Spannend, kurzweilig, urig und genussvoll - ein tolles Lesevergnügen
Blinder Zorn und Blaue ZipfelMittlerweile ist die oberfränkische Köchin Dora Dotterweich bereits zum dritten Mal am Start. Anfangs arbeitet sie noch im Restaurant „Eppelein“ auf Schloss Lauenfels in der Fränkischen Schweiz. Durch ...
Mittlerweile ist die oberfränkische Köchin Dora Dotterweich bereits zum dritten Mal am Start. Anfangs arbeitet sie noch im Restaurant „Eppelein“ auf Schloss Lauenfels in der Fränkischen Schweiz. Durch eine dumme Geschichte mit einem betrunkenen Gast, eigentlich nur, weil sie sich kräftig ihrer Haut gewehrt hat, verliert sie ihren Job. Kurz entschlossen eröffnet sie ihr eigenes kleines Lokal, die „Hexenküche“, und das läuft von Anfang an prima. Mona, Doras Freundin und ehemalige Kollegin aus der Zeit auf dem Schloss, wird ihre Geschäftspartnerin. In Doras neuem „Wärtshaisla“ bruzzeln nicht nur leckere Gerichte auf dem Herd, sondern es brodelt auch die Gerüchteküche, und in manchem Gast kocht auch ab und zu der Ärger über seine Mitmenschen hoch, und eines Morgens finden Dora und Mona eine tote Frau vor der „Hexenküche“. Alles weist darauf hin, dass die Dame, übrigens eine Stammkundin des Lokals, keines natürlichen Todes gestorben ist, sondern auf gewaltsame und sehr außergewöhnliche Weise umgebracht wurde.
Als die zuständige Kripo eintrifft, gibt es für Dora und Mona und auch für alle, die bereits die ersten beiden Krimis der Autorin gelesen haben, ein Wiedersehen mit „alten Bekannten“, nämlich mit Hauptkommissar Janzen und Kommissar Maunzer, nicht unbedingt zur Freude aller Beteiligten. Naja, einer freut sich außerordentlich, und das ist Richart Maunzer, denn er isst für sein Leben gerne und spricht vor allem Doras Kochkünsten immer mit Begeisterung zu.
Für seinen Kollegen Janzen dagegen ist Dora wie ein rotes Tuch für den Stier, und so kann er nicht an sich halten und blafft sie schon bei der Begrüßung wieder heftig an. Dabei kann sie doch nichts dafür, dass hier ein Mord direkt vor ihrer Haustür stattgefunden hat.
Birgit Ringleins Regionalkrimis sind originell, spannend und kurzweilig, da macht auch dieser dritte Band keine Ausnahme. Dora Dotterweich erzählt aus ihrer Sicht die Geschehnisse und gibt auch diesmal wieder ihren persönlichen Senf dazu. Sie kann es einfach nicht lassen und sich zurückhalten, sondern verfolgt wieder ihre eigenen Spuren, auch wenn sie dazu diesmal viel Sportsgeist beweisen muss. Wenn sie etwas herausgefunden hat, lässt sie nicht locker, und ihre Hartnäckigkeit kann ganz schön gefährlich für sie werden. Vor ihrer Freundin Mona versucht sie, so einiges zu verbergen, da sie genau weiß, dass diese ihre Unternehmungen nicht grundsätzlich gutheißen würde.
Ich habe mich auch bei diesem Fall wieder blendend unterhalten, denn er ist wirklich nicht einfach zu lösen, und der/die Mörder/in führt nicht nur die beiden Kommissare und Dora, sondern auch uns Leser, kräftig an der Nase herum.
Besonders gut gefällt mir an dieser Krimi-Reihe, dass sie viele oberfränkische Mundart-Begriffe enthält und doch auch für Nicht-Franken gut verständlich geschrieben ist.
Was in einem oberfränkischen Genusskrimi natürlich nicht fehlen darf, sind die passenden Rezepte, und davon gibt es in „Blinder Zorn und Blaue Zipfel“ wieder zahlreiche (selbstverständlich ist hier auch beschrieben, wie Blaue Zipfel zubereitet werden!). Man erfährt, was Dora in ihrer Hexenküche auftischt und was sie ganz speziell Kommissar Maunzer serviert. Die Gerichte bewegen sich zwischen zünftig-deftig und raffiniert, und schon beim Lesen läuft einem das Wasser im Mund zusammen.
So haben Birgit Ringleins Krimis die Eigenart, häufig bei mir in der Küche zu landen, denn wenn sie gelesen sind, erfüllen sie noch eine weitere Aufgabe, nämlich, unseren Speiseplan zu bereichern. Die Bandbreite der Rezepte reicht diesmal von Karpfen blau und Biergulasch über Pizza-Weggla, Bratwurst-Makkaroni und Ricottacreme mit Himbeeren bis hin zu Trüffel-Pasta und Limonen-Gin-Sorbet, um nur einen kleinen Einblick in die kulinarische Vielfalt der Hexenküche zu geben. Besonders ist auch, dass die Autorin in ihrer Handlung diesmal zwei reale Getränke-Experten zu Wort kommen lässt bzw. deren flüssige Erzeugnisse in ihrem Lokal verkostet, denn sie stellt eine kleine Brauerei und eine Edelbrennerei aus der Fränkischen Schweiz vor bzw. hat deren Betreiber kurzerhand mit in die Geschichte verfrachtet. Da ich selbst Oberfränkin bin, habe ich einen besonderen Bezug zu den Produkten unserer Genuss-Region und konnte hier, neben spannender Unterhaltung, auch noch einige Tipps sammeln.
Am Ende dieses Krimis gibt es ein tragisches Ereignis, und Dora nimmt sich fest vor, künftig ihre Nase nicht mehr in irgendwelche Mordsachen zu stecken. Zumindest will sie es probieren und sich nur noch um ihre eigenen Angelegenheiten und um die Hexemküche kümmern, allerdings garantieren kann sie für nix…
Dieser kleine Cliffhanger lässt mich sehr auf mindestens einen weiteren Band hoffen, und ich kann für „Blinder Zorn und Blaue Zipfel“ eine absolute Leseempfehlung geben.