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Veröffentlicht am 22.08.2022

Extrem fesselnd

Falsches Spiel in Brodersby
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Mit dem vierten Band der in Brodersby spielenden Landarztkrimi-Reihe legt die Autorin wieder einen sehr spannenden Krimi vor. In erster Linie gibt es für Fans der Reihe ein Wiedersehen mit „alten Bekannten“, ...

Mit dem vierten Band der in Brodersby spielenden Landarztkrimi-Reihe legt die Autorin wieder einen sehr spannenden Krimi vor. In erster Linie gibt es für Fans der Reihe ein Wiedersehen mit „alten Bekannten“, denn Jans Freunde sind wieder alle mit dabei. Der werdende Vater wird zusehends nervöser, und Gerda, seine Arzthelferin bemerkt, es wäre gar nicht so verkehrt, wenn Jan wieder einen Fall zu lösen hätte, das würde ihn ablenken. Gerdas Wunsch erfüllt sich so schnell und heftig, dass sie ihn am liebsten zurücknehmen würde, denn es wird richtig gefährlich. Alles beginnt damit, dass ein kleines Mädchen am Ostseestrand ein Stück weißen Phosphor findet und damit spielt, denn es sieht aus wie Bernstein. Jans Gegenwart und schnelles Eingreifen kann Schlimmeres verhindern. Als wenig später ein Toter im Ort gefunden wird, zeichnen sich vage Verbindungen zu dem Phosphor-Vorfall ab. Der Fund von weißem Phosphor scheint kein Zufall gewesen zu sein, und bald interessiert sich auch der MAD für den Vorfall. Ehe er sich versieht, steckt Jan wieder mittendrin und wird sogar ganz legal zu den Ermittlungen hinzu gezogen. Als auch noch zwei Bekannte von früher „zufällig“ in Brodersby auftauchen und er zu allem Überfluss seinem Vater begegnet, mit dem er viele Jahre keinen Kontakt hatte, weiß Jan nicht mehr, was er von der Sache halten soll, denn es zeichnen sich Zusammenhänge ab, die er lieber aus seinem Leben heraushalten würde, denn er sorgt sich nach wie vor um Lena und fürchtet, sie könnte durch die brisante Situation in Gefahr geraten.
Auch diesmal ist der Autorin wieder eine tolle Kombination geglückt, denn sie verbindet ländliche Idylle, Ostsee-Feeling, die tolle Atmosphäre in Jans Freundes- und Familienkreis und eine fesselnde kriminalistische Handlung in perfekter Weise. Ich habe das Buch regelrecht verschlungen, denn es ist absolut kurzweilig und hat einen hohen Unterhaltungswert. Auch der trockene Humor der Menschen in Brodersby kommt nicht zu kurz. Durch das Thema „Phosphor“ habe ich auch noch etwas dazu gelernt, denn dass es diese Brocken in der Ostsee gibt und manchmal einer angeschwemmt wird, ist leider Realität, was mir aber noch gar nicht bewusst war.
Ich habe bisher nur die vier Landarzt-Bände von Stefanie Ross gelesen. In vielen Rezensionen wird jedoch erwähnt, dass es bei ihren Büchern immer wieder Querverbindungen gibt. Da mir der lockere Schreibstil der Autorin sehr gefällt, bin ich natürlich auch auf ihre anderen Reihen neugierig und habe eine umfangreiche, informative, chronologische Übersicht zu allen Büchern auf ihrer Website gefunden. Damit muss ich mich demnächst einmal ausführlicher beschäftigen und überlegen, wo ich am besten in die anderen Reihen einsteige. Zu „Falsches Spiel in Brodersby“ kann ich nur sagen, es ist absolut lesenswert. Dabei empfehle ich, es möglichst am Wochenende oder im Urlaub zu lesen, denn man möchte gar nicht unterbrechen, und da kann es schon mal passieren, dass man sich damit selbst um den Nachtschlaf bringt.

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Veröffentlicht am 15.08.2022

Faszinierender Blick hinter die Kulissen einer großartigen Musikerkarriere

Wenn ihr wüsstet
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Sieht und hört man David Garrett mit seiner Geige auf der Bühne, wirkt alles so leicht, locker und unbeschwert, als würde der Bogen von selbst auf den Saiten tanzen und die Musik geradezu aus der Geige ...

Sieht und hört man David Garrett mit seiner Geige auf der Bühne, wirkt alles so leicht, locker und unbeschwert, als würde der Bogen von selbst auf den Saiten tanzen und die Musik geradezu aus der Geige herausfließen. Dass dem ganz und gar nicht so ist, beschreibt der Musiker in seiner Autobiografie. Er schildert seinen Lebensweg von klein auf, als er seine erste Geige bekam. Er erzählt von den vielen Stunden unentwegter Arbeit, die schon damals für ihn an der Tagesordnung waren. Er spricht von den Begegnungen mit großen Geigern, die er bewunderte und verehrte. Er berichtet von ersten, eigenen Erfolgen in seiner Kindheit, er spart aber auch nicht an kritischen Worten, wenn er erzählt, was ihm alles abverlangt wurde. Den Begriff „Wunderkind“ lehnt er ab, denn dessen Bedeutung wäre, dass ihm alles spielerisch zugefallen sein müsste. Hier erfährt man, wie viel Mühe, Schweiß und Tränen hinter den Fähigkeiten stecken. Vater Bongartz sieht es als selbstverständlich an, dass sein Sohn immer besser wird und Karriere macht und tut alles dafür. Sogar Privatlehrer engagiert er für David. Im Jugendalter kommt die Krise, die den jungen Musiker sogar krank macht.
Erst als er sein Leben selbst in die Hand nimmt, wendet sich das Blatt, was jedoch nicht bedeutet, dass es von nun an stetig bergauf ging. Der Weg des berühmten Geigers ist steinig und von einigen Niederlagen gesäumt, sowohl in Hinsicht auf seine Karriere als auch sein Privatleben. In seiner Autobiografie erzählt David Garrett sehr offen über sein Leben, seine Gedanken und Gefühle. Man lernt den Menschen hinter dem Musiker kennen.
Inzwischen hat er seinen Weg im Crossover gefunden. Indem er die Schönheit verschiedener Musikrichtungen und Stile vereint, lässt er Neues, Faszinierendes entstehen, was jedoch nicht bedeutet, dass er der Klassik untreu geworden ist.
So ganz nebenbei erfährt man beim Lesen interessante Fakten über die Geige, über die Eigenheiten verschiedener Modelle und auch Historisches, über ihre Schöpfer.
Das Buch ist so lebendig und kurzweilig geschrieben, dass ich von der ersten bis zur letzten Seite völlig gefesselt war.
Das bisherige Leben des großartigen Geigers, der zu den zehn besten der Welt zählt, hat mich fasziniert, und nun sehe ich vieles mit anderen Augen. David Garrett ist Geiger und Komponist, und er hat sich als Schauspieler betätigt, indem er im „Teufelsgeiger“ die Rolle des Paganini verkörperte. Dass er sich für seine Autobiografie die Unterstützung eines erfahrenen Schreibers (Leo G. Linder) geholt hat, ist nur allzu verständlich, und das Ergebnis hat mich vollkommen überzeugt, denn es ist in einem lockeren Stil geschrieben, so wie David Garrett auch erzählt, wenn man Interviews von ihm hört.
Das Buch ist sehr schön ausgestattet, denn es enthält zahlreiche Fotos aus David Garretts Leben. Jedem Kapitel ist ein QR-Code zugeordnet, über den man zum Teil bisher unveröffentlichte Aufnahmen, Konzertmitschnitte und Fotos abrufen kann. Es hat mir große Freude gemacht, diese Dateien zu betrachten und den Musikaufnahmen zu lauschen. Ich finde die Art, zusätzliche Bonusstücke einzubinden, genial und bin vom Gesamtergebnis dieses Buches begeistert.

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Veröffentlicht am 14.08.2022

Zweiter Teil einer Familiengeschichte, der 1964 im Zonenrandgebiet spielt

Die Dorfschullehrerin
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Leider habe ich erst zu spät gemerkt, dass dieser Roman bereits der zweite Teil einer Dilogie ist. Aber ich muss sagen, ich habe mich trotzdem schnell in der Geschichte zurecht gefunden. Es gibt viele ...

Leider habe ich erst zu spät gemerkt, dass dieser Roman bereits der zweite Teil einer Dilogie ist. Aber ich muss sagen, ich habe mich trotzdem schnell in der Geschichte zurecht gefunden. Es gibt viele Rückblicke und Erinnerungen, so dass mir schnell klar wurde, was vorher geschah. Es ist nicht das erste Mal, dass Helene nach Kirchdorf zieht, denn schon einmal hat sie dort gelebt und an der Schule unterrichtet. Ich muss gestehen, dass zwar Gründe genannt sind, wieso sie damals den Ort verlassen hat, aber so ganz schlüssig war diese Entscheidung nicht für mich. Vielleicht hätte ich sie nachvollziehen können, wenn ich die Vorgeschichte ausführlicher gekannt hätte. Als Helene nun die Stelle der Schulleitung in Kirchdorf angeboten wird, hat sie zuerst ihre Zweifel, denn sie befürchtet, ihre Tochter Marie könnte unglücklich darüber sein, wieder in den Ort zu ziehen, wo sich das Mädchen schon damals nicht wirklich wohlgefühlt hat. Aber hier merkt man bald, dass Marie inzwischen in einem Alter ist, wo sie viel über die Gegebenheiten nachdenkt und auch schon mal ihre Meinung revidiert. Als Helene ihre neue Stelle antritt, bleibt es nicht aus, dass sie auch Tobias, dem Landarzt, wieder begegnet. Mit ihm hatte sie anscheinend bereits in Band 1 eine Liebesbeziehung. Die Geschichte der beiden wirkte stellenweise etwas konfus auf mich, denn vor allem die vernünftige Lehrerin und Schulleiterin benimmt sich manchmal wie ein Teenager und weiß so gar nicht was sie will.

Der Zeitgeist im Roman ist sehr gut und lebendig dargestellt. Es werden einige Themen aufgegriffen, die damals, in den 60er Jahren, problematisch waren. So zum Beispiel eine Liebesbeziehung zwischen Schwarz und Weiß oder eine uneheliche Schwangerschaft. Gerade im ländlichen Raum war das alles vermutlich noch schwieriger als in den Städten, denn gerade in Kirchdorf war der Dorfklatsch sehr aktiv, es gab jede Menge Vorbehalte, und einige Zeitgenossen benahmen sich extrem selbstgerecht. Es war die Zeit des Kalten Krieges, und gerade im Zonenrandgebiet, wo der Roman spielt, kam es damals immer wieder zu kritischen Vorfällen. Ich weiß es noch aus meiner Kindheit, denn auch wir hatten nur wenige Kilometer bis zur Zonengrenze, und wenn wir damals ab und zu dort in der Gegend spazieren gegangen sind, hat mich immer ein mulmiges Gefühl beschlichen. Es ist heutzutage direkt unfassbar, was zu dieser Zeit geschah und dass damals Deutsche an der Grenze auch schon mal auf Deutsche geschossen haben. Auch wenn man erfährt, was Helene und ihre Familie schon erlebt haben, ist dies erschütternd aber eben sehr realistisch dargestellt. Über das damalige Schulsystem und geplante Änderungen erfährt man ebenfalls ein wenig, allerdings läuft dieses Thema eher nebenher. Im Mittelpunkt stehen die persönlichen Schicksale von Helene, Marie, Tobias aber auch von Helenes Freundin Isabella und ihrer verbotenen Liebe, von Tobias‘ Sprechstundenhilfe Agnes und ihrer Familie und noch einige mehr. Auch liegt die Vergangenheit wie ein dunkler Schatten über Helene und holt sie wieder ein.

Der Roman liest sich weitgehend sehr fesselnd. Nur sind sehr viele Dialoge im Dialekt geschrieben, und ich muss gestehen, das hat meinen Lesefluss manchmal ziemlich ausgebremst, denn einiges musste ich mehrmals lesen, um zu verstehen, was gemeint ist.

Wer sich für die beschriebene Zeit und die damalige Lebensweise interessiert, als Deutschland noch geteilt war, wird sicher Gefallen an diesem Roman finden, allerdings empfehle ich, dann doch beide Bände in chronologischer Reihenfolge zu lesen.

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Neuer Fall für Jan Storm im gar nicht so beschaulichen Brodersby

Schatten über Brodersby
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Im dritten Band der Brodersby-Reihe muss der Landarzt Jan Storm seinem Freund Jörg beistehen. Ida, die Tochter von Jörgs Freundin, wird erpresst. Als Jörg der Sache nachgehen und den Erpresser treffen ...

Im dritten Band der Brodersby-Reihe muss der Landarzt Jan Storm seinem Freund Jörg beistehen. Ida, die Tochter von Jörgs Freundin, wird erpresst. Als Jörg der Sache nachgehen und den Erpresser treffen möchte, geht die Sache ziemlich schief, denn Jan findet seinen Freund bewusstlos und den mutmaßlichen Erpresser unweit davon tot. Jörg wird verdächtigt, den jungen Mann umgebracht zu haben und muss in Untersuchungshaft. Für den engagierten Polizisten ist das eine schlimme Sache und totale Demütigung. Nur gut, dass er Freunde hat, die nicht ruhen, bis sie der Wahrheit auf der Spur sind.
Auch dieser dritte Teil um den Landarzt Jan Storm und seine Freunde ist wieder fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite. Da kommt garantiert keine Langeweile auf. Wie in bisher allen Bänden, so wird auch hier das Thema Freundschaft und Zusammenhalt groß geschrieben. Nicht nur Jan und seine Freunde aus Brodersby, sondern auch Jörgs Kollegen aus Kiel tun alles, um Jörg zu entlasten, und man merkt bei jedem Satz, dass er sich auf die Jungs verlassen kann. Diesmal spielt das Thema Drogen eine große Rolle, und der Fall um den toten jungen Mann zieht ungeahnte Kreise. Seltsamerweise verhält sich auch Jans Lebensgefährtin Lena plötzlich sehr distanziert, als würde sie etwas vor Jan verbergen, und Jan fragt sich, wem er überhaupt noch vertrauen kann. Die Charaktere sind wieder sehr interessant und lebendig gezeichnet, und auch wenn von der ländlichen Idylle um Brodersby nicht allzu viel zu spüren ist, habe ich mich in der Geschichte wohl gefühlt. Ich hatte diesmal schon ziemlich früh einen Verdacht, wer in der Geschichte mit drin hängen könnte, habe meine Vermutung aber dann zwischenzeitlich wieder verworfen. Es war wieder sehr spannend, die Entwicklung des ziemlich diffizilen Falls zu verfolgen, und ich freue mich schon sehr auf weitere Abenteuer mit Jan, seinen Freunden und seiner liebenswerten Arzthelferin, die in ihrer mütterlichen Art immer dafür sorgt, dass es Jan gut geht, vor der er aber auch nichts verheimlichen kann, denn an Gerda ist glatt eine Detektivin verloren gegangen. Der nächste Band liegt schon bereit, und ich freue mich, wieder in Jans Welt eintauchen zu können.

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Veröffentlicht am 02.08.2022

Eine Liebeserklärung an unsere gefiederten Freunde

Nestwärme
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Ernst Paul Dörfler ist Autor und Umweltschützer. Die Natur liegt ihm sehr am Herzen. In diesem Buch beschreibt er das Sozialleben diverser heimischer Vogelarten. Vieles, was Vögel instinktmäßig richtig ...

Ernst Paul Dörfler ist Autor und Umweltschützer. Die Natur liegt ihm sehr am Herzen. In diesem Buch beschreibt er das Sozialleben diverser heimischer Vogelarten. Vieles, was Vögel instinktmäßig richtig machen, wirkt vernünftig und gut durchdacht, als hätten die kleinen gefiederten Freunde ein richtig gutes Konzept. Nach der Lektüre dieses Büchleins bin ich noch mehr als vorher der Meinung, dass Vögel Gefühle haben, denn der Autor zeigt an Beispielen auf, dass die kleinen Piepmätze auch Trauer oder Freude empfinden können. Da geht es um partnerschaftliche Beziehungen, um die Besorgung von Wohnraum und Futter, um die Aufzucht des Nachwuchses, um Körperpflege und vieles mehr.
Ich habe sehr viel Neues und Interessantes über die Lebens- und Verhaltensweisen, den Umgang miteinander und die soziale Ordnung der verschiedenen Vogelarten gelernt. Der Autor zeigt auch anhand diverser Beispiele, dass Vögel nicht stumpf ihrem Instinkt folgen, sondern sich durchaus entscheiden können und auch schon mal etwas an ihrem gewohnten Lebensrhythmus ändern, wenn es sich als günstiger erweist. Das Buch ist kurzweilig und fesselnd geschrieben, und im Anhang gibt es ein Stichwortregister, so dass man einzelne Themen oder Begriffe noch einmal nachschlagen kann. Das ist in Anbetracht der Fülle an Informationen, die hier geboten werden, unverzichtbar. Schöne und naturgetreue Illustrationen zwischen den Kapiteln werten das Buch zusätzlich auf und machen es zu einem schönen und sehr nützlichen Nachschlagewerk.

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