Unterhaltsamer erster Teil einer Dilogie
Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)Wie man schon unschwer am Buchtitel erkennen kann, ist die Kinderklinik Weißensee der Haupt-Schauplatz des Romans. Bei der Neueröffnung der Klinik im Jahr 1911 werden zugleich elf Elevinnen aufgenommen, ...
Wie man schon unschwer am Buchtitel erkennen kann, ist die Kinderklinik Weißensee der Haupt-Schauplatz des Romans. Bei der Neueröffnung der Klinik im Jahr 1911 werden zugleich elf Elevinnen aufgenommen, die zur Krankenschwester ausgebildet werden sollen, unter ihnen auch die Schwestern Marlene und Emma Lindow. Hier gehen die beiden Waisen, die bisher stets ein Herz und eine Seele waren, sehr bald getrennte Wege, und Grund dafür ist die Liebe, die beide, jede auf ihre Weise, erfahren. Während Emma sich mit Leib und Seele ihrer Ausbildung widmet und darin aufgeht, hat Marlene den großen Traum, Kinderärztin zu werden. Aber die Schwestern müssen mit allen möglichen Vorurteilen kämpfen und erfahren auf ihrem Weg von vielen Seiten Neid, Missgunst und Überheblichkeit.
Das Kinderkrankenhaus, um das es hier geht, ist inzwischen ein verlassenes und stark verfallenes Gebäude. Die Autorin hat es mit ihrer Dilogie, von der dies der erste Band ist, mit Leben gefüllt. Sie beschreibt sehr genau und farbig, so dass man sich die Atmosphäre gut vorstellen kann. Mir hat es sehr gefallen, hier mehr über die Kindermedizin zu erfahren, wie sie sich Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. Der Roman gibt gute Einblicke in die damaligen Behandlungsformen und Diagnosen und auch über die Ausbildung der Lernschwestern. Im Verlauf der Handlung kommen auch immer wieder reale historische Persönlichkeiten zu Wort, so beispielsweise der Kinderarzt und Hochschullehrer Czerny, dessen Ansichten und Schriften von den Protagonisten Dr. von Weilert und Marlene Lindow hoch geachtet werden. Der medizinische Part hätte für mich gerne noch etwas ausführlicher sein können, aber in der Handlung geht es doch in erster Linie um die Liebesgeschichten der Schwestern. Insgesamt ist der Roman sehr kurzweilig und lesenswert. Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, und man kann die Ärzte und Pflegekräfte förmlich in Aktion „sehen“. Auch wenn manches vorhersehbar war und auch einige Klischees bedient wurden, so hat mir der Roman doch wunderbare Lesestunden beschert. Das Ende ist rund, allerdings ging es mir dann direkt ein wenig zu schnell, fast als würden die noch fehlenden Puzzleteile der Handlung quasi magnetisch an die richtige Stelle gezogen. Es gibt einen kleinen Cliffhanger, der für mich auch bereits vorhersehbar war, der mich aber auch in keiner Weise stört, sondern nur die Vorfreude auf den Fortsetzungsband steigert. Dieser erscheint im kommenden September, und ich bin schon sehr gespannt darauf.