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Veröffentlicht am 04.06.2021

Tolle Ideen und Rezepte - nicht nur für Gestresste und Übergewichtige!

Entspannt macht schlank
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Das Autorenduo hat hier ein sehr beeindruckendes Programm ausgearbeitet, das aus der Drachenberg-Methode und dem Ernährungskonzept von Dagmar von Cramm besteht. Das Buch startet mit einem umfangreichen ...

Das Autorenduo hat hier ein sehr beeindruckendes Programm ausgearbeitet, das aus der Drachenberg-Methode und dem Ernährungskonzept von Dagmar von Cramm besteht. Das Buch startet mit einem umfangreichen theoretischen Teil, der über die Hälfte der 224 Seiten einnimmt. Hier erfährt man alles über die verschiedenen Arten von positivem und negativem Stress und über die Zusammenhänge von Stress und Übergewicht. Viele Menschen können nicht mehr unterscheiden, haben sie nun Appetit oder wirklich Hunger? Andere nutzen Essen als Trost, ja fast als Droge. Aus eigenen Erfahrungen heraus hat Jacob Drachenberg seine Methode entwickelt, wie man durch Entspannung und mehr Gelassenheit zum persönlichen Wohlfühlgewicht kommt. Man lernt interessante Zusammenhänge kennen. Wie und wo Stress entsteht und was er im menschlichen Körper bewirken kann, dass Stress oft die Ursache für Übergewicht ist und vieles mehr erfährt man aus diesem interessanten Buch. Die Drachenberg-Methode und das Ernährungskonzept von Dagmar von Cramm gehen Hand in Hand und ergänzen sich sehr wirkungsvoll. Das Autorenteam liefert viele alltagstaugliche Ratschläge zur Stressbewältigung. Neben vielen detaillierten Ausführungen rund um dieses Thema gefällt mir auch die kleine Rubrik „Dagmar fragt Jacob“ bzw. „Jacob fragt Dagmar“. Dabei werden häufig auftauchende Probleme und Fragen kurz und prägnant geklärt, quasi wie in Form eines kurzen Interviews. Sehr interessant finde ich die Informationen, dass es zum Beispiel Nahrungsmittel gibt, die besonders gut gegen Stress wirken. Auch richtig gute Tipps zum Verhalten rund ums Essen hat das Autorenduo parat. Egal in welcher Situation man selbst gerade ist, Stress haben wir wohl alle, und die Zahl der Menschen, die immer wieder mit überflüssigen Pfunden kämpfen, ist recht groß. Daher hat das Buch sicher für (fast) jeden gute Tipps auf Lager. Um die Ernährungsfragen kümmert sich Dagmar von Cramm. Sie räumt mit Ernährungsmythen auf. Auch wenn es nicht speziell erwähnt wird, so weisen einige ihrer Äußerungen darauf hin, dass auch sie dem Intervallfasten nicht abgeneigt ist.

Nicht zuletzt überzeugt das Buch durch seinen vielfältigen Rezeptteil, der von Dagmar von Cramm zusammengestellt wurde. Schon die Durchsicht der Rezepte ist sehr anregend, und viele der gezeigten Gerichte haben mich auf Anhieb angesprochen. Manche Menschen starten am liebsten mit einem süßen Getreidebrei in den Tag, andere wünschen sich einen herzhaften Snack am Morgen, und wieder andere begnügen sich mit einem gehaltvollen und gesunden Getränk oder Smoothie. Auch Brotbeläge bzw. -aufstriche, mal süß und mal herzhaft, findet man in Hülle und Fülle im Buch. Aber nicht nur für morgens, sondern auch für den weiteren Tag gibt es sowohl herzhafte als auch süße Vorschläge, die alle zwei Eigenschaften gemeinsam haben: sie sind sowohl lecker als auch gesund und ausgewogen. Diese Gerichte kann man auch essen, wenn man weder gestresst ist noch mit den Pfunden kämpft, sondern einfach, um sich etwas Gutes zu tun und lecker zu essen.
Viele der Rezepte sind extrem schnell und einfach nachzumachen, beispielsweise das schnelle Ofengemüse oder der Gemüsetopf mit Pesto. Alle Rezepte basieren auf möglichst frischen Zutaten und überzeugen durch ihre Einfachheit, so dass sie schon aus diesem Grund den Namen „Anti-Stress-Rezepte“ verdienen, denn hier gerät man beim Kochen ganz sicher nicht unter Stress! Die Auswahl ist vielfältig und bunt. Ein Großteil der gezeigten Gerichte ist vegetarisch, teilweise auch vegan. Da findet man tolle Ideen für sättigende Salate, Gnocchi mit Ofengemüse, Kichererbsen-Spätzle mit Pilzrahm, Grüne Shakshuka und vieles mehr. Mit wenigen Zutaten und geringem Aufwand kann man sehr gesund und vitalstoffreich kochen, wie man hier sieht. Egal ob Risotto, One-Pot-Pasta oder feine Suppen, da findet sicher jeder etwas für den eigenen Geschmack. Schnelle gefüllte Wraps sind nicht nur optisch ansprechend sondern auch richtig wohlschmeckend. Auch die Süßschnäbel kommen auf ihre Kosten, denn Rezepte für Fruchtreis, Grießbrei, Blini oder eine schnelle Beeren-Polenta sind ebenfalls im Buch. Selbst auf Gebäck muss man nicht verzichten, sowohl herzhaft als auch süß. Da sind Rezepte für Topfbrot oder Naanbrot, für Gemüsestrudel oder süßsaure Quiche zu finden, aber es dürfen auch mal frisch gebackene Waffeln oder der Lieblings-Apfelkuchen sein. Es macht richtig Spaß, die Rezepte auszuprobieren, da man im Vorfeld nicht langwierig und aufwendig nach seltenen Zutaten suchen muss. Das Ernährungskonzept von Dagmar von Cramm basiert auf natürlichen, regionalen und saisonalen Zutaten. Zwar ist dies kein rein vegetarisches oder veganes Kochbuch, so habe ich beispielsweise ein Rezept für Rinderrouladen mit Ofengemüse entdeckt, das sehr gut klingt, und ich werde versuchen, meinem Mann, der Rouladen über alles liebt, diese Variante schmackhaft zu machen. Aber letztendlich sind die Rezepte mit Fleisch oder Fisch sehr in der Minderzahl, was nicht nur gut für die Gesundheit, sondern auch umweltfreundlich und nachhaltig ist.
Am Ende des Buches findet man noch vier komplett ausgearbeitete Speisepläne für unterschiedliche Bedürfnisse und für jeweils eine Woche. Den Abschluss bildet eine Aufstellung mit vielen guten Tipps, wie Kochen zur Entspannung wird und wie man Stress einfach aushebeln kann. Alles in allem ist dies ein sehr informatives, gut gegliedertes und schönes Buch, das nicht nur mit guten Ratschlägen aufwarten kann, sondern auch in vielerlei Hinsicht noch einen Mehrwert in die Küchen bringt.

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Unterhaltsamer erster Teil einer Dilogie

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
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Wie man schon unschwer am Buchtitel erkennen kann, ist die Kinderklinik Weißensee der Haupt-Schauplatz des Romans. Bei der Neueröffnung der Klinik im Jahr 1911 werden zugleich elf Elevinnen aufgenommen, ...

Wie man schon unschwer am Buchtitel erkennen kann, ist die Kinderklinik Weißensee der Haupt-Schauplatz des Romans. Bei der Neueröffnung der Klinik im Jahr 1911 werden zugleich elf Elevinnen aufgenommen, die zur Krankenschwester ausgebildet werden sollen, unter ihnen auch die Schwestern Marlene und Emma Lindow. Hier gehen die beiden Waisen, die bisher stets ein Herz und eine Seele waren, sehr bald getrennte Wege, und Grund dafür ist die Liebe, die beide, jede auf ihre Weise, erfahren. Während Emma sich mit Leib und Seele ihrer Ausbildung widmet und darin aufgeht, hat Marlene den großen Traum, Kinderärztin zu werden. Aber die Schwestern müssen mit allen möglichen Vorurteilen kämpfen und erfahren auf ihrem Weg von vielen Seiten Neid, Missgunst und Überheblichkeit.

Das Kinderkrankenhaus, um das es hier geht, ist inzwischen ein verlassenes und stark verfallenes Gebäude. Die Autorin hat es mit ihrer Dilogie, von der dies der erste Band ist, mit Leben gefüllt. Sie beschreibt sehr genau und farbig, so dass man sich die Atmosphäre gut vorstellen kann. Mir hat es sehr gefallen, hier mehr über die Kindermedizin zu erfahren, wie sie sich Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. Der Roman gibt gute Einblicke in die damaligen Behandlungsformen und Diagnosen und auch über die Ausbildung der Lernschwestern. Im Verlauf der Handlung kommen auch immer wieder reale historische Persönlichkeiten zu Wort, so beispielsweise der Kinderarzt und Hochschullehrer Czerny, dessen Ansichten und Schriften von den Protagonisten Dr. von Weilert und Marlene Lindow hoch geachtet werden. Der medizinische Part hätte für mich gerne noch etwas ausführlicher sein können, aber in der Handlung geht es doch in erster Linie um die Liebesgeschichten der Schwestern. Insgesamt ist der Roman sehr kurzweilig und lesenswert. Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, und man kann die Ärzte und Pflegekräfte förmlich in Aktion „sehen“. Auch wenn manches vorhersehbar war und auch einige Klischees bedient wurden, so hat mir der Roman doch wunderbare Lesestunden beschert. Das Ende ist rund, allerdings ging es mir dann direkt ein wenig zu schnell, fast als würden die noch fehlenden Puzzleteile der Handlung quasi magnetisch an die richtige Stelle gezogen. Es gibt einen kleinen Cliffhanger, der für mich auch bereits vorhersehbar war, der mich aber auch in keiner Weise stört, sondern nur die Vorfreude auf den Fortsetzungsband steigert. Dieser erscheint im kommenden September, und ich bin schon sehr gespannt darauf.

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Veröffentlicht am 03.04.2021

Mimi, der Krieg und die Liebe

Die Fotografin - Die Stunde der Sehnsucht
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Der vierte Band um die Fotografin Mimi Reventlow beginnt mit einem Neujahrsempfang 1914. Mimi und Anton haben gerade erst so einigermaßen den letzten Schrecken über einen Brand im Warenausgangslager ihrer ...

Der vierte Band um die Fotografin Mimi Reventlow beginnt mit einem Neujahrsempfang 1914. Mimi und Anton haben gerade erst so einigermaßen den letzten Schrecken über einen Brand im Warenausgangslager ihrer Druckerei verwunden, da kommen schon die nächsten Probleme auf sie zu. Sie müssen sich mit einem Betrugsfall auseinandersetzen, und dann gibt es zu allem Überfluss auch noch Krieg. Ein großer Teil der Handlung dieses Bands spielt während der Kriegsjahre 1914 bis 1918. Damit fehlt diesem Roman die Leichtigkeit seiner Vorgänger, aber dafür gewinnt die Handlung an Tiefe. Man begleitet die Protagonisten dabei, wie sie sich während des Kriegs über Wasser halten, die einen an der Front, die anderen zuhause in Münsingen. Alle Handlungsstränge hat die Autorin sehr ausdrucksstark umgesetzt. Man bekommt eine intensive Vorstellung, zum einen, wie es den Männern an der Front erging, welche Schrecken und Verletzungen es gab, aber auch die zurück gebliebenen Frauen hatten es nicht leicht, denn sie mussten das alltägliche Leben, die Betriebe, am Laufen halten. Dabei wachsen Mimi und ihre Freundinnen über sich hinaus. Die alltäglichen Verrichtungen, der ständige Hunger, die Sorgen um ihre Lieben die eingezogen wurden, das schweißt die Frauen zusammen. Mit viel Einfallsreichtum und fast unerschöpflicher Energie schaffen sie das schier Unmögliche. Gerade den Alltag auf der schwäbischen Alb in dieser schweren Zeit hat Petra Durst-Benning sehr intensiv festgehalten. Dazwischen erhält man Einblick in Antons Gedanken, wie er sich sorgt, wie er hilft, welche Erfolge und welche Niederlagen er erfährt. Die Charaktere sind alle sehr facettenreich und glaubhaft dargestellt. Und während jeder sein Bestes gibt, um diese schweren Jahre zu überstehen, ändern sich auch die Gefühle zueinander. Alle Protagonisten machen im Lauf dieser Jahre eine starke Entwicklung durch. Auch erfährt man, wie es Alexander und Mylo geht. Hier kommt man ebenfalls zu neuen Erkenntnissen. Es ist eine harte Zeit, die für jeden mit Verlusten einher geht. Mich konnte die Geschichte fesseln, auch wenn es ein paar kleine Punkte des Zweifels bei mir gab, denn mancher Zufall wirkte dann doch etwas konstruiert, gerade wenn ich da an Mylos Geheimnis denke, das nun gelüftet wird. Auch Mimi hat mich an einer Stelle überrascht (zu sagen, sie hätte mich enttäuscht, wäre aber dann doch zu krass.), denn bei einem Gespräch mit Anton zeigt sie eine Reaktion, die ich so nicht von ihr erwartet hätte.

Auf jeden Fall hat mir das Buch wieder wunderbare Lesestunden beschert, und ich kann es kaum erwarten, mich in den Abschlussband zu vertiefen, der glücklicherweise bald erscheinen wird.

Die Handlung in den einzelnen Bänden ist zwar in chronologischer Reihenfolge, aber man kann trotzdem jedes Buch auch für sich lesen. Es ist kein Problem, bei Band 4 einzusteigen, ohne die vorherigen Bücher zu kennen.

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Veröffentlicht am 31.03.2021

Schuld ist nicht vererbbar, Schuldgefühle aber schon

Amon
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Der Titel ist verstörend, aber wenn man Jennifer Teeges Geschichte und die ihrer Vorfahren erfährt, wird der Satz nachvollziehbar.
Die Autorin schreibt hier über ihr eigenes Schicksal. Im Alter von vier ...

Der Titel ist verstörend, aber wenn man Jennifer Teeges Geschichte und die ihrer Vorfahren erfährt, wird der Satz nachvollziehbar.
Die Autorin schreibt hier über ihr eigenes Schicksal. Im Alter von vier Wochen wurde sie von ihrer Mutter ins Kinderheim gebracht und kam mit drei Jahren zu einer Pflegefamilie, die sie einige Jahre später adoptierte. Obwohl ihre Adoptiveltern und deren leibliche Söhne das Mädchen liebevoll bei sich aufnahmen und sie so eine glückliche Kindheit verbringen konnte, hatte sie immer das Gefühl, ihr würde etwas fehlen, denn die Vergangenheit, ihre Wurzeln, lagen im Dunkeln. Sie ist schon 38, hat mittlerweile selbst eine Familie gegründet, als ihr durch Zufall ein Buch in die Hände fällt. Bestürzt stellt sie fest, dass dieses Buch von ihrer leiblichen Mutter geschrieben wurde, zu der sie seit ihrer frühen Kindheit keinen Kontakt mehr hatte.
Als sie dieses Buch liest, fällt mir einem Schlag ihre Welt in Scherben, denn sie erfährt, dass ihr Großvater Amon Göth, der „Schlächter von Płaszów“, der Kommandant des gleichnamigen Konzentrationslagers war. Für Jennifer Teege beginnt ein schmerzhafter Verarbeitungsprozess. Nie und nimmer kann sie sich und ihr eigenes Leben, ihre Werte und Vorstellungen, mit der Person Amon Göth zusammenbringen. Es fällt ihr auch schwer, sich anderen Menschen in ihrer Umgebung zu öffnen, denn sie befürchtet, die Taten ihres Großvaters fallen auf sie selbst zurück. Schuld ist nicht vererbbar, Schuldgefühle aber sehr wohl. Vermutlich kann man nicht annähernd nachempfinden, was in Jennifer Teege vorging, wie sie sich gefühlt hat. Ganz besonders belastend empfindet es die Autorin, dass ihre Großmutter, die sie noch gekannt und geliebt hat, von den Taten wusste, denn sie lebte damals mit Amon Göth in der Villa gleich neben dem Lager in Plaszów.
Wie sie mit diesem furchtbaren Wissen fertig wird, wie es ihr weiteres Leben verändert und wie ihre Adoptivfamilie und ihre Freunde damit umgehen, das alles erzählt Jennifer Teege in diesem Buch, das erschüttert und berührt zugleich.

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Veröffentlicht am 20.02.2021

Ein bezaubernder Roman - kurzweilig, unterhaltsam und doch voller Tiefe

Winterleuchten am Liliensee
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Schon das Cover dieses Buches wirkt auf mich ungemein anziehend und stimmungsvoll. Die wunderbare Landschaft auf dem Titelbild weckte in mir den Wunsch, den Roman lesen zu wollen. Die Stimmung hat mich ...

Schon das Cover dieses Buches wirkt auf mich ungemein anziehend und stimmungsvoll. Die wunderbare Landschaft auf dem Titelbild weckte in mir den Wunsch, den Roman lesen zu wollen. Die Stimmung hat mich sofort gefangen genommen, denn als ich mit dem Lesen begonnen habe, war auch hier, vor meiner Haustür, alles dick verschneit. Ich lese ja sehr gerne zur Jahreszeit passend, und hier bin ich voll auf meine Kosten gekommen, denn die Reise im Roman führt in den winterlichen Schwarzwald.

Lisas Ankunft bei der Familie Vogel ruft einige Missverständnisse hervor, denn Charlotte Vogel erwartete eigentlich ihr sechsjähriges Patenkind und keine erwachsene junge Frau. Trotzdem nimmt sie Lisa herzlich bei sich auf, und diese hat nach kurzer Zeit fast das Gefühl, zur Familie zu gehören. Anders sehen es teilweise Charlotte Vogels Söhne, vor allem ihr Ältester ist sehr skeptisch und unterstellt Lisa unlautere Beweggründe für ihr Erscheinen. Das ist kein Wunder, denn er hat in der Vergangenheit eine schwere Enttäuschung erlitten, die seine Seele verletzt und sein Vertrauen untergraben hat. Hierin sind sich Robert und Lisa ähnlich, denn auch die junge Frau hat einiges aus der Vergangenheit aufzuarbeiten. Je mehr man über die Gründe des Missverständnisses erfährt, umso besser kann man Lisa verstehen. Bei den Vogels fühlt sie sich einerseits sehr wohl und irgendwie geborgen, aber da ihr klar ist, dass ihr Aufenthalt begrenzt ist, erfüllt sie das mit Wehmut.

Obwohl Robert ihr gegenüber sehr ablehnend reagiert, begleitet Lisa ihn auf einer Bergtour. Unverhofft geraten die beiden in einen Schneesturm. In einer eingeschneiten Schutzhütte, abgeschnitten von der restlichen Welt, wird beiden vieles klar. In gegenseitigem Verständnis können sie ihre seelischen Verletzungen als einen Teil von sich akzeptieren und endlich heilen lassen.

Währenddessen ist der Rest der Familie voller Sorge. Nur Johann, Charlottes Schwiegervater und somit der Großvater der Vogel-Söhne, bleibt gelassen. Wieso hatte ich nur immer wieder das Gefühl, dass er einen tieferen, klareren Blick auf seine Mitmenschen hat als der Rest der Familie? Mit seiner etwas kauzigen Art habe ich den alten Herrn schnell ins Herz geschlossen, und auch Lisa geht es da nicht anders. Wohin die Geschichte führt, das möchte ich natürlich nicht weiter ausführen, denn das sollte jeder selbst lesen.

Ich kann nur sagen, dass mir die Charaktere alle sehr gefallen haben, wenn auch Charlotte mit ihren Verkupplungsversuchen etwas übertreibt und für zusätzliche Missverständnisse sorgt, so ist sie doch eine sehr sympathische Frau mit dem Herzen auf dem rechten Fleck.

Wie ich es gar nicht anders erwartet habe, so schreibt Elisabeth Büchle auch hier wieder wunderbar kurzweilig und fesselnd und dabei sehr einfühlsam. Sie hat den Zeitgeist der 1960er Jahre sehr schön eingefangen, und die landschaftlichen Beschreibungen tun ein Übriges, mich zu begeistern. Die Autorin schreibt Romane mit christlichem Hintergrund. Aber ihre Geschichten sind nicht nur Gläubigen vorbehalten, denn die religiösen Botschaften und Elemente sind ganz selbstverständlich und natürlich in den Roman eingebunden und stellen einen festen Bestandteil im Alltag der Protagonisten dar.

Der Roman hat mir viele schöne, wohltuende Lesestunden beschert, denn er bietet nicht nur unterhaltsame Lektüre, sondern lädt ein, über das Gelesene nachzudenken. Die Autorin hat auch wieder einige tiefgründige Themen in die Handlung verpackt. Am Ende habe ich mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge von der liebenswerten Familie Vogel verabschiedet. Das weinende Auge, weil die Geschichte schon ausgelesen war, das lachende Auge, weil der Schluss schon einen kleinen Hinweis auf eine Fortsetzung enthält. Auf der Website von Elisabeth Büchle habe ich dann auch gelesen, dass „Winterleuchten am Liliensee“ den Auftakt für eine neue Reihe darstellt. Es wird also wahrscheinlich ein „Wiedersehen“ mit den sympathischen Menschen geben, die ich im Lauf des Romans direkt liebgewonnen habe, und ich freue mich sehr darauf.

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