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Veröffentlicht am 07.09.2021

Kurzweiliger historischer Liebesroman zur Zeit der Suffragettenbewegung

Die Rebellinnen von Oxford - Verwegen
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Annabelle Archers Geschichte ist der Auftakt zu einer Reihe über die Rebellinnen von Oxford. Die Handlung spielt zur Zeit der Frauenbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts in England. Annabelle ist eine ...

Annabelle Archers Geschichte ist der Auftakt zu einer Reihe über die Rebellinnen von Oxford. Die Handlung spielt zur Zeit der Frauenbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts in England. Annabelle ist eine intelligente junge Frau, der das Schicksal nicht gewogen war und die den Haushalt ihres Cousins führt. Sie sieht in ihrem bisherigen Leben keine Zukunftsperspektive, und da ihr klar ist, dass sie schamlos ausgenutzt wird und sie ihrer bisherigen Situation entfliehen möchte, setzt sie alles daran, in Oxford studieren zu dürfen. Ein Stipendium macht es möglich, allerdings ist es an eine Bedingung für Annabelle geknüpft: sie soll die Frauenbewegung aktiv unterstützen. Während ihrer Arbeit mit den Suffragistinnen (dieser Begriff war mir völlig neu, denn ich kannte die Frauen dieser damaligen Freiheitsbewegung bisher nur unter dem Begriff „Suffragetten“) lernt sie Sebastian Devereux kennen. Durch einen glücklichen Umstand landet sie auf dessen Landgut, und sie hat den Auftrag, den einflussreichen Herzog für die Sache der Frauen zu gewinnen.

Ob Annabelle langfristig in dieser Angelegenheit auf der Gewinnerseite steht oder ob sie verliert – nämlich ihr Herz, davon erzählt dieser historische Liebesroman, zumindest würde ich ihn diesem Genre zuordnen.

Eigentlich hatte ich anfangs andere Erwartungen an die Geschichte. Ich hätte mir ausführlichere, historische Hintergründe und Informationen zu der damaligen Frauensituation erhofft. Das Thema Frauenbewegung zieht sich zwar durch das komplette Buch, allerdings bleibt es eher das Randgeschehen. Die eigentliche Handlung konzentriert sich mehr auf Sebastian Devereux und Annabelle Archer. Zwischen dem sehr ungleichen Paar bahnt sich eine Liebesgeschichte an, die jedoch alles andere als hoffnungsvoll ist, denn Sebastian und Annabelle kommen aus völlig unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, und eine Liebesverbindung ist schier unmöglich. Sebastian soll eine standesgemäße Heirat eingehen, möchte aber Annabelle nicht verlieren. Annabelle wiederum kann sich nicht vorstellen, ihr künftiges Leben als heimliche Geliebte, neben der Ehefrau, zu fristen. Dies würde auch all ihren Wertevorstellungen widersprechen.

Es ist ein spannender und abwechslungsreicher Roman mit hohem Unterhaltungswert. Ich konnte mich anhand der Sprache gut in die damalige Zeit hinein versetzen und habe Annabelle und ihren Freundinnen gerne über die Schulter geschaut. Die Autorin hat interessante und liebenswerte Charaktere gezeichnet, und ich muss schon sagen, das Buch liest sich flott weg, denn man möchte möglichst schnell erfahren, was Annabelle noch alles widerfährt. Auch wenn mir der Verlauf der Handlung nicht immer glaubwürdig erschien und die Romantik schon zum großen Teil sehr dominierte, habe ich den Roman doch gerne und mit Vergnügen gelesen. Er hat mir einige sehr schöne Stunden amüsanter und kurzweiliger Lesezeit beschert.

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Veröffentlicht am 27.08.2021

Wie ein Märchen aus alter Zeit

Junge mit schwarzem Hahn
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In ihrem Debütroman nimmt uns die Autorin mit in eine alte, längst vergangene Zeit. Wir lernen den elfjährigen Martin kennen, der ganz allein, nur mit seinem schwarzen Hahn, am Rand des Dorfes lebt. In ...

In ihrem Debütroman nimmt uns die Autorin mit in eine alte, längst vergangene Zeit. Wir lernen den elfjährigen Martin kennen, der ganz allein, nur mit seinem schwarzen Hahn, am Rand des Dorfes lebt. In seiner Familie scheint sich etwas Furchtbares zugetragen zu haben, von dem wir erst später noch Näheres erfahren.

Zuerst lernen wir drei Dorfbewohner kennen. Es sind drei Männer, die sich durch ihre Einfältigkeit hervortun. Als ein Maler ins Dorf kommt, um in der Kirche ein Bild zu malen, ist der Schlüssel zur Kirchentür verschwunden, und die drei Männer haben keinen Plan, was sie tun könnten. Als der Maler seinen Auftrag beendet hat und weiterziehen möchte, schließt sich Martin ihm an, denn im Dorf geht es ihm nicht wirklich gut. Wie man später in der Geschichte erfährt, hat er auch einen Auftrag zu erfüllen bzw. sich selbst ein Versprechen gegeben, das er einlösen muss. Es folgen viele Begegnungen und Erfahrungen, die Martin auf seiner Reise machen muss. Die Welt, wie sie im Buch dargestellt wird, ist grausam und schlecht, und Martin sticht durch seine liebenswerte Art, durch seine Herzensgüte und auch durch seine Intelligenz hervor. Martin erlebt viel Tragisches. Aber er lässt sich nicht beirren und verfolgt sein hehres Ziel mit Entschlossenheit.

Es sind düstere, manchmal makabre aber ausdrucksstarke Bilder, welche die Autorin hier zeichnet. Da mir einige Szenen widersprüchlich erscheinen bzw. unrealistisch sind, beispielsweise der sprechende Hahn, ordne ich diese Geschichte eher in den Bereich Märchen und Sagen ein, worauf auch der starke Kontrast zwischen gut und böse hinweist, denn gerade diese Schwarz-Weiß-Malerei ist ja oft typisch für Märchenerzählungen.

Sprachlich ist der Roman außergewöhnlich, einerseits von kurzen, einfachen Sätzen geprägt, dann wiederum sehr bildhaft und mit zahlreichen Metaphern ausgeschmückt.

Für mich war dies ein besonderes Leseerlebnis, und die Geschichte hallt noch nach. Es ist kein sonderlich dickes Buch, aber der Inhalt hat es in sich und bietet reichlich Stoff zum Nachdenken.

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Veröffentlicht am 20.08.2021

Eine junge Sklavin ermittelt in einem Mordfall

Verrat in Colonia
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Köln im 3. Jahrhundert nach Christus: Der vierte Teil der Reihe um die Sklavin Invita führt sie und ihre Herrin nach Colonia. Auch Invitas Lebensgefährte, der Sklave Flavus, ist dabei. Unterwegs werden ...

Köln im 3. Jahrhundert nach Christus: Der vierte Teil der Reihe um die Sklavin Invita führt sie und ihre Herrin nach Colonia. Auch Invitas Lebensgefährte, der Sklave Flavus, ist dabei. Unterwegs werden sie überfallen, und kurz nach ihrer Ankunft erfahren sie vom Tod eines hohen Beamten. Schnell wird klar, dass der Tote umgebracht wurde, und Flavus gerät in Verdacht, der Mörder zu sein. Was ihm bevorsteht, kann sich Invita nur allzu gut vorstellen, und sie setzt alles daran, den geliebten Mann zu retten. Ihre Herrin Marcella, die ihr mittlerweile zur Freundin geworden ist, tut ebenfalls alles in ihrer Macht stehende, um den Irrtum aufzuklären. Dabei gerät sie jedoch selbst in Gefahr. Und Invita, die verbissen um das Leben und die Freiheit der ihr liebsten beiden Menschen kämpft, hat plötzlich das Gefühl verfolgt zu werden.
Sehr bildhaft und mit vielen Details ausgeschmückt beschreibt die Autorin die örtlichen Gegebenheiten, so dass ich mich sehr intensiv in die verschiedenen Situationen hineinversetzen konnte. Eine Karte von Köln zur damaligen Zeit vorne im Buch und ein Modell des Praetoriums helfen zusätzlich, sich alles gut vorstellen und einordnen zu können. Da ich vor einiger Zeit bereits den dritten Band der Reihe gelesen habe, waren mir die wichtigsten Charaktere, Invita, Marcella und Flavus, bereits bekannt, und ich habe sie schon bei ihren vorherigen Abenteuern lieb gewonnen. Ich finde es faszinierend, auf wie lebendige Art mich die Autorin in diese uralte Zeit mitnimmt und mir so ganz nebenbei sehr viel interessantes, historisches Wissen darüber vermitteln konnte. Maria W. Peters Romane sind immer sehr gut recherchiert und nahe an den wahren geschichtlichen Begebenheiten. Und in diesem ganzen historischen Setting spielt sich dann ein fesselnder Krimi ab, der für mich nicht vorhersehbar war und dessen Ende mich überrascht hat.
Eigentlich kann man jeden der Invita-Bände für sich lesen, denn die kriminalistische Handlung ist jeweils abgeschlossen, und für die Geschichte wichtige Informationen erhält man durch kleine Rückblicke in Invitas Vergangenheit. Ich selbst bin erst beim dritten Band „eingestiegen“ und kam bestens zurecht. Allerdings wurde meine Neugier angestachelt, so dass ich mir auch die ersten beiden Bände inzwischen zugelegt habe und lesen möchte.
Ich finde diesen Roman (und seine Vorgänger) so toll, weil er mir auf unterhaltsame Weise eine Zeit nahe bringt, über die ich bisher kaum etwas wusste, die aber doch einen wesentlichen Teil deutscher Geschichte darstellt.

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Veröffentlicht am 17.08.2021

Patricia Koelles Romane sind etwas Besonderes, auch dieser hier

Die Träume der Bienen
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Auch im dritten Band von Patricia Koelles Inselgärten-Reihe lernen wir wieder interessante Menschen kennen. Die Autorin hat ein Gespür für besondere Geschichten mit außergewöhnlichen Charakteren. Ihre ...

Auch im dritten Band von Patricia Koelles Inselgärten-Reihe lernen wir wieder interessante Menschen kennen. Die Autorin hat ein Gespür für besondere Geschichten mit außergewöhnlichen Charakteren. Ihre Protagonisten sind Menschen mit speziellen Interessen, die sich in hohem Maße für die Natur und Umwelt einsetzen. Was sie im Verlauf der Geschichte finden, sind wunderbare Oasen, in denen nicht nur die Menschen, sondern auch Tiere Geborgenheit und Sicherheit finden, und auch Pflanzen aller Art haben ihren Platz in diesen besonderen Gärten, die entstehen bzw. wieder neu erweckt werden.
Wie schon die vorherigen Bände, so ist auch dieser Roman eher ruhig, was die Handlung betrifft. Es ist kein Spannungsroman zum Mitfiebern, sondern hier kann man sich quasi in die Geschichte fallen lassen und wird von den bunten Kissen in Lexis Garten weich aufgefangen. Ich habe mich wieder sehr wohlgefühlt an den beschriebenen Handlungsorten und mit den faszinierenden Personen, die einem im Roman begegnen. Es ist eine Geschichte zum Eintauchen und Entspannen, und auch wenn einiges vorhersehbar ist und sich manches einfach zu perfekt fügt, so hatte ich viel Freude am Roman. Was mir besonders gut gefällt, ist das viele Wissen über Pflanzen und Tiere, das die Autorin in allen ihren Romanen bereitwillig mit uns teilt. Da geht es um Tierarten, von denen ich noch nie etwas gehört habe und die durch besondere Lebensgewohnheiten herausstechen, so zum Beispiel die Schneckenhausbiene, die hier ausführlich beschrieben wird. Es gibt so vieles, was ich durch Patricia Koelles Romane schon kennengelernt habe, und während des Lesens gab es immer wieder Momente, in denen ich parallel bei Google nach besonderen Begriffen geforscht habe, zum Beispiel wusste ich bisher nicht, was eine Benjeshecke ist. Am Ende habe ich das Buch sehr zufrieden und ein ganz klein wenig klüger zugeklappt. Auf diese Weise mein botanisches Wissen zu erweitern, macht mir viel Freude. Wie auch die anderen Bände, kann man diesen Roman für sich lesen. Die Protagonisten der früheren Bücher kommen zwar zum Teil auch hier wieder in die Geschichte, werden aber eher am Rande erwähnt. Wenn man sich aber erst einmal auf die Reihe eingelassen hat, wird man sie alle lesen wollen.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Sehr gelungene Fortsetzung

Mörderisches Mallorca – Toni Morales und der Lohn der Habgier
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Im ersten Band habe ich Toni und seine Frau Mel kennengelernt. Im vorliegenden, zweiten Band war es wie ein Wiedersehen mit guten Bekannten, denn das Paar war mir von Anfang an sympathisch. Auch Tonis ...

Im ersten Band habe ich Toni und seine Frau Mel kennengelernt. Im vorliegenden, zweiten Band war es wie ein Wiedersehen mit guten Bekannten, denn das Paar war mir von Anfang an sympathisch. Auch Tonis Schwiegermutter ist wieder mit von der Partie, und ich muss sagen, sie ist mein Lieblingscharakter. Vor allem die Dialoge zwischen ihr und Toni sind amüsant und lockern die Handlung immer etwas auf.
Eigentlich will Toni Nachforschungen über den ungeklärten Mord an seinem Halbbruder anstellen. Aber wieder kommt ihm ein Fall dazwischen, denn so ruhig wie erhofft ist es nicht auf Mallorca. Diesmal wird bei Renovierungsarbeiten die Leiche einer Frau gefunden, die in einem Hotel eingemauert war. Wie die Autorin im Nachwort erklärt, ist diese Geschichte an einen wahren Fall angelehnt. Der Zustand der Leiche weist darauf hin, dass dieses Verbrechen lange zurück liegt, und selbst wenn der Mörder gefunden würde, könnte man ihn für die Tat nicht mehr belangen. Aber dann passiert in der Gegenwart etwas, das nicht nur Tonis Schwiegermutter an die Nieren geht, sondern allen, die mit der Sache in Berührung kommen. Auch ich war beim Lesen regelrecht geschockt. Ich möchte hier gar nicht zu viel verraten, denn das muss man einfach selbst lesen. So sehr sich Toni auf einen Segeltörn mit seiner Frau freut, es kommt ständig etwas dazwischen, denn das eine Verbrechen ist noch nicht geklärt, geschieht bereits ein weiteres, und Toni befürchtet, dass die Taten in gewisser Weise zusammenhängen. Wie und wieso, das verrate ich hier nicht. Es ist auf jeden Fall wieder sehr spannend, noch dazu kriselt es in Tonis Team an allen Ecken und Enden, und er muss Entscheidungen treffen, die ihm nicht leicht fallen. Mel hat Ärger mit ihrer Zulassung als Anwältin auf der Insel, und auch das beschäftigt Toni sehr.
Neben diesem vielschichtigen, spannenden Kriminalfall berichtet die Autorin auch einiges über Gesetzeslücken und Missstände auf Mallorca, und ich habe wieder dazu gelernt, beispielsweise dass auch Mord verjähren kann.
Wunderbare Schilderungen der Schönheit Mallorcas und Einblicke in das knappe Privatleben der Protagonisten runden diesen Krimi wieder sehr gut ab. Der Fall ist abgeschlossen, wobei sowohl Toni als auch Mel nicht wirklich glücklich mit der Lösung sind, aber so ist eben das Gesetz, und die Justiz kann ja nicht mit zweierlei Maß messen.
Wie Elena Bellmar im Nachwort verrät, ist die Spur für den dritten Band bereits gelegt, und ich bin schon sehr gespannt darauf.
Ich hoffe, ich konnte euch mit meinen vagen Andeutungen ebenfalls neugierig auf diese schöne Krimireihe machen. Man kann jeden Band für sich lesen, wobei es auf jeden Fall mehr Spaß macht, die Bücher in chronologischer Reihenfolge zu lesen.

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