirgt. Wird es ihnen gemeinsam gelingen, den „Pfahlmörder“ zur Strecke zu bringen?

Ich habe diesen Roman an Halloween begonnen und innerhalb weniger Tage zu Ende gelesen, denn er hat alles, was ich mir von einem unterhaltsamen Buch wünsche und war für diese Zeit genau die richtige Lektüre. Hier konnte mich das Gesamtpaket überzeugen: tolle, teilweise ein wenig gruselige Schauplätze, die sehr stark beschrieben sind, interessante und vielschichtige Charaktere, eine fesselnde Handlung und auch viele historische Tatsachen, die hier mit einfließen. Zwischen den Kapiteln erhält man immer Kostproben aus dem Almanach für Totengräber, den Augustin Rothmayer gerade schreibt. Das Buch liest sich kurzweilig und flott weg, denn man kann gar nicht mehr aufhören.
Oliver Pötzsch gehört zu den Autoren, deren Werke mich bisher noch nie enttäuscht haben, so konnte mich auch dieser Beginn einer neuen Reihe überzeugen, und ich freue mich auf mehr!

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Veröffentlicht am 17.11.2021

Fulminantes Ende einer sehr empfehlenswerten Reihe

Die Salbenmacherin und der Fluch des Teufels
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Nürnberg 1412: Seit Oliveras letztem gefährlichem Abenteuer, als ihr Sohn entführt wurde, sind etwas mehr als zwei Jahre vergangen. Die Familie konnte ein wenig zur Ruhe kommen, aber diese ist nur oberflächlich, ...

Nürnberg 1412: Seit Oliveras letztem gefährlichem Abenteuer, als ihr Sohn entführt wurde, sind etwas mehr als zwei Jahre vergangen. Die Familie konnte ein wenig zur Ruhe kommen, aber diese ist nur oberflächlich, denn immer noch lasten die Geschehnisse dieser Zeit auf Oliveras Seele, und einiges, was damals geschah, haben sie und ihr Mann Götz einfach verdrängt. Als ausgerechnet ihre Tochter Cristin und der Apothekengehilfe Jona vor den Toren der Stadt auf die Leichen von Lukas‘ Entführern stoßen, macht sich die Angst im Hause des Stadtapothekers breit, denn Olivera und Götz befürchten, dass sie mit der Tat in Zusammenhang gebracht werden könnten und unschuldig dafür büßen müssten, aber sie haben immer noch Feinde in Nürnberg, die nur darauf warten, ihnen etwas anhängen zu können.
Zur gleichen Zeit breitet sich eine geheimnisvolle Krankheit in der Stadt aus, und Olivera wird von einem Ratsherrn um Hilfe gebeten, dessen Tochter an unerklärlichen Symptomen leidet, die an Besessenheit grenzen. Als für Olivera die wahren Zusammenhänge klar werden, kommt ihre Hilfe zu spät, denn der Ratsherr hat sich inzwischen an einen Teufelsaustreiber gewandt, und das Mädchen ist verstorben. Inzwischen sind weitere Menschen erkrankt, und für Olivera und den Stadtarzt Matthäus wird es immer schwerer, sich durchzusetzen, denn der Rat hat nun einen Mann der Kirche beauftragt, die Dämonen zu vertreiben. Nur sind die Absichten dieses Exorzisten nicht so christlich wie es den Anschein hat. Für Olivera und ihre Freunde beginnt ein zermürbender Kampf um Recht und Wahrheit.

Auch dieser sechste und leider letzte Band der Olivera-Reihe spielt in Nürnberg, was für mich besonders interessant ist, weil ich die Schauplätze kenne und mich daher sehr gut in die verschiedenen Situationen hinein versetzen konnte. Die Protagonisten sind mir im Lauf der sechs Bände richtig ans Herz gewachsen, und ich habe im Geiste schon viele gefährliche Abenteuer mit ihnen zusammen erlebt. Auch diesmal entführt uns die Autorin wieder in eine Welt des Aberglaubens und eine Zeit, als die Kirche noch mehr Einfluss hatte als die Wissenschaft. Vieles, was sich der Normalbürger nicht erklären konnte, wurde schnell mit Teufelswerk erklärt, und dann war natürlich die Kirche der bevorzugte Ansprechpartner. Faszinierend finde ich in diesem Band wie auch schon in den vorherigen, dass man gute Einblicke in die damalige Heilkunst erhält. Die Medizin steckte quasi noch in den Kinderschuhen, und wenn Erkenntnisse oder Behandlungsmethoden von einem Heiden stammten, waren sie von vornherein verpönt und wurden geächtet. Misserfolge bei der Behandlung wurden schnell dem Arzt als „Schuld“ angekreidet.

Die Charaktere der Geschichte sind sehr lebendig und vielschichtig dargestellt. Die Handlung entwickelt sich fesselnd und für ihre Zeit auch glaubwürdig und macht den Roman zu einem wahren Pageturner. Mir hat das Finale dieser schönen Reihe um die Salbenmacherin sehr gut gefallen. Das Ende ist rund, und doch gibt es noch kleine, lose Fäden, die man weiterspinnen könnte. Vielleicht lassen diese ja darauf hoffen, dass es doch irgendwann noch eine Fortsetzung geben könnte.

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